Säurefraß bedroht Stabi und Staatsarchiv Hamburg

Der Säurefraß, dem große Bestände der Bibliotheken bundesweit ausgesetzt sind, ist ein schleichender Zerstörungsprozess, der von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird. Das Problem, mit dem heute alle bedeutenden Bibliotheken und Archive konfrontiert sind, reicht bis ins 19. Jahrhundert zurück: Seit etwa 1840 verwendete man industriell hergestelltes Papier, das infolge der darin enthaltenen Holzschliffanteile mit der Zeit Säure ausbildet. Zunächst vergilbt das Papier, später zerbröselt und schließlich zerfällt es. Bundesweit sind schon 60 Millionen Bände vom Säurefraß betroffen, drei Millionen davon bereits so stark, dass sie nicht mehr genutzt werden können. Im Hamburger Staatsarchiv, wo insgesamt 30 Kilometer Archivmaterial lagern, müssten zwei Drittel der Bestände für den Erhalt chemisch behandelt werden. Erst seit etwa 1975 wird zunehmend auf säurehaltiges Papier verzichtet.

Die Kosten für die notwendige und fraktionsübergreifend geforderte Entsäuerung des Bestandes des Staatsarchivs Hamburg werden zur Zeit auf 39 bis 58 Millionen Euro geschätzt. Für eine umfassende Massenentsäuerung in der Staatsbibliothek schätzt deren Direktorin Gabriele Beger die Kosten auf etwa 35 Millionen Euro. Schon für fünf Millionen Euro könnten allerdings die notwendigsten Maßnahmen ergriffen werden. Wie im Staatsarchiv setzt man auch in der Stabi auf die Mikroverfilmung als wichtiges Mittel der Bestandserhaltung.

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Quelle: Matthias Gretzschel, Hamburger Abendblatt, 22.3.2006

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