Archiball sammelt für einen guten Zweck

Vor vier Wochen wurde aus Anlass des bundesweiten TAGES DER ARCHIVE im Foyer des Kreishauses in Siegburg die Ausstellung „Pfeifenmann & Pfostenbruch. Die Geschichte des Fußballs im Rhein-Sieg-Kreis“ eröffnet. Sie hat in dieser kurzen Zeit bereits sehr großen Anklang gefunden. Dieses Interesse möchte der Rhein-Sieg-Kreis gleichzeitig für ein soziales Projekt nutzen. 

Gemeinsam mit der Kreisarchivarin Claudia Arndt hat der Grafiker Gunnar Hoge ein Maskottchen entworfen. „Archiball“ wurde das lustige Fußballmännchen getauft und es gibt ihn auf verschiedenen Fanartikeln zu kaufen. Die Verkaufserlöse kommen dem SKM – Katholischen Verein für soziale Dienste im Rhein-Sieg-Kreis e.V. – zugute. Der erste Vorsitzende des SKM, Clemens Bruch, ist einer der Hauptleihgeber der Ausstellung und auch Schirmherr Wolfgang Overath engagiert sich für die gute Sache des SKM. 

Der SKM – Katholischer Verein für soziale Dienste im Rhein-Sieg-Kreis e.V. ist ein Fachverband im Deutschen Caritasverband. Seine Aufgabenfelder sind die Jugend-, Gefährdeten- und Wohnungslosenhilfe sowie die Schuldnerberatung, Betreuungen (BtG) und die Arbeit mit psychisch kranken Menschen. Der SKM beschäftigt 75 Mitarbeiter/innen in sieben Fachbereichen. 

„Archiball lege ich ihnen besonders ans Herz“, sagte Landrat Frithjof Kühn in seiner Rede zur Eröffnung der Ausstellung, „zeigen sie in diesem Jahr nicht nur Sportsgeist, sondern auch soziales Engagement.“ Archiball gibt es auf Schirmkappen für 12,00 Euro, Tassen für 6,50 Euro, Schlüsselbändern für 3,00 Euro und als Ansteckpin für 2,50 Euro beim Kreisarchiv, im Bürgerservicebüro des Kreishauses und im Stadtmuseum Siegburg zu kaufen. Das Set mit allen vier Artikeln kostet 22,00 Euro, Ersparnis 2,00 Euro.

Kontakt:
Archiv des Rhein-Sieg-Kreises
Kaiser-Wilhelm-Platz 1 (Kreishaus)
53721 Siegburg
Telefon: 02241/13-2928
archiv@rhein-sieg-kreis.de 

Quelle: Rhein-Sieg-Kreis (Siegburg), Pressemeldung, 6.6. 2006

Finanzierung des Wiesenthal- Instituts weiter offen

Simon Wiesenthal (1908-2005) hat ein Archiv von rund 8.000 Akten hinterlassen: eine einmalige Sammlung von Zeugenaussagen, Gerichtsakten, Dokumenten aus der NS-Zeit und Korrespondenz. Dieses Archiv soll gemeinsam mit dem ebenso außergewöhnlichen Archiv der Israelitischen Kultusgemeinde der Kern des neuen Wiener Wiesenthal Instituts für Holocaust-Studien (VWI) werden. Dahinter stehen renommierte Forscher des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Wien oder des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes

Die Finanzierung für das geplante Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien ist allerdings noch immer unklar. Es gebe zwar grundsätzliche Zusagen von Bund und Stadt Wien, die genaue Höhe der Förderung sei aber offen. Der Institutsvorstand und Politikwissenschafter Anton Pelinka sagt, dass der Umbau rund zehn Millionen Euro kosten würde, und rund 2,5 Millionen Euro jährlich für den Betrieb aufzuwenden wären. 

In das Institut eingebracht werden soll neben dem Nachlass des im Vorjahr verstorbenen \“Nazijägers\“ auch das Archiv der jüdischen Kultusgemeinde Wien. Sollte das Institut in Österreich nicht zu Stande kommen, drohe der Verlust des Wiesenthal-Nachlasses ans Ausland. Interesse habe zum Beispiel das Simon Wiesenthal Center in Los Angeles, ein weiterer Interessent wäre die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem.

Ein erstes Lebenszeichen gibt das Institut gleichwohl bereits von sich: Am 7. und 8. Juni 2006 veranstaltet der Trägerverein (beteiligt sind unter anderem die Israelitische Kultusgemeinde und das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands) eine hochkarätig besetzte Tagung über "The Legacy of Simon Wiesenthal for Holocaust Studies". 

Im Zentrum der Tagung steht das \“Wiesenthal Memorandum\“ an die österreichische Regierung von 1966, in dem der Leiter des Jüdischen Dokumentationszentrums auf die Beteiligung auffallend vieler Österreicher an den NS-Verbrechen hinwies. Zur Tagung angemeldet hat sich unter anderem Raul Hilberg, der 1939 aus Wien emigrierte Mitbegründer der modernen Holocaustforschung. Die Konferenz wird unter http://www.vwi.ac.at live im Internet übertragen.

Programm:

Mittwoch, 7. Juni 2006 

9:15
Begrüßung 
Hans Belting, Direktor des IFK 
Friedrich Stadler, Vorstand des IfZ

Anton Pelinka, Vorstand des VWI
Zur Idee eines Wiener Wiesenthal Instituts

Einleitung und Moderation: Bertrand Perz 

10:00
David Bankier
Antinazi Exiles’ Reactions to Antisemitism and the Holocaust 

11:00
Kaffeepause 

11:30
Atina Grossmann
Entangled Histories and Lost Memories. 
Jewish Survivors in Occupied Germany 1945–1949 

12:30 Mittagspause 

Moderation: Hans Safrian 

14:30
Isabel Heinemann
Humangenetik und Regionalplanung statt Rasse und Raum: 
Die Rasseexperten der SS in der Nachkriegsgesellschaft 

15:30
Christian Gerlach
Das nationalsozialistische Österreich als \’extrem gewalttätige Gesellschaft\‘ 

16:30 Kaffeepause 

17:00
Peter Black
Handlanger der Endlösung: 
Die Trawniki-Männer und die Aktion Reinhard 1941-1943 

18:00 Ende 

Donnerstag, 8. Juni 2006 

Moderation: Dirk Rupnow 

9:30
Wlodzimierz Borodziej 
Die strafrechtliche Verfolgung der NS-Verbrechen in Polen, 1944–1956 

10:30

Michael Wildt
Die Strafverfolgung der Täter des Reichssicherheitshauptamtes im Nachkriegsdeutschland 

11:30 Kaffeepause 

12:00
Omer Bartov
Guilt and Accountability in the Postwar Courtroom:
The Holocaust in Czortków and Buczacz, East Galicia, as Seen in West German Legal Discourse 

13:00 Mittagspause 

Moderation: Lutz Musner 

15:00
Tom Segev
Simon Wiesenthal and the Holocaust Memory in Israel 

16:00
Bertrand Perz
Das Wiesenthal-Memorandum und die Frage nach der österreichischen Verantwortung für die NS-Verbrechen 

17:00 Kaffeepause 

17:30
Raul Hilberg und Walter Manoschek im Gespräch, Abschlußdiskussion 

18:00 Ende 

Konzeption: Avshalom Hodik (Israelitische Kultusgemeinde Wien), Lutz Musner (IFK, Wien), Bertrand Perz (Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien), Ingo Zechner (Israelitische Kultusgemeinde Wien) 

Kontakt:
Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI)
Rabensteig 3
A-1010 Wien
office@vwi.ac.at

Quelle: Peter Daser, Ö1 Inforadio, 6.6.2006; ORF.at (Wien), 6.6.2006; News networld vom 6.6.2006

Hubert Wolf lässt Quellen sprechen

Im Geschichtsort Villa ten Hompel präsentierte der Münsteraner Kirchenhistoriker Professor Hubert Wolf sein kürzlich erschienenes Buch "Clemens August Graf von Galen – Gehorsam und Gewissen". Das Interesse der Öffentlichkeit an der Person Graf von Galens scheint ungebrochen. So folgten mehr als 80 Personen der Einladung des kommissarischen Leiters der Villa ten Hompel Christoph Spieker, um unter dem Motto "Die Quellen sprechen lassen\“ einen tieferen Einblick in die Vita des Kardinals zu erhalten. 

Ausgewählte Texte von Galens wurden zunächst von Rudolf Guckelsberger rezitiert. Darin angesprochene Themen fanden Eingang in die Fragen von Dr. Markus Köster, Leiter des Westfälischen Landesmedienzentrums, an den Autor. Professor Wolf bettete die jeweiligen Quellen in den weiteren historischen Kontext ein, verwies auf Forschungsfragen und Kontroversen und vertiefte so Aussagekraft und Wirkung der Quellen.

Auszüge aus einer von Clemens August Graf von Galen verfassten Familienchronik gaben Einblick in seine behütete Kindheit in Dinklage, wo er seine entscheidende Prägung erfahren habe. Die dort verinnerlichten Werte und Tugenden von Gewissen und Gehorsam seien, so Wolf, zeitlebens Richtschnur seines Handelns geblieben. Sie ließen ihn jedoch während seiner Berliner Jahre auch die vermeintliche Sittenlosigkeit der in der Weimarer Republik kulturell aufblühenden Hauptstadt als Bedrohung wahrnehmen. Die "Analyse" von Galens zu Gefahren der modernen Tänze sorgte zwar im Publikum für Heiterkeit, kennzeichnete ihn jedoch als Antimodernisten und Kulturpessimisten. Umstrittener als seine Einstellung zur kulturellen Moderne ist die seiner politischen Orientierung. Professor Hubert Wolf verwies darauf, dass die Quellenlage den Vorwurf, von Galen sei Rechtskatholik gewesen, nicht entkräfte, aber keineswegs den Schluss auf eine nationalsozialistische Gesinnung zulasse. Als Anhänger des rechten Flügels der Zentrumspartei hätte er sich weder mit der "gottlosen" Weimarer Republik, noch mit einem drohenden totalitären Staat identifizieren können. Die Xantener Predigt über den hl. Viktor als "Gehorsamverweigerer" aus dem Jahr 1936 belegt, dass von Galen schon früh deutlich dazu aufrief, Missstände an die Öffentlichkeit zu tragen. Letztlich wandte er sich direkt an Rom, da die Mehrheit der Bischofskonferenz eine öffentliche Kritik am Handeln des Staates ablehnte. Der sich herausbildenden Spannung zwischen Gehorsamkeit der Obrigkeit gegenüber einerseits und der Verpflichtung gemäß seinem Gewissen zu handeln andererseits, begegnete er mit einem eindrucksvollen Beispiel an Zivilcourage. Die Predigt von Galens vom 3.8.1941 dokumentiert die mutige Verurteilung und das engagierte Eintreten für ein Ende der Vernichtung "lebensunwerten Lebens\“. 

Nur wenige Wochen nach dieser Predigt erreichte Graf von Galen der Brief eines Juden, in dem dieser sich über die bevorstehende Pflicht den Judenstern zu tragen, beklagt. Hierzu jedoch schweigt von Galen. Prof. Wolf gestand, dass dieses Handeln vor dem Hintergrund seiner klaren Worte gegen die Euthanasie nur schwer zu verstehen sei, betonte aber die antijudaistischen Strömungen der Kirche bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil.

Dennoch scheint von Galen zumindest ein persönliches Interesse am Schicksal einzelner Juden gehabt zu haben. Der damalige Student Hans Kluge, späterer Leiter des Dezernats für Wiedergutmachung in der Villa den Hompel, das für die Entschädigung von NS-Verfolgten zuständig war, wurde im Auftrag von Galens 1938 zum Rabbiner Dr. Steinthal geschickt. Dort sollte er Erkundigungen über dessen Schicksal nach dem Novemberpogrom einholen.- Von Galen wird, wie alle deutschen Bischöfe, katholischer Antijudaist, nicht aber biologistischer Antisemit gewesen sein.

Zwei bislang nur im privaten Bereich gezeigte neue 8mm-Filme über seinen Empfang in Münster nach der Kardinalserhebung im März 1946 und über seine Beisetzung beendeten die Lesung. Abschließend wies Professor Hubert Wolf darauf hin, dass Clemens August Graf von Galen trotz seiner menschlichen Schwächen und Unzulänglichkeiten als "Seliger der Zivilcourage\“ heute mehr denn je Beispiel und Vorbild sein kann und soll. 

Info:
Hubert Wolf: Clemens August Graf von Galen. Gehorsam und Gewissen
1. Aufl. Freiburg 2006, €[D] 19,90 / sFr 34.90
ISBN 3-451-29104-5, ISBN: 978-3-451-29104-3

Kontakt:
Geschichtsort Villa ten Hompel
Kaiser-Wilhelm-Ring 28
48145 Münster
Telefon: 0251 492-71 01
Telefax: 0251 492-79 18
tenhomp@stadt-muenster.de

Schlaglichter der Bamberger Sportgeschichte

Das Stadtarchiv Bamberg nimmt die bevorstehende Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland zum Anlass für eine historische Betrachtung des Themas \“Sport in Bamberg\“ in den vergangenen Jahrhunderten. Vom 7. Juni bis 22. September 2006 zeigt es in seinen Räumen die Ausstellung \“Stählung des Körpers und Festigung des Willens. Schlaglichter der Sportgeschichte Bambergs\“.

In fünf zeitlich gegliederten Abschnitten werden die unterschiedlich prägenden Merkmale des \“Sports\“ in diesen Epochen dargestellt. Vom Mittelalter bis in das beginnende 19. Jahrhundert ist Sport primär Übung für den Kampf, Vorbereitung der Verteidigung und geselliges oder gesellschaftliches Verhalten innerhalb der einzelnen sozialen Stände. 

Im 19. Jahrhundert wird unter dem Einfluss der Vorstellungen des \“Turnvaters\“ Jahn die individuelle Körperertüchtigung zum Ziel (z.B. um den Feuerwehrleuten bessere Körperbeherrschung zu ermöglichen) – anfangs in Verbindung mit politischen Absichten -, ehe sich dann um 1900 unter dem Begriff der \“English sports\“ der Vergleich im Wettkampf, die Höchstleistung und der \“Sieg\“ neue Vorstellungen entwickelten; aus dieser Zeit stammt eine Vielzahl der heutigen Mehrsparten- und vor allem der Fußball-Vereine. Bald entstanden darüber hinaus, bedingt durch technische Entwicklungen, neue Varianten wie der Motorsport. 

Auch wenn nach 1933 die Ausübung des Sports zunächst in den Vereinen noch \“as usual\“ betrieben wurde, so änderten sich doch die Zielsetzung und die Organisation ganz wesentlich. Erneut wurde die Körperertüchtigung das eigentliche Ziel, nun allerdings – oft unbemerkt – mit Blick auf die Erfordernisse des geplanten Krieges und unter dem Dach einer gleichgeschalteten und rassenpolitisch einheitlichen Ausrichtung. Nicht das Individuum und seine persönliche Entfaltung zählte, sondern seine Einordnung und Einbindung in die \“Volksgemeinschaft\“. 

Die Nachkriegszeit ist schließlich von unterschiedlichen Strömungen geprägt: Zunächst eingeschränkt von den schwierigen politischen und wirtschaftlichen Bedingungen gelang es den Vereinen doch zusehends, ihre Aktivitäten aus den letzten Friedensjahren wieder aufzunehmen. Hinzu kamen neue, etwa von den Besatzungsmächten importierte und hierzulande akzeptierte Sportarten wie Football oder Basketball; schließlich prägen Kommerzialisierung und Professionalisierung den Sport, aber auch so gegensätzliche Entwicklungen wie Individualisierung – durch immer neue Trendsportarten, die nicht mehr im Verein ausgeübt werden – und gleichzeitig sportliche Großveranstaltungen, die immer mehr Menschen in ihren Bann ziehen; der Sport teilte sich vollends in Leistungssport, der immer mehr zu einem kommerziellen Anker wird, und den nach wie vor bestehenden Breitensport unter dem Einfluss eines verstärkten Gesundheitsbewusstseins. 

Die Ausstellung zeigt die Entwicklungen an Bamberger Vereinen, Ereignissen und Sportstätten auf; vier seit 1882 in Bamberg abgehaltene Landesturnfeste sind Paradebeispiele der Veränderungen. Zahlreiche Archivalien wie Urkunden, Fotos und Plakate, aber auch Gegenstände wie Fahnen, Pokale oder Sportgeräte dokumentieren Varianten und Höhepunkte und machen den unterschiedlichen Stellenwert und die verschiedenartigen Ziele deutlich, die \“Sport\“ annehmen konnte: vom Ritterturnier und Fischerstechen bis zum Weltkulturerbelauf.

Die Eröffnung der Ausstellung findet am Dienstag, 6. Juni, um 18.00 Uhr im Stadtarchiv Bamberg statt. Die Ausstellung ist während der Dienstzeiten des Stadtarchivs (Mo.-Mi. 8.00-16.00 Uhr, Do. 8.00-20.00 Uhr, Fr. 8.00-14.30 Uhr; Sa., So., Feiertage geschlossen) zugänglich. Der Eintritt ist frei. Gruppenführungen nach Vereinbarung.

Kontakt:
Stadtarchiv Bamberg
(Untere Sandstr. 30a (ehem. \“Chirurgie\“)
96049 Bamberg 
Tel. 0951/87-1370 (Dr. Robert Zink)
Fax: 09 51/87 19 68 
stadtarchiv@bamberg.de 

Quelle: Der Neue Wiesenbote, 3.6.2006

Meistermann zu jung, um entartet zu sein

Der aus Solingen stammende Maler Georg Meistermann (1911-1990) schuf über eintausend Glasfenster an rund 250 Orten in Europa. Er war unter anderem Professor an der Frankfurter Städelschule, an der Akademie der Bildenden Künste München und an der Kunstakademie Düsseldorf sowie Präsident des Deutschen Künstlerbundes

Eine von den Nazis als neuen Machthabern im Februar 1933 geschlossene Ausstellung in Elberfeld ließ das Bild entstehen, Georg Meistermann sei ein verfemter Künstler gewesen. Neue Dokumente aus dem Solinger Stadtarchiv widerlegen diesen Mythos vom \“entarteten\“ Künstler Meistermann. Umfangreiche Recherchen in den Zeitungsbänden des Stadtarchivs offenbaren: Auch im \“Dritten Reich\“ wurde Georg Meistermann in Solingen und in der bergischen Region gezeigt.

Erst 1937 wurde die berüchtigte Ausstellung \“Entartete Kunst\“ im Münchner Haus der Kunst zum Signal für ideologische Verfolgung und Bildersturm. Im April 1937 stellte Georg Meistermann allerdings in Remscheid aus, 1941 in der Solinger Weihnachts-Kunstausstellung, und wie auch in den Jahren zuvor nahm das lokale Feuilleton davon detailliert Notiz (\“Beachtenswerte schöpferische Kräfte\“).

Die publizistischen Fundstücke untermauern, was Dr. Justinus Maria Calleen 1993 in seiner Dissertation über \“Georg Meistermann in St. Gereon zu Köln\“ wissenschaftlich belegt: Georg Meistermann sei, \“zu jung und zu unbekannt gewesen, um von den Nazis tatsächlich als ,entartet\“ verfolgt zu werden\“, er sei auch kein \“öffentlicher Widerstandskämpfer\“, als den ihn die Nachwelt gelegentlich zeichne, sehr wohl aber ein streitbarer NS-Gegner gewesen. Das Urteil des Kölner Kunsthistorikers, der zahlreiche Gespräche mit Meistermann selbst und mit seinen Weggefährten und Freunden führen konnte, hat Gewicht: Calleen ist ein Enkel Meistermanns.

Quelle: Wilhelm Rosenbaum, Solinger Tageblatt, 3.6.2006

INA-Archiv online

Das französische \“Institut national de l’audiovisuel\“ (INA) besitzt das Pflichtexemplarrecht fast aller Fernsehsendungen in Frankreich und der fünf Radiokanäle von Radio France. – Wie wurde 1940 in den französischen Wochenschauen über die Treffen zwischen Pétain und Hitler berichtet? Was sagte de Gaulle in seiner Fernsehansprache zwei Tage vor dem Referendum über die Unabhängigkeit Algeriens? Und wie klang die Stimme von Jean-Paul Sartre? 

Die jüngst eröffnete Website des INA erlaubt es, diese und zahllose ähnliche Fragen zu beantworten. Rund 100.000 Radio- und Fernsehsendungen sind nunmehr online verfügbar gemacht (80% frei zugänglich, der Rest gegen geringe Kosten von bis zu 12 Euro). Mit den Einnahmen der heruntergeladenen Sendungen sollen hauptsächlich die Urheberrechte und die weitere Digitalisierung bezahlt werden. Dank einer Suchmaschine und einer thematischen Einstiegsmöglichkeit ist die Recherche in vielen Fällen erfolgreich.

Die auch in Englisch abrufbare Website ist ein Nebenprodukt der 1999 begonnenen Digitalisierung der rund 3 Millionen Programmstunden des öffentlich-rechtlichen Fernsehens und Radios, die das INA konserviert. Bei einem Viertel der Archive muss das bis zum Jahr 2015 geschehen sein, andernfalls laufen sie aufgrund der Fragilität der Datenträger Gefahr, zerstört zu werden.

Link: http://www.ina.fr

Quelle: Neue Zürcher Zeitung, 2.6.2006

Zwanzig Jahre Vaihinger Stadtarchiv

„Das Stadtarchiv kann man als das Gedächtnis der Stadt bezeichnen,“ meint Vaihingens Stadtarchivar Lothar Behr. Rund 1500 laufende Meter Akten in zwei Magazinräumen, 6700 Bücher in der Präsenzbibliothek, ein Benutzerraum mit acht Arbeitsplätze und anderes mehr gehören zum Vaihinger „Gedächtnis“. Am Maientag vor 20 Jahren weihte Oberbürgermeister Heinz Kälberer das Stadtarchiv in dem sanierten Gebäude Spitalstraße 8 ein. Behr und seine Mitarbeiterin Hedwig Heidrich laden am Sonntag (04. Juni) zwischen 13.00 Uhr und 18.00 Uhr zum Tag der offenen Tür ein. Wer mehr über das Stadtarchiv wissen will, kann an den Führungen um 14.00 Uhr oder um 16.00 Uhr teilnehmen. 

„In den vergangenen 20 Jahren hat sich das Archiv als kulturelle Institution etabliert. Dank der Ausstellungen und den Veröffentlichungen ist es gelungen, das Interesse der Bevölkerung für die Stadtgeschichte zu wecken und zu stärken,“ erklärt der Stadtarchivar. Jedem, der ein berechtigtes Interesse nachweist, steht das Archiv offen. Behr freut sich, dass die Anzahl der Besucher und Benutzer ein konstant hohes Niveau hat. Sie können in den Akten und Büchern recherchieren. Das Archiv-Team unterstützt die Interessierten bei ihren Forschungen. 

Das Archiv bewahrt rechtlich und historisch wichtige Unterlagen auf – das ist die Kernaufgabe des städtischen „Gedächtnisses“. In den Rollregalen der Spitalstraße 8 liegen nicht nur Unterlagen über die Stadtgeschichte Vaihingens, sondern auch aus den Archiven der übrigen acht Stadtteile. Die Dokumente sind sowohl amtliche Unterlagen als auch private. „Teilweise stellen uns Privatpersonen, aber auch Firmen und Vereine ihre Überlieferungen zur Verfügung,“ erklärt Behr. Zu den Büchern der Präsenzbibliothek gehören unter anderem allgemeine Nachschlagewerke, Schriften zur Landes-, Orts- und Familiengeschichte. Die Dauerausstellung „Stadtgeschichte in Dokumenten“ gibt einen Überblick zu den Unterlagen im Stadtarchiv. 

Auch ein Archiv muss an die Zukunft denken: Die Stadt plant, das Gebäude zu erweitern. Erste Bauarbeiten haben die Spitalstraße 8 mit dem Nachbarhaus Neue Gasse 4 bereits verbunden.

Quelle: Pressemitteilung, 1.6.2006

Jahrestreffen der Stormarner Archive

Der Frage der Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen den Museen und den Archiven in Stormarn widmeten sich Stormarns Archivare auf ihrer Jahrestagung im Ahrenburger Rathaus. Neben den Archivaren waren auch Museumsfachleute sowie der Direktor des schleswig-holsteinischen Landesarchivs Professor Reimer Witt, Iris Groschek vom Staatsarchiv Hamburg und Dr. Martin Kleinfeld vom Kreisarchiv Harburg anwesend.

\“Museen und Archive leisten historische Bildungsarbeit und haben ein gemeinsames Ziel: Die Rettung von Kulturerzeugnissen\“, leitete Martin Kleinfeld seinen Vortrag ein. Aus erster Hand konnte er berichten, wie eine Kooperation funktionieren kann. Kleinfeld ist neben seiner Tätigkeit beim Genossenschaftlichen Archiv in Hanstedt einen Tag in der Woche auch im Freilichtmuseum am Kiekeberg in Harburg anzutreffen.

Eine vergleichbare Zusammenarbeit gibt es in Stormarn nicht. Das soll sich ändern. Stefan Watzlawik vom Kreisarchiv Stormarn hält gemeinsame Sonderausstellungen, aber auch eine Zusammenarbeit bei Kulturportalen im Internet für wünschenswert.

Quelle: Alice Friedrich, Hamburger Abendblatt, 1.6.2006

Skizze zur Laterne in der Gladbacher Rathausstraße

Um eine Neuerwerbung reicher ist jetzt das Stadtarchiv Mönchengladbach. Franz Köster schenkte der Stadt den Entwurf seines Vaters Heinrich für dessen Meisterstück als Schlosser: die Laterne mit großem Ausleger in der Rathausstraße am Abteiberg gegenüber der Balderichstatue. Heinrich Köster (1889-1964) fertigte 1913 für seine Meisterprüfung einen Ausleger samt Laterne an. Er machte es sich zur Aufgabe, Symbole weltlicher und kirchlicher Gewalt zusammenzuführen. So arbeitete Köster das Stadtwappen und eine Helebarde ein, es ist aber auch ein Abtsstab zu erkennen. 

Nach Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg setzten Vater und Sohn Köster die Lampe wieder instand. 1962 konnte sie erneut an ihren Standort montiert werden. Das Stadtarchiv stellt nun die Skizze in einer Vitrine aus, in der sie mit Abbildungen des eisernen Tores der Hofeinfahrt des Rathauses Abteiberg verglichen werden kann. Auch diese exzellente Schmiedearbeit stammt aus der Werkstatt von Heinrich Köster. Dessen Vater Franz (1859-1932) hatte dieses 1896 ursprünglich für die Mönchengladbacher Niederlassung der Firma Bayer gefertigt. 1959 konnte das Tor für das Rathaus erworben werden. Die Familie Köster hinterließ mit ihrem Kunsthandwerk über drei Generationen bleibende Spuren in der Stadt.

Kontakt:
Stadtarchiv Mönchengladbach
Aachener Str. 2
41050 Mönchengladbach
Telefon: 02161-253241
Telefax: 02161-253259
stadtarchiv@moenchengladbach.de

Quelle: Stadt Mönchengladbach, Pressemeldung, 31.5.2006

Tagung des Westfälischen Altertumsvereins in Arnsberg

Zum ersten Mal in seiner über 180-jährigen Geschichte hält der Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Paderborn e.V. eine gemeinsame Sitzung seines Vorstandes und Beirates in Arnsberg ab. 

Der traditionsreiche Verein, einer der ältesten Geschichtsvereine Deutschlands (gegründet 1824), bietet mit seinen zahlreichen Veröffentlichungen wie der \“Westfälische Zeitschrift\“ oder der Zeitschrift \“Westfalen\“ sowie seinem abwechslungsreichen Jahresprogramm, zum Beispiel den Tag der Westfälischen Geschichte, Vorträgen und Exkursionen, für Jeden an der Westfälischen Landesgeschichte Interessierten Informationen und Anregungen auf hohem Niveau. Informationen gibt es beim Stadtarchiv Arnsberg, Telefon 02932/201-1241, oder unter www.altertumsverein-paderborn.de

Die circa 25 Vorstands- und Beiratsmitglieder werden unter der Leitung des Vereinsdirektors Dr. Hermann-Josef Schmalor, der selbst aus Sundern-Hagen stammt, am Donnerstag, 8. Juni, nachmittags im neugestalteten Westflügel des ehemaligen Klosters Wedinghausen, Klosterstraße 11, tagen. Das Stadt- und Landständearchiv bleibt aus diesem Grunde an diesem Nachmittag für die öffentliche Nutzung geschlossen.

Kontakt:
Dr. Hermann-Josef Schmalor
Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens,
Abt. Paderborn e.V.
Pontanusstr. 55 (Stadtarchiv)
33095 Paderborn
Tel.: 05251/881595
Fax: 05251/882047
E-Mail: direktor@altertumsverein-paderborn.org 
http://www.altertumsverein-paderborn.org