Ein Problem, das bereits seit gut zwanzig Jahren bekannt ist, droht nun auch im Arnsberger Stadtarchiv einen großen Teil der Bestände zu zerstören. Etwa die Hälfte der rund 2000 Regalmeter Archivalien ist vom Säurefraß betroffen. Stadtarchivar Michael Gosmann har bereits damit begonnen, das betroffene Material zu sichten und eine Prioritätenliste für unbedingt zu erhaltende Dokumente zu erstellen. Eine komplette Rettung des befallenen Materials ist aus technischen und vor allem aus finanziellen Gründen momentan nicht möglich, denn für die Restaurierung würde man 10 bis 15 Jahre benötigen. Gemeinsam suchen nun die Archivare der betroffenen Archive nach Möglichkeiten, den Schaden auf das geringstmögliche Maß zu beschränken. Zur Zeit wird das sogenannte Entsäuerungsverfahren angewandt, bei dem man mittels Gas das alte Papier entsäuert. Ob diese Behandlung jedoch von Dauer ist, kann man heute noch nicht genau voraussehen. Außerdem sind die bisherigen technischen Anlagen nicht auf diese Unmengen von Papier aus den Archiven des gesamten Bundesgebietes ausgelegt.
Der Säurefraß bedroht jedoch nicht alle Archivalien, sondern betrifft erst die Dokumente ab 1850. Mit zunehmender Nachfrage, die Papiermangel zur Folge hatte, begann man damals damit, minderwertiges Material herzustellen und zu verwenden, das sehr säurehaltig ist und vor allem bei Sonnen- und UV-Licht sich verfärbt und zerbröselt. Bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts produzierte man dieses anfällige Papier. Um wenigstens die Inhalte dieser Archivalien zu retten, gibt es die Möglichkeit der Mikroverfilmung, das Einscannen in einen Rechner oder das Fotokopieren. Unterstützt bei ihren Rettungsversuchen werden die nordrheinwestfälischen Archive durch die Landesregierung, die eine hohe Summe für diese Maßnahme zur Verfügung gestellt hat und sich mit 70 Prozent an den Kosten einer Massenentsäuerung beteiligt. Da viele Archive jedoch die restliche benötigte Summe kaum aufbringen können, bleibt den Archivaren nichts weiter übrig, als viele wichtige Dokumente dem Verfall zu überlassen, die damit unwiederbringlich für die Forschung verloren gehen.
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Quelle: Westfalenpost, 21.12.2006