Der aus Solingen stammende Maler Georg Meistermann (1911-1990) schuf über eintausend Glasfenster an rund 250 Orten in Europa. Er war unter anderem Professor an der Frankfurter Städelschule, an der Akademie der Bildenden Künste München und an der Kunstakademie Düsseldorf sowie Präsident des Deutschen Künstlerbundes.
Eine von den Nazis als neuen Machthabern im Februar 1933 geschlossene Ausstellung in Elberfeld ließ das Bild entstehen, Georg Meistermann sei ein verfemter Künstler gewesen. Neue Dokumente aus dem Solinger Stadtarchiv widerlegen diesen Mythos vom \“entarteten\“ Künstler Meistermann. Umfangreiche Recherchen in den Zeitungsbänden des Stadtarchivs offenbaren: Auch im \“Dritten Reich\“ wurde Georg Meistermann in Solingen und in der bergischen Region gezeigt.
Erst 1937 wurde die berüchtigte Ausstellung \“Entartete Kunst\“ im Münchner Haus der Kunst zum Signal für ideologische Verfolgung und Bildersturm. Im April 1937 stellte Georg Meistermann allerdings in Remscheid aus, 1941 in der Solinger Weihnachts-Kunstausstellung, und wie auch in den Jahren zuvor nahm das lokale Feuilleton davon detailliert Notiz (\“Beachtenswerte schöpferische Kräfte\“).
Die publizistischen Fundstücke untermauern, was Dr. Justinus Maria Calleen 1993 in seiner Dissertation über \“Georg Meistermann in St. Gereon zu Köln\“ wissenschaftlich belegt: Georg Meistermann sei, \“zu jung und zu unbekannt gewesen, um von den Nazis tatsächlich als ,entartet\“ verfolgt zu werden\“, er sei auch kein \“öffentlicher Widerstandskämpfer\“, als den ihn die Nachwelt gelegentlich zeichne, sehr wohl aber ein streitbarer NS-Gegner gewesen. Das Urteil des Kölner Kunsthistorikers, der zahlreiche Gespräche mit Meistermann selbst und mit seinen Weggefährten und Freunden führen konnte, hat Gewicht: Calleen ist ein Enkel Meistermanns.
Quelle: Wilhelm Rosenbaum, Solinger Tageblatt, 3.6.2006