Infolge der neuen Grenzregelung auf dem Wiener Kongress im Jahre 1815, die zur Teilung des Reichsfürstentums Salzburg führte, wurden Aktenbestände, die sowohl die Salzburger als auch die Berchtesgadener Geschichte betrafen, auseinander gerissen. Denn bei ihrem Rückzug aus Salzburg im Jahre 1816 nahmen die Bayern alle Archivalien mit, die sich auf ihr neues Territorium auf dem linken Ufer von Saalach und Salzach bezogen. Da es sich hierbei jedoch überwiegend um geschlossene Bestände handelte, war es nicht möglich, nur einzelne Dokumente herauszulösen. Aus diesem Grunde befanden sich Akten in bayerischem Besitz, die eigentlich nach Salzburg gehörten, während andererseits wichtige Unterlagen zur bayerischen Geschichte im Salzburger Landesarchiv lagerten.
Um diesen Missstand zu beseitigen wurden bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts Verhandlungen über einen Austausch geführt. Diese standen vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahre 1914 kurz vor ihrem erfolgreichen Abschluss, fanden danach aber ein jähes Ende. Erst achtzig Jahre später wurden erneut Verhandlungen über einen Aktenaustausch aufgenommen. Im Jahre 2000 erhielten die bayerische und die österreichische Archivverwaltung staatlicherseits den Auftrag, den notwendigen Aktenaustausch zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Ein erster Austausch von Akten fand dann im Jahre 2003 im Salzburger Landesarchiv statt. Nach weiteren Recherchen in beiden Archiven fand nun am 27. Juli 2006 in der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayern in München der abschließende Austausch statt.
Das Landesarchiv Salzburg erhielt auf diesem Wege wertvolle Urkunden, Akten und Landkarten zurück. Als besondere Kostbarkeit wird dabei die 1,20 mal 1 Meter große Landkarte von Johann Jakob Fürstaller angesehen, auf der das Erzstift Salzburg im Jahre 1780 abgebildet ist. Als Austausch dafür erhielt das bayerische Archiv sieben laufende Meter Akten aus dem 17. und 18. Jahrhundert, in denen die Geschichte Berchtesgadens dokumentiert ist. Damit sehen beide Archive den Austausch als abgeschlossen an, denn Lücken innerhalb bestehender Serien konnten geschlossen und Bestände sinnvoll ergänzt werden. Die übrigen in Frage kommenden Archivalien enthalten wichtige Informationen, die für beide Seiten von Interesse sind. Deshalb wurde beschlossen, die betreffenden Archivalien in digitalisierter Form beiden Archiven zur Verfügung zu stellen.
Einen weiteren wichtigen Beitrag zur Geschichte Bayerns und Salzburgs liefert auch der Tagungsband "Vom Salzachkreis zur EuRegio. Bayern und Salzburg im 19. und 20. Jahrhundert". Dieser wurde gemeinsam von Prof. Dr. Hermann Rumschöttel, Generaldirektor der Staatlichen Archive Bayern und von Dr. Fritz Koller, Leiter des Salzburger Landesarchivs, herausgegeben. Hierbei handelt es sich um Vorträge der wissenschaftlichen Tagung München, die am 25. und 26. November 2004 stattfand (Sonderveröffentlichungen der Staatlichen Archive Bayerns Nr. 4, Schriftenreihe des Salzburger Landesarchivs Nr. 14/ München/Salzburg 2006). Deutsche und österreichische Wissenschaftler setzen sich darin mit Gemeinsamkeiten und Unterschieden in der wirtschaftlichen, politischen und geistigen Entwicklung seit der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert auseinander.
Der Band enthält folgende Beiträge: Alfred Stefan Weiß: Salzburg als Objekt der Außenpolitik in Wien und München 1789-1816. Fritz Koller: Vom „Kaiser“ bis zum Dachstein – Der bayerische Salzachkreis 1810-1816. Hans Roth: Das bayerische Salzburg. Der Rupertiwinkel – Veränderungen einer Identität 1816-1945-1972. Peter Pfister: Die kirchliche Neuordnung. Das Ende der bayerischen Kirchenprovinz mit dem Metropolitansitz in Salzburg; Johannes Lang: Bayern in Salzburg. Marginalien zur älteren Geschichte der Bayerischen Saalforste; Hermann Rumschöttel: Grenzüberschreitende Weichenstellungen. Die österreichische Kaiserin-Elisabeth-Bahn und die bayerische Tauern-Bahn. Christian Dirninger: Der „kleine Grenzverkehr“. Wechselnde Orientierungen in der Migration von Arbeitskräften und im Kaufkraftabfluss nach 1945. Alfred Scharf: Bayern und Salzburg im Wechsellicht oder Gott erhalte uns unsere Vorurteile. Friederike Zaisberger: Streiflichter auf Salzburg-Aufenthalte von Wittelsbachern im 19. Jahrhundert. Robert Hoffmann: Salzburg und das Vorbild von Bayreuth – Wagnerrezeption in der Mozartstadt. Oskar Dohle: Unruhige Grenze – Unruhige Nachbarn. Salzburg und Bayern 1918-1938 vor dem Hintergrund des Aufstiegs der NSDAP. Ernst Hanisch: Der Reichsgau Salzburg im Hintergrund der „Führerresidenz“ Obersalzberg. Manfred Seifert: Volkskultur und Brauch in Salzburg und Bayern.
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Quelle: Land Salzburg, Pressemitteilung, 27.7.2006; Der Standard, 27.7.2006; Salzburger Nachrichten, 27.7.2006