Freundeskreis Stadtarchiv Jülich in Aktion

Der im Mai 2005 gegründete gemeinnützige Verein \“Freundeskreis Stadtarchiv Jülich\“ hat sich vorgenommen, die Arbeitsbedingungen und die Ausstattung im Jülicher Stadtarchiv zu verbessern (vgl. dazu die Berichte vom 11.5.05 und vom 23.5.05). Im Rahmen des Erntedankfestes am vergangenen Sonntag betrieb der Freundeskreis von 11 bis 14 Uhr daher einen Stand am Jülicher Kulturhaus, wo die Vorstandsmitglieder des Freundeskreises Interessierte über die Ziele des Vereins und die Aufnahmebedingungen informierten.

Stadtarchivar Dr. Horst Dinstühler bot unterdessen Führungen durch das Archiv an. Wegen der räumlichen Enge war dies nur in kleinen Gruppen möglich. Beim Rundgang konnten sich die Besucher von der Notwendigkeit überzeugen, die Arbeitsbedingungen für den Archivar und die Nutzer zu verbessern. Aus Magazinbeständen wurden am Info-Stand größere Mengen von Heimatliteratur und historische Schriften aus der Zeit ab 1955 zum Vorzugspreis angeboten. Der Erlös kommt dem Stadtarchiv Jülich zu Gute.

Kontakt:
Stadtarchiv Jülich
Dr. Horst Dinstühler
Kleine Rurstraße 20
52428 Jülich
Tel.: 02461/936320
Fax: 02461/936367
archiv@juelich.de

Quelle: das JÜLICHt, 29.9.2005

Neue Stadtgeschichte für Magdeburg

1996 hatte der damalige Oberbürgermeister Magdeburgs angeregt, zum 1200-jährigen Stadtjubiläum im Jahr 2005 eine neue Stadtgeschichte erscheinen zu lassen. Innerhalb des Kuratoriums \“1200 Jahre Magdeburg\“ gründete sich im gleichen Jahr unter der Leitung des Direktors der Museen Magdeburg, Prof. Dr. Matthias Puhle sowie des Direktors der Stadtbibliothek, Peter Petsch, der \“Arbeitskreis Stadtgeschichte\“, der als periodisch tagender wissenschaftlicher Beirat fungierte. 1998 wurde in einem Methodenkolloquium in der Landeshauptstadt unter Mitwirkung ausgewiesener Fachwissenschaftler auf dem Gebiet der Stadtgeschichte das Vorhaben im Detail beschlossen.

2000 konnte mit der Einstellung eines wissenschaftlichen Mitarbeiters in der Stadtbibliothek Magdeburg der entscheidende redaktionelle Schritt zur Vorbereitung der Publikation getan werden. Seit 2004 gab es eine enge Kooperation mit den Jubiläumsvorbereitungen des Büros 12hundert. Bis zur Drucklegung begleitete die Redaktion eine inhaltliche und gliedernde Abstimmung der Beiträge, die Entstehung des Bandes sowie die beteiligten Autoren und die umfangreiche Bildredaktion. Im Zusammenwirken zwischen Stadtarchiv, Stadtbibliothek und Magdeburger Museen, insbesondere aber mit dem Institut für Geschichte der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg konnte das umfangreiche Projekt nun zum Abschluss gebracht werden.

Am 15. Jahrestag der Deutschen Einheit erschien der Band \“Magdeburg. Die Geschichte der Stadt 805-2005\“. Auf 1.100 Seiten bieten 45 Autorinnen und Autoren neue und vielseitige Blicke auf 1200 Jahre Magdeburger Geschichte. Die Beiträge erheben den Anspruch, ein aktuelles wissenschaftliches Niveau in lesbarer Form zu bieten. Herausgeben wurde das Buch \“Magdeburg. Die Geschichte der Stadt 805-2005\“ von Peter Petsch und Matthias Puhle. Es erscheint im Verlag Janos Stekovics, Doessel bei Halle, ist über den Buchhandel erhältlich und kostet 50 Euro.

Quelle: Presseinformationen der Landeshauptstadt Magdeburg, 30.9.2005

Dortmunder Ausstellung »Aufbau West« über die Integration von Flüchtlingen und Vertriebenen

Eine Ausstellung über die Integration von Flüchtlingen und Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten sowie aus der SBZ/DDR im Ruhrgebiet nach 1945 ist bis zum 26. März 2006 im Westfälischen Industriemuseum Zeche Zollern II/IV in Dortmund zu sehen. Die Schau mit dem Titel \“Aufbau West\“ zeigt, wie die Menschen aus Ost und West den schwierigen Neuanfang bewältigten, die Produktion in Fabriken und Bergwerken wieder in Gang setzten und in Betrieben und Siedlungen zueinander fanden.

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300 Objekte, 40 Lebensgeschichten sowie zahlreiche historische Fotos, Film- und Tondokumente begleiten die Besucher auf der Zeitreise von 1945 bis in die Gegenwart. Das Spektrum der Exponate ist vielfältig, reicht vom Streichholzbriefchen bis zum Drahtwebstuhl. Vielfach handelt es sich um persönliche Erinnerungsstücke, da die Ausstellung den Blick immer wieder auf einzelne Schicksale lenkt. Den Rahmen für diese Lebensgeschichten bildet die wirtschaftliche Entwicklung in sechs Branchen. An den Beispielen Montanindustrie, Bauwirtschaft, Textil- und Bekleidungsindustrie, Glasherstellung und Maschinenbau macht die Ausstellung die Ausmaße und Folgen des Ost-West-Transfers insbesondere für das Bundesland Nordrhein-Westfalen deutlich.

Der von Dagmar Kift herausgegebene Katalog zur Ausstellung beinhaltet neben einer ausführlichen und reich bebilderten Dokumentation der Ausstellungsabteilungen auch mehrere wissenschaftliche Beiträge zur Verortung des Ausstellungsthemas \“Aufbau West\“ im Forschungskontext. Dabei plädiert Alexander von Plato im Ergebnis seiner erfahrungsgeschichtlichen Untersuchungen für einen zurückhaltenden und differenzierten Gebrauch des Begriffs \“Integration\“, wenn es um die Eingliederung der Flüchtlinge und Vertriebenen in die westdeutsche Gesellschaft geht. Die damalige Wirtsgesellschaft war selbst von starken Friktionen gekennzeichnet. Auch die Einheimischen mussten sich nach dem Zweiten Weltkrieg ändern, so dass sich beide Parteien, Einheimische wie Flüchtlinge, \“in eine neuen Welt integrieren mussten\“. Zum Beleg führt von Plato stabilisierende wie destabilisierende Elemente der Integration an: War einerseits der Arbeitsmarkt in den 1950er Jahren hochgradig aufnahmefähig, so besaßen die Flüchtlinge andererseits vergleichsweise schlechtere Ausgangsbedingungen als die Einheimischen, mussten auf berufsfremden Feldern arbeiten, waren von Feindseligkeiten und Vorurteilen betroffen, ebenso wie von der Trennung von ihren Familien. – Nach Jahrzehnten stellen sich daher heute auch intergenerationell unterschiedliche Langzeitwirkungen der Integrationserfahrungen ein: Versuchte die zweite Generation noch schmerzvoll, sich von der Erfahrungswelt ihrer Eltern zu lösen, so geht die dritte Generation dahin, sich ihrer Wurzeln zu versichern. Hierzu bietet die Ausstellung reichlich Gelegenheit.

Die Ausstellung \“Aufbau West\“ auf dem historischen Zechengelände in Dortmund-Bövinghausen ist dienstags bis sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr zu sehen (Eintritt Erwachsene 5€, Kinder und Jugendliche 2€). Ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm begleitet die Ausstellung, darunter Filmnächte und Lesungen. Zudem werden museumspädagogische Programme, Führungen und Projekte für unterschiedliche Altersstufen angeboten.

Link: www.ausstellung-aufbau-west.de

Info:
Dagmar Kift (Hg.): Aufbau West. Neubeginn zwischen Vertreibung und Wirtschaftswunder.
Ausstellungskatalog: Essen (Klartext Verlag) 2005, 19,90 Euro, 287 S., ISBN 3-89861-542-1

Kontakt:
Westfälisches Industriemuseum
Landesmuseum für Industriekultur
Zeche Zollern II/IV
Grubenweg 5
44388 Dortmund
Tel. 0231-6961-111
Fax: 0231-6961-114
zeche-zollern@lwl.org
www.zeche-zollern.de

Quelle: ddp/Freie Presse, 18.9.2005

Robert Kretzschmar neuer VdA-Vorsitzender

750 Archivarinnen und Archivare aus ganz Deutschland waren diese Woche in Stuttgart zusammengekommen, um erstmals übergreifend die Rolle ihrer Kollegen im Nationalsozialismus kritisch zu beleuchten. Trotz Entnazifizierung hätten viele Nazi-Archivare in der Bundesrepublik und auch in der DDR große Karrieren gemacht, sagte Dr. Robert Kretzschmar vom Hauptstaatsarchiv Stuttgart zum Auftakt des 75. Deutschen Archivtages

Kretzschmar wurde im Verlauf des Archivtags zum neuen Vorsitzenden des Berufsfachverbandes VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. gewählt. Er folgt damit Professor Dr. Volker Wahl im Amt, dem Direktor des Thüringischen Hauptstaatsarchivs Weimar, der seit 2001 VdA-Vorsitzender gewesen ist. Als Leiter des Stuttgarter Hauptstaatsarchivs im Landesarchiv Baden-Württemberg ist Dr. Kretzschmar Ansprechpartner für die abteilungsbezogene Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie für übergreifende und Querschnittsaufgaben. Ein inhaltlicher Schwerpunkt seiner Tätigkeit sind die Theorie und Praxis der archivischen Überlieferungsbildung bzw. die Erstellung von Bewertungsmodellen, wie sie unter anderem in dem zunächst von Kretzschmar geleiteten VdA-Arbeitskreis Archivische Bewertung thematisiert werden.

Auf dem diesjährigen Deutschen Archivtag, der in seiner 106-jährigen Tagungsgeschichte nach 1932 erst zum zweiten Mal in Stuttgart stattfand, wurden nicht nur Biografien untersucht, sondern auch Einflüsse der NSDAP auf die Archive. \“Die Archive als wissenschaftliche Institutionen befanden sich im Dritten Reich in keiner unpolitischen Nische, vielmehr leistete der Berufsstand in vielfacher Weise systemkonforme Dienste\“, sagte Kretzschmar, der auch Lehrbeauftragter der Abteilung Landesgeschichte im Historischen Institut der Universität Stuttgart ist. Zwar hätten in den vergangenen Jahren lokale Einzelstudien die Geschichte der Archive aufgearbeitet, aber an einer Gesamtschau fehle es bisher. Nach Darstellung von Kretzschmar spielten die Archive etwa eine wichtige Rolle beim Erbringen von \“Ariernachweisen\“. Sie hätten gezielt Unterlagen zur Diskriminierung und Verfolgung der Juden ermittelt und inventarisiert.

www.archivtag.de

Quelle: Eßlinger Zeitung, 30.9.2005; vgl. auch den Bericht "Namen zu Nummern" in der FAZ, 1.10.2005, 42