Wenige Monate nach dem Tod Bertolt Brechts am 14. August 1956 sorgte seine Witwe, die Schauspielerin und Intendantin Helene Weigel dafür, dass sein umfangreicher Nachlass in einem eigenen Archiv untergebracht wurde und stellte dafür Räume im gemeinsamen Haus in der Chausseestrasse 125 zur Verfügung. Am 1. Dezember 1956 gründete sie das Brecht-Archiv in Berlin. Der Theaterwissenschaftler Hans Bunge war wesentlich an der Sichtung und Verfilmung des aus unzähligen Entwürfen, Manuskripten, Tagebüchern, Gesprächsnotizen, Briefen und persönlichen Dokumenten bestehenden Nachlasses beteiligt. Das Ergebnis waren ein vierbändiges Findbuch, das von Herta Ramthun erstellt wurde und unter dem Titel "Bertold-Brecht-Archiv. Bestandsverzeichnis des literarischen Nachlasses" in den Jahren 1969 bis 1973 im Berliner Aufbau-Verlag erschien, sowie ein Brieffindbuch aus dem Jahre 1966, verfasst von Günter Glaeser, das als fünfbändiges Typoskript vorliegt.
Seit 1973 gehörte das Archiv zur Akademie der Künste der DDR. Neuer Leiter war von 1978 bis 1992 Gerhard Seidel. Seit 1993 ist das Archiv Teil der neu gegründeten Archivstiftung, entstanden durch die Vereinigung der Akademien aus dem West- und Ostteil Berlins. Geleitet wird es seitdem von Erdmut Wizisla.
Die umfangreiche Sammlung Brechts wurde in den letzten Jahren ständig ergänzt. 1978 wurde ihr auch der Nachlass der 1971 verstorbenen Helene Weigel zugeordnet. Im Jahre 2005 erwarb man zudem einen bis dahin völlig unbekannten Nachlass Brechts aus seiner fünfzehnjährigen Zeit im Exil in Dänemark, Schweden, Finnland, Amerika und der Schweiz. Entdeckt wurden die Unterlagen im Nachlass des Schweizer Gewerkschaftsfunktionärs und Grafikers Victor N. Cohen. Durch mehrere hundert Briefe von und an Brecht, Dokumente, Fotos, Verträge, Rechnungen, ungedruckte Manuskripte und Notizen konnte so der Bestand des Archivs erweitert werden. Nahezu 400.000 Dokumente stehen Studenten, Wissenschaftlern, Theaterleuten und allen Interessierten für Nachforschungen zur Verfügung. Dazu zählen unter anderem die wertvolle, ca. 4.000 Bände umfassende Nachlassbibliothek Brechts, ca. 113.000 Presseveröffentlichungen, 200.000 Werkhandschriften, Tagebücher und Arbeiten von Kollegen und Mitarbeitern.
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Bertolt-Brecht-Archiv und die Brecht-Weigel-Gedenkstätte
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Quelle: Leipziger Volkszeitung online, 12.8.2006; Bertolt-Brecht-Archiv und die Brecht-Weigel-Gedenkstätte; Brecht-Weigel-Gedenkstätte.