Einen neuen Service bietet das Stadtarchiv Bielefeld ab dem 15. Januar 2007: Monatlich erscheint auf der Homepage der Stadt ein „Historischer RückKlick“ in vergangene Jahrhunderte der Bielefelder Stadtgeschichte. Mit zahlreichen Abbildungen aus dem Stadtarchiv abgerundete Texte erinnern an Menschen und Ereignisse vom Mittelalter bis ins das 20. Jahrhundert. Zum Auftakt befasst sich Bernd J. Wagner, Historiker im Stadtarchiv, mit der Produktionsaufnahme durch die Ravensberger Spinnerei am 15. Januar 1857. Er wirft den virtuellen Blick zurück in das Zeitalter der Industrialisierung, als in Bielefeld in schneller Folge Seidenwebereien, Maschinenbleichen und Spinnereien entstanden. Ferdinand Kaselowsky, einer der fähigsten Spinnereiexperten Preußens und technischer Direktor der Ravensbeger Spinnerei, schrieb damals in sein Tagebuch: „Am 15. Januar 1857, 5 Minuten vor ½ 6 Uhr abends, ging die große Maschine der Ravensberger Spinnerei in Bielefeld zum 1ten Mal.“
Der fundierte Text stellt Aufstieg und Niedergang der Ravensberger Spinnerei vor, die sich bereits in den 1860er Jahren zur größten Flachsgarnspinnerei Deutschlands entwickelt hatte, sich aber 100 Jahre später gegen die Krise der europäischen Textilindustrie nur schwer behaupten konnte, ehe sie 1988 in den Konkurs ging. Bereits 1968 hatte die Stadt das Gelände an der Ravensberger Spinnerei angekauft, um das Gebäudeensemble zugunsten eines großzügigen Verkehrskreuzes abzureißen. Langjährige Bürgerproteste trugen zu einem Meinungswandel bei, so dass sich der Industriestandort zu einem wichtigen innerstädtischen Kulturtreffpunkt mit Volkshochschule, Historischem Museum und dem Museum Huelsmann entwickelt hat. Eine vielseitige Zusammenstellung von Abbildungen aus den Beständen des Bielefelder Stadtarchivs illustriert den Text zur Ravensberger Spinnerei: Eine Gesamtansicht der repräsentativen Fabrikgebäude aus den 1870er Jahren, Fotos des Firmenmitbegründers Hermann Delius sowie der Shedhalle, ein „Situationsplan“ des Fabrikgeländes oder zeitgenössische Flugblätter und Zeitungsanzeigen.
„Der monatliche RückKlick soll spezielle Ereignisse und wichtige Persönlichkeiten der Bielefelder Stadtgeschichte oder allgemeine Entwicklungen der Politik, Wirtschaft und Gesellschaft am Bielefelder Beispiel vorstellen“, erläutert Dr. Jochen Rath, Leiter des Stadtarchivs und der Landesgeschichtlichen Bibliothek, das Konzept. Die kurzen Texte und Abbildungen werden gleichzeitig informieren und die Bevölkerung einladen, sich eingehender mit der Geschichte Bielefelds zu beschäftigen. Für weiterführende Recherchen liefern die Autorinnen und Autoren aus dem Stadtarchiv am Ende des Textes etliche Literaturhinweise und insbesondere Angaben zu Quellen, die im Stadtarchiv Bielefeld eingesehen werden können. Als Referenz an die Bedeutung der „Raspi“ wird der erste RückKlick am Jubiläumstag (15. Januar) freigeschaltet, in Zukunft sollen die Texte jeweils am 1. eines Monats online gehen. Das nächste Mal geht es um die so genannte Hottentottenwahl, als der spätere preußische Innenminister Carl Severing aus Bielefeld in einer Stichwahl am 4. Februar 1907 erstmalig in den Reichstag einzog.
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Quelle: Pressemitteilung Stadt Bielefeld, 9.1.2007