Kieler Stadtarchiv plant Dokumentation über die letzten Kriegstage im Mai 1945

Einem Vorauskommando der britischen Streitkräfte unter Führung des Majors Tony Hibbert hat es Kiel zu verdanken, dass russische Pläne durchkreuzt wurden, Kiel als westlichsten eisfreien Hafen sowie den Nord-Ostsee-Kanal als ungehinderten Nordseezugang der Sowjetunion einzuverleiben. Die 300 Mann starke Einheit marschierte in einem Eilmarsch am 4. und 5. Mai 1945 von Hamburg und Lübeck direkt zum Kriegsmarinehafen in Kiel.

Sie besetzten umgehend militärische Dienststellen (Marineakademie und Marinearsenal), aber auch die Werften und wichtige Industriebetriebe wie die Walter-Werke und die Elac. So war schon vor der vollständigen Besetzung Kiels durch größere Truppeneinheiten am 7. Mai 1945 die Sicherung wichtiger strategischer, militärischer und wissenschaftlicher Gebäude, Personen und Konstruktionspläne für die britische Besatzungsmacht erfolgt.

Da es zu dieser wichtigen Aktion kaum Dokumente im Kieler Stadtarchiv gibt, werden dringend Zeitzeugen gesucht, die noch Informationen sowie Fotos und Dokumente zu den erwähnten Tagen im Mai 1945 liefern können. Bei einem Besuch von Tony Hibbert und einiger seiner ehemaligen Kameraden in Kiel im Mai 2006 erfolgte bereits eine ausführliche Befragung. Alle Fragen – insbesondere zur Besetzung des Rathauses – konnten jedoch auch dabei nicht geklärt werden.
Wer dazu beitragen möchte, dass diese für die Geschichte Kiels wichtige Zeitspanne endlich aufgearbeitet und ausführlich dokumentiert wird, kann sich im Kieler Stadtarchiv mit Jutta Briel in Verbindung setzen.

Kontakt:
Stadtarchiv Kiel
Rathaus, Fleethörn 9
24103 Kiel
Telefon: 0431 901-3421
stadtarchiv@LHStadt.kiel.de

Quelle: kiel4kiel.de, 29.6.2006

Aufarbeitung mittelalterlicher Handschriften aus Halberstädter Archiven

Zahlreiche wertvolle Schriften aus Halberstädter Archiven und Bibliotheken sowie aus dem Domschatz, die bis in die Karolingerzeit (7.-10. Jahrhundert) zurückreichen, werden in den nächsten Jahren wissenschaftlich aufgearbeitet. Möglich macht dies eine Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die dem gemeinsamen Antrag von der Stadt Halberstadt, der Domschatzverwaltung, der Stiftung Dome und Schlösser Sachsen-Anhalt sowie dem Evangelischen Kirchspiel Halberstadt positiv gegenüberstand.

Ein Grund für die fehlende wissenschaftliche Bearbeitung dieser Schriftstücke ist darin zu sehen, dass viele von ihnen erst infolge der „Rückführung kriegsbedingter Auslagerungen“ wieder nach Halberstadt kamen. An die 800 Bücher und Schriftstücke gab allein Russland in den Jahren 1993 bis 2004 zurück. Unter ihnen befanden sich auch 79 Schriftstücke aus dem Stadtarchiv und dem Domschatz. Zu ihnen gehören auch die mittelalterlichen theologischen Handschriften aus verschiedenen Klöstern (die ältesten aus dem 9. Jahrhundert) aus dem Bestand der Halberstädter Gymnasialbibliothek. Aber auch Buchmalereien aus dem 13. Jahrhundert und Schriftstücke Halberstädter Domherren aus dem 18. Jahrhundert zählen dazu.

Die wissenschaftliche Bearbeitung dieser wichtigen Archivalien wird zu einem großen Teil in der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel erfolgen, die für eine Zusammenarbeit gewonnen werden konnte.

Quelle: Axel Haase, Volksstimme, 3.7.2006

Archiv und Wirtschaft 2/2006

Die neueste Ausgabe (Heft 2/2006) von Archiv und Wirtschaft ist soeben mit folgenden Inhalten erschienen:

Aufsätze
Elke Pfnür: Wir arbeiten in Lhasa – Brandschutz im Historischen Archiv der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank AG, München
Wolfgang Wimmer: Zwei Jahre Findmittel des Carl Zeiss Archivs im Internet online
Rainer Volk: Vom Zauber und Fluch des O-Tons – Geschichte im Rundfunk

Berichte
Thomas Wölk: Einblicke in die Welt der Farben. 39. Jahrestreffen des Arbeitskreises der Chemiearchivare am 15. November 2005 in Ober-Ramstadt

Rezensionen

  • Stefanie Unger (Hrsg.): Archivarbeit zwischen Theorie und Praxis. Ausgewählte Transferarbeiten des 35. und 36. Wissenschaftlichen Kurses an der Archivschule Marburg (Martin Burkhardt)
  • Clemens Wischermann u. Anne Nieberding: Die institutionelle Revolution. Eine Einführung in die deutsche Wirtschaftsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts (Peter Hübner)
  • Thilo Lang: Das Investitionsverhalten Metall verarbeitender Unternehmer in Württemberg 1924–1936 (Christopher Kopper)
  • Werner Abelshauser, Jan-Otmar Hesse u. Werner Plumpe (Hrsg.): Wirtschaftsordnung, Staat und Unternehmen. Neue Forschungen zur Wirtschaftsgeschichte des Nationalsozialismus (Martin Krauß)
  • Stephan Wegener (Hrsg.): August und Joseph Thyssen. Die Familie und ihre Unternehmen (Sebastian Beck)
  • Barbara Hillen: Der Sparkassenreformer und sächsische Mittelstandspolitiker Johann Christian Eberle (1869–1937) (Jürgen Lotterer)
  • Karl-Heinz Glaser: Aschingers „Bierquellen erobern Berlin. Aus dem Weinort Oberderdingen in die aufstrebende Hauptstadt (Michael Klein)
  • Ingo Köhler: Die „Arisierung“ der Privatbanken im Dritten Reich. Verdrängung, Ausschaltung und die Frage der Wiedergutmachung (Kurt Schilde)
  • Hans-Eugen Bühler u. Olaf Simon: Die blendenden Geschäfte des Matthias Lackas. Korruptionsermittlungen in der Verlagswelt des Dritten Reiches (Kurt Schilde)
  • Beate Battenfeld: Alles im Eimer. Gedanken zu einem nützlichen Gegenstand (Ulrich S. Soénius)
  • Ostdeutscher Sparkassen- und Giroverband (Hrsg.): „Was mich interessiert ist Geld.“ Geldgeschichte, Geldpolitik, Geldtheorie von den Anfängen bis zur Gegenwart. Text und Bildauswahl von Britta Weschke u. Claudia Wöhnl (Claudia Stockem)

Personalnachrichten/Verschiedenes
Impressum 

Info:
www.wirtschaftsarchive.de
Archiv und Wirtschaft, 39. Jg., 2006, H. 2
Jahresabonnement: 26 €
Einzelheft: 8 €

Kontakt:
Dr. Detlef Krause
COMMERZBANK c
ZKV-Historische Dokumentation
Kaiserplatz
60261 Frankfurt am Main
Tel.: 069/136-23616
Fax: 069/136-23422
detlef.krause@commerzbank.com
www.commerzbank.de/konzern/geschichte

IGPP-Bruchstücke

Die leicht chaotischen Aufbewahrungsbedingungen sowie die unkontrollierten Nutzungsmodalitäten im früheren Institutsgebäude des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. (IGPP) auf der Freiburger „Eichhalde“ hatten zur Folge, dass die Sammlungsbestände des IGPP an vielen Stellen heftig durcheinander gewirbelt und zahlreiche Einzelstücke aus ihrem ursprünglichen Überlieferungskontext gerissen wurden. 

Dazu kam, dass es keine eigentliche Ordnungsstruktur für das aufbewahrte Material gegeben hat und in der Regel weder Neueingänge noch Ausleihen gesondert verzeichnet wurden. Der Faktor Mensch hat durch vielfältige Eingriffe und die offenbar permanent reduzierte Bereitschaft, Objekte an ihren ursprünglichen Ort zurückzugeben, eine durchaus negative Rolle in der Überlieferungsbildung des IGPP gespielt. 

Aus diesen Gründen lassen sich heute im Institutsarchiv immer wieder Einzelstücke finden, deren Entstehungszusammenhang und Herkunft rätselhaft ist und die aufgrund dieser fehlenden Provenienzgewissheit wohl nur mühsam in die Forschung eingespeist werden können. Eine besondere Fundgrube für solche Bruchstücke ist beispielsweise der mittlerweile erschlossene Bestand Bestand 20/9 (Ungedruckte Manuskripte, Aufzeichungen und Berichte). Unter den hier versammelten 400 Archivalien lassen sich zahlreiche Texte finden, deren ursprünglicher Entstehungszusammenhang im Dunkeln liegt und nur schwer rekonstruierbar sein dürfte. Die in vielen Archiven anzutreffende Bestandsrubrik „Varia“ spiegelt nicht zuletzt diese Unsicherheiten wider: Dort findet man oft Objekte, die man zwar nicht wegwerfen möchte, über deren eigentlichen Kontext man jedoch keine genaueren Kenntnisse mehr hat. Vernichten oder dennoch aufbewahren – so lautet bei diesen „verwaisten“ Stücken die Frage. 

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Abb.: Archivalie des Monats: Kladde mit handschriftlichen Notizen und Gedichten (wohl 1913), Verfasser und Herkunft unbekannt.

Kontakt:
Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V.
-Institutsarchiv-
Uwe Schellinger
Willhelmstraße 3a
79098 Freiburg
0761/20721-61
schellinger@igpp.de
http://www.igpp.de

Quelle: Uwe Schellinger (IGPP), Schaufenster ins Archiv 07-06, 1.7.2006, siehe auch den Bericht vom 19.6.2006.

Bundestag öffnet Web-Archiv

Das Web-Archiv des Deutschen Bundestages ist seit dem 5. Juli 2006 öffentlich zugänglich. Das bisher in der Bundesrepublik einzigartige Web-Archiv der Parlamentsseite (http://webarchiv.bundestag.de) ist ein Pilotprojet des Deutschen Bundestages. Umfangreiche Datenbestände vergangener Internetseiten und Web-Projekte sind nunmehr ebenso einsehbar wie die zahlreichen Veränderungen, denen die Internetseite des Parlaments im Laufe der Zeit unterworfen war.

Mehr als 20 Momentaufnahmen
In regelmäßigen Abständen oder zu bestimmten Anlässen wird die Seite www.bundestag.de vollständig herunter geladen, archivfachlich aufbereitet und als so genannter Snapshot wieder zur Verfügung gestellt. Der erste auf diese Weise bearbeitete Datenbestand wurde im Januar 2005 angefertigt – bisher sind 23 Snapshots abrufbar. So bietet es beispielsweise eine Fülle an Informationen über die Vertrauensfrage von Bundeskanzler Gerhard Schröder und die vorzeitige Neuwahl zum 16. Deutschen Bundestag im Jahre 2005. Der Rückblick führt dabei direkt zu den authentischen, online-verfügbaren (Internet-)Seiten des Deutschen Bundestages in dieser Zeit.

Was den Nutzer erwartet
Ein Snapshot ist vollständig, in sich geschlossen, voll funktionstüchtig und klar gegen andere Webseiten abgegrenzt. Verweise auf externe Seiten wurden entfernt. Die Nachbildung der Suchfunktionalität ist momentan in Arbeit. Da Internetseiten sich ständig verändern, ist auch das Webarchiv immer wieder Anpassungen unterworfen.

Eigenentwicklung von Online-Redaktion und Parlamentsarchiv
Das Webarchivsystem des Deutschen Bundestages ist eine Eigenentwicklung der Online-Redaktion und des Parlamentsarchivs. Es besteht aus zwei Teilen: der interne Bestandteil führt den Download der gesamten Seite und die Konvertierung durch. Während dieser Phase, die zwischen vier und acht Stunden dauern kann, sammelt das System zahlreiche statistische Daten über die Internetseite. Am 6. Juni 2006 zum Beispiel gab es unter www.bundestag.de mehr als 2,25 Millionen Links.

Nach der Aufbereitung der Daten wird der bearbeitete Bestand auf einen Webserver kopiert, auf dem der externe Teil des Systems die Präsentation übernimmt. Es bietet die Snapshots nach Jahren sortiert an, liefert Meta-Informationen und ermöglicht den Zugang zu www.bundestag.de zum Zeitpunkt X. Das Webarchiv steht ab sofort unter der URL http://webarchiv.bundestag.de im Internet zur Verfügung.

Kontakt:
Deutscher Bundestag
Parlamentsarchiv
Platz der Republik 1 
11011 Berlin 
Tel: 030 / 227 32320
Fax: 030 / 227 36817
vorzimmer.id2@bundestag.de

Quelle: Deutscher Bundestag, Pressemitteilung, 5.7.2006

Spezialisten für die moderne Informationsgesellschaft

Zur aktuellen Fachwirtdebatte haben BID und VdA am 30. Juni 2006 eine gemeinsame Presseerklärung herausgegeben:

"Derzeit erarbeiten die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) eine Weiterbildungsmaßnahme für den 1998 neu geschaffenen Ausbildungsberuf in öffentlicher Verwaltung und freier Wirtschaft „Fachangestellte/r für Medien- und Informationsdienste“ sowie für Seiteneinsteiger zum/zur „Geprüften Fachwirt/in für Informationsdienste (IHK)“. Aus Sicht der Fachverbände für die Bereiche Archiv und Bibliothek weist diese Weiterbildungsmaßnahme erhebliche fachliche Defizite auf, die zu Kompetenzproblemen im Berufsalltag führen können, und wird daher nicht mitgetragen.
Erklärtes Ziel von ver.di und DIHK ist es, diesen Personenkreis zu Führungskräften des mittleren Managements zu qualifizieren. Schwerpunktmäßig sollen Kompetenzen in Personalführung, Rechnungswesen, Unternehmensführung und Informationsmanagement vermittelt werden. Die Vermittlung von grundlegendem Fachwissen aus den Bereichen Archiv, Bibliothek und Dokumentation, das für diese Zielgruppe unabdingbar wäre, ist dabei nach der Analyse der Fach- und Berufsverbände deutlich unterrepräsentiert.

Natürlich wächst der Bedarf an Spezialisten, die relevante Informationen in Archiven, Bibliotheken und Dokumentationsstellen recherchieren, erschließen und bereitstellen, mit der immer größer werdenden Informationsflut in unserer Gesellschaft. Die Fach- und Berufsverbände (VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. und Bibliothek & Information Deutschland – BID) arbeiten daher aktiv auf verschiedenen Ebenen daran mit, die Aus- und Weiterbildungsangebote an den aktuellen und künftigen Anforderungen auszurichten.

Aus Sicht der Verbände kann den stetig steigenden fachlichen Anforderungen unserer Informationsgesellschaft jedoch nur entsprochen werden, wenn Weiterbildungsmaßnahmen die fachspezifischen Inhalte eines Berufsfeldes und zusätzlich die Managementkompetenz in den Vordergrund stellen. Nur so ist gewährleistet, dass Absolventinnen und Absolventen einer Weiterbildungsmaßnahme auch wirklich eine berufliche Perspektive haben. 

Die Berufsverbände setzen sich deshalb aktiv dafür ein, ausgebildeten Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste in den verschiedenen Fachrichtungen den Zugang zu akkreditierten fachspezifischen Studiengängen (Stichwort Bologna-Prozess) und Fortbildungsangeboten zu eröffnen. Hier können bereits vorhandene qualifizierte Hochschul- und Fortbildungsstrukturen genutzt werden. Die Schaffung von Doppelstrukturen, wie von ver.di und der DIHK geplant, ist aus der Sicht der Verbände nicht sinnvoll und nicht vertretbar." 

Kontakt:
BID – Bibliothek & Information Deutschland
www.bideutschland.de

Weitere Informationen:
BID – Bibliothek & Information Deutschland – 
Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheks- und Informationsverbände e.V., 
Geschäftsstelle, 
Straße des 17. Juni 114, 
10623 Berlin, 
Tel. +49 30 / 39001480
www.bib-info.de/berufsfeld/fachwirt/ 

VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. 
www.vda.archiv.net

Weitere Informationen:
VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V., 
Geschäftsstelle, 
Wörthstraße 3, 
36037 Fulda, 
Tel. +49 661 / 29109-72

Quelle: Presseinformation 30.6.2006