Vor dem Hintergrund seines 15jährigen Bestehens veranstaltet das Thüringer Archiv für Zeitgeschichte "Matthias Domaschk" (ThürAZ) am 25. November 2006 in Jena eine Tagung. Mit dieser soll eine Initiative der DFG zum wechselseitigen Dialog zwischen Archiven und der Geschichtswissenschaft aufgegriffen werden.
Die Tagung "Archiv, Forschung, Bildung" wird Einblicke in die Arbeit unterschiedlicher Archive mit den Überlieferungen der DDR geben. Der Fokus liegt dabei insbesondere auf der Überlieferungsbildung unter den spezifischen Bedingungen der SED-Diktatur. Nachdem im Rahmen der Evaluierung des ThürAZ im Sommer 2004 die Frage nach der Einordnung und Bedeutung nichtstaatlicher Sammlungen mit regionalem Bezug aufgeworfen wurde, soll die Tagung zudem einen Beitrag zur Kontextualisierung der staatlichen und nichtstaatlichen Überlieferungen der DDR leisten.
Diesem Gegenstand widmet sich der erste Themenschwerpunkt unter dem Titel "Bestandsbildung unter den Bedingungen einer Diktatur". Der Rahmen reicht dabei von den nichtstaatlichen Überlieferungen, dem Bezirksparteiarchiv der SED, den kommunalen Beständen am Beispiel des Rates der Stadt Jena hin zu den Grundlagen der Bestandsbildung des MfS. Damit werden sowohl die Unterschiedlichkeit der Problemlagen im Umgang mit den hier vorhandenen Dokumenten als auch die Überschneidungen einzelner Überlieferungen für die wissenschaftliche Arbeit verdeutlicht.
Der zweite Schwerpunkt steht unter dem Titel "Erinnerungskultur versus Wissenschaftslandschaft? Entwicklungen und Perspektiven". Gerade die im Spannungsfeld zwischen "Aufarbeitung der SED-Diktatur" und "DDR-Forschung" entstandene Geschichtslandschaft hat seit Anfang der 1990er Jahre eine starke Ausdifferenzierung erfahren. Ausgehend vom Stand der DDR-Forschung soll die mit dieser Thematik verbundene Wissenschafts- und Aufarbeitungslandschaft zwischen bürgerschaftlichem, politischem und wissenschaftlichem Engagement und die hier stattfindenden Diskussionen und Konflikte beleuchtet werden.
Rückfragen und Kontakt:
Reiner Merker, tagung@thueraz.de
Tagungsprogramm
Datum: 25. November 2006, 11:00-18:00 Uhr
Ort: Rosensäle der Friedrich-Schiller-Universität, Fürstengraben 27, Jena
Grußworte & Eröffnung der Tagung.
Vorträge:
- Marianne Birthler (BStU, Bundesbeauftragte): Von der Bürgerbewegung zur Aufarbeitung. Innenansichten.
- Reiner Merker (ThürAZ): 15 Jahre ThürAZ. Versuch einer Standortbestimmung.
Themenschwerpunkt 1: Bestandsbildung unter den Bedingungen einer Diktatur.
Moderation: Lutz Schilling (Thüringisches Staatsarchiv Gotha)
- Katharina Lenski (ThürAZ): Private Sammlungen. Enstehung, Überlieferung und Bedeutung.
- Katrin Beger (Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt): Bestandsbildung des Bezirksparteiarchivs der SED Gera.
- Constanze Mann (Stadtarchiv Jena): Kommunale Überlieferungen am Beispiel des Rates der Stadt Jena.
- Wolfgang Brunner (BStU, Archiv): Die Archivordnung des MfS. Auswirkungen auf die Bestandsbildung.
Diskussion
Themenschwerpunkt 2: Erinnerungskultur versus Wissenschaftslandschaft? Entwicklungen und Perspektiven.
Moderation: Prof. Lutz Niethammer (Friedrich-Schiller-Universität Jena)
- Dr. Marc-Dietrich Ohse (Deutschland Archiv): Ende einer Ära? Zum Stand der DDR-Forschung.
- Prof. Volkhard Knigge (Gedenkstätte Buchenwald): Erinnerungskultur. Spagat zwischen Opfergruppen und Wissenschaft.
- Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk (BStU, Abtl. Bildung und Forschung): Zur Rolle der Bürgerrechtsbewegung bei der Aufarbeitung von DDR-Geschichte.
- Prof. Irina Scherbakowa (Memorial): Zivilgesellschaftliche Erinnerungsinitiativen in Rußland. (angefragt)
- Ulrike Poppe (Evangelische Akademie zu Berlin): DDR-Geschichte in der Erwachsenenbildung.
- Dr. Karl-Heinz Hänel (Thüringer Kultusministerium): Pespektiven des Umgangs mit der DDR-Geschichte in den Museen des Freistaats Thüringen.
Diskussion
Konzert & Party
Datum: 25. November 2006, 20:00 Uhr
Ort: Cafe Wagner, Wagnergasse 26, Jena
Konzert: Stephan Krawczyk
Kontakt:
Thüringer Archiv für Zeitgeschichte (ThürAZ)
Am Rähmen 3
07743 Jena
Tel: 03641 228605
Fax: 03641 229743
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