Individuelles und kollektives Geschichtsbewusstsein werden immer stärker durch audiovisuelle und literarische Geschichtsdarstellungen, aber auch durch Ausstellungen geprägt. Das Studienzentrum der KZ-Gedenkstätte Neuengamme bietet deshalb in diesem Sommer eine Fortbildungsreihe für MultiplikatorInnen an, die Materialien aus diesen Bereichen kritisch sichtet und auf ihre Verwendbarkeit für die Bildungsarbeit untersucht. Am Beispiel des Themas „Homosexualität im Nationalsozialismus“ wird in drei Workshops themenspezifisch gearbeitet und Möglichkeiten des Einsatzes in der Bildungspraxis entwickelt. Dabei soll der Umgang mit verschiedenen Zeitebenen berücksichtigt werden (Ereigniszeit, Entstehungszeit des Textes, Veröffentlichungszeit, Rezeptionszeit).
Im Mittelpunkt des ersten Workshops stehen literarische Formen und andere Darstellungstexte (z.B. Tagebücher, Briefe). Anhand eines Readers wird ein Überblick über literarische und andere Textdarstellungen gegeben, die sich zur Erarbeitung von Bildungsmodulen eignen (u.a. Christopher Isherwood, Gad Beck, Lutz van Dijk, Frauen aus dem KZ Ravensbrück).
Der zweite Workshop stellt Werkzeuge der Filmwissenschaft zur Analyse von Filmen, ihrer Produktionskontexte, Inszenierungen und Rezeption vor, mit denen Dokumentarfilme als inszenierte Realität erkannt werden können. Aus der Geschichtsdidaktik lässt sich ein Kriterienkatalog zur Analyse der medialen Geschichtsvermittlung ableiten. Anhand von Filmbeispielen, u.a. aus dem Film \“§ 175\“, wird der Workshop Fragen und Probleme aus beiden Fachdisziplinen diskutieren und aufeinander beziehen.
Im dritten Workshop soll erarbeitet werden, wie man unterschiedliche Quellen in der Bildungsarbeit sinnvoll einsetzen kann. Dabei werden verschiedene Quellengattungen, sowohl Text- als auch Bildquellen, vorgestellt und der Umgang mit ihnen erörtert: In welchem Rahmen, mit welcher Zielsetzung und mit welchen Methoden ist die Nutzung von Quellen, die als unmittelbarster Zugang zur Geschichte gelten, sinnvoll und möglich? Wo sind Quellen zur Geschichte der Homosexualität zugänglich und wie können sie in einem größeren Kontext gedeutet werden? Sollte das Thema Homosexuellen-Verfolgung in der NS-Zeit eigenständig behandelt werden oder ist es sinnvoller, es in eine allgemeine Verfolgungsgeschichte, in die NS-Historie oder in die Sexualitätsgeschichte einzuordnen?
Alle drei Workshops berücksichtigen die zeitliche Distanz zum Nationalsozialismus und die generationellen Veränderungen von Sexualitäts- und Identitätskonzepten: Wie gehen Jugendliche und junge Erwachsene heute mit diesem historischen Thema um? Welche didaktisch-methodischen Schritte können den Prozess der Annäherung an diese Geschichte(n) unterstützen?
Die verschiedenen Workshops der Reihe sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander besucht werden.
Workshop I: Literarische Formen und Darstellungstexte
Leitung: Volker Weiß, päd. Mitarbeiter, VNB – Landeseinrichtung der
Erwachsenenbildung, Göttingen
ReferentInnen: em. Prof. Dr. Wolfgang Popp, Literaturwissenschaftler, Siegen,
Dr. Constanze Jaiser, Literaturwissenschaftlerin, Berlin
WANN: Samstag, 6. Mai 2006, 10.30 Uhr bis 18.30 Uhr
WO: KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Studienzentrum
Jean-Dolidier-Weg 75, 21039 Hamburg
(HVV-Busse 227 und 327 ab S-Bhf. Bergedorf)
GEBÜHR: 15,- €, erm.10,- € (incl. Mittagessen)
ANMELDUNG: Möglichst umgehend unter Tel. 0 40 – 4 28 13 15 21 oder Email: jens.michelsen@kb.hamburg.de
Workshop II: Dokumentarfilme
Leitung: Dr. Katharina Hoffmann, Historikerin, Oldenburg
ReferentInnen: J. Seipel, Filmwissenschaftlerin, Oldenburg
Astrid Schwabe, Kulturwissenschaftlerin, Flensburg
WANN: Samstag, 17. Juni 2006, 10.30 Uhr bis 18.30 Uhr
WO: KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Studienzentrum
Jean-Dolidier-Weg 75, 21039 Hamburg
(HVV-Busse 227 und 327 ab S-Bhf. Bergedorf)
GEBÜHR: 15,- €, erm.10,- € (incl. Mittagessen)
ANMELDUNG: bis zum 9. Juni 2006 unter Tel. 0 40 – 4 28 13 15 21 oder Email: jens.michelsen@kb.hamburg.de
Workshop III: Historische Quellen
Leitung: Dr. Stefan Micheler, Historiker, Hamburg
Referent: Jens Michelsen, KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Hamburg
WANN: Samstag, 2. September 2006, 10.30 Uhr bis 18.30 Uhr
WO: KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Studienzentrum
Jean-Dolidier-Weg 75, 21039 Hamburg
(HVV-Busse 227 und 327 ab S-Bhf. Bergedorf)
GEBÜHR: 15,- €, erm.10,- € (incl. Mittagessen)
ANMELDUNG: bis zum 25. August 2006 unter Tel. 0 40 – 4 28 13 15 21 oder Email: jens.michelsen@kb.hamburg.de