Der Nachlass des Emder Historikers und Lehrers Dr. Friedrich Ritter (1856-1944) wird im Staatsarchiv Aurich erschlossen. Vor rund zehn Jahren gelangten mehrere Umzugskartons, die die in kleinster Handschrift angefertigte und kaum leserliche Zettelsammlung Ritters beinhalteten, als Depositum an das Auricher Staatsarchiv. Zuvor befanden sich die Unterlagen bis zum Krieg im alten Rathaus; sie gelangten dann in den Besitz der reformierten Gemeinde und schließlich in die Emder Johannes a Lasco Bibliothek.
Der in Leer geborene Friedrich Ritter studierte von 1874 bis 1880 Philologie in Göttingen und Straßburg. 1881 wurde er in Göttingen promoviert. Zuvor legte er sein Staatsexamen ab und erhielt die Lehrbefähigung. Noch 1881 kam Ritter in den Schuldienst, von 1882 bis zu seiner Pensionierung 1921 unterrichtete er als Gymnasialprofessor am Emder Wilhelmsgymnasium. 1884 wurde der Junggeselle Ritter Mitglied der Emder "Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer" und führte die Aufsicht über die Sammlungen der Gesellschaft, seit 1889 war er Vorstandsmitglied. In der Nazizeit entfernte man ihn aus diesen Ämtern. 88-jährig starb der Lehrer und Forscher, dessen Leben der Regional- und Lokalgeschichte galt, im April 1944 – noch vor der endgültigen Zerstörung der Stadt.
Zahllose Interessensgebiete deckt der Rittersche Zettelberg ab, den Archivar Stefan Pötzsch mit Unterbrechungen seit etwa drei Jahren für die Einzelblattverzeichnung sortiert und entschlüsselt. Mittlerweile sind daraus 650 dünne Aktenbände entstanden, ohne dass der Zettelberg bereits gänzlich abgearbeitet wäre. Das Findbuch zum Bestand Ritter (Depositum 87) ist im Staatsarchiv Aurich zugänglich, soll demnächst aber auch ins Internet gestellt werden.
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Quelle: Ina Wagner, Emder Zeitung, 8.2.2006