Schusterwerkstatt fürs Museum Industriekultur in Osnabrück

Ulrich Brinkmann, Gemeindearchivar von Belm, Kreis Osnabrück, übergab jetzt die komplette Werkstatt  – inklusive sämtlicher Geschäftsunterlagen – des Belmer Schuhmachermeisters Wilhelm Thies (1896-1981) und seines Vorgängers Horstmann dem Leiter des Museums Industriekultur in Osnabrück, Rolf Spilker. Die Werkstatt war bereits vor gut zehn Jahren in den Besitz des Museums übergegangen. Nach einer zwischenzeitlichen Lagerung im Gemeindearchiv Belm wurde jetzt die Werkstatt in die neu konzipierte Dauerausstellung "Industrialisierung des Handwerks" übernommen, die die Entwicklung der einzelnen Handwerke vor Ort dokumentieren soll.

Von Interesse sind nicht nur die zahlreichen Werkzeuge und Einrichtungsgegenstände, sondern auch die Dokumente und Geschäftsunterlagen, die sich noch bis vor kurzem in Familienbesitz befanden. Dazu gehören Inventarverzeichnisse, Fotos, Verkaufsbücher, Handwerkskarte sowie Gesellen- und Meisterbrief von Wilhelm Thies. Besonders aufschlußreich sind jedoch die Anschreibbücher, denn sie belegen, dass zahlreiche Kunden nicht in der Lage waren, die bestellte Ware sofort oder überhaupt zu bezahlen. Diese säumige Zahlungsmoral bedrohte nicht selten sogar die Existenz der Handwerker selbst.

Vielleicht spielte dieses auch eine Rolle dabei, dass der Schuhmacher Thies nebenbei noch eine Gaststätte betrieb und auch für den Verkauf von Lebensmitteln zuständig war. Außerdem übernahm er Sattlerarbeiten und vertrat den Standesbeamten.  

Ab dem 12. November 2006 kann nicht nur diese Schusterwerkstatt, sondern auch die Entwicklung anderer Handwerke hin zur Industrie – wie zum Beispiel die Stellmacherei, der Wagenbau, die Mühlentechnik und die Papierherstellung –  in der Dauerausstellung im Museum Industriekultur besichtigt werden. Darüber hinaus kann man sich dort auch über die regionale Wirtschafts-, Technik-, Bergbau- und Sozialgeschichte informieren.

Kontakt:
Museum Industriekultur 
Haseschachtgebäude
Fürstenauer Weg 171
49090 Osnabrück
Tel.:  (0541) 9 12 78 46

Quelle: Osnabrücker Zeitung, 2.8.2006

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