Werner Schülerin forschte über katholische Jugend in NS-Zeit

Für ein Referat arbeitete Franziska Thiemann (16) Akten aus den Jahren von 1933 bis 1945 auf. Die Schülerin fand Hinweise auf den katholischen Widerstand im NS-Reich.

Das Thema stand fest, das Abgabedatum auch. Ein Referat über den Widerstand in der NS-Zeit sollten die Schüler der zehnten Klasse am Anne-Frank-Gymnasium schreiben. Am Anfang hatte Franziska Thiemann keine rechte Vorstellung, womit sie beginnen sollte. Das Thema war schließlich nicht gerade einfach zu fassen. Franziska begann Gespräche zu führen. Erst mit der Großmutter, dann mit weiteren Verwandten. \“Ich wollte wissen, was in Werne damals passiert ist\“, sagt die 16-Jährige. Eine Woche Zeit hatte die Geschichtslehrerin ihren Schülern gegeben. Franziska arbeite ganze drei Wochen an ihrem Referat, das Thema ließ sie einfach nicht los.

Zwölf Akten der Ordnungspolizei Werne hatte Wernes Stadtarchivarin Susanne Maetzke der Schülerin zur Verfügung gestellt.

Seltene Originalakten aus dem Jahr 1933 bis 1944 in Kopie, die aus dem Diözesanarchiv Münster nach Werne zurückkehrten. Sie geben Hinweise auf die Auflösung der katholischen \“Jungmännerverbände\“ der Diözese Münster durch die Staatspolizei, ein loser Zusammenschluss katholischer Jugendlicher im Alter zwischen 15 und 20 Jahren, die sich regelmäßig auf den Höfen der Region trafen. Die \“Jünglingssodalität\“, eine weitere Jugendorganisation der Kirche, die in Werne von Kaplan Raphael Graf Droste zu Vischering geführt wurde, blieb vorerst bestehen. Wie die Akten zeigen, war es der Werner Bürgermeister, der schließlich auch ihre Auflösung initiierte. Er schrieb am 9. November 1937 an die Gestapo Münster einen Brief, dessen Inhalt am 5. Dezember 1938 zum Verbot der \“Jünglingssolidität\“ führte.

Was bei den Treffen der katholischen Jugendlichen geschah, darüber kann die Archivarin nur mutmaßen. \“Wahrscheinlich haben sie einfach untereinander ihre Meinung geäußert\“, sagt Maetzke über eine Form des passiven Widerstands in der katholischen Landbevölkerung. Warum die Verbände der Obrigkeit ein Dorn im Auge waren, auch darauf geben die Akten Hinweise: Offensichtlich verzeichneten sie eine Zeit lang mehr Zulauf als die Hitlerjugend.

Maetzke hofft, dass sich weitere Schüler für solche historischen Themen interessieren. \“Ich stellte gerne Material zur Verfügung\“, sagt die Archivarin. Franziska jedoch will nicht Historikerin, sondern Polizistin werden. \“Es war ganz schön viel Arbeit\“, sagt die Schülerin. Fest steht, dass sich die Mühe gelohnt hat. Für ihr Referat \“Widerstand im Dritten Reich in Werne und Umgebung\“ bekam Franziska eine eins.

Kontakt:
Stadtarchiv Werne
Verw.-Gebäude \“Altes Amtsgericht\“
Bahnhofstr. 8
Tel.: 02389/71-538
Fax: 02389/71-524
s.maetzke@werne.de

Quelle: Pressemeldung Stadt Werne mit Material des Westfälischen Anzeigers, 29.5.2006

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