Das Spukhaus in Uhlbach

Im Frühsommer des Jahres 1708 machte im Winzerort Uhlbach das Gerücht die Runde: Im Pfarrhaus spukt es. Das Gerücht hielt sich nicht nur hartnäckig, es wurde sogar amtlich vermerkt. Der "ExpeditionsVogt Zue Cantstatt, Ramßler" sah sich bemüßigt \“untertänigst\“ in dieser Angelegenheit seinem "durchleuchtisten Hertzog" zu schreiben, dass: "das … angehörige Pfarrhauß nicht allein wegen deß darinnen sich vilfältig spühren lassenden Gespensts von denen Pfarrern nimmer bewohnt werden wollen\“.

Im Sommer 2006 stecken Margarete Goth, Pfarrerin in Uhlbach, und zwei Uhlbacher Geschichtsforscher im Büro des Pfarrhauses die Köpfe über einer Kopie dieses Schreibens zusammen. Der Historiker Dr. Uwe Reiff und Marianne Wachter recherchieren seit Jahren in Sachen Uhlbacher Heimatgeschichte. Von Akte zu  Akte in Stadt- und Kirchenarchiven recherchieren sie. Ein wahres Paradies für die beiden ist das Archiv im Pfarrhaus, das Pfarrerin Goth zur Verfügung gestellt und Historiker Reiff geordnet hat.

Das fleißige Recherchieren hat sich gelohnt: Wieder ist der Arbeitskreis Heimatgeschichte fündig geworden. \“Im Pfarrhaus soll es 1708 gespenstisch zugegangen sein, weshalb der damalige Pfarrer Lang dort nicht mehr wohnen wollte. So wurde das alte Pfarrhaus gegen ein anderes, neues Gebäude getauscht\“, resümiert Marianne Wachter. Schön für Pfarrerin Goth, dass sie nicht im Spukhaus wohnt. Der \“aktenkundige\“ Pfarrer Lang hat dieses \“neue\“ Pfarrhaus vor fast 300 Jahren vom Uhlbacher Weingärtner Endreß Kurle erhalten. Kurle soll geschworen haben, er schenke der Kirchengemeinde sein neu gebautes Haus, wenn seine Familie von Krankheiten verschont bleibe. Kurle habe allerdings noch 500 Gulden ausbezahlt bekommen, so Historiker Reiff. 

Wo das alte Pfarrhaus stand und was daraus wurde, ist bislang noch nicht bekannt. Auch die Hintergründe, die vor beinahe 300 Jahren zum Klatsch über \“Gespenster\“ im Pfarrhaus führten, sind heute unklar. Aber das finde man auch noch heraus, zeigen sich die Kirchenforscher zuversichtlich.

Kontakt:
Andreaskirche Uhlbach
Luise-Benger-Straße 2
70329 Stuttgart-Obertürkheim 
www.ev-ki-stu.de

Quelle: Evangelische Kirche Stuttgart, Aktuelle Nachrichten; Matthias Kuhn, Eßlinger Zeitung, 14.8.2006

Gerhard Richter-Archiv in Dresden jetzt online

Das im Jahr 2005 gegründete Gerhard Richter Archiv ist als Institut den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden  zugeordnet. Bereits 2004 hatte der Künstler dem Museum zahlreiche Werke als Leihgabe überlassen. Das Gerhard Richter Archiv, aufgebaut in enger Zusammenarbeit mit dem 1932 in Dresden geborenen und jetzt in Köln schaffenden Künstler, sieht sich nicht nur als Sammelstätte, sondern darüber hinaus auch als eine Forschungsstätte, die als kompetenter Ansprechpartner allen zur Verfügung steht, die sich wissenschaftlich, gewerblich oder rein privat mit dem Künstler beschäftigen. Gesammelt wird alles, was an Bilddokumenten, Katalogen, Büchern, Zeitungs- und Zeitschriftenberichten über den Künstler sowie zum Kontext seines Werkes erschienen ist. Verwahrt werden aber auch Materialien und Dokumente aus Richters Atelier, die bisher noch nicht veröffentlicht worden sind. 

Geleitet wird das Archiv von Dr. Dietmar Elger, der unter anderem in den Jahren 1984 bis 1985 als Sekretär bei Gerhard Richter in Köln tätig war. Von ihm stammt auch die Bearbeitung des Werkverzeichnisses über die Bilder und Plastiken Gerhard Richters aus dem Jahre 1986. Desweiteren hat er zwei Bücher über den Künstler verfasst und eine Ausstellung für ihn organisiert. In den nächsten Jahren sind weitere Ausstellungs-, Forschungs- und Publikationsprojekte geplant. Bereits seit einiger Zeit sind die Archivmitarbeiter damit beschäftigt, ein wissenschaftliches Werkverzeichnis aller Skulpturen und Bilder Gerhard Richters zu erarbeiten, der dann ab 2009 in mehreren Bänden erscheinen soll. Um dieses Verzeichnis möglichst vollständig erstellen zu können, bittet Dr. Elger alle Sammler von Kunstwerken Gerhard Richters, sich mit ihm in Verbindung zu setzen.

Kontakt:
Gerhard Richter Archiv
Residenzschloss
Taschenberg 2
01067 Dresden
Telefon: +49 (0)351 – 49 14 77 70
Telefax: +49 (0)351 – 49 14 77 32
Dietmar.Elger@skd-dresden.de
www.gerhard-richter-archiv.de 

Quelle: Ivo Rüdiger Schott, Kunstmarkt.com, 17.8.2006; Staatliche Kunstsammlungen Dresden.

Magnetbänder auf dem Mond?

>>Meldungen, auf die wir sonst verzichten<< nennt spektrumdirekt, die Wissenschaftszeitung im Internet, ihre Sommerlochrubrik. Aktuell geht es um verschlampte NASA-Magnetbänder mit den Originalaufnahmen von der ersten Mondlandung. Die US-Raumfahrtbehörde findet die Aufnahmen mit Bildern der Apollo-11-Mission aus dem Jahr 1969 auch nach einem Jahr Suche nicht wieder. Dies teilte NASA-Sprecher Grey Hautaloma gegenüber US-Medien mit.

Insgesamt seien 700 Behälter verschwunden, die Speichermedien mit Daten von Apollo-Missionen enthalten. Das Material hatte das Nationalarchiv der Vereinigten Staaten Ende der 70er-Jahre an die NASA zurückgegeben.

Meldungen, wonach sich die gesuchten Bänder in den Magazinen des Stadtarchivs von Los Angeles (Bestand Hollywood) befinden, wurden bislang nicht bestätigt.

Quelle: heise online, 15.8.2006; spektrumdirekt, 17.8.2006

Kam Günter Grass mit Bekenntnis Veröffentlichungen zuvor?

Der Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Günter Grass (*1927) ist mit dem Bekenntnis seiner Mitgliedschaft in der Waffen-SS möglicherweise Veröffentlichungen zuvorgekommen. Nach Informationen des Kölner Stadt-Anzeigers ist im NS-Archiv des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR seine Mitgliedschaft in der Waffen-SS dokumentiert. 

Bis spätestens Ende März 2007 sollten alle Unterlagen dieses Archivs komplett erschlossen sein, das ursprünglich aus mehr als 800.000 Einzelakten bestand. Das MfS hatte alle ihm zur Verfügung stehenden Dokumente aus der NS-Zeit gesammelt, um sie als Erpressungsmaterial oder zu operativen Zwecken zu nutzen. Das Archiv war 1990 nach Auflösung des MfS mit dem Zentralen Staatsarchiv der DDR in die Obhut des Bundesarchivs gelangt. Seit 2001 arbeitet eine Projektgruppe an der Bearbeitung des Archivs mit dem Ziel, alle Unterlagen in ihre ursprünglichen Entstehungszusammenhänge zurückzuführen.

Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger, 13.8.2006

Kreisarchiv Stormarn hat neuen Info-Flyer

Das Kreisarchiv Stormarn präsentiert sich neu: Mit einem modernen und informativen Flyer hoffen die Mitarbeiter, noch mehr Forscher und Interessierte anzulocken. Alle wichtigen Informationen für einen Benutzer, der überlegt, ob sich ein Besuch lohnt, werden beantwortet. Z.B. die Fragen: „Was finde ich im Archiv? Und: Wie kann ich Archive nutzen“. Ein Lageplan und eine Anfahrtsbeschreibung runden das Informationspaket ab. Dipl.-Archivar Stefan Watzlawzik vom Kreisarchiv ist sichtlich zufrieden: „Die Zusammenarbeit mit unserem Grafikbüro, der voodoo-media GmbH, hat sich gelohnt. Der Flyer ist sehr professionell, insbesondere das ansprechende Design“. Neben dem Grafikbüro haben das Fotostudio Ketelhohn in Bad Oldesloe und die Druckerei der JVA Fuhlsbüttel dazu beigetragen.

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Dr. Johannes Spallek, der Leiter des Kreisarchivs Stormarn unterstreicht: „Der Flyer besticht durch seine Übersichtlichkeit. Jeder Informationspunkt hat dank der Leporellotechnik seine eigene Lasche. So ist er für den Leser sehr übersichtlich.“ Diese Technik ermöglicht einen direkten Zugriff zu den Punkten, über die man sich informieren möchte. Man muss nicht wie bei vielen anderen Flyern erst den ganzen Flyer öffnen und sich „durchwurschteln“, sondern kann gezielt seine gewünschten Informationen erhalten. Durch Fotografien und das moderne Layout wird er zudem sehr anschaulich. Für weitere Fragen sind Adressen und Telefonnummern enthalten. Der Flyer gibt aufgrund der vielen verschiedenen Informationen einen ersten Überblick über die Aufgaben des Kreisarchivs, und präsentiert es als modernen Informationsdienstleister auf kommunaler Ebene. 

Ein Besuch im Kreisarchiv lohnt aus verschiedenen Gründen. Das Kreisarchiv Stormarn, das zuständig für die Unterlagen der Kreisverwaltung Stormarn seit 1867 ist, verfügt über die amtlichen Unterlagen hinaus über Bestände von Vereinen, über Nachlässe privater Personen, Wirtschaftsunternehmen und politischer Parteien. Die z.T. umfangreichen Sammlungen, u.a. von Plakaten, Drucksachen, Karten und Plänen, Fotos, Dias, Filmen, Papier- und Münzgeld werden ständig ergänzt.

Allein der Fotobestand des Journalisten Raimund Marfels zählt rd. 48.000 Stormarner Motive. Die große Präsenzbibliothek sammelt alle Spezialliteratur zu Stormarn. Zusätzlich können archivwissenschaftliche Titel und Standardwerke zur Geschichte Schleswig-Holsteins ebenfalls eingesehen werden. Das Kreisarchiv versteht sich als eine lebendige Forschungsstätte, die Stormarns Geschichte umfassend dokumentiert und zu deren Erforschung beiträgt. die vom Kreisarchiv herausgegebenen zahlreichen Bücher zur Kreisgeschichte, insbesondere die „Stormarner Hefte“ sind im Kreisarchiv oder im Buchhandel käuflich zu erwerben. 

Kontakt:
Kreisarchiv Stormarn
Mommsenstraße 14
23843 Bad Oldesloe
Fon: (04531) 160-691
Fax: (04531) 160-536
kreisarchiv@kreis-stormarn.de 
www.kreisarchiv-stormarn.de

Quelle: Pressemeldung Kreis Stormarn, 10.8.2006

Bücher zum Stadtjubiläum in Bergisch Gladbach

Zum 150-jährigen Jubiläum der Stadt Bergisch Gladbach veröffentlicht das Stadtarchiv Bergisch Gladbach mit verschiedenen Kooperationspartnern mehrere Bücher zur Stadtgeschichte. Wichtigste Neuerscheinung ist zweifellos die Bergisch Gladbacher Stadtgeschichte, die am 25. August 2006 ausgeliefert wird und auf 571 Seiten erstmals eine umfassende Geschichte des gesamten Stadtgebietes von der geologischen Formation der Böden bis in die Gegenwart hinein bietet. Zwölf Fachautoren stellen in chronologischen, mit zahlreichen Abbildungen illustrierten Kapiteln die Entwicklung bis hin zur heutigen Stadt Bergisch Gladbach dar. Ein Register erschließt das von der VR-Bank Bergisch Gladbach-Overath-Rösrath und von der Bensberger Bank finanzierte, fest eingebundene Werk, das im Schutzumschlag eine große, ausfaltbare Karte aus dem Jahre 1904 enthält und 25 Euro kostet. Zum Erscheinen der Bergisch Gladbacher Stadtgeschichte werden Bürgermeister Klaus Orth und verschiedene am Entstehen des Buches beteiligte Autorinnen und Autoren am Dienstag, den 5. September 2006 um 19.30 Uhr im Bürgerzentrum Refrath in Haus Steinbreche ein öffentliches Podiumsgespräch führen.

Nicht nur die Stadt feiert Jubiläum, auch das Rathaus am Konrad-Adenauer-Platz wird in diesem Jahr 100 Jahre alt. Zu diesem Anlass wird im großen Sitzungssaal des Rathauses vom 5. bis zum 10. September eine Fotoausstellung zur Geschichte des Rathauses zu sehen sein, die anschließend vom 16. September bis zum 26. Oktober im GeschichteLokal des Bergischen Geschichtsvereins Rhein-Berg an der Eichelstraße in Bensberg gezeigt wird. Der Ehrenvorsitzende des Geschichtsvereins, Hans Leonhard Brenner, hat gemeinsam mit Stadtarchivar Albert Eßer dazu ein 56 Seiten umfassendes, reich illustriertes Heft zur Geschichte des Rathauses Stadtmitte verfasst, das zum Preis von 5 Euro ab Anfang September 2006 in der Ausstellung, im Stadtarchiv an der Hauptstraße 310 und im örtlichen Buchhandel erhältlich ist.

Ebenfalls gemeinsam mit dem Bergischen Geschichtsverein Rhein-Berg gibt das Stadtarchiv den dritten Band der Buchreihe „Das Erbe des Erzes“ heraus, der sich mit den Gruben der Paffrather Kalkmulde beschäftigt. Nachdem Gerhard Geurts, Hans Dieter Hilden, Herbert Ommer und Herbert Stahl in zwei Bänden bereits die Gruben des Bensberger Erzreviers behandelt haben, stellen sie nun auf 176 Seiten die Geschichte der Erz- und Kalkgruben im nördlichen Teil der heutigen Stadt Bergisch Gladbach dar. Der reich illustrierte Band ist ab Mitte August 2006 erhältlich und kostet 12 Euro.

Prunkstück des Stadtjubiläums ist die Ausstellung „Bürgerburg und Musenvilla“ in der Städtischen Galerie Villa Zanders, die dort vom 3. September bis zum 7. Januar des kommenden Jahres Zugänge zu historischen Herrschaftsbauten in Bergisch Gladbach vermitteln will. Zu der vom Galerie + Schloss e.V. getragenen und von der Kreissparkasse Köln finanzierten Ausstellung erscheint ein farbig illustriertes, von Albert Eßer und Wolfgang Vomm herausgegebenes, fest eingebundenes Begleitbuch, das in acht von Fachautoren verfassten Beiträgen die Geschichte, Architektur, Nutzung und Bedeutung des zum Rathaus umgewandelten Alten Schlosses in Bensberg, des heute als Grandhotel genutzten Neuen Schlosses und der zum Kunstmuseum gewordenen Villa Zanders beleuchtet. Der 200 Seiten umfassende Band erscheint Anfang September 2006 in der Rass’schen Verlagsgesellschaft und Band kostet 29,90 Euro. 

Wie der Alltag in Bergisch Gladbach zur Zeit des hundertjährigen Stadtjubiläum 1956, also „Vor 50 Jahren“ aussah, zeigt eine Ausstellung im Haus Buchmühle, die am Sonntag, den 10. September 2006 um 17 Uhr eröffnet wird und bis 27. Oktober läuft. Die Volkshochschule, der Förderverein der VHS und das Stadtarchiv haben unter demselben Titel „Vor 50 Jahren“ bereits Ende des vergangenen Jahres ein reich illustriertes Erinnerungsbuch herausgegeben, in dem auf 144 Seiten Bergisch Gladbacher vom Leben in den fünfziger Jahren erzählen. Der im Heider-Verlag erschienene Band kostet 14,90 Euro. 

Neben den genannten Büchern sei auch noch an die offizielle, aus reinem Feinsilber geprägte Medaille zum Stadtjubiläum erinnert, die zum Preis von 25 Euro in den Filialen der Kreissparkasse erhältlich ist. Zu den Ausstellungen, die das Stadtarchiv zum Stadtjubiläum zeigt, gehört auch die Präsentation von Archivdokumenten zur Geschichte Bergisch Gladbacher Stadtjubiläen in der Archivvitrine.

Kontakt:
Stadtarchiv Bergisch Gladbach
Hauptstr. 310
51465 Bergisch Gladbach
Telefon: 02202-142212
Telefax: 02202-142216
archiv@stadt-gl.de

Bertolt Brecht-Archiv kontinuierlich ergänzt

Wenige Monate nach dem Tod Bertolt Brechts am 14. August 1956 sorgte seine Witwe, die Schauspielerin und Intendantin Helene Weigel dafür, dass sein umfangreicher Nachlass in einem eigenen Archiv untergebracht wurde und stellte dafür Räume im gemeinsamen Haus in der Chausseestrasse 125 zur Verfügung. Am 1. Dezember 1956 gründete sie das Brecht-Archiv in Berlin. Der Theaterwissenschaftler Hans Bunge war wesentlich an der Sichtung und Verfilmung des aus unzähligen Entwürfen, Manuskripten, Tagebüchern, Gesprächsnotizen, Briefen und persönlichen Dokumenten bestehenden Nachlasses beteiligt. Das Ergebnis waren ein vierbändiges Findbuch, das von Herta Ramthun erstellt wurde und unter dem Titel "Bertold-Brecht-Archiv. Bestandsverzeichnis des literarischen Nachlasses" in den Jahren 1969 bis 1973 im Berliner Aufbau-Verlag erschien, sowie ein Brieffindbuch aus dem Jahre 1966, verfasst von Günter Glaeser, das als fünfbändiges Typoskript vorliegt. 

Seit 1973 gehörte das Archiv zur Akademie der Künste der DDR. Neuer Leiter war von 1978 bis 1992 Gerhard Seidel. Seit 1993 ist das Archiv Teil der neu gegründeten Archivstiftung, entstanden durch die Vereinigung der Akademien aus dem West- und Ostteil Berlins. Geleitet wird es seitdem von Erdmut Wizisla.

Die umfangreiche Sammlung Brechts wurde in den letzten Jahren ständig ergänzt. 1978 wurde ihr auch der Nachlass der 1971 verstorbenen Helene Weigel zugeordnet. Im Jahre 2005 erwarb man zudem einen bis dahin völlig unbekannten Nachlass Brechts aus seiner fünfzehnjährigen Zeit im Exil in Dänemark, Schweden, Finnland, Amerika und der Schweiz. Entdeckt wurden die Unterlagen im Nachlass des Schweizer Gewerkschaftsfunktionärs und Grafikers Victor N. Cohen. Durch mehrere hundert Briefe von und an Brecht, Dokumente, Fotos, Verträge, Rechnungen, ungedruckte Manuskripte und Notizen konnte so der Bestand des Archivs erweitert werden. Nahezu 400.000 Dokumente stehen Studenten, Wissenschaftlern, Theaterleuten und allen Interessierten für Nachforschungen zur Verfügung. Dazu zählen unter anderem die wertvolle, ca. 4.000 Bände umfassende Nachlassbibliothek Brechts, ca. 113.000 Presseveröffentlichungen, 200.000 Werkhandschriften, Tagebücher und Arbeiten von Kollegen und Mitarbeitern. 

Kontakt:
Bertolt-Brecht-Archiv und die Brecht-Weigel-Gedenkstätte
Chausseestraße 125
10115 Berlin-Mitte
Tel. 49 – 30 / 2830570 – 0 (Archiv)
Telefon 49 (0)30-283 05 70-44 (Gedenkstätte)
Fax 49 – 30 / 2830570 – 33
wizisla@adk.de

QuelleLeipziger Volkszeitung online, 12.8.2006;  Bertolt-Brecht-Archiv und die Brecht-Weigel-Gedenkstätte; Brecht-Weigel-Gedenkstätte.

Staatsarchiv Sigmaringen öffnet Magazine für Ferienbesucher

Während der Sommerferien (bis 9.9.2006) bietet das Staatsarchiv Sigmaringen jeden Donnerstag interessierten Besuchern um 16.30 Uhr Führungen durch die sonst verschlossenen Magazine an. Diese werden abwechselnd von den Archivmitarbeitern Birgit Meyenberg und Gebhard Füßler durchgeführt.

Das Staatsarchiv Sigmaringen, untergebracht im alten Teil des 1980 erworbenen Prinzenbaus aus den Jahren 1822 bis 1825, erstreckt sich über sieben Stockwerke und beherbergt 17 Kilometer Akten aus neun Jahrhunderten. Das Staatsarchiv betreut 340 Behörden. Bis auf die Außenmauern ist von dem alten Prinzenbau kaum etwas übrig geblieben, da bei der Riesenmenge an Akten allergrößter Wert auf die Statik gelegt werden musste. Je nach Aktenmaterial kann man davon ausgehen, dass ein Meter Akten zwischen 30 und 50 Kilogramm wiegt. Im Gegensatz dazu blieb der neue Prinzenbau aus den Jahren 1844 bis 1847, nahezu unverändert. Zur Zeit ist dort die Ausstellung "Adel im Wandel – 200 Jahre Mediatisierung in Oberschwaben" untergebracht, die noch bis zum 29. Oktober 2006 besichtigt werden kann.

Ein Höhepunkt der Führungen durch die Magazinräume dürfte wohl der Besuch der Restaurierungswerkstatt sein, wo der Restaurierungstechniker Peter Stratmann demonstriert, wie Risse und Löcher, Mäuse- und Rattenfraß sowie gebrochenes Siegelwachs mit Hilfe von Naturmaterialien ausgebessert werden. Diese haben sich schon über viele Jahre bewährt und richten keinen Schaden an den Urkunden und Akten an. Nach der Anfeuchtung der alten Dokumente mit Wasser oder synthetisch hergestelltem Harnstoff werden sie mit sog. Versatzstücken ausgebessert. Als Klebstoff benutzt Peter Stratmann bei Pergamenten Leim und zwar Hausenblasenleim, der aus der Fischblase gewonnen wird und auch danach riecht. Papier dagegen wird mit einem Kleister aus Weizenstärke geklebt. Für festere Materialien steht  Knochenleim zur Verfügung. Zerbrochene und unvollständige Wachssiegel werden mit passend eingefärbtem Bienenwachs ausgebessert und vervollständigt. Wichtig ist dabei jedoch, dass diese Ergänzungen immer zu erkennen sind.

Kontakt:
Staatsarchiv Sigmaringen
Karlstraße 1+3
72488 Sigmaringen
Postfach 1638 – 72486 Sigmaringen
Telefon: 07571/101-551
Telefax: 07571/101-552
stasigmaringen@la-bw.de 
www.landesarchiv-bw.de

Quelle: Heike Neubrand, Schwäbische Zeitung online, 9.8.2006

Jüdische Schulgeschichte in Frankenberg wird aufgearbeitet

Die hundertjährige Geschichte des ehemaligen jüdischen Schulgebäudes in der Hainstraße 31 nahm Stadtarchivar Dr. Horst Hecker zum Anlass, sich näher mit dessen Geschichte zu befassen. Zahlreiche wichtige Archivalien dazu fand er nicht nur im Stadtarchiv Frankenberg (Landkreis Waldeck-Frankenberg), sondern auch im Staatsarchiv Marburg. Aufgrund dieser guten Quellenlage beabsichtigt Dr. Hecker in nächster Zeit,  eine ausführliche Schulgeschichte zu verfassen.

Am 6. August 1906 erfolgte die Einweihung der neuen jüdischen Schule in der Hainstraße. Bei der Feier waren sämtliche Honoratioren der Stadt vertreten und außer Reden und Gesängen wurde ein dreifaches Hoch auf Kaiser Wilhelm II. ausgebracht und die Nationalhymne gesungen. Dieses belegt, dass die jüdische Gemeinde gut in das Stadtleben integriert war.

Mit der Errichtung einer neuen Schule war die jüdische Gemeinde ihrem Ziel, ein geordnetes jüdisches Volksschulwesen einzuführen, ein gutes Stück näher gekommen. Seit 1838 hatte der Unterricht unter beengten  Verhältnissen im Synagogengebäude im Scharwinkel stattgefunden, wo auch der Lehrer untergebracht war. 26 Schüler wurden dort um 1900 unterrichtet. 

Das Gebäude der neuen jüdischen Schule aus dem Jahr 1906 befindet sich heute in Privatbesitz. Aus diesem Grunde weist auch nur eine Tafel auf ihr hundertjähriges Bestehen hin. An das Schicksal des letzten Lehrers und seiner Familie erinnern fünf sog. "Stolpersteine", die im Bürgersteig der Hainstraße vom Kölner Künstler  Gunter Demnig verlegt wurden.

Kontakt:
Stadtverwaltung Frankenberg
Stadtarchiv, Körnerplatz 5
09669 Frankenberg
Tel.: 037206 / 64181 Historisches Archiv 
oder 037206 / 64187 Verwaltungsregistratur
Fax.: 037206/64180

Quelle:  Karl-Hermann Völker, HNA-Online, 10.8.2006

Wiener Stadt- und Landesarchiv hilft bei Vatersuche

Gar nicht so selten wissen Menschen nicht ausreichend über ihre Verwandten, mitunter sogar über ihre eigenen Eltern Bescheid. Viele Wienerinnen und Wiener stellen daher oft umfangreiche Nachforschungen an, um sich Klarheit zu verschaffen.

So erging es auch dem Wiener Gemeinderat Volkmar Harwanegg, der nur aus Erzählungen und einem unscheinbaren leeren Kuvert von 1957 aus Familienbesitz von seinem leiblichen Vater wusste. Tatsächlich beschränkte sich sein Wissen auf den bloßen Namen und die Tatsache, dass sein Vater Georg Pitenis Grieche war. Diese geringen Fakten reichten dann aber aufgrund des in Wien praktisch sonst nicht vorkommenden Namens aus, um in den Historischen Meldeunterlagen des Wiener Stadt- und Landesarchivs weitere Angaben über den Mann auszuforschen, der von 1942 bis 1945 in Wien als Zwangsarbeiter gelebt hatte. Ausgestattet mit genauen Daten (Geburtsdatum, Geburtsort, Namen der Eltern von Herrn Pitenis) konnte Gemeinderat Harwanegg in weiterer Folge mit Unterstützung der griechischen Behörden seinen mittlerweile im hohen Alter von 87 Jahren stehenden griechischen Vater tatsächlich ausfindig machen. Während seines Urlaubs auf Korfu erhielt Herr Harwanegg einen Anruf und ein Fax der griechischen Botschaft in Wien, die ihn von den Einzelheiten in Kenntnis setzte, und gleich darauf konnte er seinen Vater in Samarina-Grevenion, einem Bergdorf in Nordgriechenland in 2000 Metern Höhe, wohin der alte Herr während der heißen Zeit des Jahres aus Thessaloniki zieht, zum ersten Mal in seine Arme schließen.

Wieder einmal konnte – in einer diesmal auch menschlich sehr berührenden Weise – demonstriert werden, welche Bedeutung einer exakten Archivführung zukommt. Nur Archive sind in der Lage, authentische, gesicherte Informationen auf Dauer bereit zu halten und damit einen unverzichtbaren Beitrag zum Gedächtnis der Gesellschaft wie auch zur Rechtssicherheit des/der Einzelnen zu erbringen.

Kontakt:
Wiener Stadt- und Landesarchiv
Magistratsabteilung 8 – Wiener Stadt- und Landesarchiv
Gasometer D, Wien 11, Guglgasse 14, Zugang über Gasometer A
Postanschrift: Rathaus, 1082 Wien
Tel. +43-1-4000-84808
Fax +43-1-4000-7238
post@m08.magwien.gv.at
http://www.wien.gv.at/ma08

Quelle: PID Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien, 10.8.2006