Online-Recherche im Stadtarchiv Wedel verbessert

Vielen Nutzern des Stadtarchivs Wedel – wie Ahnenforschern, Schülern, Studenten und allen geschichtsinteressierten Hobby-Forschern – wird die Recherche nach bestimmten Themen erleichtert. Stadtarchivarin Anke Rannegger weist darauf hin, dass zahlreiche Daten nun auch ins Internet gestellt sind. Unter www.wedel.de gelangt man über den Link „Geschichte“ zum Stadtarchiv und kann dort unter anderem Findbücher im PDF-Dateiformat einsehen. Es besteht außerdem die Möglichkeit, sich die Beständeübersicht des Stadtarchivs Wedel sowie Literatur zur Geschichte Wedels herunterzuladen. Interessant ist dieses vor allem auch für Schüler und Lehrer, mit denen das Stadtarchiv eine intensivere Zusammenarbeit anstrebt. Denn ein erster wichtiger Grundstein für das kulturhistorische Verständnis von Kindern an dem eigenen Umfeld wird mit dem Schulfach Heimatkunde gelegt. Aber auch bei älteren Schülern bietet das Wissen um die eigene Stadtgeschichte ein weites Feld für spannenden Unterricht im unmittelbaren Lebensumfeld. 

Es ist für Lehrende und Lernende gleichermaßen eine große Chance \“Geschichte von unten\“ zu entdecken. Für das Schulfach Heimatkunde wurde 2003 in einer Projektarbeit durch 10 Lehrkräfte von Wedeler Grundschulen – initiiert und unterstützt durch das Stadtarchiv Wedel – eine Materialkiste zusammengestellt. Diese Kiste ist der Grundstein für zeitgemäßen und spannenden Heimatkundeunterricht, befindet sich mehrfach in jeder Wedeler Grundschule und wartet auf neue Materialien. Das Stadtarchiv Wedel ist hier grundsätzlich für Fragen und Projektwünsche von Schulen offen und hilft dabei gern. Selbstverständlich kann auch Schülern der weiterführenden Schulen im Archiv weitergeholfen werden. Sowohl für Referate, Schulprojekte oder fachübergreifende Arbeiten zu den verschiedensten Fragestellungen, z.B. zur Industrialisierung, zur Geschichte des Nationalsozialismus oder zur Flüchtlingsgeschichte nach 1945 gibt es interessante Archivalien im Stadtarchiv Wedel. 

Abrufbar ist auch die Sammlung des Stadtarchivs über den Wedeler Pastor, Barockdichter und Naturwissenschaftler Johann Rist (1606-1667), dessen 400. Geburtstag die Stadt 2007 feiert. Nähere Informationen dazu gibt es unter www.ristjahr2007.de. Zusammengetragen wurden die Unterlagen in den 60er und 70er Jahren durch den Stadtarchivar Gustav Maushake. Zeitgleich sammelte der Kantor der Wedeler Kirchengemeinde Heinz Kegel Unterlagen zu Johann Rist. Aufgrund einer vertraglichen Vereinbarung zwischen der Kirchengemeinde und der Stadt Wedel übernahm das Stadtarchiv Wedel nach dem Tod von Heinz Kegel im Dezember 2003 die Sammlung und ordnete sie. Seitdem ist sie für alle Interessierten nutzbar. 

Kontakt
Stadtarchiv Wedel
Rathausplatz 3-5
22880 Wedel 
Tel.: 04103 / 707 215 
Fax: 04103 / 707 88 215 
a.rannegger@stadt.wedel.de

Quelle: Anuschka Unger, Barmstedter Zeitung, 17.11.2006; Rist Archiv; Stadtarchiv und Schule.

Neue Internetplattform sichert historisches Kulturgut Greifswalds

Nach zwei Jahren können jetzt die meisten der erhaltenen und über 300 Jahre alten schwedischen Landkarten im Internet betrachtet werden. Möglich wird dies durch das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt \“Greifswalder Digitales Archiv – die Schwedische Landesaufnahme von Vorpommern 1692-1709\“ – am Rechenzentrum der Universität Greifswald. Wissenschaftler, Studenten und Hobbyhistoriker können unter 1464 Karten zu 1712 Orten recherchieren, wie es damals in Greifswald und Umgebung aussah.

Diese handgezeichneten Schätze, bisher nur über persönliche Recherche im Landesarchiv Greifswald zugänglich, können nun von überall auf der Welt über das Internet abgerufen werden. Voraussetzung ist neben dem Internet-Anschluss lediglich die Installation eines Viewers, um die Dateien betrachten zu können. Nutzer, die des alten Neuschwedisch kundig sind, können direkt online in den Beschreibungsbänden stöbern und so erfahren, welche Feldfrüchte angebaut wurden, welche Berufe die Dorfbewohner ausübten, und ob der Fischfang im nahen See lohnte. Erhoben wurden diese detaillierten Daten, um die Steuer der neu-schwedischen Untertanen in Pommern bemessen zu können. Obwohl es zur Erhebung der Steuern dann nicht mehr kam, sind die Matrikelkarten und die Beschreibungsbände heute eine wahre Fundgrube, nicht nur für Geo-Wissenschaftler, Historiker und Sprachwissenschaftler, sondern auch für interessierte Laien, die sich ein Stück Heimatgeschichte erschließen wollen. 

GeoGREIF sieht in eine ausbaufähige Zukunft. So planen die Sprachwissenschaftler beispielsweise, zu den Textbänden Übersetzungen einzustellen, so dass altsprachliche Textdokumente ohne aufwändige Vor-Ort-Recherche bequem über das Internet analysiert werden können. Die Geo-Wissenschaftler werden in Eigenregie weitere Karten und Materialien einstellen und wollen die Plattform zu einer zentralen Daten-Drehscheibe für das Institut für Geographie und Geologie auszubauen. Schon jetzt erhöhte sich die Zugriffsrate auf die Matrikelkarten in Landesarchiv Greifswald. Die handgezeichneten Karten werden geschont, Dokumente jeglicher Größe können mit hoher Qualität im Grafiklabor des Universitätsrechenzentrums gedruckt werden. Bei Bedarf wird der Datenbestand auf DVD, CD oder anderen Datenträgern bereitgestellt. \“Die oberste Zielstellung ist der Erhalt des Kulturgutes auch für die nächsten Generationen\“, betonte der Direktor des Universitätsrechenzentrums, Dr. Jürgen Formella. \“Dabei ist gesichert, dass die wissenschaftlichen Quellen für Studierende und Forscher kostenfrei zur Verfügung stehen.\“ 

Kontakt
Universitätsrechenzentrum der Universität Greifswald
Direktor: Dr. Jürgen Formella
Friedrich-Ludwig-Jahnstraße 14 d
17487 Greifswald
Tel.: +49 3834 86-14 00 
Fax: +49 3834 86-14 01
M +49 160-585 24 41
formella@uni-greifswald.de 
www.uni-greifswald.de 

Quelle: Constanze Steinke, Informationsdienst Wissenschaft, Pressemitteilung, 22.11.2006

Wertvolle Bunsen-Dokumente für das Stadtarchiv Korbach

Eine umfangreiche Sammlung des gebürtigen Korbachers Christian Karl Josias Freiherr von Bunsen (1791-1860) hat der Bunsen-Forscher Dr. Frank Foerster zusammengetragen. Dabei arbeitete er mit dem Stadtarchiv Korbach zusammen, das von ehrenamtlichen Mitarbeitern verwaltet wird. Bunsen – eine der bedeutendsten Persönlichkeiten Korbachs – erwarb sich große Anerkennung als universaler Geist, gelehrter Diplomat und guter Europäer. Am 27.11.2006 übergibt Dr. Foerster die wertvollen Dokumente, bei denen es sich um Briefe Bunsens handelt, dem Stadtarchiv Korbach. Dieses überläßt sie jedoch der Alten Landesschule (ALS) , die bereits einen bedeutenden Bunsennachlass besitzt, als Leihgabe, um so den Nachlass an einer Stelle zu konzentrieren.

Kontakt
Stadtarchiv Korbach
Kirchstraße 7
Tel.: 05631 / 53943
info@stadtarchiv-korbach.de

Quelle: HNA, 21.11.2006

Das alte Herten – Wer kann sich noch erinnern?

Das Stadtarchiv Herten lädt am Freitag, 24. November 2006, von 17 bis 18.30 Uhr, zum Filmnachmittag ins Glashaus Herten ein. Aufgrund der großen Resonanz bei der letzten Filmvorführung im September hatte sich der Hertener Hobby-Dokumentarfilmer Viktor Triffterer spontan entschlossen, seinen Film nochmals zu zeigen. Wegen der erneut starken Nachfrage wird er diesmal in der Rotunde aufgeführt.Viktor Triffterer, Bürgerpreisträger und Mitinitiator der Hertener Filmtage, ist kein Unbekannter in Herten. Seit einem halben Jahrhundert verfolgt er das Hertener Geschehen sozusagen als privater Hertener „Wochenschaumann\“. Zunächst per Schmalfilmkamera auf Zelluloidfilm, später mit digitaler Technik hielt er unzählige Szenen aus seiner Heimatstadt fest. Zusätzlich verarbeitete er Filmmaterial aus dem Stadtarchiv. Der Besucher darf gespannt sein auf sehenswerte Aufnahmen und in Vergessenheit geratene Perspektiven aus Herten. Filmdokumentarisch festgehalten: die Entwicklung Hertens von einer ländlichen Gemeinde zur Stadt – präsentiert und kommentiert von Triffterer höchstpersönlich. 

Kontakt
Stadtarchiv Herten
Gartenstr. 40 (im Städt. Gymnasium)
D-45699 Herten
Tel.: 02366-303-233
Fax: 02366-303-630
stadtarchiv@herten.de

Quelle: Presseinformation Stadt Herten, 23.11.2006

Neuer Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft nordrhein-westfälischer Stadtarchive

Auf ihrer Herbst-Sitzung in Duisburg wählte die „Arbeitsgemeinschaft nordrhein-westfälischer Stadtarchive des Städtetages NRW“ den Leiter des Neusser Stadtarchivs, Dr. Jens Metzdorf, zu ihrem neuen Vorsitzenden. Zu seinen Stellvertretern wurden die Direktoren der Stadtarchive in Köln und Essen, Dr. Bettina Schmidt-Czaia und Dr. Klaus Wisotzky, gewählt. Das Gremium, in dem alle nordrhein-westfälischen Großstädte vertreten sind, dient der Erörterung und Lösung archivischer Fachfragen, der Behandlung von Fragen der Aus- und Fortbildung sowie der Interessenvertretung gegenüber dem Land und den kommunalen Spitzenverbänden. „Die Archive haben in den nächsten Jahren Herausforderungen besonderer Größenordnung zu bewältigen,“ betonte Dr. Metzdorf in Duisburg. „Ganz oben auf der Tagesordnung stehen die Fragen der Sicherung von elektronischen Unterlagen und die Konservierung der akut vom Säurebefall bedrohten Papiere aus dem 19. und 20. Jahrhundert, also eines ganz zentralen Teils der historischen Überlieferung unserer Städte. Eine weitere wichtige Aufgabe besteht darin, auch die jüngeren Unterlagen der zahlreichen städtischen ‚Töchter‘, der Eigenbetriebe, Gesellschaften, Stiftungen und privatrechtlichen Organisationsformen mit kommunalen Aufgaben dauerhaft zu sichern und so deren bedeutende Tätigkeit zu dokumentieren.“

Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit werden die nordrhein-westfälischen Stadtarchive, so Dr. Metzdorf, die Zusammenarbeit mit den Schulen und Universitäten weiter intensivieren: „Die historische Bildungsarbeit bleibt aber auch darüber hinaus eine Kernaufgabe der Stadtarchive. Als älteste Kultureinrichtungen der Städte und Informationsspeicher in Sachen Stadtgeschichte sind wir verstärkt in Sachen Identitätsbildung gefordert. Wir leisten unseren Beitrag, indem wir unsere Türen öffnen und allen gesellschaftlichen Gruppen, Bürgerinnen und Bürgern das Entdecken und Erforschen Ihres Lebensraumes ermöglichen.“

Kontakt
Stadtarchiv Neuss
Oberstr. 15
41460 Neuss
Tel.: 0 21 31/90 42 50
Fax: 0 21 31/90 24 33
stadtarchiv@stadt.neuss.de 

Quelle: Pressemeldung Stadt Neuss, 10.11.2006; Ulla Dahmen, Westdeutsche Zeitung, 21.11.2006

3000 Besucher an Raabes Tafel

Die Ausstellungen zum 175. Geburtstag von Wilhelm Raabe in der Braunschweiger Stadtbibliothek, dem Stadtarchiv Braunschweig und dem Städtischen Museum werden gut angenommen. Heute wurde in der Ausstellung im Stadtarchiv „Hänselmutter und Raabenvater“ die 3.000. Besucherin seit der Eröffnung der Ausstellungen am 7. September 2006 gezählt. Die Braunschweigerin Barbara Stiepel erhielt einen Raben aus Porzellan vom Leiter des Stadtarchivs, Dr. Henning Steinführer. Die Ausstellung im Stadtarchiv beleuchtet das Verhältnis des ersten hauptamtlichen Stadtarchivars Braunschweigs Ludwig Hänselmann (1834-1904) zu Wilhelm Raabe. Beide schätzten sich gegenseitig sehr, besuchten einander und standen in regelmäßigem Briefkontakt. Raabe und Hänselmann verbanden der gemeinsame Wohnort im „Krähenfeld“ und die Mitgliedschaft in Vereinen und literarischen Stammtischrunden. Bei den Kleidersellern bildeten sie als „Hänselmutter“ und „Raabenvater“ den Mittelpunkt der Vereinigung. 

Im Städtischen Museum ist eine imaginäre Festtafel aufgebaut, an der illustre Freunde Wilhelm Raabes versammelt sind. Neben dem Jubilar sind dies z. B. der Gelehrte und Gründer des Städtischen Museums Carl Schiller, der Klavierbaufabrikant Theodor Steinweg, Raabes langjährige Brieffreundin Marie Jensen sowie Mitglieder der „Kleiderseller“ bzw. des Künstlerclubs „Feuchter Pinsel“. Anhand von Fotos, Zeichnungen, Skulpturen und anderen Objekten werden so die vielfältigen Beziehungen Wilhelm Raabes vorgestellt. Für einen kurzen Moment kommen somit die Freunde Wilhelm Raabes an einem Tisch zusammen. 

Das Ausstellungsprojekt der Wilhelm-Raabe-Forschungsstelle in der Stadtbibliothek, die Bearbeitung des Briefnachlasses von Wilhelm Raabe, hat zahlreiche, bisher kaum bekannte oder auch unbekannte (Lebens-) Zeugnisse des Schriftstellers zutage gefördert. Raabe hat sich im Laufe seines Lebens mit nicht weniger als 2.500 Briefpartnern aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten, Berufsgruppen und Altersklassen ausgetauscht. Die Stadtbibliothek präsentiert eine Auswahl bemerkenswerter Schreiben aus dem In- und Ausland sowie kuriose Briefbeigaben, z.B. in Form von Handzeichnungen, Fotos oder Ansichtskarten. 

Die drei Ausstellungen sind Bestandteil des umfangreichen Veranstaltungsprogramms „Mensch Raabe!“ und thematisieren das gesellschaftliche Umfeld des Schriftstellers, der von 1870 bis zu seinem Tod 1910 in Braunschweig lebte und hier den Großteil seines Werkes schuf. Sie sind in der Stadtbibliothek und im Stadtarchiv noch bis zum 22. Dezember 2006 und im Städtischen Museum bis zum 30. Dezember 2006 zu sehen. Als besondere Veranstaltung findet am Sonntag, 3. Dezember 2006, die „Raabe-Staffel“ statt. Die Ausstellungskuratoren führen durch die drei Ausstellungen. Start ist um 10 Uhr in der Stadtbibliothek. Der Eintritt ist frei. 

Kontakt:
Stadtarchiv Braunschweig
Löwenwall 18 B
38023 Braunschweig
Tel: (05 31) 4 70-47 17
Fax: (05 31) 4 70-47 25
stadtarchiv@braunschweig.de 

Quelle: Pressemeldung Stadt Braunschweig, 21.11.2006

Angekommen in Münster – Die ersten Nachkriegsjahre der Vertriebenen

Mit den ersten Nachkriegsjahren von Vertriebenen und Flüchtlingen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten in ihrer neuen Heimat beschäftigt sich ein Themenabend am Montag, 27. November 2006, 18 Uhr, im Stadtarchiv in Coerde: \“Angekommen in Münster und Umgebung. Ostdeutsche Flüchtlinge und Heimatvertriebene nach dem Zweiten Weltkrieg.\“ Da der Raum begrenzt ist, wird um Anmeldung gebeten. Schon unmittelbar nach Kriegsende halfen zahlreiche Männer aus den Provinzen der ehemaligen deutschen Ostgebiete beim Wiederaufbau mit. Es waren vor allem entlassene Soldaten, die nicht in ihre Heimat zurückkehren durften und sich zu Bauarbeiten in Münster gemeldet hatten. Im Juni 1948 stammten 55 Prozent der insgesamt 2000 Bauarbeiter Münsters von dort. Alle waren unter harten Bedingungen im Einsatz. Ernährung und Bekleidung waren mangelhaft; wegen der Wohnraumnot mussten sie in 28 Gemeinschaftsunterkünften einfachster Art untergebracht werden. Hinzu kamen Frauen, Männer und Kinder, die nach dem von Deutschland begonnenen und verlorenen Weltkrieg aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten vertrieben wurden. Auch in Münster fanden viele von ihnen ein neues Zuhause. 

Der letzte Themenabend 2006 des Stadtarchivs Münster stellt die ersten Nachkriegsjahre der neuen Mitbürger in Münster in den Mittelpunkt. Archivakten geben Auskunft über diese entbehrungsreiche Zeit, die für die meisten von ihnen einen Neuanfang bedeutete. Seit vielen Jahren rekonstruiert Harald Dierig anhand dieser Dokumente, aber auch mit Interviews und Unterlagen aus Privatbesitz diesen Aspekt der Stadtgeschichte. 

Kontakt
An den Speichern 8
48157 Münster
Tel.: 02 51/4 92-47 03
Fax: 02 51/4 92-77 27
linkr@stadt-muenster.de

Quelle: Presseinformation Stadt Münster, 21.11.2006 

Kulturelle Überlieferungen. Vereine, Verbände, Gesellschaften

In den letzten Jahrzehnten hat sich eine Verschiebung des Dokumentationsschwerpunktes von der staatlichen und kommunalen auf die private Überlieferung ergeben. Von Einzelpersönlichkeiten, Vereinen oder Verbänden strukturierte Überlieferungen werden immer wichtiger für die historische und kulturwissenschaftliche Forschung.

Um diesem Bedeutungswandel Rechnung zu tragen, veranstaltete das Rheinische Literaturarchiv (RLA) des Heinrich-Heine-Instituts in Düsseldorf vom 25. bis 26. Oktober 2006 eine interdisziplinäre Tagung zum Thema "Kulturelle Überlieferungen\“. Der Schwerpunkt, konzentriert auf den Untersuchungszeitraum der Jahre 1850 bis 1950, lag dabei auf der Geschichte von kulturellen Vereinigungen im Rheinland, Fragen der Bürgertumsgeschichte sowie der Vermittlung von Literatur und Kultur in rheinischen Städten.
Eingeteilt in drei Sektionen, Sektion I – Kulturelle Überlieferung und Sozialgeschichte. Ein theoretischer Ausblick; Sektion II – Literarische Vereine und Instanzen im Rheinland; Sektion III – Zensur und Volksbildung, beschäftigte man sich mit Fragen nach der spezifischen Ausprägung literarischer Infrastruktur. 

Sektion I:
Daniel Schläppi aus Bern gab eine Einführung in die aktuelle Fragestellung, einen "Crashkurs" in Überlieferungsbildung und einen Einblick in zukunftsweisende sozialgeschichtliche Forschungsansätze. Mit seinem Vortrag schuf er eine theoretische Analysebasis, auf die viele der folgenden Referenten verwiesen. 

Enno Stahl aus dem Rheinischen Literaturarchiv (RLA) im Heinrich-Heine-Institut folgte mit einem Überblick über die theoretischen Fundamente, die Theorie und Praxis einer Sozialgeschichte der Literatur. Er vertrat die Ansicht, dass die klassische Hermeneutik nicht zwingend in eine Sozialgeschichte der Literatur einbezogen werden müsse. Bisherige Ansätze der Münchner Forschergruppe greifen seiner Meinung nach zu kurz und versuchen immer noch die ästhetische Dimension der Texte heraus zu arbeiten, anstelle konkrete Funktionszusammenhänge von Literatur auf der Basis von archivischen Quellen zu analysieren. 

Sektion II:
Beispiele der kulturellen Überlieferung auf der Grundlage archivischer Quellen aus dem Stadtarchiv Düsseldorf gab Susanne Schwabach-Albrecht. Sie erläuterte die Funktion einzelner Vereine für die Stadt, betonte aber, dass es sich bei den vorliegenden Ergebnissen nur um eine vorläufige Bestandsaufnahme handele. Eine weiterführende Auswertung der hiesigen Zeitungs- und Zeitschriftenbestände, ergänzt um weitere Recherchen in Verbands- und Vereinsarchiven sowie in Nachlässen von Funktionsträgern wird sie im Rahmen des Projekts \“Literarisches Leben am Rhein\“ folgen lassen. 

Daniela Anna Frickel aus Bonn lieferte konkrete Beispiele dafür, wie Einzelpersönlichkeiten profilgebend für Institutionen sein können. So stellte sie führende Kritiker des Rheinlands wie Carl Enders, Dettmar Heinrich Sarnetzki und Otto Brües vor. Das Augenmerk lag vor allem auf der Intention der Kritiker beim Verfassen ihre Rezensionen und auf ihren Einfluss in der Literaturlandschaft.

Daniel Mühlenfeld aus Mühlheim referierte über das Beispiel des Literarischen Vereins zu Mühlheim an der Ruhr referierte. Nachdem er zunächst über die vorhandene Quellenlage berichtete, folgte eine Darstellung der Besonderheiten des Vereins und seine Auswirkungen für Mühlheim an der Ruhr. Der Verein trug zur Ausbildung und Stärkung einer regionalen bzw. lokalen Identität bei. Die Vereinsgründung geschah jedoch durch externe Impulse. Eine eigentliche Bürgerschicht wie sie von der Bürgertumsforschung verstanden wird, existierte in Mühlheim Mitte des 19. Jahrhunderts noch nicht und bildete sich erst allmählich unter Einflussnahme des Wirtschaftsbürgertums heraus. 

Sektion III
Jürgen Herres lieferte auf der Basis der komplizierten Überlieferungsbildung im Preußischen Staatsapparat Beispiele für Zensurakten, darunter auch aus der Zensur für die berühmte und regional populäre Kölnische Zeitung. 

Norbert Friedrich aus Düsseldorf verlagerte in seinem Vortrag die analytische Perspektive, indem er aus organisationsgeschichtlicher Sicht über die Gustav-Adolf-Vereine berichtete. Einen besonderen Schwerpunkt legte er auf ihre Gründungsgeschichte und die damit verbundenen spezifischen Erinnerungsleistungen.

Positiv hervorgehoben werden kann die auf der Tagung fruchtbare Zusammenarbeit zwischen den geisteswissenschaftlichen Disziplinen. Weder Historiker noch Germanisten versteckten sich hinter ihren fachspezifischen Ansichten und es zeigte eine hohe Bereitschaft, neue Erkenntnisse zu diskutieren und mit den eigenen Theorien zu vergleichen.

Ein zweiter Teil der Tagung ist für Oktober 2007 geplant. Beide Kolloquien werden in einem Tagungsband publiziert.

Daniela Schilling

Link:
Langversion des Tagungsberichtes in der Elektronischen Zeitschrift www.literatur-archiv-nrw.de.

Südtirols Chronisten tagen zum neunten Mal

Südtirols Chronisten treffen sich einmal jährlich, um über ihre Arbeit, Anliegen und Probleme zu diskutieren. Chronisten dokumentieren – meist ehrenamtlich – das Zeitgeschehen in ihrem Dorf oder ihrer Heimatgemeinde. In diesem Jahr findet der Tag der Chronisten am 24. November 2006 statt. Beginn ist um 9.30 Uhr im Landhaus 2, Auditorium Bozen, Crispistraße 2. Ab 15 Uhr werden die Chronistinnen und Chronisten gemeinsam das Palais Menz in der Bozner Mustergasse besichtigen. Eröffnet wird dieser 9. Chronistentag durch Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter Mur, dem Direktor des Landesarchivs Südtirol Josef Nössing und dem Vorsitzenden vom Tiroler Bildungsforum Innsbruck Bernhard Mertelseder. Auf dem Tagungsprogramm stehen außerdem Vorträge über den Alltag als Thema in der Chronik (Barbara Stocker, Bruneck), über Hausinventare als Quelle für Chronisten (Marlene Huber, Amt für audiovisuelle Medien und Harald Toniatti, Staatsarchiv Bozen), über Tirolensien und Graue Literatur in öffentlichen Bibliotheken (Volker Klotz, Direktor des Amtes für Bibliotheken und Lesen) sowie zum Thema \“Erinnerungskultur 1809. Erhebung von Kleindenkmälern\“ (Bernhard Mertelseder, Tiroler Bildungsforum Innsbruck). Als Rahmenveranstaltungen sind eine Chronikenausstellung über die Tätigkeit in den verschiedenen Bezirken und ein Infostand über die Aufbewahrung von Schriftstücken und Fotos vorgesehen.

Quelle: Autonome Provinz Bozen, Pressemeldung, 20.11.2006

Das alte Münster in historischen Filmaufnahmen von 1924 bis 1941

Mit bisher weitgehend unveröffentlichten Filmaufnahmen aus den Jahren 1924 bis 1941 lässt die DVD "Münster zwischen den Kriegen\“, die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) jetzt gemeinsam mit der Stadt Münster und dem Stadtheimatbund produziert hat, etwas von dem Charme erkennen, den die Westfalenmetropole Münster zwischen den Weltkriegen ausstrahlte. Am Anfang standen Filmrollen, die das Stadtarchiv Münster dem Filmarchiv des LWL-Medienzentrums für Westfalen übergeben hatte, um die Filme dort sachgerecht lagern und inhaltlich erschließen zu lassen. Bei der Sichtung fanden die LWL-Filmexperten heraus, dass die Filmaufnahmen zum Teil schon über 80 Jahre alt sind und ein Münster lebendig werden lassen, das durch die Bomben des Zweiten Weltkriegs unwiederbringlich zerstört worden ist. Diese Filmdokumente halten selbst für Zeitzeugen und vor allem für die Nachgeborenen manche unbekannte Perspektive und Überraschung bereit\“, so LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch.

Gemeinsam mit dem Stadtarchiv Münster und dem Stadtheimatbund Münster haben wir uns entschieden, diese wertvollen historischen Filmdokumente der Öffentlichkeit als DVD zugänglich zu machen\“, so Dr. Markus Köster, Leiter des LWL-Medienzentrums. Am 22. November 2006 um 19.00 Uhr feiert das so entstandene Stadtporträt an historischer Stelle im Festsaal des Rathauses der Stadt Münster, Prinzipalmarkt (Eingang Stadtweinhaus) seine Premiere. LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch und die Kulturdezernentin der Stadt Münster, Dr. Andrea Hanke, leiten die Veranstaltung mit Grußworten ein. Die Präsentation wird ergänzt durch eine von Dr. Markus Köster moderierte Podiumsdiskussion über den Film als Spiegel der Stadtgeschichte mit Dr. Ute Ewering, Vorsitzende des Stadtheimatbundes Münster, Dr. Hannes Lambacher, Leiter des Stadtarchivs Münster, und Filmautor Markus Schröder. Im Anschluss besteht Gelegenheit zum Gespräch bei einem Glas Wein und zum Erwerb der DVD.

Der von Markus Schröder realisierte 45-minütige Film porträtiert die westfälische Provinzialhauptstadt zu einer Zeit, die von politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Brüchen geprägt war und für die Menschen radikale Veränderungen in vielen Lebensbereichen bedeutete. Doch es sind gerade nicht die politischen Unruhen und wirtschaftlichen Krisen jener Jahre, die von den zeitgenössischen Kameraleuten auf Zelluloid gebannt wurden. Vielmehr stehen das ganz alltägliche Leben in der Stadt und seine feierlichen Höhepunkte im Mittelpunkt: Stadtrundgänge der 1920er und 1930er Jahre zeigen die scheinbar für die Ewigkeit erbauten Kirchen und Häuser ebenso wie die Errungenschaften der Moderne in Form von Straßenbahnen, Industrieanlagen und neuen Repräsentationsbauten. Auch viele Großveranstaltungen, die die Münsteraner jener Jahre begeistert haben, wurden auf Zelluloid festgehalten; allen voran der Besuch von Reichspräsident Ebert 1924 sowie der Katholikentag von 1930 und die Landung des Luftschiffs "Graf Zeppelin\“ am 15. Juni des gleichen Jahres, die jeweils viele Tausend von Besuchern anlockten. 

Die meisten der Filmaufnahmen entstanden zu Werbezwecken im Auftrag des städtischen Verkehrsamts, daneben ließ die Stadt Münster besondere Ereignisse aber auch immer wieder zu Dokumentationszwecken auf Film festhalten. Mit der Herstellung des aufwändigen Werbefilms "Münster – Westfalens schöne Hauptstadt\“ wurde im Jahr 1938 gar Deutschlands größter Filmkonzern, die Ufa, beauftragt. Der durch seine eleganten Kamerafahrten und einfühlsamen Altstadtbilder bis heute beeindruckende Tonfilm ist auf der DVD in voller Länge zu sehen, d.h. inklusive aller zensierten Stellen, die vor und nach dem Krieg herausgeschnitten worden waren.

Eine besondere filmische Kostbarkeit bilden zum Abschluss des Porträts brillante Farbaufnahmen aus der Hand von Amateurfilmern, die die markanten Gebäude und Plätze der Altstadt, insbesondere die engen Gassen des Kuhviertels, ein letztes Mal in unversehrtem Zustand zeigen und eine erstaunliche Gegenwartsnähe ausstrahlen. Bei den Bildern aus den Jahren 1940/41 handelt es sich um die ältesten bislang bekannten Farbfilmaufnahmen über Münster. Die DVD ist ab sofort beim LWL-Medienzentrum für Westfalen und im Buchhandel erhältlich.

Info
Münster zwischen den Kriegen. Filmaufnahmen von den 1920er Jahren bis zur Zerstörung. DVD ca. 45 Minuten, schwarz/weiß und farbig, 14,90 EUR (zzgl. 2,60 EUR Versandkosten) bzw. 45,00 EUR (mit dem Recht zum nichtgewerblichen Verleih und zur öffentlichen Vorführung). 

Kontakt
LWL-Medienzentrum für Westfalen
Fürstenbergstr. 14
48133 Münster
Tel.: 0251 591-3902
Fax: 0251 591-3982
medienzentrum@lwl.org

Quelle: LWL, Pressemeldung, 20.11.2006