Der am 14. und 15. März 2006 im Kurpark Bad Oeynhausen abgehaltene 58. Westfälische Archivtag des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) widmete sich zwei Hauptthemenkomplexen: Neben der Kooperation zwischen den Archivsparten ging es um Erfahrungen mit aktuellen Archivbauten und -einrichtungen in Westfalen-Lippe (Programm).
Im Mittelpunkt der 1. Arbeitssitzung stand die Frage nach der Kooperation zwischen den Archivsparten. Deutlich wurde die Notwendigkeit einer intensiveren Zusammenarbeit der Landesarchivverwaltung NRW mit dem Kommunalarchivwesen. Gerade die Beschränkung der Übernahme des Schriftguts aus der Landesarchivverwaltung aus finanziellen Gründen gefährdet nach Ansicht der Kommunalarchivare eine angemessene Berücksichtigung der regionalen Interessen. Bemängelt wurde deshalb die zu späte Berücksichtigung der kommunalen Aspekte in den Bewertungsarbeitsgruppen der Landesarchivverwaltung. Anders als in Baden-Württemberg, wo bereits bei Beginn der Überlegungen auch Kommunalarchivare/innen mit einbezogen waren, erfolgt in NRW die Einbeziehung zu spät und unzureichend.
In der 2. Arbeitssitzung berichteten Archivarinnen und Archivare aus fünf Kommunen von ihren Erfahrungen beim Bau und bei der Einrichtung von Archiven. Licht, Temperatur, Feuchtigkeit – viele Faktoren müssen bei der Unterbringung von Archivalien beachtet werden. Auch ein Kloster kann ein geeigneter Standort sein: Dort hat die Stadt Arnsberg nun ihr Kommunalarchiv untergebracht (siehe Bericht vom 29.10.2004). Zugleich wurde deutlich, dass die Neunutzung von Altbauten stets auch mit archivtechnischen Kompromissen einhergeht.
In der Aktuellen Stunde wurde u.a. erläutert, wie Kommunen ihre Akten vor dem Verfall retten können: Die rund 200 anwesenden westfälischen Archivarinnen und Archivare lernten das neue Landesprogramm zur Entsäuerung von Archivalien kennen. Durch das chemische Verfahren werden dem Papier Säuren entzogen, die maschinell produziertes Papier seit etwa 1850 enthält. \“Ohne die Entsäuerung würden die Archivalien in den nächsten Jahrzehnten zu Staub zerfallen\“, sagte Professor Dr. Norbert Reimann, der Leiter des Westfälischen Archivamtes in Münster. Das Land übernehme 70 Prozent der Kosten der Entsäuerung.
Weiteres Thema der Fachtagung: NORA soll im Katastrophenfall unwiederbringliche Archivalien retten. Das Notfallregister Archive (NORA) wurde vor dem Hintergrund des Elbe-Hochwassers vom Bund eingerichtet. In der Datenbank sind die wichtigsten Daten zu Standorten von Dokumenten und Ansprechpartnern verzeichnet (Eig.Ber./Pressestelle LWL).