Adventskranz, Adventskalender und andere vorweihnachtliche Bräuche aus Sicht der Volkskunde

Als Johann Hinrich Wichern am 1. Dezember 1838 im Hamburger Rauen Haus, einem „Rettungshaus“ für verwahrloste und verwaiste Hamburger Kinder und Jugendliche, einen riesigen runden Leuchter mit 24 Kerzen aufhing, ahnte er noch nicht, dass das die Geburtsstunde von gleich zwei Bräuchen war, die heute nicht mehr aus dem Advent wegzudenken sind: der Adventskranz und der Adventskalender. „Beide heutige Bräuche dienen dazu, den Kindern die Adventszeit plastisch vor Augen zu führen. Sie sollen lernen, dass Geduld, Warten und Hoffnung zum Leben dazugehören“, erklärt Christiane Cantauw, Volkskundlerin beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) den Sinn der Bräuche.

Auf dem Weg vom Riesenleuchter zum heutigen Schokokalender oder gefüllten Stiefelchen an der Schnur gab es im 19. und 20. Jahrhundert viele Formen von Adventskalendern, die mit dem heutigen wenig zu tun haben. So stellten viele evangelische Familien für die Kinder ein Adventsbäumchen auf, an das jeden Tag Zettel mit den Weissagungen der Propheten aus der Bibel gehängt wurde, die die Kinder auswendig lernen sollten. „In katholischen Kreisen war eher der Brauch des Strohhalmsteckens verbreitet: Kinder die „artig“ waren, durften jeden Tag einen Strohhalm in die noch leere Krippe legen, um es dem Jesuskind bis zum Weihnachtsfest weich und gemütlich zu machen“, erläutert Cantauw. 

Frühe Formen von Adventskalendern waren auch Strichkalender, bei denen die Kinder jeden Tag einen Kreidestrich weggewischt haben, oder selbstgemachte Abreißkalender, von denen bereits Thomas Mann in den „Buddenbrocks“ berichtet hat. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden im bayerischen Verlag RLM (Reichhold & Lang, München) die ersten gedruckten Adventskalender herausgegeben. Sie bildeten den Anfang einer wahren Flut von Druckerzeugnissen, deren Bandbreite vor allem seit den 1920er Jahren schier unüberschaubar ist: Hänge- und Wandkalender, Leporellos, Kalender in Form von Hampelmännern, von Uhren oder in Form von Leitern (Himmelsleiter), Adventsbücher, Adventspuzzels, singende Adventskalender, Kalender zum Selberbestücken und dreidimensionale Kalender – um nur einige zu nennen.

Der Adventskranz mit seinen vier Kerzen, die symbolisch für die vier Adventssonntage stehen, ist eine reduzierte Form des Adventsleuchters aus dem Rauen Haus in Hamburg. Er verbreitete sich von den evangelisch-bürgerlichen Schichten ausgehend seit den 1920er Jahren nach und nach auch in katholischen Kreisen, wobei vor allem die Lehrer wesentlich zu seiner Bekanntheit beitrugen, wie sich anhand eines Beispiels aus Borlingshausen (Kreis Höxter), belegen lässt: „Der erste Adventskranz wurde 1930 eingeführt; er kam ins Dorf durch eine junge Lehrerin, die aus Paderborn stammte. In der Schule wurde er unter der Decke aufgehängt. Beim Beginn des Unterrichts wurde die entsprechende Zahl der Kerzen angezündet und dabei ein Adventslied gesungen, danach die Kerzen gelöscht“, heißt in einem Bericht aus dem LWL-Volkskundearchiv

Anfangs wurden die Adventskränze in den Familien noch selbst gewunden, doch wie in Ahaus (Kreis Borken) nahmen sich schon bald „die Gärtner des neuen Brauchtums an, indem sie fertige Kränze fürs Haus anboten“. Ein Gewährsmann des LWL-Volkskundearchivs aus dem Siegerland berichtet aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg: „Üblich ist, daß mit dem 1. Advent auch ein Adventskranz geflochten wird. Das tun in der Regel die Mädchen, die noch zur Schule gehen, oder die der Schule entwachsen sind“. Die Gestaltung des Kranzes wie sie ein Sauerländer für die 1930er Jahre beschreibt, war auch andernorts verbreitet: Fichten- oder Tannengrün, rote Kerzen und rote Bänder. „Diese Form des Adventskranzes hat sich erstaunlich lange gehalten“, betont Cantauw. Die Kränze hängte man entweder an einen Deckenbalken oder an einen Ständer, teilweise wurden sie auch auf den Tisch gelegt. Beim Entzünden der Kerzen sag man vielerorts Weihnachtslieder aus den Gesangbüchern. 

Die religiös-christlichen Sinnzusammenhänge der Bräuche Adventskranz und Adventskalender treten nicht erst seit kürzerer Zeit gegenüber anderen Funktionen merklich in den Hintergrund: „Bereits im 19. Jahrhundert läßt sich die Tendenz beobachten, dass das materielle Geschenk immer mehr in den Vordergrund rückte. In Form der mit kleinen Geschenken bestückten Adventskalender wurde im Laufe des 20. Jahrhunderts dann ein Teil der Weihnachtsbescherung bereits vorweggenommen“, so Cantauw. In der Zeit des Nationalsozialismus geriet die religiös-sprituelle Bedeutung von Adventskalendern und Adventskränzen dann von einer ganz anderen Seite aus unter Druck: „Die Nationalsozialisten haben sich ganz bewusst darum bemüht, den christlichen Charakter des Adventes durch andere Inhalte zu ersetzen. So vermied man beispielsweise die Bezeichnung „Advent“, die allzu deutlich auf christliche Glaubensinhalte anspielte. Ein 1942 erschienener Kalender mit dem Titel „Vorweihnachten“ sollte völkische und germanische Symbole und Bräuche etablieren und so zur Vermittlung der NS-Ideologie betragen. Doch die christlich-religiösen Sinnzuschreibungen ließen und lassen sich nie ganz verdrängen“, erläutert die LWL-Volkskundlerin. 

Quelle: LWL-Presseforum, 28.11.2006

Bundestag verlängert Stasi-Überprüfungen

Der Bundestag hat grünes Licht für weitere Stasi-Überprüfungen gegeben. In den nächsten fünf Jahren sollen aber nur noch Inhaber von Spitzenämtern in Politik und Verwaltung gecheckt werden können – die bisherige Regelanfrage für Mitarbeiter im öffentlichen Dienst wird nicht verlängert. Das Parlament beschloss am Donnerstag mit breiter Mehrheit im zweiten Anlauf die Novelle des Stasi-Unterlagengesetzes. Nur die Linkspartei stimmte dagegen. Unterdessen löste die Beschäftigung zahlreicher früherer Mitarbeiter des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in der Stasi- Unterlagenbehörde fast 17 Jahre nach Auflösung des DDR-Geheimdienstes Kritik und Bestürzung aus. Die bisherige Regelanfrage bei der Stasi-Unterlagenbehörde läuft zum 21. Dezember 2006 nach 15 Jahren aus. Wegen Streitigkeiten in der Koalition und Protesten von Opferverbänden war die Verabschiedung des ursprünglichen Entwurfes von SPD, Union und Grünen Anfang November 2006 zunächst nicht zu Stande gekommen. Opfer hatten einen Aufarbeitungs-Schlussstrich befürchtet. Als Kompromiss wurde nun die ursprüngliche Absicht gestrichen, nur bei einem konkreten Verdacht zu überprüfen. Dafür erhalten Wissenschaftler einen deutlich erweiterten Zugang zu den Unterlagen der Behörde. Ohne Nachfolgeregelung wären überhaupt keine Überprüfungen mehr möglich gewesen. Überprüft werden können Bundes- und Landesminister, Abgeordnete, hohe Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst, Richter und höhere Sportfunktionäre. 

Die Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, sprach von einer «gelungenen Novellierung». Künftig könnten nicht nur Stasi-Strukturen, sondern der Machtmechanismus insgesamt erforscht werden. Das Gesetz sei nicht mit heißer Nadel gestrickt. Unions-Fraktionsvize Arnold Vaatz (CDU) sagte, das Gesetz sei «ein klares Signal», dass die Opfer der DDR nicht vergessen werden. Die kulturpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Lukrezia Jochimsen, betonte hingegen: «15 Jahre Überprüfungen sind genug.» Selbst schwere Körperverletzung oder Vergewaltigung seien nach 10 Jahren verjährt. 

Zur Beschäftigung früherer Stasi-Bediensteter in ihrer Behörde wies Birthler Vorwürfe zurück, das Ausmaß verschwiegen zu haben. Von 52 früheren Stasi-Mitarbeitern sind nach Birthlers Angaben 11 frühere hauptamtliche MfS-Mitarbeiter sowie 41 Personen aus dem Wachdienst der Stasi. Zwei der Hauptamtlichen seien in den Außenstellen der Behörde in Schwerin und Halle tätig. Die Stasi-Leute seien nach der Wende wegen ihres Wissens für die Aufarbeitung der Stasi-Akten für unverzichtbar gehalten worden. Aus arbeitsrechtlichen Gründen seien später Kündigungen nicht möglich gewesen. Von den Mitarbeitern arbeiten unter anderem einer als Sachgebietsleiter und einer an der Erschließung von Stasi-Karteien sowie fünf im Archiv. 

Im Archiv der Berliner Zentralstelle und in den 14 Archiven der Außenstellen der Bundesbeauftragten wird die in den vier Jahrzehnten der Existenz des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) entstandene Hinterlassenschaft des ehemaligen Geheimdienstes der DDR verwahrt. Die Herrschaftsmethoden und das Herrschaftswissen der ehemaligen SED als kommunistischer Staatspartei der DDR und ihrer Geheimpolizei werden dort dokumentiert. Mit insgesamt 180 km an Unterlagen ist es eines der größten Archive Deutschlands. Neben dem schriftlichen Erbe umfasst die MfS-Überlieferung auch zahlreiche audiovisuelle Datenträger, wie Fotos, Dias, Videos, Kinofilme und Tonträger. Das Schriftgut besteht einerseits aus bereits zu Zeiten des Staatssicherheitsdienstes archivierten Akten andererseits aus dem Material, mit dem in den Diensteinheiten noch bis zur friedlichen Revolution 1989/90 gearbeitet wurde. Die sichere Aufbewahrung, Ordnung, Erschließung und Bereitstellung aller Unterlagen obliegt der Abteilung Archivbestände der Behörde der Bundesbeauftragten und den Sachgebieten Archivwesen der Außenstellen. Der Schwerpunkt der Darstellung im Internet liegt gegenwärtig noch auf Informationen über die Aufgaben und die Ergebnisse der Tätigkeit im Archiv der Zentralstelle, in dem etwa die Hälfte aller Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes verwahrt wird. Zug um Zug werden weitere Hinweise zur Überlieferungslage und Nutzung der Unterlagen in der Zentralstelle in den folgenden Seiten aufgenommen. Entsprechende Angaben zu den Außenstellen werden ergänzt. 

Birthler sagte, nach der Wende seien aus dem damaligen Geschäftsbereich des Innenministeriums «große Mengen» ehemaliger Stasi-Mitarbeiter übernommen worden, so rund 1500 in Polizeibehörden, 300 beim Bundesgrenzschutz sowie in den öffentlichen Diensten der neuen Länder bis zu 200. Zugleich sagte sie: «Für die Zahlen kann ich mich aber nicht verbürgen.» Die Unions-Bundestagsfraktion äußerte scharfe Kritik. Dass ausgerechnet dort, wo Stasi-Verstrickungen aufgedeckt werden sollen, noch frühere Stasi-Mitarbeiter beschäftigt seien, erwecke den Eindruck, als würden Brandstifter zum Feuerlöschen eingesetzt, sagte der kultur- und medienpolitische Sprecher, Wolfgang Börnsen. Arbeitsweise und -auffassung der Behörde müssten jetzt untersucht werden. Auch der Vorsitzende des Kulturausschusses im Bundestag, Hans-Joachim Otto (FDP), forderte, dies nicht hinzunehmen. Der erste Chef der Stasi-Unterlagenbehörde, Joachim Gauck, verteidigte die Beschäftigung der früheren Stasi-Leute. «Wir brauchten solche Insider für die Aufklärungsarbeit.» Es seien Mitarbeiter gewesen, «die den Bürgerrechtlern geholfen haben und von ihrer ehemaligen Umwelt gehasst wurden». 

Kontakt
Stasi-Unterlagen-Behörde 
Zentralstelle Berlin
Otto-Braun-Straße 70/72
10178 Berlin
Telefon: (030) 2324 – 50
Fax: (030) – 2324 – 7799
post@bstu.bund.de

Quelle:  Businessportal24, Pressemitteilung, 1.12.2006; Die Archive der BStU.

Kirchhainer Besitzverhältnisse seit dem 18. Jahrhundert dokumentiert

In der neusten Ausgabe der Reihe "Kirchhainer Heimat- und Geschichtsblätter", die es seit 1991 gibt, hat sich Elisabeth Fröhlich, Gründungsmitglied des Kirchhainer Heimat- und Geschichtsvereins, ausführlich mit den Besitzverhältnissen vieler Häuser in der Altstadt Kirchhains befasst. Von 1737 bis 1924 hat sie fast lückenlos die Hausbesitzer dokumentiert. Als Quellen dienten ihr Bestände im Staatsarchiv Marburg, die sie in mühevoller Kleinarbeit gesichtet und ausgewertet hat. Angeregt zu dieser Arbeit wurde sie von dem inzwischen verstorbenen Ehrenmitglied des Vereins, Hermann Dippel, der bereits zahlreiche historische Fotos für die geplante Publikation zusammengestellt hatte. Das 338 Seiten umfassende Buch enthält 150 Aufnahmen, die zum größten Teil von Dr. Heinz Lenhardt stammen, die dieser in den 1950er Jahren gemacht hatte. Ältere Fotos aus dem Besitz des Archivs wurden für die Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Das Buch enthält u.a. auch ein Straßenverzeichnis und eine Karte der Stadt Kirchhain von 1786 sowie eine präzise Steuertabelle und eine Aufstellung der Mühlen und Gasthöfe. 

Quelle: HNA, 1.12.2006; Wolfgang W. Müller, Oberhessische Presse, 2.12.2006

Historische Filmbestände zur Aufbewahrung in Expertenhände geben

Historische Filme gehören in Expertenhände, um eine materialgerechte Aufbewahrung zu ermöglichen. Die Eigentumsrechte berührt dies nicht, wie die zehn im Arbeitskreis Filmarchivierung in Nordrhein-Westfalen zusammengeschlossenen Einrichtungen in einer am 29.11.2006 veröffentlichten »Düsseldorfer Erklärung« erklärten.

Vor sechs Jahren errichtete die Stadt Düsseldorf mit finanzieller Unterstützung des Landes NRW ein großes Depot für die landeseigene Filmsammlung. Die Kapazitäten dieses Zweckbaus reichen jedoch nicht aus, so dass immer noch historische Filmbestände ungeschützt aufbewahrt werden. Institutionen und Bürger sind aufgefordert, ihre Bestände für eine materialgerechte Aufbewahrung abzugeben sowie einer Erschließung und Nutzung zuzustimmen.

Zu dem in dem Arbeitskreis Filmarchivierung zusammengeschlossenen Einrichtungen, an die historische Filmbestände gemeldet werden könnten, zählen das Hauptstaatsarchiv in Düsseldorf, das Filmforum in Duisburg, der WDR, die Kinemathek im Ruhrgebiet, der Landschaftsverband Westfalen-Lippe, der Landschaftsverband Rheinland mit seinem Medienzentrum Rheinland, der Landschaftsverband Rheinland mit seinem Rheinischen Archiv- und Museumsamt, das Filmmuseum Düsseldorf, die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen und das Mannesmann-Archiv.

Kontakt:
AK Filmarchivierung NRW
Dr. Sabine Lenk (Sprecherin des AK Filmarchivierung)
Filmmuseum Landeshauptstadt Düsseldorf
Schulstraße 4
40213 Düsseldorf 
Tel.: 0211/899-2256
Fax: 0211/899-3768 
filmmuseum@stadt.duesseldorf.de 
www.filmarchivierung-nrw.de

Quelle: ddp Nachrichtenagentur GmbH, 1.12.2006; FAZ, 1.12.2006.

Winterimpressionen im Stadt- und Vestischen Archiv Recklinghausen

Passend zur Jahreszeit werden in einer Vitrinen-Ausstellung etwa zwei Dutzend alte Fotos aus den Beständen des Stadt- und Vestischen Archivs Recklinghausen gezeigt. Zu sehen sind winterliche Impressionen aus den letzten Jahrzehnten. Angesichts des unübersehbaren Klimawandels hob Dr. Matthias Kordes, Leiter des Archivs, in einem Vortrag über die Klimageschichte der frühen Neuzeit hervor, dass solche Bilder vielleicht schon in absehbarer Zeit nicht mehr möglich sein könnten. Auf dem ältesten gezeigten Foto aus dem Jahre 1914 ist das verschneite Stadtgarten-Restaurant zu sehen. Aber auch die sportlichen Aktivitäten – wie Rodeln auf dem Festspielhügel, Schlittenfahren im Erlbruch oder Schlittschuhlaufen auf dem Teich hinter dem Rathaus – kommen nicht zu kurz. Als besondere Attraktion aus den 1950er Jahren sind zudem Kamele im Schnee vom Tierpark im Stadtgarten zu bestaunen. Die Ausstellung kann noch bis Ende Dezember 2006 im Stadtarchiv besichtigt werden.

Kontakt
Stadt- und Vestisches Archiv Recklinghausen
Hohenzollernstr. 12
45659 Recklinghausen
Tel.: 02361-501902
Fax: 02361-501234
stadtarchiv-recklinghausen@t-online.de 

Quelle: Recklinghäuser Zeitung, 29.11.2006

Karlsruher Datenbank zur Sportgeschichte

Die Sportstadt Karlsruhe baut mit Unterstützung der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg ein Sportarchiv auf, das an zentraler Stelle im Stadtarchiv Karlsruhe historische Unterlagen zum lokalen Sportgeschehen, u. a. Urkunden, Vereinsakten, Protokollbände, Bilder, Filme und Sportgeräte sichert, bearbeitet und der Öffentlichkeit zugänglich macht. Seit Anfang des Jahres 2005, als die Öffentlichkeit aufgerufen wurde, historische Sportarchivalien als Leihgabe, Depositum oder Schenkung zur Verfügung zu stellen, entsteht so ein auf kommunaler Ebene bislang einmaliges Archiv. So übergaben nicht nur zahlreiche Privatpersonen wichtige Dokumente und Bilder, sondern auch Vereine ihre kompletten Vereinsarchive, die nun im Stadtarchiv unter optimalen Lagerungsbedingungen sicher für spätere Generationen aufbewahrt werden. Alle Unterlagen werden digitalisiert und können im Stadtarchiv am PC eingesehen werden.

Des weiteren wird an einer web-basierten Darstellung der historischen Entwicklung dieser Karlsruher Vereine mit entsprechenden Illustrationen gearbeitet. Daraus soll eine interaktive Datenbank aller Karlsruher Sportvereine \“Karlsruher Sportgeschichte digital\“ entstehen, die dem interessierten Nutzer mittelfristig auch im Internet zur Verfügung stehen soll. Karlsruher Bürger und Bürgerinnen und vor allem die Sportvereine sind aktiv eingebunden, denn nur mit ihrer Unterstützung kann das Institut für Stadtgeschichte eine möglichst umfassende Darstellung zur Sportgeschichte Karlsruhes präsentieren.

Kontakt:
Institut für Stadtgeschichte
Stadtarchiv Karlsruhe
Markgrafenstraße 29
76124 Karlsruhe
Carola von Roth
Tel.: 0721/133–4232
Fax: 0721/133-4299 
carola.v.roth@kultur.karlsruhe.de

Quelle: Stadtarchiv Karlsruhe/Institut für Stadtgeschichte, Veranstaltungen.

Achtung, Aufnahme!

Die Geschichte des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. (IGPP) ist auch die fortschreitende Geschichte des in der wissenschaftlichen Arbeit verwendeten technischen Equipments. Heutzutage wird mit hochmodernen Gerätschaften und Computern hantiert, die unterschiedlichste digitale und sonstige bequeme Funktionen aufweisen. Die in den Anfangsjahren des Instituts eingesetzten Gerätschaften mögen demgegenüber reichlich bescheiden oder aus heutiger Perspektive sogar kurios wirken, sie dürften jedoch zu ihrer Zeit ebenfalls den damals gängigen Standards entsprochen haben. 

\"Mikrophon

Beispiele für diesen Bereich sind die verschiedenen Generationen der Aufnahmegeräte, mit denen der Psychologe Hans Bender (1907-1991) und seine Mitarbeiter/innen über die Jahrzehnte hinweg unzählige Interviews und Gespräche mit Ratsuchenden, Untersuchungspersonen, Besucher/innen und Wissenschaftler/innen aufgezeichnet haben. Einige der dabei verwendeten Mikrophone sind in einer kleinen Sammlung im IGPP-Archiv erhalten geblieben. Durch sie lässt sich ausschnitthaft die technische Entwicklung veranschaulichen, die die Institutsgeschichte mit begleitete. Manche Objekte stammen aus Zeiten, als Mikrophone noch wie Rasierapparate aussahen. Vor allem in (natur)wissenschaftlich orientierten Einrichtungen sollte die Überlieferung der sich wandelnden technischen Ausstattung eine selbstverständliche Aufgabe sein. In der Regel dürfte hier jedoch permanent sehr viel verloren gehen. Mit der Sammlung der technischen Objekte im IGPP wird zudem die schon länger währende Diskussion berührt, ob und in welcher Weise die Archive auch für Sachgut – eigentlich die Domäne der Museen – zuständig sind. Für das IGPP gilt, dass die konkrete Technikgeschichte des Instituts bei weitem noch nicht geschrieben ist. Den sich wandelnden Aufnahmegeräten sollte darin zumindest eine kleine Rolle zukommen, stehen diese doch – fast schon symbolisch – für eine durchgängige Forschungstradition innerhalb Instituts. 

Kontakt:
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V.
-Institutsarchiv-
Uwe Schellinger
Willhelmstraße 3a
79098 Freiburg
0761/20721-61
schellinger@igpp.de
www.igpp.de

Quelle: Uwe Schellinger, Schaufenster ins Archiv 12-06, 1.12.06; Abb.: Mikrophon der Fa. Grundig (wahrscheinlich 1950 Jahre), IGPP-Archiv, 8/1.

Schweriner Landesarchiv sanierungsbedürftig

Organisatorisch wurde das Landeshauptarchiv Schwerin erst zu Jahresbeginn 2006 neu strukturiert und als Landesarchiv in das neu errichtete mecklenburgische Landesamt für Kultur und Denkmalpflege überführt. Äußerlich stellt sich das Archiv jedoch alles andere als modern und zukunftssicher dar. Die Ausstattung des Landesarchivs ist katastrophal. Die Fenster sind marode, die Elektrik vollkommen veraltet und brandgefährlich.

Andreas Röpcke, der Direktor des Schweriner Landesarchivs, schlägt Alarm. Die baulichen Zustände des Archivs, dessen Archivmaterial als eines der bedeutendsten in ganz Nordeuropa gilt, ähneln bedrohlich denen der im Jahr 2004 teilweise abgebrannten Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar. So besteht aufgrund der Stromleitungen und der alten Aluminiumverbindungen erhöhte Brandgefahr. In der Amalia-Bibliothek hätte eine Generalsanierung neun Millionen Euro gekostet, der Brand hat hingegen Kosten in Höhe von 67 Millionen Euro verursacht.

In Schwerin lagern ähnlich große Werte wie in Weimar. Das Schweriner Archiv gehört zu den traditionsreichsten Deutschlands. Da es nie zerstört wurde, besitzt es eine kontinuierliche Sammlung über Jahrhunderte hinweg. So stammt die älteste der rund 15.000 Urkunden aus dem Jahr 1158, und die rund 23.000 Regalmeter Akten beginnen im 15. Jahrhundert. Wenngleich die wertvollsten Bestände im Magazinanbau, der zwischen 1996 und 1999 restauriert wurde, lagern, so ist das stark renovierungsbedürftige Hauptgebäude aus dem Jahr 1911 aber doch baulich mit diesem Trakt verbunden.

\"Landesarchiv

Abb.: Landesarchiv Schwerin, Graf-Schack-Allee 2 (Foto: © Brenncke Architektur).

Auch im Urteil des zuständigen Leiters des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege, Michael Bednorz, ist der Handlungsbedarf offenkundig. Er will daher im Februar 2007 ein entsprechendes Konzept zur Renovierung vorlegen. Ob im nächsten Jahr allerdings auch Mittel für die baulichen Maßnahmen bewilligt werden, ist noch mehr als fraglich.

Kontakt:
Landesarchiv Schwerin
Graf-Schack-Allee 2
D-19053 Schwerin 
Telefon: (03 85) 5 92 96-0 
Telefax: (03 85) 5 92 96-12 
poststelle@landeshauptarchiv-schwerin.de 
www.landeshauptarchiv-schwerin.de

Quelle: Marcus Stöcklin, Ostsee-Zeitung, 29.11.2006