Zum 70. Jahrestag der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 soll eine neue Dokumentation über das Leben der Juden in Ulm seit dem Mittelalter erarbeitet werden. Bisher galt das Werk von Heinz Keil aus dem Jahre 1961 zu diesem Thema als maßgeblich. Im Laufe der letzten Jahre haben sich jedoch durch neuere Forschungen und durch Befragungen Betroffener neue Erkenntnisse ergeben.
Der Direktor des Stadtarchivs Ulm, Dr. Michael Wettengel, betont, dass großer Wert darauf gelegt werde, den vom Nazi-Regime verfolgten Mitgliedern der jüdischen Gemeinde Ulm ein Gesicht zu geben. Von den 500 jüdischen Einwohnern wurden etwa 140 Personen verschleppt und ermordet. Deren Leben soll anhand von Biographien und Fotos ausführlich dargestellt werden. Bei der Erstellung der Dokumentation und der Konzipierung der Ausstellung arbeitet das Stadtarchiv eng mit der jüdischen Gemeinde Ulm, der deutsch-israelischen Gesellschaft und dem Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg zusammen.
Im Gegensatz zur Dokumentation, für die die Stadt Ulm 50.000 Euro zur Verfügung stellte, ist die Finanzierung der begleitenden Ausstellung noch nicht gesichert. Da die Stadt eine finanzielle Unterstützung ablehnte, werden nun private Sponsoren und Förderer gesucht, damit die Ausstellung wie geplant am 9. November 2008 im neuen Haus der Stadtgeschichte im Schwörhaus auf dem Weinhof stattfinden kann. Denn die 1870 erbaute Synagoge, die nach ihrer teilweisen Zerstörung im November 1938 kurze Zeit später von der nationalsozialistischen Stadtverwaltung abgerissen wurde, stand ebenfalls auf dem Weinberg.
Für Dr. Wettengel ist eine baldige Realisierung der beiden Projekte von großer Bedeutung, da er hofft, noch viele Zeitzeugen zu diesem Thema befragen zu können. Einen Bildband, in dem 54 Ulmer Juden, die den Holocaust überlebt haben, ihr Schicksal während der Nazi-Diktatur und in den ersten Nachkriegsjahren schildern, hat das Stadtarchiv bereits im Jahre 1991 herausgegeben.
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Quelle: Schwäbische Zeitung online, 26.7.2006