Aberkennung akademischer Titel durch die Universität Köln

Während der Herrschaft der Nationalsozialisten in den Jahren 1933 bis 1945 erkannte die Universität Köln zahlreiche Doktortitel ab. Dieses lässt sich aufgrund des vorhandenen Aktenmaterials im Archiv der Universität Köln rekonstruieren, wo Dr. Andreas Freitäger die archivfachlichen Belange wahrnimmt. Gemeinsam mit der Historikerin Dr. Margit Szöllösi-Janze, Professorin an der Universität Köln, hat Freitäger sich ausführlich mit 65 diesbezüglichen Fällen beschäftigt (Bericht). Die Ergebnisse wurden bereits bis zum März 2006 in einer Ausstellung im Foyer der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln gezeigt. Als Ergänzung dazu wurde die Dokumentation "Doktorgrad entzogen" vorgelegt. Im Gegensatz zu anderen Universitäten hatte sich die Universität Köln jahrzehntelang geweigert, die betreffenden Akten dazu öffentlich zu machen. Erst 1998 setzte allmählich ein Umdenken ein, wodurch eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem heiklen Thema möglich wurde.

Die Aberkennung der Titel erfolgte aus verschiedenen Gründen. Wer vor den Nazis ins Ausland geflohen war, wurde ausgebürgert und hatte somit  seinen Anspruch auf den akademischen Titel verloren. Genauso erging es denjenigen, die wegen verschiedener Delikte – wie z.B. Homosexualität oder durchgeführter Abtreibungen – von den Gerichten verurteilt worden waren. Trotz eines Appells des nordrhein-westfälischen Kultusministers im Jahr 1947, alle aus nationalsozialistischen Gründen entzogenen Titel wieder anzuerkennen, fand dieses bei den Verantwortlichen der Universität kaum Gehör. So erhielten im Laufe der Jahre nur 20 Betroffene ihren Titel wieder zurück.

Info:
Margit Szöllösi-Janze/Andreas Freiträger: Doktorgrad entzogen! Aberkennung akademischer Titel an der Universität Köln 1933 bis 1945, Kirsch Verlag, Nümbrecht 2005, 132 Seiten, 12 Euro.

Kontakt:
Universitätsarchiv Köln 
Universitätsstraße 33
50931 Köln-Lindenthal
Tel.  (0)221/470-3342, -3344, -3341
Fax  (0)221/470-6491
historisches-archiv@uni-koeln.de

Quelle: Dirk Ruder, Junge Welt, 24.8.2006

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