Gar nicht so selten wissen Menschen nicht ausreichend über ihre Verwandten, mitunter sogar über ihre eigenen Eltern Bescheid. Viele Wienerinnen und Wiener stellen daher oft umfangreiche Nachforschungen an, um sich Klarheit zu verschaffen.
So erging es auch dem Wiener Gemeinderat Volkmar Harwanegg, der nur aus Erzählungen und einem unscheinbaren leeren Kuvert von 1957 aus Familienbesitz von seinem leiblichen Vater wusste. Tatsächlich beschränkte sich sein Wissen auf den bloßen Namen und die Tatsache, dass sein Vater Georg Pitenis Grieche war. Diese geringen Fakten reichten dann aber aufgrund des in Wien praktisch sonst nicht vorkommenden Namens aus, um in den Historischen Meldeunterlagen des Wiener Stadt- und Landesarchivs weitere Angaben über den Mann auszuforschen, der von 1942 bis 1945 in Wien als Zwangsarbeiter gelebt hatte. Ausgestattet mit genauen Daten (Geburtsdatum, Geburtsort, Namen der Eltern von Herrn Pitenis) konnte Gemeinderat Harwanegg in weiterer Folge mit Unterstützung der griechischen Behörden seinen mittlerweile im hohen Alter von 87 Jahren stehenden griechischen Vater tatsächlich ausfindig machen. Während seines Urlaubs auf Korfu erhielt Herr Harwanegg einen Anruf und ein Fax der griechischen Botschaft in Wien, die ihn von den Einzelheiten in Kenntnis setzte, und gleich darauf konnte er seinen Vater in Samarina-Grevenion, einem Bergdorf in Nordgriechenland in 2000 Metern Höhe, wohin der alte Herr während der heißen Zeit des Jahres aus Thessaloniki zieht, zum ersten Mal in seine Arme schließen.
Wieder einmal konnte – in einer diesmal auch menschlich sehr berührenden Weise – demonstriert werden, welche Bedeutung einer exakten Archivführung zukommt. Nur Archive sind in der Lage, authentische, gesicherte Informationen auf Dauer bereit zu halten und damit einen unverzichtbaren Beitrag zum Gedächtnis der Gesellschaft wie auch zur Rechtssicherheit des/der Einzelnen zu erbringen.
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Quelle: PID Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien, 10.8.2006