Rund 15 Jahre nach der Auflösung des Warschauer Pakts will Polen etwa 90 Prozent seiner bisher geheim gehaltenen Akten über das Militärbündnis aus der Sowjet-Ära veröffentlichen. Der Pakt war 1955 in Warschau gegründet worden. Darin schlossen sich unter Führung der UdSSR außer Polen die Tschechoslowakei, die DDR, Ungarn, Rumänien und Bulgarien zusammen. Nach Einschätzung von Historikern könnte die mit Spannung erwartete Öffnung der Archive insbesondere den Einmarsch von Warschauer-Pakt-Truppen in die Tschechoslowakei 1968 sowie die Verhängung des Kriegsrechts 1981 in Polen genauer beleuchten. Nach Angaben des polnischen Verteidigungsministers Radoslaw Sikorski befinden sich unter den 1.445 Dokumenten zum Beispiel strategische Pläne und Informationen über Manöver.
Auch in Prag, wo der Warschauer Pakt 1991 nach dem Zusammenbruch des Kommunismus in Ost- und Mitteleuropa sowie der Sowjetunion aufgelöst wurde, stößt die polnische Initiative auf Verständnis. Der Leiter des Militärhistorischen Institutes und Oberleutnant der tschechischen Armee, Ales Knizek, glaubt zwar nicht an große Überraschungen. Gleichwohl sei es sehr interessant, wie zum Beispiel das Verhältnis Polens zur Sowjetunion in den Akten dargestellt werde. In Russland hingegen betrachtet man die geplante Offenlegung als eine politische Provokation.
Alle freigegebenen Akten sollen zunächst Historikern zur Verfügung gestellt werden.
Quelle: Wolfgang Jung, N24, 4.1.2006