Das Stadtarchiv der Stadt Gotha hat sein neues Domizil bezogen und ist im Neuen Rathaus am Ekhofplatz 24 ab sofort für jeden Interessierten zu finden. Das Stadtarchiv verwahrt stadtgeschichtliche Quellen mit einem Bestandsumfang von ca. 800 laufenden Metern. Dazu gehören u.a. Urkunden (älteste 1226), Akten der Stadtverwaltung und der eingemeindeten Orte Boilstädt, Siebleben, Sundhausen und Uelleben des 17.-20. Jahrhunderts, Akten von Innungen und Vereinen, einzelne Firmenunterlagen, Nachlässe, Bauakten sowie zahlreiches Sammlungsgut zur Bestandsergänzung wie Wochen- und Tageszeitungen, Karten, Pläne, Plakate, Fotos, verschiedene Druckschriften. Außerdem steht dem interessierten Leser die historische Gothana-Bibliothek mit ca. 2500 Bänden zur Verfügung.
Neben den für die öffentliche Nutzung zur Verfügung stehenden historischen Quellen unterhält die Stadt auch ein Behördenarchiv von 1990 bis zur Gegenwart.
Die Bestände des Stadtarchivs stehen gemäß Archivsatzung jedem Nutzer, der ein berechtigtes Interesse glaubhaft macht, zur Verfügung, sofern nicht Schutzfristen, Vereinbarungen zu Gunsten Dritter oder Einschränkungen dem entgegen stehen. Die Nutzung kann zu amtlichen, wissenschaftlichen, publizistischen, gewerblichen oder Bildungszwecken sowie zur Wahrnehmung berechtigter persönlicher Belange erfolgen. Für die Direktbenutzung steht ein Leseraum mit 12 Arbeitsplätzen zur Verfügung. Anhand der Findhilfsmittel bzw. über die EDV-gestützte Recherche wird dem Leser der Zugang zu den Beständen ermöglicht. Für die Benutzung des Stadtarchivs werden Gebühren und Auslagen nach Maßgabe der Verwaltungskostensatzung des Archivs erhoben.
Der genaue Gründungszeitpunkt des Stadtarchivs Gotha lässt sich leider nicht nachweisen, jedoch enthält die erste überlieferte Kämmereirechnung des Jahres 1668 Ausgabenachweise für das Archiv. In späteren Jahren erfuhr das Archiv wohl eher eine stiefkindliche Behandlung. In alten Aufzeichnungen wird von sinnlosen Vernichtungen alter Ratsunterlagen und ungünstigen Bedingungen auf Böden und in Kellern berichtet. Witterungseinflüssen und Schädlingsbefall ausgesetzt, konnten so wertvolle Unterlagen die Jahrhunderte nicht überdauern und stellen heute schmerzliche Überlieferungslücken dar. Im Jahre 1880 wurden mit Hinterlegungsvertrag Urkundenbestände vor 1550 in das damalige Landesarchiv Gotha ausgelagert. Im Jahre 1921 folgte die Hinterlegung der Akten und Karten.
Mit der Anordnung zur Errichtung von Stadt- und Kreisarchiven vom 26.2.1951 wurde auch das Stadtarchiv Gotha aufgebaut, zunächst in der alten Ratsstube, dann im Gebäude Hauptmarkt 41. In dieser Zeit führte der damalige Stadtarchivar Willy Range umfangreiche Ordnungs- und Verzeichnungsarbeiten durch und erstellte eine Bestandsübersicht. Von 1972-1981 hatte das Archiv seinen Sitz in der Gartenstraße 15. Infolge der Archivgesetzgebung der DDR vom 11.3.1976 verlor es seine Eigenständigkeit und wurde 1981 erneut umgelagert, diesmal in die ehemalige Kaserne Bürgeraue 2. Mit dem Kreisarchiv unter Obhut des Rates des Kreises Gotha seit 1985 vereinigt, wurden elf Jahre später die Bestände in die Räume des Landratsamtes Gotha 18.-März-Straße 50 eingelagert. Mit der Rücknahme der als Depositum im Landratsamt untergebrachten Bestände der Stadt Gotha im Juli 2006 wird nach 30 Jahren die eigenständige Tradition des Gothaer Stadtarchivs fortgesetzt.
Ein teures Willkommensgeschenk für das neue Gothaer Stadtarchiv brachte der Gothaer Staatsarchivdirektor Lutz Schilling zur Einweihung mit: Zusammen mit 159 weiteren, ebenfalls bislang im Staatsarchiv aufbewahrten Urkunden aus den Jahren 1223 bis 1675 übergab er der Stadtarchivleiter Ute Kolbe ein Dokument aus dem 13. Jahrhundert, in dem der Thüringer Landgraf Ludwig IV. die Gründung des Gothaer Hospitals "im Hinblick auf das kurze Gedächtnis der Menschen\“ festgehalten hat. Der lateinische Text von Ludwigs \“Erinnerungsschreiben\“ wurde zwischen 1223 und 1226 verfasst.
Die Urkunde war als Teil der Hessen-Thüringen-Ausstellung auf der Wartburg und in Marburg zu sehen. Mit Blick auf das Elisabethjahr 2007 ist das Dokument ein begehrtes Ausstellungsstück. Der Versicherungswert beträgt 50 000 Euro. \“Schade, da steht dann nicht mehr ,Leihgabe Staatsarchiv Gotha´ sondern ,Stadt Gotha´\“, trennt sich Schilling ungern von dem Dokument, das 125 Jahre zu den Beständen des Staatsarchivs gehörte.
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Ekhofplatz 24
99867 Gotha
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Fax: 03621 / 222146
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Quelle: Pressemeldung Stadt Gotha, 8.9.2006; Oliver Bauer, TLZ Gotha, 8.9.2006