Das Bayerische Hauptstaatsarchiv in München besitzt einen der größten und bedeutendsten Bestände an handgezeichneten Karten in Deutschland. Diese Sammlung ist jedoch selbst unter Experten noch weitgehend unbekannt. Auf dieser Materialgrundlage stellt die jetzt gezeigte Ausstellung die Entwicklung der Kartographie in Bayern dar, wie sie im Auftrag der Behörden und Gerichte vom Spätmittelalter bis zum Ende des Alten Reichs 1806 betrieben wurde, um für die notwendigen Entscheidungen der Landesverwaltung und Rechtsprechung die geographischen Kenntnisse zu verschaffen. Dabei beschreibt die Kartographie einen großen Bogen von schlichten Umrissskizzen (Ende 15. Jahrhundert) über künstlerisch anspruchsvolle Landschaftsgemälde (16. und 17. Jahrhundert) zu weiterhin künstlerisch gestalteten Grundrisskarten, die bereits auf der Grundlage von Vermessungen entstanden (17. und 18. Jahrhundert). Am Ende steht die Katastervermessung des frühen 19. Jahrhunderts. In der Zusammenschau ergeben die Karten, die zum ersten Mal in der Öffentlichkeit zu sehen sind, einen völlig unerwarteten Blick auf das Bayern früherer Jahrhunderte.
Bilder und Karten sind Zeugnisse der sich entfaltenden Fähigkeit des Menschen, sein geographisches Umfeld abzubilden. Diese Entfaltung spiegelt sich beispielhaft in den seit dem Mittelalter entstandenen Produkten der zentralen Verwaltung des Herzogtums bzw. Kurfürstentums Bayern. Für die Verwaltung war es von Anfang an notwendig, geographische Situationen oder ganze Gebiete zu erfassen, um diese Kenntnisse zur Rechtssicherung zu bewahren oder für Entscheidungen in Streitigkeiten andernorts vorzulegen. Bis zur modernen amtlichen Landesvermessung war es jedoch noch ein weiter Weg. Die mittelalterliche Vorgeschichte der neuzeitlichen Raumdarstellung wird im ersten Abschnitt der Ausstellung dokumentiert: Das Mittelalter war noch geprägt von der Herrschaft des Worts. Grenzlinien wurden von erfahrenen Männern mündlich bezeugt oder in Urkunden verbal beschrieben, Grundbesitz in Urbarbüchern erfasst. Ganz beiläufig traten in Grundbeschreibungen und auf Urkundensiegeln realistische Bilder von einzelnen topographischen Elementen in Erscheinung. Erst im ausgehenden 15. Jahrhundert entstanden einige wenige skizzenartige Karten größerer Gebiete. Sie sind zeitlich die direkten Vorläufer der großen bildlichen Kartenwerke der Frühen Neuzeit (16. – 18. Jahrhundert). Dieser Epoche ist nun der Hauptteil der Ausstellung im Bayerischen Hauptstaatsarchiv gewidmet. Zur Ausstellung, die vom 6. Oktober bis 22. Dezember 2006 in den Ausstellungsräumen Ludwigstr. 14 zu sehen ist, erscheint ein Katalogbuch, das viele der gezeigten Karten in Farbe wiedergibt.
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Quelle: Pressemeldung zur Ausstellung im Bayerischen Hauptstaatsarchiv.