Die Geschichte des Landes Mecklenburg-Vorpommern und seiner Vorläuferterritorien spiegelt sich in Urkunden, Amtsbüchern, Akten, Plakaten, Zeitungen und vielen anderen historischen Quellen wider. Die Horte dieser Schätze sind Landes-, Kreis-, Stadt-, Kirchen-, Universitäts- und weitere Archive, deren Gesamtheit die Archivlandschaft des Landes ausmacht. Der Landesverband Mecklenburg-Vorpommern des Verbandes deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. (VdA) hat es sich schon bald nach seiner Gründung zur Aufgabe gemacht, die Erkundung dieser Landschaft zu erleichtern. Als Ergebnis dieser Bemühungen erschien 1996 die Publikation „Archivlandschaft Mecklenburg-Vorpommern“, die schnell vergriffen war und deshalb im Jahr 2000 eine aktualisierte Neuauflage erfuhr [Archivlandschaft Mecklenburg-Vorpommern. Ein Archivführer / hrsg. vom Landesverband Mecklenburg-Vorpommern des Vereins deutscher Archivare, Neubrandenburg 1996 (2. Aufl. Greifswald 2000)].
Mit deren sich abzeichnendem Ausverkauf sah sich der Landesverband vor die Frage gestellt, ob und wie der interessierten Öffentlichkeit künftig der erste Einstieg in die reichhaltige und vielfältige Archivlandschaft ermöglicht wird. Dabei war die Frage nach dem „Ob?“ aufgrund der anhaltend starken Nachfrage, aber auch aufgrund des öffentlichen Auftrags der Archive und nicht zuletzt aus eigenem Interesse schnell positiv beantwortet. Schwieriger gestaltete sich die Frage nach dem „Wie?“, galt es doch zwischen den Bedürfnissen einer möglicherweise eher traditionell orientierten Klientel und den Segnungen sich stetig verbessernder technischer Möglichkeiten abzuwägen. Den Ausschlag zugunsten letzterer, d.h. zugunsten zeitgemäßer Websites, gab nicht zuletzt der in Zeiten immer knapper werdender Mittel mehr denn je zu berücksichtigende Kostenaspekt. Im Ergebnis dieser Überlegungen steht seit Jahresbeginn die mit finanzieller Unterstützung des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern erschaffene „Archivlandschaft online“ zur Verfügung (www.vda.lvmecklenburg-vorpommern.archiv.net). Sie bietet in wiederum aktualisierter Fassung all’ die gewohnten Informationen aus den bisherigen Broschüren, mittlerweile für 52 Archive aus sieben verschiedenen Sparten.
Das Gewohnte verbindet sich jedoch mit den modernen Präsentationsformen des Internets, die kundenorientiertere Möglichkeit zur künftig schnelleren Aktualisierung eingeschlossen. Wie gehabt werden unter verschiedenen Buttons kurz, knapp und anschaulich die Basisinformationen (Archivname, -anschrift und -träger, Leiter/in, Öffnungszeiten, Archiv- und Bibliotheksbestände sowie Findhilfsmittel, Archivgeschichte und Veröffentlichungen, Homepage) zu den einzelnen Archivstandorten dargestellt. Im Übrigen ist auf den Informationsseiten zu den Archiven, deren Bestände bisher schon in „Ariadne“ online recherchierbar waren [Alvermann, Dirk / Block, Stephan / Weidauer, Alexander, Archive Mecklenburg-Vorpommerns online, in: Zeitgeschichte regional 7. Jg. 2003, H.2, S. 97-99], gleich ein entsprechender Link eingearbeitet (Abb. 1). Verbessert wurde sowohl die spartenbezogene als auch die topologische Orientierung anhand der Namen der Kreise und kreisfreien Städte, wie aus den linken Frames der Abb. 1 und 2 ersichtlich wird. Darüber bleibt der zurückgelegte „Weg durch die Landschaft“ mittels einer horizontalen Navigationsleiste nachvollziehbar, wie in Abb. 1 und 3 zu sehen ist. Gänzlich neu ist der topografische Zugang über interaktive Karten: Bereits die Startseite öffnet sich mit einer Karte des Bundeslandes, die die Kreise bzw. kreisfreien Städte abbildet (Abb. 2). Über einen Mouseklick auf diese Landeskarte oder die Topologischen Auswahl wird eine Umrisskarte des jeweils interessierenden Kreises erreicht, in der sich dessen – gleichfalls interaktiv unterlegte – Archivstandorte finden (Abb. 3).
Abbildung 1: Kurzübersicht über die Bestände des Kreisarchivs Nordvorpommern (Screenshot-Ausschnitt)
Abbildung 2: Startseite für die virtuelle Archivlandschaft Mecklenburg-Vorpommern (Screenshot-Ausschnitt)
Diese strukturiertere Orientierung macht den neuen „Landschaftsführer“ sehr viel benutzerfreundlicher als bisher. Die Ermittlung aller Archive an einem Standort setzte bislang mühseliges Durchblättern der Broschüre voraus – nun wird nach einem Mouseklick auf die Landkarte klar, dass beispielsweise im Müritzkreis neben dem Kreisarchiv und dem Stadtarchiv Waren auch das Amtsarchiv Moltzow zu finden ist (Abb. 3). Möglicherweise verdeutlicht sich einem weniger versierten oder landesfremden Archivbenutzer erst jetzt, dass Forschungen beispielsweise zur Geschichte der Region um Wismar nicht nur einen Besuch im Stadtarchiv, sondern (mindestens) auch im Kreisarchiv Nordwestmecklenburg erfordert. Oder dass sich für eine Arbeit zur neueren Literatur in Mecklenburg-Vorpommern nicht allein das bekannte Rostocker Kempowski-Archiv, sondern auch das etwas jüngere Greifswalder Wolfgang-Koeppen-Archiv empfiehlt. Wenn die in der Archivlandschaft bereit gestellten Basisinformationen erst einmal das Interesse geweckt haben, ist es in vielen Fällen möglich, sich über einen Link direkt auf die Homepage des jeweiligen Archives zu begeben (siehe Abb. 1) und dort weiter zu recherchieren. Und darüber hinaus ist dann, wie oben bereits angedeutet, bei den in „Ariadne“ verbundenen Archiven auch noch die Gelegenheit zur sofortigen Recherche gegeben.
Abbildung 3: Übersichtseite für die Archive im Landkreis Müritz (Screenshot-Ausschnitt)
Beispiele dieser Art ließen sich in nicht unerheblicher Zahl fortsetzen. Als Fazit bleibt, dass der einfache und dennoch sehr gut strukturierte Zugang es jedem Interessenten ermöglicht, den von ihm gewünschten Zielpunkt in der Archivlandschaft Mecklenburg-Vorpommern gegebenenfalls auf verschiedenen Wegen und in jedem Fall mühelos zu erreichen.
Quelle: Matthias Manke, Zeitgeschichte regional 9. Jg. 2005, H.1, S. 99-100, mit freundlicher Genehmigung des Verfassers.
Dr. Matthias Manke ist Vorstandsmitglied im Landesverband Mecklenburg-Vorpommern des Verbandes deutscher Archivare und Archivarinnen e.V. (VdA) und Archivar im Landeshauptarchiv Schwerin.