Mitte des 19. Jahrhunderts machten sich Hunderttausende aus den östlichen Provinzen des preußischen Königreiches auf den Weg nach Berlin, um dort Arbeit und bessere Lebenschancen zu finden. Berlin wurde damit zur Metropole, zum Inbegriff der Moderne. Sorgenvoll beobachteten protestantische Kirche und Innere Mission diese Entwicklung. Drohten die Zuwanderer nicht im Dickicht der Großstadt sich selbst, der Gesellschaft und auch der Kirche verloren zu gehen? Diese Gedanken standen am Beginn eines beeindruckenden gesellschaftlichen Engagements. Ein »Netz der Liebe« sollte über Berlin geworfen und von dort in die Provinzen gespannt werden.
Bettina Hitzer, Wissenschaftliche Assistentin an der Universität Bielefeld, folgt in ihrer Studie "Im Netz der Liebe. Die protestantische Kirche und ihre Zuwanderer in der Metropole Berlin (1849-1914)" den Wegen der Zuwanderer und begegnet dabei den Helfern der protestantischen Vereine: am Bahnhof, in ihren Herbergen und Heimen, als Stadtmissionare auf der Straße und schließlich in den Anstalten für Arbeits- und Obdachlose, Kriminelle oder Prostituierte. Die Autorin lotet dabei das spannungsreiche Verhältnis von Liebe und Kontrolle, von Fürsorge und Repression, von Strategien der In-und Exklusion aus. Sie zeigt, wie sich Kirche in diesem Prozess neu positionierte und tiefgreifend reformierte, aber auch auf einmal gefundenen Standpunkten beharrte.
Info:
Bettina Hitzer: Im Netz der Liebe. Die protestantische Kirche und ihre Zuwanderer in der Metropole Berlin (1849-1914)
(Industrielle Welt, Band 70) Böhlau Verlag GmbH & Cie Köln Weimar Wien 2006. XII, 446 Seiten. 16 s/w-Abbildungen auf 16 Tafeln. Gebunden.
€ 54,90 [D] / € 56,50 [A] / SFr 93,–
ISBN 978-3-412-08706-7