Nach Vorwürfen im SPIEGEL über eine größere Anzahl von NS-Belasteten in Führungspositionen des Bundes der Vertriebenen (BdV) bis zum Jahr 1982 befürwortet nun auch dessen Vorsitzende Erika Steinbach eine Aufarbeitung der eigenen Geschichte. Da die tatsächliche oder behauptete NS-Belastung von Funktionsträgern des BdV in der Vergangenheit wiederholt Gegenstand der Berichterstattung gewesen sei, wolle sie nun jeglicher spekulativen Berichterstattung ein für alle Mal den Boden entziehen und wissenschaftliche Studien veranlassen bzw. unterstützen, die zwei Themenkreise untersuchen sollen: In welchem Ausmaß gab es in BdV-Führungsämtern schuldhaft belastete frühere Nationalsozialisten und welchen Einfluss hatten diese auf die Verbandspolitik? In welchem Ausmaß hatten die DDR und andere östliche Dienste den BdV ausgespäht und durch Desinformation die westdeutsche Haltung zu den Vertriebenen beeinflusst?
Obwohl der BdV zu den am besten ausgespähten Organisationen der Bundesrepublik Deutschland gehört hat, sind – laut Erika Steinbach – dennoch niemals NS-Verdächtigungen und Vorwürfe gegen BdV-Präsidenten erhoben worden. Eine Ausnahme bildete lediglich Hans Krüger, der 1964 als BdV-Präsident zurücktreten musste. Zur Rolle der östlichen Geheimdienste wurden entsprechende Nachforschungen bereits vor einiger Zeit eingeleitet.
Die BdV-Präsidentin bekundete ihr elementares Interesse daran, dass alle Facetten der Geschichte des BDV offengelegt werden. In der Frühgeschichte des BdV waren die Landsmannschaften und Vorgängerorganisationen Massenbewegungen mit zigtausenden von Funktionsträgern und Millionen Mitgliedern. In ihrer politischen Zusammensetzung waren sie ein Spiegelbild der Gesellschaft. Deshalb äußerte Erika Steinbach auch ihr Bedauern darüber, dass – von wenigen Ausnahmen abgesehen – Historiker bisher kaum Interesse an einer seriösen historischen Forschung zur Geschichte des BdV gezeigt hätten, obwohl das Archiv des BdV in Bonn allen Wissenschaftlern offen steht und auch alle BdV-Akten, die im Bundesarchiv in Koblenz lagern, für jedermann einsehbar sind.
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Quelle: Pressemeldung Bund der Vertriebenen; Kölner Stadtanzeiger; Tagesschau, 20.8.2006