HR-Film »Der große Raub«

»Der große Raub« ist der Titel eines Films des Hessischen Rundfunks, der am Donnerstag, 19. Oktober 2006, um 19.30 Uhr im Rahmen des Begleitprogramms der Ausstellung "Legalisierter Raub. Der Fiskus und die Ausplünderung der Juden in Hessen 1933 – 1945" im Foyer des historischen Neustädter Rathauses in Hanau gezeigt wird. Im Anschluss diskutieren die Autoren mit dem Publikum. Die Ausstellung wurde konzipiert vom Fritz Bauer Instituts und dem Hessischen Rundfunk. Anhand zahlreicher Dokumente, Fotografien und Exponate wurde die Geschichte des gesetzlich legalisierten Raubzuges und seiner Opfer sowie die zentrale Rolle des Fiskus in dem Geschehen dargestellt.

1998 wies das Hessische Finanzministerium die Finanzbehörden des Landes an, in ihren Aktenbeständen nach Unterlagen über die fiskalische Ausplünderung als Juden Verfolgter zu suchen. Die Übergabe der in Hessen aufgefundenen Dokumente an das Hessische Staatsarchiv in Wiesbaden gab Anlass zu einem Dokumentations- und Forschungsprojekt, das vom Fritz Bauer Institut durchgeführt wurde. Die gesichteten Devisenakten, Steuerakten, Vermögenskontrollakten und Handakten jüdischer Rechtsanwälte belegen eindrücklich die fiskalische Ausplünderung der jüdischen Bevölkerung Hessens im \“Dritten Reich" und dokumentieren darüber hinaus die Umsetzung jener Gesetze und Verordnungen, die nach 1933 dieses Vorgehen legalisierten. Die Akten zeigen, dass die sogenannte Arisierung jüdischer Unternehmen nur die \“Spitze des Eisberges\“ gewesen ist: In enger Kooperation zogen unterschiedliche Dienststellen in Finanzbehörden, Zollfahndung und Devisenstellen gemeinsam mit der Gestapo und anderen Organisationen in gesetzlich legalisierten Aktionen Sparbücher, Devisenguthaben und Wertpapierdepots jüdischer Bürger ein. Sie belegten ihre Opfer mit Sondersteuern und Strafkontributionen und versteigerten öffentlich das Hab und Gut der aus Deutschland Geflohenen oder Deportierten. Diese Ausplünderung war ein wichtiger Teil der Vernichtungsmaschinerie und zugleich Bestandteil der NS-Kriegswirtschaft.

Für ihren Film aus dem Jahr 2002 haben die Autoren Henning Burk und Dietrich Wagner diese Zeugnisse aufgeschlagen und eindrucksvoll dokumentiert. Penibel führen die Akten Buch über die Zahlung der Reichsfluchtsteuer, die zahlen musste, wer Deutschland verließ; über die Erhebung der Judenvermögensabgabe, über das Hab und Gut derer, die ab 1941 in die Lager deportiert wurden. Sie enthalten auch die Namen der Opfer. Henning Burk und Dietrich Wagner haben Überlebende gesucht: Sie sprachen mit Charlotte Guthmann-Opfermann, die mit ihrer Familie aus Wiesbaden ins Lager Theresienstadt deportiert wurde, zuvor aber für die Unterbringung im \“Reichsaltersheim\“ das monatliche \“Pflegegeld\“ auf Jahre im Voraus hatte bezahlen müssen. Robert Goldmann, Sohn einer angesehenen Arztfamilie, die vor der antisemitischen Verfolgung von der Bergstraße nach Frankfurt geflüchtet war, erzählt, wie bei der Auswanderung in die Vereinigten Staaten vom einstigen Vermögen der Familie noch zehn Reichsmark geblieben waren. Wolfgang Lauinger, Sohn des Journalisten Arthur Lauinger, berichtet, wie seinem Vater die kostbare Bibliothek gestohlen wurde und er gezwungen war, das Familiensilber weit unter Wert zu verkaufen.

Die Akten enthalten auch die so genannten Vermögensaufstellungen, die die Deportierten vor ihrem Abtransport in die Vernichtungslager ausfüllen mussten, um der Finanzverwaltung die anschließende \“Verwertung\“ ihrer letzten Habseligkeiten zu erleichtern: Möbel, Geschirr und Wäsche wurden überall im Deutschen Reich in öffentlich angekündigten Auktionen versteigert, und oft wurden Bombengeschädigte dabei bevorzugt. Peter Cahn, Sohn von Max und Tilly Cahn, liest aus dem Tagebuch seiner Mutter, die das Geschehen kommentierte: Dem Raubmord wurde das \“Mäntelchen der Volkswohlfahrt\“ umgehängt. 

Kontakt:
Dr. Bettina Hindemith
Hessischer Rundfunk
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
-Ausstellungen-
60222 Frankfurt am Main
Tel.: 069/155-4038
Bhindemith@hr-online.de

Quelle: Pressemitteilung Stadt Hanau, 16.10.2006; Uni-Protokolle der Justus-Liebig-Universität Gießen, 20.1.2003

Neuer Band des »Wormsgau« erschienen

Das Stadtarchiv Worms und der Altertumsverein präsentieren mit dem neuen Band 24, 2005/06 der wissenschaftlichen Zeitschrift "Der Wormsgau" wieder eine Reihe neuer Aufsätze, Berichte und Buchbesprechungen zu Themen aus der Geschichte der Stadt Worms, ihrer Bauten, Familien und Institutionen zwischen der Spätantike und dem 20. Jahrhundert. Der neue Band der Zeitschrift wird im Rahmen des Vortrags von Frau Dr. Heberer vom Landesamt für Denkmalpflege (Mainz) am 26.10.2006 um 19 Uhr im Andreasstift vorgestellt. Frau Heberer stellt zum Teil erst in allerjüngster Zeit ermittelte Befunde zur Baugeschichte des Andreasstifts vor. Stadtarchiv Worms und Altertumsverein laden zu Vortrag und Vorstellung des neuen, mehr als 250 Seiten umfassenden Bandes herzlich ein, der Eintritt ist frei, Mitglieder können den Band mitnehmen.

Kontakt:
Stadtarchiv Worms
Hintere Judengasse 6
67547 Worms
Tel.: (0 62 41) 8 53 – 47 00 (bis – 47 07)
Fax: (0 62 41) 8 53 – 4710
stadtarchiv@worms.de 

Quelle: Stadtnachrichten Worms, 16.10.2006

Adenauers Amtszeit vollständig dokumentiert

Mit dem Jahresband 1963 der "Kabinettsprotokolle der Bundesregierung" wird der insgesamt sechzehnte Band dieser Editionsreihe des Bundesarchivs vorgelegt. Er umfasst das letzte Amtsjahr von Bundeskanzler Konrad Adenauer, dessen 14-jährige Amtszeit hiermit in dieser Edition vollständig dokumentiert ist.

Innenpolitisch war das Jahr 1963 geprägt durch den Kanzlerwechsel von Adenauer zu Erhard, durch die Auseinandersetzungen um die Kriegsfolge- und Wiedergutmachungsgesetzgebung sowie um die Steuer- und Haushaltspolitik und die Folgen der Spiegel-Affäre. Aufsehen erregten Berichte über die Verletzung des Brief- und Fernmeldegeheimnisses durch den Verfassungsschutz. Im Mittelpunkt der außenpolitischen Themen der Kabinettsberatungen standen das Scheitern des Beitritts Großbritanniens zur EWG, die Agrarpolitik der Gemeinschaft, der deutsch-französische Freundschaftsvertrag sowie das Röhrenembargo, der Besuch von US-Präsident Kennedy und das Atomteststopp-Abkommen.

Der Wechsel im Amt des Bundeskanzlers markiert eine der bedeutendsten innenpolitischen Zäsuren der Nachkriegsgeschichte. Nach 14 Jahren gab Adenauer, der die Bundesrepublik in den Jahren des Wiederaufbaus, der Eingliederung in den Westen und des wirtschaftlichen Aufstiegs maßgeblich geprägt hatte, die höchste politische Verantwortung ab. Nur widerwillig überließ er das Amt seinem langjährigen Weggefährten Ludwig Erhard, dem er die Kompetenz, dem Land in einer komplizierten außenpolitischen Lage den richtigen Weg zu weisen, unverhohlen absprach.

Der Band wurde, unter Mitwirkung von Ralf Behrendt, Josef Henke und Uta Rössel, von Ulrich Enders und Christoph Seemann bearbeitet und für das Bundesarchiv von Hartmut Weber herausgegeben. Er umfasst 637 Seiten und kann über den Buchhandel bezogen werden (ISBN 3-486-57918-5). – Der Jahresband 1963 wird am 26. Oktober 2006 vom Bundesarchiv in Koblenz im Rahmen einer Präsentationsveranstaltung vorgestellt.

Link: Ausführliche inhaltliche Beschreibung des Editionsbandes

Kontakt:
Ute Simon
Bundesarchiv
Potsdamer Str. 1
56075 Koblenz
Telefon: 0261 / 505 299
u.simon@barch.bund.de

Quelle: Bundesarchiv, Pressemitteilung, 10.10.2006

Landesarchiv Baden-Württemberg diskutiert erste Ergebnisse zur Archivierung elektronischer Unterlagen

Im Landesarchiv Baden-Württemberg wird für die unterschiedlichen Aspekte der Archivierung digitaler Unterlagen – von der Langzeitarchivierung digitaler Dokumente, über die Digitalisierung vom Mikrofilm, die Mikroverfilmung von Scans bis zur digitalen Reproduktion von Archivgut – eine ganzheitliche Konzeption entwickelt. Da die inzwischen erarbeiteten Lösungsansätze aber erhebliche Auswirkungen auf alle archivischen Tätigkeitsfelder haben, wurden sie in einer Auftaktveranstaltung am 10. Oktober 2006 im Kollegenkreis intensiv diskutiert.

\"Landesarchiv

Zentral für das Landesarchiv ist die Einbindung digitaler Dokumente in die Tektonik der Archivabteilungen. Digitale Dokumente bleiben innerhalb des vorhandenen, bei Nutzern und Wissenschaft eingeführten Signaturschemas auffindbar und sind nur durch einen vorgesetzten Buchstaben als \’digital\‘ gekennzeichnet. Auch die Bewertung elektronischer Unterlagen wird im Verbund mit der Bewertung der analogen Unterlagen stattfinden.

Die Erfahrungen mit den ersten Übernahmen elektronischer Unterlagen in einen Massenspeicher und die aufgebaute IT-Infrastruktur ermöglichen nun, digitale Daten stabil zu archivieren sowie Migrationen und technische Formatanpassungen etc. zu dokumentieren. Dabei wird es unerheblich sein, in welcher Form die elektronischen Dokumente entstanden sind, sei es als \’born digital documents\‘, durch Digitalisierung von Mikrofilm oder als digitale Reproduktionsvorlagen von Archivgut.

Die Diskussion um den Mikrofilm als Speichermedium wurde mit Blick auf den alterungsbeständigen Farbmikrofilm wiederbelebt. Zudem stehen v.a. durch die Sicherungsverfilmung für Baden-Württemberg prinzipiell 115 Millionen Aufnahmen zur Verfügung, die, ohne die Originale noch einmal zu belasten, digitalisiert werden könnten, um so in Intra- oder Internet ortsunabhängig genutzt werden zu können. Die jahrzehntelange Stärke der Archive auf diesem Gebiet – auch im Vergleich zu den Bibliotheken – könnte bei Einsatz entsprechender finanzieller Ressourcen nachhaltig genutzt werden.

Die konstruktive Diskussion zeigte eindrucksvoll, dass die Beschäftigung mit digitalen Unterlagen im Archiv kein abgetrennter Bereich für Spezialisten sein kann. Um Strategien erfolgreich in die Praxis umsetzen zu können, werden alle Abteilungen des Landesarchivs in den weiteren Entwicklungsprozess eingebunden sein. Als nächste Phase wird dabei die Übernahme elektronischer Unterlagen im Feldversuch des Alltags angegangen; die Voraussetzungen für diesen Schritt sind erarbeitet. Drohenden Verlusten von digitalen Unterlagen bei Behörden und Institutionen des Landes kann jetzt wirkungsvoll entgegengetreten werden.

Das Landesarchiv Baden-Württemberg wird im Laufe des Jahres 2007 die soweit erarbeiteten Lösungsansätze vorstellen. Damit hofft das Landesarchiv bundesweit fachlich einen Impuls setzen zu können, durch den zugleich auch öffentlich bewusst gemacht werden soll, dass Archive für die Zukunft arbeiten.

Kontakt:
Dr. Clemens Rehm
Landesarchiv Baden-Württemberg
Stabsstelle des Präsidenten / Abteilung Fachprogramme und archivische Bildungsarbeit
Eugenstraße 7
D-70182 Stuttgart
Telefon: ++49 (0)7 11/ 212-4288
clemens.rehm@la-bw.de
www.landesarchiv-bw.de

Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg, Pressemitteilung, 13.10.2006

Eröffnung der Unia-Archive in Zürich

Die Übernahme der umfangreichen Archive der Gewerkschaften GBI, SMUV, VHTL und unia ist ein Meilenstein in der Sammeltätigkeit des Schweizerischen Sozialarchivs. Die umfangreichen Akten der Unia-Vorgängergewerkschaften gehören zu den wichtigsten Quellenbeständen zur Schweizer Sozialgeschichte. Sie enthalten reichhaltiges, von der historischen und sozialwissenschaftlichen Forschung bisher nur bruchstückhaft ausgewertetes Material (Akten, Druckerzeugnisse und audiovisuelle Quellen), das bis in die 1830er Jahre zurückreicht.

Die Gewerkschaft Unia und das Schweizerische Sozialarchiv eröffnen gemeinsam die Archive der Unia-Vorgängergewerkschaften GBI, SMUV, VHTL und unia-actions. Am 28. Oktober 2006 bietet sich erstmals die Gelegenheit, einen Blick ins Archiv zu werfen. Dabei wollen Unia und Schweizerisches Sozialarchiv zur Diskussion über die sich wandelnde Beziehung von Gewerkschaft, Arbeit und Gesellschaft anregen: Was haben Geschichtsforschung, Literatur und Politik den Gewerkschaften zu sagen? Welches Bild wollte und will die Gewerkschaftsbewegung der Öffentlichkeit vermitteln – und wie wird sie tatsächlich wahrgenommen? Diesen und anderen Fragen gehen wir im Rahmen der Veranstaltung nach.

Programm (pdf):
http://www.sozialarchiv.ch/aktuell/UniaArchiveD.pdf

Kontakt:
Schweizerisches Sozialarchiv
Stadelhoferstrasse 12 
CH-8001 Zürich 
Telefon 043 268 87 40 
Fax 043 268 87 59 
sozarch@sozarch.unizh.ch
www.sozialarchiv.ch.

105.000 Euro für die Erhaltung von 17 Archiven

Siebzehn Archive und Buchbestände können in diesem Jahr mit der Unterstützung des Landes Südtirol restauriert und geordnet werden. 105.000 Euro stellt die Bozener Landesregierung auf Vorschlag von Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter Mur dafür zur Verfügung. „In der Denkmalpflege geht es nicht nur um die Erhaltung ‚alter Mauern’. Mindestens ebenso wichtig ist die Aufbewahrung historisch gewachsener Buch- und Dokumentenbestände“, sagt Kasslatter Mur. Für das Jahr 2006 sind im Südtiroler Landesarchiv 17 Gesuche für die Erhaltung von privaten und kirchlichen Archiven sowie die Erhaltung und Aufwertung des historischen Buchbestandes als förderungswürdig erachtet worden. Nach erfolgtem Beschluss der Landesregierung wird die Bearbeitung dieser Bestände mit insgesamt 105.000 Euro unterstützt. Unter anderem kommt das Kloster Säben in den Genuss eines Beitrages von 13.000 Euro, das Zeitgeschichtsarchiv am Pragser Wildsee wird mit 6.300 Euro gefördert und die Pfarre Niederrasen erhält einen Beitrag von 3.500 Euro. Grundsätzlich gilt, dass für Ordnungs- und Restaurierungsarbeiten bis zu 80 Prozent und bei Bau- und Sanierungsarbeiten bis zu 60 bzw. 70 Prozent der anfallenden Kosten vergütet werden können. 

„Der Großteil der Gelder geht in die Erhaltung kirchlicher Archive. Das ist darauf zurückzuführen, dass diese die reichste Archivüberlieferung in unsere Zeit herübergerettet haben“, erklärt Christine Roilo vom Südtiroler Landesarchiv. Roilo hat gemeinsam mit Archivdirektor Josef Nössing die eingegangenen Gesuche auf ihre Notwendigkeit und Dringlichkeit hin überprüft. Die Arbeiten an den verschiedenen Archiven werden in fast allen Fällen in enger Kooperation mit dem Landesarchiv durchgeführt. „Die Zusammenarbeit zwischen den Archivbesitzern sowie dem Landesarchiv kann durchwegs als sehr gut bezeichnet werden“, so Landesarchivar Nössing. Sind die einzelnen Bestände erst einmal geordnet und restauriert, können die von Archivaren bzw. Historikern ausgearbeiteten Bestandsverzeichnisse im Landesarchiv eingesehen werden und, nach Absprache mit dem (privaten) Besitzer, kann vor Ort in den Beständen geforscht werden. 

In den vergangenen Jahren hat die Landesabteilung Denkmalpflege gezielt die Inventarisierung der Südtiroler Pfarrarchive vorangetrieben. Gemeinsam mit der Diözese Bozen-Brixen konnten in den vergangenen fünf Jahren 122 der historischen Pfarrarchive verzeichnet werden und sind nun per Datenbank recherchierbar. Wurde die Sicherung der Archivbestände in den Pfarreien zunächst mit staatlichen Lottogeldern finanziert, ist seit dem Versiegen dieser Quelle vor einigen Jahren das Land der einzige Beitraggeber. Für Landesrätin Sabina Kasslatter Mur hat die öffentliche Hand die Pflicht, die Erhaltung der Privat- und Kirchenarchive zu unterstützen: „Denkmalpflege ist ein sehr weites Feld und oft neigt man dazu, die Pfarrarchive oder private Archivbestände zu ‚vergessen’. Gerade diese Archive bilden jedoch einen gewichtigen Teil unserer historischen Erinnerung und müssen erhalten werden“.

Kontakt
Landesarchiv Südtirol
Armando-Diaz-Straße 8
I-39100 Bozen
Tel.: 0471 411941
Fax: 0471 411959
Landesarchiv@provinz.bz.it

Quelle: Pressemitteilung Autonome Provinz Bozen, 13.10.2006

Briefe und Texte Engelbert vom Brucks publiziert

Die Krefelder Historikerin Dr. Ursula Broicher, die sich ausführlich mit der Heimatkunde und der Erforschung der Geschichte der Stadt Krefeld beschäftigt, hat nun auch das Leben und Wirken des Krefelder Aufklärungsphilosophen und Literaten Engelbert vom Bruck (1739-1813) erforscht. Vor zwei Jahren begann sie damit, mehr als 200 Briefe auszuwerten, die in  zwei großen Kartons im Stadtarchiv Krefeld aufbewahrt wurden. Engelbert vom Bruck korrespondierte unter anderem mit dem Pietisten Jung-Stilling und dem Schriftsteller und Kritiker Friedrich Nicolai. Den Inhalt dieser Briefe, in denen es unter anderem um  Probleme des damaligen Gefühls- und Sinnenlebens sowie um  Glaubenszweifel ging, hat Ursula Broicher in konzentrierter Form zusammengefasst. Das Ergebnis ihrer oft mühsamen Recherchen ist in einem 284 Seiten umfassenden Buch zusammengefasst, das 9,80 Euro kostet und als sechster Band in der Reihe \“Krefelder Archiv\“ erscheint. 

Kontakt:
Stadtarchiv Krefeld
Konrad-Adenauer-Platz 17
47803 Krefeld
Telefon: 02151/862701
Fax: 02151/862710

Quelle: Heinz-J. Ingenpahs, Westdeutsche Zeitung, 13.10.2006; Pressemitteilung Landschaftsverband Rheinland, 16.6.2005

Stadtarchiv Coswig besteht seit fünfzehn Jahren

Im Jahre 1991 begann Petra Hamann damit, das Stadtarchiv Coswig (Sachsen) aufzubauen. In zwei kleinen Räumen im Hintergebäude des Rathauses begannen sie und ihre zwei Mitarbeiterinnen damit, die vom Dachboden bis zum Keller verstreut liegenden Akten zu sammeln, zu erschließen und per Computer zu verzeichnen. Erst mit dem Neubau des Rathauses im Jahre 2000 änderten sich auch die beengten Platzverhältnisse. Seitdem lagern die ca. 500 Meter laufenden Akten gut verpackt in einem maßgeschneiderten Rollregalsystem im Keller des neuen Rathauses. Die Besonderheit des Magazinkellers besteht darin, dass er als hochwassersichere Betonwanne ausgeführt wurde, so dass auch die Jahrhundertflut von 2002 keinen Schaden bei den dort gelagerten Archivalien anrichten konnte. Gelagert ist dort sämtliches Schriftgut der Stadtverwaltung Coswig sowie ihrer Ursprungsgemeinden Brockwitz, Kötitz, Neucoswig sowie Sörnewitz. Die älteste gelagerte Archivalie ist ein Abgabenbuch der Gemeinde Sörnewitz  aus dem Jahr 1695. Die Präsenzbibliothek umfasst etwa 900 Bücher, Broschüren und Druckschriften. Bei ihnen handelt es sich überwiegend um Deutsche und Sächsische Geschichte, Heimatgeschichte, Verwaltungsliteratur, Amtliche Druckschriften und Gesetzessammlungen sowie eine umfangreiche Zeitungssammlung. 

Ein Schwerpunkt der Archivarbeit liegt in der Erforschung der Ortsgeschichte. Während es bereits eine gute Zusammenarbeit  mit dem örtlichen Gymnasium gibt, nutzen Heimatforscher bisher nur selten das umfangreiche Angebot des Stadtarchivs für ihre Recherchen. Um das Archiv in der Bevölkerung Coswigs bekannter zu machen, schreibt Petra Hamann regelmäßig historische Beiträge im Coswiger Amtsblatt und veranstaltet Ausstellungen, zuletzt zum Coswiger Automobilbauer Emil Nacke. In Kooperation mit dem Dresdner Verkehrsmuseum  bereitet sie dazu derzeit eine Buchveröffentlichung vor. Des weiteren möchte das Coswiger Stadtarchiv sowohl Erinnerungen der in Coswig nach dem Krieg Angekommenen als auch der Ortsansässigen, die Flüchtlinge aufgenommen haben, sammeln und aufbewahren. Wer seine Geschichte aus der alten Heimat, von der Reise ins Ungewisse und dem Neuanfang aufschreiben oder erzählen möchte, wird gebeten, sich mit Petra Hamann in Verbindung zu setzen. Wenn genügend Material zusammenkommt, ist sogar eine Buchveröffentlichung geplant.

Kontakt
Stadtarchiv Coswig
Karrasstraße 2 
01640 Coswig
Tel.: (03523) 66 108
Fax: (03523) 75 506
hamannp@stadt.coswig.de

Quelle: Birgit Andert, Dresdner Neueste Nachrichten, 13.10.2006; Stadtarchiv Coswig.

Hohe Auszeichnung für Laufens Stadtarchivar

Heinrich Schmidbauer, seit Jahrzehnten ehrenamtlich im Stadtarchiv Laufen tätig, erhielt die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Von 1962 bis 1964 baute Heinrich Schmidbauer das Stadtarchiv auf. Danach betreute er von 1968 bis 1985 die Gemeindearchive im nördlichen Landkreis Berchtesgadener Land. Seit 1986 widmet er sich wieder ganz dem Stadtarchiv Laufen. Seitdem sammelt und archiviert er Schriftstücke und Gegenstände, die für die Geschichte von Laufen, Oberndorf und Umgebung von Bedeutung sind wie Urkunden, Dokumente, Flurkarten, Chroniken, Bücher, Fotos, Gemälde, Kunstgegenstände oder sogar durchgerostete Eisenteile der Salzachbrücke. Aber auch Zeitungen, Amts- und Gesetzesblätter sowie Fachzeitschriften sind im Archiv zu finden. In seiner Festrede anlässlich der Ordensverleihung bezeichnete Laufens Bürgermeister Ludwig Herzog seinen Archivar als unentbehrlich, denn es vergehe kaum ein Tag, an dem er ihn nicht um fachlichen Rat und Hilfe bitte.

Kontakt
Stadtarchiv Laufen
Rathausplatz 3
83410 Laufen
Tel.: (08682) 8987-0

Quelle: Suedostbayerische Rundschau, 12.10.2006; Chiemgau-Online, 12.10.2006

Schweizerische Landesbibliothek digitalisiert Bild- und Tonbestände

Die Schweizerische Landesbibliothek (SLB), gegründet im Jahre 1895, ist die Nationalbibliothek der Schweiz. Ab dem 1.1.2007 wird sie auch im deutschen Sprachgebrauch "Schweizerische Nationalbibliothek" heißen. Sie sammelt alle Publikationen zu Schweizer Themen, vom Buch über die Zeitschrift bis zu Multimedia – dazu im Schweizerischen Literaturarchiv Nachlässe von Schriftstellerinnen und Schriftstellern, sowie in der Graphischen Sammlung Fotografien und Plakate, Künstlerbücher, Portfolios, Editionen und Werke Schweizer Kleinmeister. Inzwischen verfügt sie über mehr als drei Millionen Dokumente, die allen Interessierten zur Verfügung stehen. In den Jahren 2007-2011 setzt sich die Schweizerische Landesbibliothek drei Schwerpunkte, und zwar baut sie eine Sammlung von elektronischen Publikationen auf, richtet ihr Dienstleistungsangebot auf die Fachbereiche Schweizer Geschichte, Schweizer Literaturen, Schweizer Kunst sowie Informations- und Dokumentationswissenschaften aus und stellt ihre Kompetenzen in der Papierkonservierung, in der sie nicht nur landesweit, sondern auch international führend ist, auch anderen Bibliotheken und Archiven zur Verfügung.

Ebenfalls sollen in den nächsten Jahren die Bestände des zur Landesbibliothek gehörenden Schweizerischen Literaturarchivs, das von Irmgard Wirtz geleitet wird, erweitert werden. Anfang 1991 wurde das SLA in der Schweizerischen Landesbibliothek in Bern eröffnet und übernahm deren Handschriftenbestände, die es seither kontinuierlich ausbaut. Das SLA sammelt in den vier Landessprachen Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch Dokumente sowie Materialien zu Literatur, die einen Bezug zur Schweiz hat, und zwar mit einem Schwerpunkt im 20. Jahrhundert. Es handelt sich dabei um Notizen und Entwürfe zu Werken, Werkmanuskripte, Korrespondenzen, Tagebücher, Zeitungsausschnitte, wissenschaftliche Sekundärliteratur, Bücher, Ton- und Videokassetten, Fotos, Gemälde und graphische Blätter sowie persönliche Gegenstände. Das SLA umfasst heute rund 100 größere Nachlässe und über 120 Teilnachlässe und Sammlungen die für wissenschaftliche, literarische oder publizistische Arbeiten und Studien kostenlos benutzt werden können. In den nächsten Jahren ist eine Digitalisierung von Bild- und Tondokumenten sowie die Publikation einer Reihe von vergriffenen Texten geplant.

Kontakt:
Schweizerische Landesbibliothek
Hallwylstrasse 15
CH-3003 Bern
Telefon : +41 (0)31 322 89 35
Fax : +41 (0)31 322 84 08
info@slb.admin.ch

Quelle: Schweizerische Landesbibliothek-Medieninformation, 10.10.2006; Schweizerische Landesbibliothek, 8.9.2006; Basler Zeitung Online, 10.10.2006; webjournal, 10.10.2006; Das Schweizerische Literaturarchiv (SLA)