Fotos erzählen Geschichten und Geschichte; das gilt vor allem für das Stadtarchiv, in dem die Historie der Stadt auf Fotopapier gebannt und wissenschaftlich dokumentiert ist. Vor rund zwei Jahren hat sich das Archiv an die Arbeit gemacht, um die historischen Aufnahmen zeitgemäß und den heutigen technischen Möglichkeiten entsprechend im PC zu digitalisieren und zu archivieren. Inzwischen sind bereits 43.000 der insgesamt 80.000 Fotos erfasst und mit dem Scanner auf Festplatte gebannt. Damit hat das \“Gedächtnis der Stadt\“, wie sich das Stadtarchiv Mönchengladbach selbst bezeichnet, den Großteil seiner Zielsetzung erreicht, schließlich sollen insgesamt 50.000 Fotos erfasst werden. \“Der Rest sind Zweit- oder Drittbilder von bekannten Motiven, die in großen Mengen vorliegen und nicht unbedingt alle digitalisiert werden müssen\“, erläutert Dr. Christian Wolfsberger, Leiter des Stadtarchivs. \“So liegen uns beispielsweise zahlreiche Fotostrecken von Blumenkorsos aus den siebziger Jahren vor. Die besten Aufnahmen haben wir fürs digitale Archiv ausgewählt\“.
In mühevoller Kleinarbeit hat das Team um den Archivleiter die bei 19 Grad und 50 Prozent Luftfeuchtigkeit im klimatisierten Raum aufbewahrten Fotos gesichtet und im Computer nach Suchbegriffen archiviert. Ein Mausklick und die Aufnahme erscheint nach der Eingabe des Suchbegriffs. In zahlreichen Regalen sollen die Original-Aufnahmen, aufrecht in Pappkladden aufbewahrt und für die Nachwelt erhalten, auch weiterhin im Archiv behütet werden. \“Anders als früher, geben wir heute allerdings aus konservatorischen Gründen das Original nicht mehr an die Nutzer weiter\“, betont Dr. Wolfsberger. Dafür wird die Aufnahme zur sofortigen Mitnahme auf CD gebrannt. Der Vorteil: die zum Teil wertvollen Aufnahmen sind nicht weiter dem Verfall preis gegeben, und der Archivnutzer erhält für nur 2,50 Euro pro CD und weitere 2,50 Euro pro Bild seine ausgewählten Fotos.
Der lange Prozess der Digitalisierung, der Genauigkeit und wissenschaftliche Sorgfalt erfordert, hat auch einige \“Schätzchen\“ ans Tageslicht befördert: So tauchte unter anderem die älteste Aufnahme aus dem Jahr 1868 wieder auf, die den damaligen Bürgermeister von der rund 20.000 Seelen zählenden Stadt Alt-Gladbach, Johann Josef Rottländer, im Innenhof des Rathauses Abtei zeigt. Zusammen mit seiner nur 20köpfigen Verwaltung hat sich der Erste Bürger zum 50jährigen Dienstjubiläum der Verwaltung ablichten lassen. Die neuesten Fotos sind dagegen gerade mal sechs Wochen alt. \“Wir dokumentieren – heute mit der Digitalkamera – natürlich permanent Zeitgeschichte und aktuelle Entwicklungen\“, erwähnt Wolfsberger und nennt als Beispiele die zurückliegende Hockey-Weltmeisterschaft und die derzeitige Umwidmung des früheren Schauspielhauses in das Museum X. \“Das dürfte für nachfolgende Generationen sicherlich interessant sein\“, vermutet der Archivexperte. Nicht selten werden dem Stadtarchiv auf der Suche nach Motiven aus der Gegenwart auch Fotos zugetragen. \“Für solche Unterstützung sind wir natürlich besonders dankbar\“, sagt er.
Vom Brauchtums- und Heimatverein über Schützengesellschaften bis zu Experten bestimmter Sachthemen oder Studenten, Autoren und Wissenschaftlern spannt sich der Kreis derjenigen, die den Service des Stadtarchivs in Anspruch nehmen. \“Auch zahlreiche Privatleute kommen zu uns in der Hoffnung, bestimmte Motive zu finden. Fotos zu runden Geburtstagen, wie etwa zum Sechzigsten oder Siebzigsten mit Motiven des früheren Geburtshauses oder der Schule sind natürlich ganz besonders beliebt\“, so Wolfsberger weiter. Ein Trend, den der Historiker in den letzten Jahren ausmacht, sind Biografien und Privatchroniken, die für nachfolgende Generationen im Familienkreis angefertigt werden. \“Offensichtlich beschäftigen sich die Menschen im Zeitalter der Schnelllebigkeit wieder mehr mit ihrer eigenen Person\“, vermutet er. \“Auch dafür ist unser Archiv gut\“, ergänzt er.
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Quelle: Stadt Mönchengladbach, Pressemitteilung, 2.2.2007