Vor sechzig Jahren kamen sie nach Harsewinkel: die Vertriebenen aus Schlesien und den anderen Gebieten östlich von Oder und Neiße, die nach dem Potsdamer Abkommen polnisches Territorium geworden waren. In wenigen Monaten waren es über 600 Personen, vor allem Frauen, Kinder und alte Menschen, für die in Harsewinkel eine Bleibe geschaffen werden und die mit dem Lebensnotwendigsten versehen werden mussten. Anfang der 1950er Jahre lag die Zahl der Flüchtlinge und Vertriebenen in Harsewinkel, Greffen und Marienfeld bei 1.200. Die ersten Vertriebenen, die im März und im April 1946 in Harsewinkel eintrafen, stammten aus kleinen Gemeinden im Kreis Reichenbach, aus Groß Wilkau und Groß Ellguth. Aus Schlesien waren sie zunächst ins Auffanglager Friedland gekommen, von wo aus der Weitertransport nach Warendorf erfolgte. Nach kurzem Aufenthalt im Landgestüt, das als Aufnahmelager diente, wurden sie auf die Stadt- und Landgemeinden des Landkreises Warendorf verteilt. Aufgabe der örtlichen Verwaltungen war es, die Neuankömmlinge mit Wohnungen zu versorgen. Die Zwangseinweisungen auf den Bauernhöfen und in den kleinen Häusern der Stadt stießen bei den Eigentümern und Bewohnern keineswegs auf ungeteiltes Verständnis und erforderten auch von den Vertriebenen erhebliche Einschränkungen. Denn sie trafen im Amt Harsewinkel keineswegs auf stabile Verhältnisse: Vor allem die Stadt Harsewinkel, aber auch Greffen und Marienfeld hatten in den zwanzig Jahren vor Beginn des 2. Weltkriegs einen erheblichen Schub im Bevölkerungswachstum erfahren. Und während des Krieges waren über 1.000 Evakuierte aus Münster und dem Ruhrgebiet hinzugekommen, so dass das Amt mehr Einwohner zählte als bei Kriegsbeginn.
Diese Voraussetzungen, die politischen Hintergründe der Fluchtbewegung am Ende und der Vertreibung nach dem 2. Weltkrieg und schließlich die Schwierigkeiten der Integration der Flüchtlinge und Vertriebenen im östlichen Münsterland – das alles ist Thema der Ausstellung ‚Neue Heimat – Harsewinkel’, die das Stadtarchiv Harsewinkel vom 3. November bis zum 20. Dezember 2006 in der Realschule Harsewinkel präsentiert. Der Titel der Ausstellung zeigt schon den Schwerpunkt an: Es geht darum aufzuzeigen, wie die Schwierigkeiten in den ersten Jahren nach dem Ende des 2. Weltkriegs überwunden und die Integration der evangelischen Flüchtlinge und Vertriebenen im katholischen Münsterland zu einem Erfolg werden konnte. Am 3. November 2006 wird die Ausstellung um 20:00 Uhr im Forum der Realschule durch Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide eröffnet werden. Danach ist sie während der Schulzeit geöffnet. Besichtigungstermine außerhalb dieser Zeit können vereinbart werden mit Stadtarchivar Eckhard Möller.
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Quelle: Aktuelles Stadt Harsewinkel; Die Glocke, 28.10.2006