Das Mecklenburgisch-Vorpommersche Gewerbe- und Wirtschaftsarchiv (MVGWA) wurde am 1. März 2000 ins Leben gerufen. Es wurde gegründet, um wertvolles Archiv- und Schriftgut aus der Wirtschaft vor der Vernichtung zu bewahren und der einheimischen Wirtschaft die Möglichkeit zu bieten, auch in der Zukunft wertvolle Unterlagen auf Dauer archivieren zu lassen. Es ist neben dem Sächsischen Wirtschaftsarchiv bisher das einzige seiner Art in den neuen Bundesländern.
Das MVGWA geht auf Initiative der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin und der Ernst-Alban-Gesellschaft aus den Jahren 1992 bzw. 1996 zurück. Dank der aktiven Unterstützung durch die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern (Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur) konnte es Ende der 1990er Jahre aufgebaut werden.
Das MVGWA dient als Einrichtung der Wirtschaft der Bewahrung von Archivgut aus dem wirtschaftlichen Leben unseres Bundeslandes vor Vernichtung, unsachgemäßem Umgang und Zersplitterung. Es macht dieses Gut der akademischen und außer- bzw. nichtakademischen Forschung zugänglich und unterstützt die wirtschaftliche Selbstverwaltung sowie die Rechtssicherung. Das Archiv hat die zentrale Aufgabe, archivwürdige Unterlagen aus der Wirtschaft unseres Bundeslandes nach fachlichen Kriterien zu erfassen, zu übernehmen und dauerhaft zu sichern, sowie durch Findmittel zu erschließen, aufzuarbeiten und für die Nutzung bereitzustellen.
Abb.: Kanalarbeiter, um 1959 (Quelle MVGWA)
Das MVGWA ermöglicht den teilnehmenden Unternehmen, Kammern und Verbänden eine z.T. nicht unerhebliche Kostenersparnis durch Übernahme von Aufgaben bei gleichzeitiger Wahrung der Inhalte. Egal welche der Aufgaben und Funktionen jeweils konkret übernommen werden, das MVGWA ist ein gemeinnütziger Dienstleister für die Wirtschaft und die Öffentlichkeit. Trägerin des MVGWA ist seit dem 1. Januar 2001 die Ernst-Alban-Akademie für Wirtschafts-, Technik- und Medizingeschichte e.V.. Das MVGWA verfügt über eine Präsenzbibliothek zur Regionalgeschichte Mecklenburg-Vorpommerns (Schwerpunkt: Wirtschafts- und Technikgeschichte).
Zu dem Dienstleistungsangebot, dass das MVGWA anbietet, gehören u.a. die Übernahme und Fortführung bereits existierender historischer Archive (auch Sammlungen, Dokumentationen) von Firmen, Kammern und Verbänden, die Übernahme der Archive, Registraturen etc. von liquidierten bzw. Konkursunternehmen sowie die Sammlung von Unterlagen der verschiedenen Schriftgutgeber und deren Verwaltung bzw. Archivierung. Außerdem ist das MVGWA zuständig für die Betreuung von Archiven beim Eigentümer (Pflege historischer Archive vor Ort), die Beratung bei der Archiv- bzw. Schriftgutverwaltung und die Beratung von Chronisten. Die Mitarbeiter des Wirtschaftsarchives geben Auskünfte bzw. Vermittlung von Auskünften zu Fragen der regionalen Wirtschafts- und Technikgeschichte.
Ein weiteres wichtiges Aufgabengebiet, sind die Recherchen für Auftraggeber und die Erarbeitung von Firmenchroniken, Festschriften, Archivkonzepten, Ausstellungen zur Industrie- und Technikgeschichte. So erschienen in den letzten Jahren Chroniken von Stadtwerken aus Mecklenburg und Brandenburg. Außerdem wurden Ausstellungen zu kultur- und technikgeschichtlichen Themen in verschiedenen Städten Mecklenburgs gezeigt. So u.a. die Ausstellung über Wassertürme in MV, über Brunnen im Raum Schwerin oder die Ausstellung zum Thema „Stätten der Kultur als Orte der Technik“. Letzte Neuerscheinung des MVGWA waren die Festschriften zum Thema „100 Jahre öffentliche Stromversorgung in Schwerin“ und „150 Jahre Gasversorgung in Schwerin“.
Abb.: 100 Jahre Öffentliche Stromversorgung in Schwerin. Festschrift 2004 (Quelle: MVGWA)
Besonders bei der Erarbeitung von Firmenchroniken wird den Unternehmen sehr schnell klar, wie wichtig es für sie ist, die Unterlagen zu archivieren, um die eigene Geschichte für die Nachwelt bewahren zu können. So zählen seit kurzem so renommierte Unternehmen, wie die Brauerei Rostock oder die Stadtwerke Schwerin zu den Mitgliedern des Trägervereins des MVGWA, um in Zukunft über ein geschlossenes und geordnetes Firmenarchiv verfügen zu können. Aber auch Kammern und Verbände wie die Architekten- und die Steuerberaterkammer lassen im Mecklenburgischen Wirtschaftsarchiv ihre Unterlagen sachgerecht archivieren und sich bei Fragen zur Wirtschaftsgeschichte im allgemeinen und zur eigenen Firmengeschichte im besonderen von den Mitarbeitern beraten und zu bestimmten Anlässen Festschriften oder Ausstellungen erarbeiten.
Das MVGWA hat seinen Hauptsitz in Schwerin sowie eine Nebenstelle in Rostock. Geleitet wird es von Dr. Ingo Sens und Diplomhistorikerin May Hempel.
Kontakt:
Mecklenburgisch-Vorpommersches Gewerbe- und Wirtschaftsarchiv
Werner-Seelenbinder-Str. 2A
19059 Schwerin
Tel. 0385/7451940
E-Mail: EAlbanGWA@aol.com
May Hempel (Schwerin)
Quelle: Zeitgeschichte regional, 9. Jg. 2005, H. 2, 132f. mit freundlicher Genehmigung der Verfasserin.