Das Attribut \“Geheim\“ führt das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem seit 1803 in seinem Titel und brachte damit nicht nur seine Stellung als preußisches Zentralarchiv zum Ausdruck, sondern verwies damit zugleich auf die geheim verwahrten Staatspapiere der brandenburgischen Markgrafen und Kurfürsten, auf die nur der Landesherr und seine Beamten Zugriff hatten. Heute ist das Archiv des aufgelösten preußischen Staates zu einem bis ins 12. Jahrhundert zurückreichenden Gedächtnisort für die Öffentlichkeit geworden.
Dem interessierten Besucher des imposanten Gebäudes an der Archivstraße in Dahlem, täglich handelt es sich um 40 bis 70 Personen, bietet das Archiv 35 laufende Kilometer Archivgut, darunter Bestände der zentralen Verwaltungs- und Justizbehörden Brandenburg-Preußens, der preußischen Parlamente und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, das Brandenburg-Preußische Hausarchiv, das Heeresarchiv bis 1866/1867, bestimmte Territorialüberlieferungen, Schriften von Provinzial- und Lokalbehörden, nichtstaatliche Provenienzen – vor allem Nachlässe und Familienarchive, weiterhin Schriftgut von Freimaurerlogen und vergleichbaren Organisationen sowie Landkarten.
Zu über 80 Prozent wird das Archiv wissenschaftlich von Doktoranden und Studenten genutzt. Private Besucher treibt zu einem großen Teil die persönliche Ahnenforschung in das Haus. Auf manche Akten müssen die Besucher allerdings zwei Tage warten; ein großer Teil der Bestände ist in einem Gebäude im Westhafen eingelagert – aus Platzgründen, da das Dahlemer Depot größtenteils vom Museum für Europäische Kulturen belegt ist. Diese Akten wurden während des Zweiten Weltkrieges ausgelagert und später in Merseburg untergebracht, bis sie nach der Wiedervereinigung 1993/1994 wieder nach Berlin gelangten.
Jürgen Kloosterhuis (56), seit zehn Jahren Direktor des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz, sieht Chancen, dass die Akten zukünftig an einem Standort in seinem Archiv vereint werden. Dort ist die Langzeiterhaltung des Archivs und der laufend zu verbessernde Zugriff für Interessierte eine der Hauptaufgaben der rund 100 Archivmitarbeiter. Seit Anfang der 1990er Jahre wird der Bestand auf Mikrofilm reproduziert, 20 Prozent sind bereits geschafft.
Kontakt:
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz
Archivstraße 12-14
D-14195 Berlin (Dahlem)
Telefon: 030/839 01 00
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Quelle: Anemi Wick, Die WELT, 16.1.2006