100 Jahre Staatsarchiv im Bamberger Hain

Die zentralen Dokumente von knapp 1200 Jahren oberfränkischer Geschichte ruhen im Staatsarchiv Bamberg. Der repräsentative Barockbau wurde 1905 eingeweiht und musste zwischen 1959 und 1961 aus Platzgründen ein erstes Mal durch einen Magazinbau erweitert werden. Mittlerweile sei ein zweiter Erweiterungsbau dringend erforderlich, sagte Archivdirektor Dr. Rainer Hambrecht im Rahmen des Festaktes zur 100-Jahr-Feier des Archivs.

Archivare und Professoren aus ganz Bayern kamen zu der Veranstaltung in das Archivgebäude im Hain, aber auch mehrere Vertreter aus der Politik. Die versammelte regionale Politprominenz wies Hambrecht auf die Bedeutung der Archive und der Arbeit der Archivare hin: Archive seien kein Luxus, "den man sich in guten Zeiten leistet und auf die man in Zeiten leerer Kassen verzichten könnte." Sie dienten der Rechtssicherheit sowie der Identitätsstiftung für ein Gemeinwesen, so Hambrecht. Das Bamberger Staatsarchiv sei mit seinen etwa 19.500 laufenden Metern Archivgut, darunter rund 80.000 Urkunden sowie 35.000 Karten und Plänen, „das 1000-jährige Gedächtnis Oberfrankens“.

Archivar Dr. Richard Winkler vom Bayerischen Wirtschaftsarchiv in München konnte pünktlich zum Jubiläum das neue Inventar „Die handgezeichneten Karten des Staatsarchivs Bamberg bis 1780“ vorstellen. Und Festredner Prof. Dr. Hermann Rumschöttel, der Generaldirektor der Staatlichen Archive Bayerns, brach in seiner Ansprache eine Lanze für die wertvolle Arbeit der Archive, die "historische Transparenz" sorgen würden. Allerdings müssten genügend Mittel und Arbeitskapazität für die Sichtung von Archivmaterial eingesetzt werden. Zukünftig bedürfe es einer stärkeren Vernetzung der Archive untereinander, damit diese ihre Aufgaben auch weiterhin erfüllen könnten.

Kontakt:
Staatsarchiv Bamberg 
Hainstr. 39 
96047 Bamberg 
Tel. 0951/98622-0
Fax 0951/98622-50 
poststelle@staba.bayern.de

Quelle: Monika Schmidmeier, Fränkischer Tag, 18.10.2005

Baupläne der Geschichte Hohenzollerns

Das Staatsarchiv Sigmaringen zeigt seit dem 13. Oktober die Ausstellung \“Alte Pläne neu im Blick. Hohenzollern in historischen Plänen des 19. und 20. Jahrhunderts\“. Nach dem Ende der napoleonischen Kriege setzte in den nunmehr souverän gewordenen Fürstentümern Hohenzollern-Sigmaringen und Hohenzollern-Hechingen eine rege Bautätigkeit ein, die auch nach dem Übergang an Preußen 1850 andauerte. Der preußische Staat führte bis 1945 zahlreiche Baumaßnahmen an Gebäuden, Anlagen und Einrichtungen durch. Auch die Fürsten von Hohenzollern ließen viele Schlösser, Landsitze und Wohnhäuser neu errichten oder umbauen.

In der Überlieferung der im Staatsarchiv Sigmaringen verwahrten einschlägigen Bestände befinden sich künstlerisch wertvolle und mit Liebe zum Detail gezeichnete Ansichten und Aufrisse. Verschiedene Orte in Hohenzollern werden in der Ausstellung berücksichtigt, z.B. die Schlösser in Hohenfels und Straßberg, das Kloster Beuron und der Wehrturm in Trochtelfingen.

Darüber hinaus bietet die Ausstellung, die am 23. Dezember endet, einen Einblick in die Problematik der Erhaltung und Lagerung großformatiger Archivalien. Am Beispiel der Überlieferung des Preußischen Staatshochbauamts Sigmaringen, dessen Pläne bislang nur unzureichend verpackt waren, werden Restaurierungs- und Verpackungsmaßnahmen zur Sicherung des Bestandes aufgezeigt. Das 1965 maschinenschriftlich erstellte Findbuch des Bestandes ist in überarbeiteter Form mittlerweile auch online benutzbar (Ho 301 T 1-2 und Ho 301 T 3).

Kontakt:
Staatsarchiv Sigmaringen
Karlstr. 1+3
72488 Sigmaringen 
(Postfach 16 38, 72486 Sigmaringen) 
Telefon: 07571/101-551
Telefax: 07571/101-552
stasigmaringen@la-bw.de

Quelle: Schwäbische Zeitung online, 12.10.2005

Keine Archivberatungsstelle in Pfungstadt

Die denkmalgeschützte, derzeit sanierte Büchner-Villa in Pfungstadt bei Darmstadt wird nach Auffassung von Pfungstadts SPD-Bürgermeister Baier nicht Standort für eine Beratungsstelle kommunaler Archive in Hessen. Der Bürgermeister reagierte damit auf einen Vorschlag, der während der Fachtagung hessischer Kommunalarchivare in Pfungstadt gemacht worden war.

Im Rahmen ihrer Herbsttagung besichtigten hessische Kommunalarchivarinnen und Kommunalarchivare die ehemalige Villa das Fabrikanten Wilhelm Büchner, deren künftige Nutzung derzeit Thema in Pfungstadt ist. Nach Fachgesprächen führte Pfungstadts Stadtarchivarin Stephanie Goethals ihre Gäste durch das aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammende Gebäude.

Bauamt und Stadtarchiv hatten ein Konzept erarbeitet, das für das erste Obergeschoss auch eine öffentliche Nutzung durch Einrichtungen des Landes Hessen vorsah. Neben einer Büchnerforschungsstelle wurde dabei auch an eine Archivberatungsstelle gedacht. Eine regelmäßige Fachberatung sei für viele kommunale Archive ein dringendes Desiderat. Eine vom Land einzurichtende Archivberatungsstelle, in der Informationsveranstaltungen und Schulungen stattfinden könnten, wäre daher hilfreich.

Der Standort Pfungstadt sei vor allem für die südhessischen Archive sinnvoll. Irene Jung, die Leiterin des Stadtarchivs Wetzlar und Vorsitzende des Verbands der hessischen Kommunalarchivare, verweist darauf, dass es bis 1992 schon einmal eine solche Beratungsstelle gegeben habe. Das Hessische Archivgesetz von 1989 sehe eine Archivberatung zudem vor.

Pfungstadts Bürgermeister Baier erklärte seine ablehnende Haltung damit, dass der Landkreis solchen Plänen längst eine Absage erteilt habe und auch das Land Hessen sich mit solchen Plänen zurückhalte.

Kontakt:
Stadtarchiv Pfungstadt, Stadtverwaltung
Hillgasse 8
64319 Pfungstadt
Tel.: 06157/988-1125
stadtarchiv@pfungstadt.de

Quelle: Echo-Online, 14. und 15.10.2005 

Geschichte der Jüdischen Gemeinde Braunschweig

„Wenn man ein Haus baut, will man bleiben“ – unter diesem Titel zeichnet der 15. Band der vom Stadtarchiv Braunschweig herausgegebenen Reihe „Quaestiones Brunsvicenses“ die Geschichte der Jüdischen Gemeinde Braunschweig nach 1945 nach. Der etwa 100 Seiten starke Band, der in einer Auflage von 500 Exemplaren erschienen ist, geht auf eine Anregung von Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann zurück. Eine Arbeitsgruppe unter Leitung des Stadtarchivs hat den Band konzipiert, der Beiträge von Reinhard Bein, Gábor Lengyel, ehemaliger Vorsitzender der Gemeinde, Renate Wagner-Redding, amtierende Vorsitzende, und Rabbiner Jonah Sievers enthält.

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Abb.: Die Publikation \“Wenn man ein Haus baut, will man bleiben\“ wird vorgestellt
v. l. ehem. Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Gábor Lengyel; Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann; Renate Wagner-Redding, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde; Reinhard Bein; Rabbiner Jonah Sievers und Dr. Bettina Schmidt-Czaia, Leiterin des Stadtarchiv Braunschweig
 

Anlässlich der Amtseinführung am 20. Oktober 2002 von Rabbiner Jonah Sievers, der als erster Gemeinderabbiner nach der Schoah wieder seinen Wohnsitz in Braunschweig nahm, reifte der Gedanke, die Geschichte der Jüdischen Gemeinde nach 1945 zu erforschen und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. „Der Band dokumentiert das immense Vertrauen unserer jüdischen Mitbürger, die nach 1945 trotz allem, was passiert war, einen Neuanfang gewagt haben. Er ist ein Zeichen großen Lebensmutes“, sagte Dr. Hoffmann. „Dieses Vertrauen ist und bleibt eine Verpflichtung, dass sich das Unheil des Holocaust nicht wiederholen darf.“ Insofern sei das Buch ein ganz wichtiger Beitrag zur Braunschweiger Stadtgeschichte. 

„Der Band stellt die Geschichte der Jüdischen Gemeinde Braunschweig nach 1945 erstmals umfassend dar“, erläuterte Renate Wagner-Redding, 1. Vorsitzende. Der Band schildert anschaulich, wie jüdisches Leben in Braunschweig nach dem Krieg nur langsam und unter großen Schwierigkeiten wuchs. Die wenigen Überlebenden des Holocaust, die sich für ein Leben in Braunschweig entschieden, waren durch ihre schrecklichen Erinnerungen traumatisiert oder auch krank aus den Lagern nach Braunschweig zurückgekehrt. Es ging erst aufwärts, als das Gemeindehaus in der Steinstraße nach einem Umbau 1983 wieder eröffnet werden konnte und zu einem lebendigen Treffpunkt einer offenen, kulturell interessierten und überaus gastfreundlichen Gemeinde wurde. 

Aufgrund der seit 1990 erfolgten Zuwanderung der Juden aus der ehemaligen Sowjetunion wurde die Jüdische Gemeinde vor eine große Herausforderung gestellt. Da die Immigranten ihrer jüdischen Identität aufgrund der dort herrschenden materialistischen Weltanschauung weitgehend beraubt waren, übernahm die Jüdische Gemeinde die Aufgabe, sie sowohl bei der Wiederentdeckung ihrer religiösen Wurzeln als auch bei ihrer eigenverantwortlichen Lebensführung zu unterstützen. Seit dem Umbau des Gemeindehauses ist die Zahl der Braunschweiger Juden um das vier- bis fünffache gewachsen. Die Jüdische Gemeinde Braunschweigs umfasst derzeit 200 Juden, die in Braunschweig, Wolfsburg, Helmstedt, Wolfenbüttel, Salzgitter und Goslar leben.

Der Band „Wenn man ein Haus baut, will man bleiben“ der Reihe „Quaestiones Brunsvicenses. Berichte aus dem Stadtarchiv Braunschweig“ ist zu einem Preis von 12 Euro im Stadtarchiv, in der Jüdischen Gemeinde und im Buchhandel erhältlich. 

Kontakt:
Jüdische Gemeinde Braunschweig e.V.
Steistraße 4
38100 Braunschweig

Stadtarchiv Braunschweig
Löwenwall 18B
Postfach 33 09
38023 Braunschweig 
stadtarchiv@braunschweig.de

Quelle: Stadt Braunschweig, 11.10.2005

Archiv und Wirtschaft 3/2005

Das aktuelle Heft 3/2005 der Zeitschrift Archiv und Wirtschaft ist soeben erschienen und enthält mehrere Aufsätze, Berichte und Rezensionen nicht nur von wirtschaftsarchivischem Belang:

Aufsätze

  • Jürgen Reulecke: Erfahrungen bewahren: Archive als Orte von Erinnerungskulturen
  • Wolfgang Bender: Die Massenentsäuerung – eine Kernaufgabe der Bestandserhaltung in Archiven
  • Reinhard Altenhöner: Wege zur digitalen Vergangenheit von morgen: Wie sichern Bibliotheken die Langzeitverfügbarkeit digitaler Informationen?
  • Thomas Kosche: Grundlagen der sachgemäßen Behandlung musealer Objekte – Zusammenfassung

\"Archiv

Berichte

  • Horst A. Wessel: Ist das Unternehmensarchiv \“von öffentlichem Interesse\“ auch \“öffentlich zugänglich\“?
  • Jutta Kaun: Studienkonferenz \“Erfolgsfaktor oder Risiko? Vertrauen in der Wirtschaftsgeschichte\“ der Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln, der Thomas Morus Akademie, Bensberg, und des Wirtschaftshistorischen Vereins zu Köln am 4. März 2005
  • Manuela Fellner-Feldhaus: Jahrestagung der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare e.V. (VdW) vom 1. bis 4. Mai 2005 in Essen
  • Veronique Töpel: Sächsische Wirtschaftsarchivare tagten in Dresden – Erfahrungsaustausch zu Erschließungsfragen
  • Bärbel Kern: \“Ein bisschen Detektiv sein gehört auch dazu…\“ – Girls Day 2005 im Company Archive von Kraft Foods
  • Michael Farrenkopf: Arbeitsgemeinschaft Archive der Leibniz-Gemeinschaft gegründet

Rezensionen

  • Stefanie Unger (Hrsg.): Archive und ihre Nutzer – Archive als moderne Dienstleister (Martin Burkhardt)
  • Christiane Brandt-Salloum (Hrsg.): Ministerium für Handel und Gewerbe. Spezialinventar. Nachtrag. Bearbeitet von Herbert Buck? (Wilfried Reininghaus)
  • Hans-Joachim Braun: Die 101 wichtigsten Erfindungen der Weltgeschichte (Evelyn Kroker)
  • Andreas Fahrmeir: Ehrbare Spekulanten. Stadtverfassung, Wirtschaft und Politik in der City of London (1688-1900) (Gert Kollmer-von Oheimb-Loup)
  • Stefan Przigoda: Unternehmensverbände im Ruhrbergbau. Zur Geschichte von Bergbau-Verein und Zechenverband 1858-1933 (Stefan Goch)
  • Anne Nieberding: Unternehmenskultur im Kaiserreich. J. M Voith und die Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co. (Horst A. Wessel)
  • Michael Farrenkopf: Schlagwetter und Kohlenstaub. Das Explosionsrisiko im industriellen Ruhrbergbau (1850-1914) (Gabriele Unverferth)
  • Wilfried Feldenkirchen (Hrsg.): Werner von Siemens, Lebenserinnerungen (Nadja Stulz-Herrnstadt)
  • Peter Hayes: Die Degussa im Dritten Reich. Von der Zusammenarbeit zur Mittäterschaft (Claus W. Schäfer)
  • André Eckard: Im Dienst der Werbung. Die Boehner-Film 1926-1967 (Kurt Schilde)

Verschiedenes

Impressum

Info:
Archiv und Wirtschaft, 38. Jg., 2005, H. 3
Jahresabonnement: 26 €
Einzelheft: 8 €
www.wirtschaftsarchive.de 

Kontakt:
Dr. Detlef Krause
COMMERZBANK AG
ZKV-Historische Dokumentation
Kaiserplatz
60261 Frankfurt am Main
Tel.: 069/136-23616
Fax: 069/136-23422
detlef.krause@commerzbank.com
www.commerzbank.de

Österreichischer Archiv- und Historikertag, Innsbruck 19.-23. September 2005

Erstmals seit 34 Jahren fand der österreichische Archiv- und Historikertag wieder in Tirol statt. Als Tagungsort dieses vom Tiroler Landesarchiv organisierten Kongresses diente das CONGRESS Innsbruck im Zentrum der Landeshauptstadt. Der Archivtag am Montag, den 19. September, der von rund 150 Archivaren besucht wurde, widmete sich heuer Ausbildungsfragen: „Der nichtakademische Archivar. Die Ausbildung in Österreich und seinen Nachbarstaaten“. Acht Referenten aus Deutschland, der Schweiz, Italien und Österreich beleuchteten die Ist-Situation in ihren Ländern. Dabei wurde deutlich, dass die archivische Ausbildung in Deutschland mit den Einrichtungen in Marburg, Potsdam und München als vorbildhaft gelten kann. In Italien, der Schweiz und Österreich existieren zwar sehr gute Ausbildungsstätten für den akademischen Archivar, für die nichtakademische Ebene herrscht jedoch weitgehend das Prinzip „Learning by doing“ vor. Die Vorträge sowie die angeregte Diskussion zeigten allerdings auch verschiedene Bemühungen in den einzelnen Ländern auf, dieses Manko zu beheben. Dabei wurde jedoch klar, dass für Kleinstaaten wie Österreich mit seinen föderalen Strukturen im Archivwesen eine zentrale Ausbildungsstätte eine nur schwer zu realisierende Variante bleiben wird; weiterhin wird der Ausbildung vor Ort die größte Bedeutung zukommen, wobei der VÖA koordinierend und archivübergreifend dabei Hilfestellung leisten sollte. In der Generalversammlung des Verbandes österreichischer Archivarinnen und Archivare wurde der Direktor des Steiermärkischen Landesarchivs Josef Riegler zum neuen Präsidenten gewählt; er löst damit Peter Csendes vom Wiener Stadt- und Landesarchiv ab.

\"Österreichischer

Das Generalthema des österreichischen Historikertages lautete: Von Stadtstaaten und Imperien. Kleinterritorien und Großreiche im historischen Vergleich. Angesichts der Erweiterung der Europäischen Union auf 25 Staaten und eines möglichen Beitritts der Türkei eine Fragestellung mit starkem Gegenwartsbezug. Rund 350 Archivare und Historiker konnten von den Veranstaltern als Teilnehmer willkommen geheißen werden. Bei der Eröffnung am Dienstag, den 20. September, betonten sowohl der Bundespräsident als auch der Bundeskanzler in ihren Grußworten den unverzichtbaren Beitrag, den die historischen Wissenschaften für die heutige Gesellschaft leisten. Nach der Eröffnung des Kongresses durch den Landeshauptmann von Tirol und dem mit starkem Applaus bedachten Einführungsvortrag des Innsbrucker Althistorikers Reinhold Bichler (Das Imperium und seine Historiker. Ein antikes Lehrstück?) wurde in insgesamt 19 Sektion von der Ur- und Frühgeschichte bis hin zur Zeitgeschichte, von der Heraldik bis hin zur Medienkunde, das Generalthema eingehend behandelt und diskutiert. Die gedruckten Referate sollten Ende 2006 in einem eigenen Tagungsband vorliegen. Als Zusatzangebot des Kongresses präsentierten neun Firmen aus dem Bereich der Archivtechnik sowie vier wissenschaftliche Verlage ihre Produkte während des Archiv- und Historikertages. Die Brücke von der Geschichte zur Gegenwart schlug der ehemalige Nationalratspräsident Heinrich Neisser mit seinem beeindruckenden Abendvortrag „Small is beautiful – die Rolle von Kleinstaaten im europäischen Integrationsprozess“, der am Mittwoch, den 21. September, vor dem Empfang des Landes Tirol in der Orangerie des CONGRESS Innsbruck stattfand.

Mit einer Exkursion am Freitag, den 23. September, nach Südtirol, bei der Schloss Tirol (Südtiroler Museum für Kultur- und Landesgeschichte sowie Stammsitz der Grafen von Tirol) und das Touriseum auf Schloss Trauttmansdorff (Südtiroler Museum für Tourismus) besucht wurden, endete die Tagung. Der nächste österreichische Archiv- und Historikertag wird 2008 in St. Pölten in Niederösterreich stattfinden.

Das Detailprogramm der Tagung sowie Fotos des Kongresses finden sich auf der Homepage des Tiroler Landesarchivs: http://www.tirol.gv.at/themen/kultur/landesarchiv/index.shtml 

Dr. Christoph Haidacher (Tiroler Landesarchiv)
C.HAIDACHER[at]TIROL.GV.AT

Wydenbruck im Musil-Archiv

Mit einer Zuwendung von 15.000 Euro durch die Privatstiftung Kärntner Sparkasse war das Musil-Institut der Universität Klagenfurt jetzt in der Lage, den Nachlass der Kärntner Schriftstellerin Nora Purtscher-Wydenbruck (1894-1959) für Kärnten zu sichern. Die Privatstiftung Kärtner Sparkasse ist u.a. bestrebt, Kärntner Identität und Geschichte zu erhalten und zu bewahren. 

Anfang Oktober 2005 wurde der Ankauf des Nachlasses im Musil-Archiv offiziell der Öffentlichkeit vorgestellt. Nora Purtscher-Wydenbruck wurde 1894 in London geboren und verbrachte ihre Kindheit auf Schloss Meiselberg bei Maria Saal (Kärnten). Mit ihrem Mann, dem Maler Alfred Purtscher ging sie nach Jahren in Pörtschach 1926 nach London, wo sie bis zu ihrem Tod lebte und wirkte. Nora Purtscher-Wydenbruck machte sich im englischsprachigen Raum einen Namen als Übersetzerin der Werke von Rainer Maria Rilke und Christine Lavant. Bei ihrem Tod hinterließ sie 1959 ein großes eigenständiges Werk und viele unveröffentlichte Texte, die nun wissenschaftlich bearbeitet und fachgerecht zugänglich gemacht werden können.

Kontakt:
Robert Musil Institut für Literaturforschung/Kärntner Literaturarchiv
Bahnhofstraße 50
A-9020 Klagenfurt
Tel.: ++43 (0) 463 2700 2900
Fax: ++43 (0) 463 2700 2999
musil@uni-klu.ac.at

Quelle: advantage.at, 12.10.2005

Seit zehn Jahren Achimer Stadtarchivare

Das geschichtliche Schriftgut der Stadt Achim misst rund 30 Regalmeter. Seit zehn Jahren betreuen Karlheinz Gerhold und Günter Schnakenberg ehrenamtlich das Stadtarchiv Achim. Bürgermeister Christoph Rippich sprach ihnen jetzt seinen Dank aus und überreichte ein Buchgeschenk an die beiden Stadtarchivare, die in der örtlichen Geschichtswerkstatt und im Heimatverein Achim verwurzelt sind.

Fast 300 Personen nutzen im Jahr das Stadtarchiv Achim, meist Schülerinnen, Familienforscher und auch frühere Zwangsarbeiter. Schnakenberg und Gerhold haben das Schriftgut systematisiert, vieles veröffentlicht oder auch ausgestellt. So konnten sie zum Beispiel im letzten Jahr zum Tag der Archive die in Zusammenarbeit mit dem Heimatverein entstandene Ausstellung "Die Novemberrevolution 1918 in Bremen und Achim" präsentieren.

Kontakt:
Stadtarchiv Achim
im Rathaus Achim
Obernstr. 38 (Raum 170)
28832 Achim
Telefon 04202-9160-140
Fax 04202-9160-299

Öffnungszeiten:
Dienstag 16:30 Uhr bis 18:00 Uhr, Karlheinz Gerhold
Donnerstag 10:00 Uhr bis 12:00 Uhr, Günter Schnakenberg
(oder nach Vereinbarung)

Quelle: Achimer Kreisblatt, 12.10.2005

Alte Archive – Neue Technologien

Zu einem hochkarätigen Kongress treffen sich Archivarinnen und Archivare aus ganz Europa in Österreich. Die Tagung unter dem Motto \“Alte Archive – Neue Technologien\“, die vom Diözesanarchiv St. Pölten, dem Institut zur Erschließung und Erforschung kirchlicher Quellen, dem Institut für Österreichische Geschichtsforschung sowie dem Österreichischen Staatsarchiv veranstaltet wird, findet von 19. bis 22. Oktober in Wien und Göttweig statt. Erwartet werden 150 Teilnehmer.

Ohne ihren Reichtum an Urkunden vom Mittelalter bis zur Neuzeit sei die historische, politische und kulturelle Identität Europas undenkbar, betont der Historiker und Kongressorganisator Thomas Aigner. Die Hüter dieser Archivalien werden während der Tagung Strategien diskutieren, wie dieser "Schatz" mit Hilfe neuer Medien, Digitalisierung und Vernetzung gehoben werden kann. Auf dem Programm stehen Referate von 24 Experten aus elf Ländern. Darunter sind die Leiter bedeutendster Archive aus Spanien, Dänemark, Bulgarien, Ungarn, Tschechien, Italien, Slowenien, Litauen, Deutschland, der Slowakei und Österreich. Sie präsentieren aktuellste Ergebnisse der Digitalisierung und vernetzten Veröffentlichung historischer Urkunden. Dieser Erfahrungs- und Wissensaustausch zielt auf eine verstärkte Zusammenarbeit europäischer Archive beim Einsatz neuer Technologien ab. Münden soll dies darin, historische Quellen vom Mittelalter bis zur frühen Neuzeit der breiten Öffentlichkeit digital anzubieten sowie Forschung einfach und schnell zu ermöglichen.

PROGRAMM

Mittwoch 19.10.2005, Schottenstift, Prälatensaal, Freyung 6, Wien
18.00 Uhr

Eröffnung: Lorenz Mikoletzky und Karl Brunner
Manfred Thaller (Uni Köln/D): Alte Archive — Neue Technologien: Einleitende Bemerkungen

Donnerstag 20.10.2005, Haus-, Hof- und Staatsarchiv, Minoritenplatz 1, Wien
09.00 Uhr

1. Sitzung: Archive und Bibliotheken im Netz
09.00-09.40
Alfonso Sánchez Mairena (Subdirección General de los Archivos Estatales Madrid/ES)
Spanish archival experiences in the net: AER Project

09.40-10.10
Ruth Hedegaard (Hjorring/DK)
NOKS, a searchable, cultural, historical Database with contributions from Archives, Libraries and Museums. ALM co-operation in Denmark

10.10-10.40
Nikola Ikonomov u. Milena Dobreva (Akademie der Wissenschaften Sofia/BG)
Digitisation of Cultural and Scientific Heritage in Bulgaria: Challenges and Realities

10.40-11.00: Pause

11.00-11.30
Geza Erszegi (Ungarisches Nationalarchiv Budapest/H)
Zur Reproduktion von Urkunden. Die Bewahrung von Archivmaterial

11.30-12.00
Zdenék Uhliŕ (Tschechisches Nationalbibliothek Prag/CZ)
Virtuelle Repräsentation historischen Schriftmaterials: vielschichtige Daten — geeignete Benützeroberfläche

12.00-14.00: Mittagspause

2. Sitzung: Erfahrungen im Umgang mit dem digitalen Medium 
14.00-14.30
Paolo Buonora (Staatsarchiv Rom/I)
Parchments, maps and special materials in Italian archives: digitization and interoperability

14.30-15.00
Jure Volčjak (Arhiv Republike Slovenije Ljubljana/SL)
Digitalisierung von Archivdokumenten – Vorteil oder Nachteil

15.00-15.30
Nerute Kligiene (Vilnius/LT)
Content from Monasteries in Lithuania, Presented in Digital Space

15.30-15.50: Pause

15.40-16.20
Miklós Sölch (Budapest/H)
Die Digitalisierung der mittelalterlichen Urkunden in Ungarn

16.20-16.50
Thomas Fricke (Landesarchiv Stuttgart/D)
Möglichkeiten der Präsentation digitalisierten Archivguts im Internet

16.50-17.20
Stephan Kellner (Bayerische Staatsbibliothek München/D)
Digitalisierung und Fachportale —Die Strategie der BSB im Umgang mit neuen Technologien

17.20-17.30: Pause

3. Sitzung: Werkzeuge für die Erschließung 
17.30-18.00
Benjamin Burkard (Universität Köln/D)
Wikipedia in den Geisteswissenschaften? Kollaboratives Arbeiten am Beispiel mittelalterlicher Urkunden

18.00-18.30
Georg Vogeler (Uni München/D)
Charters Encoding Initiative (CEI). Zu Möglichkeiten der Integration mit Hilfe eines Standards für Urkundendigitalisierung

18.30-19.00
Andrea Bozzi (Pisa/I)
Digital libraries and scholarly editing: the SPWC system

Freitag 21. 10. 2005, Stift Göttweig

8.00 Abfahrt des Busses nach Göttweig (Universität Wien, Dr.-Karl-Lueger-Ring 1) 

8.30 Uhr 

4. Sitzung: Geistliche Netzwerke in Mitteleuropa
09.30-10.00
Tamás Dénesi (Abteiarchiv Pannonhalma/H)
Das Archiv der Erzabtei von Pannonhalma und sein Urkundenbestand

10.00-10.30
András Hegedüs (Primatialarchiv Esztergom/H)
Digitalisierungsprojekt des Primatialarchivs Esztergom

10.30-11.00
Jitka Křečková (Tschech. Nationalarchiv Prag/CZ)
Geistliche Archive im Nationalarchiv in Prag

11.00-11.30: Pause

11.30-12.00
Marta Melníková (Slowak. Nationalarchiv Bratislava/SK)
Kirchliche Archive im Slowakischen Nationalarchiv und elektronische Erschließung ihrer historischen Quellen

12.00-12.30
Hubert Schopf (Sbg. Landesarchiv Salzburg/A)
Das \’virtuelle\‘ Urkundenarchiv des Erzstiftes Salzburg

12.30-14.30: Mittagspause

14.30-16.00
Stiftsführung

16.00-18.00
Konzert und Präsentation von Monasterium.Net
Gutta Musicae (Prag/CZ) spielt Musik aus böhmischen und mährischen Handschriften

Samstag 22.10.2005, Schottenstift, Schottensaal, Freyung 6, 1010 Wien

9.00 Uhr

5. Sitzung: Archive im Zeitalter der Informationstechnologien — Erfahrungen und Perspektiven
09.10-09.40
Oliver Sander (Dt. Bundesarchiv Koblenz/D)
IT im Archiv – Herausforderungen und Perspektiven

09.40-10.10
Herbert Wurster (Archiv des Bistums Passau/D)
Die Kirchenbücher der Diözese Passau — Perspektiven der Digitalisierung

10.10-10.40
Josef Riegler (Steiermärkisches Landesarchiv Graz/A)
Digitalisierung mittelalterlicher Originalurkunden im Steiermärkischen Landesarchiv

10.40-11.00: Pause

11.00-11.30
Juraj ˇedivy (Comenius-Universität Bratislava/SK)
Digitalisierung der historischen Quellen in der Slowakei

11.30-12.00
Thomas Just (Österr. Staatsarchiv Wien/A)
Das Österreichische Staatsarchiv und sein Archivinformationssystem: Aufbruch zu neuen Standards

 

Quelle: ÖJ – Österreich-Woche, 11.10.-17.10.2005

Diagnose »lebensunwert« – Ausstellung im Stadtarchiv Dieburg

Sie kamen aus schwierigen Familienverhältnissen, waren mehrfach in der Schule sitzen geblieben und von zu Hause abgehauen. Man bescheinigte ihnen asoziale Züge und ethische Gleichgültigkeit, steckte sie in Anstalten. Die Zwangssterilisation oder gar der „Gnadentod“ sollten verhindern, dass diese „sozial auffälligen“ und „nicht systemkonformen Elemente“ Familien gründen oder Kinder zeugten. Sie waren lebensunwert, und so zerstörte man ihr Leben. Das so genannte „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ (14.7.1933) war eine der ersten Maßnahmen, mit der das NS-Regime bereits 1933 seine menschenverachtende Rassenideologie auf eine ganze Bevölkerungsgruppe anwandte. 

Die Stoßrichtung des Sterilisierungsgesetzes lag in der \“Ausmerzung\“ von Krankheitsanlagen, was eine fundamentale Wende in der Gesundheitspolitik bedeutete. Dem Phänomen \’Krankheit\‘ sollte nicht mehr durch eine Verhütung von Erkrankungen, sondern durch die Verhütung kranker Menschen vorgebeugt werden, womit sich der Gegenstand präventivmedizinischer Bemühungen von der Krankheit auf den Kranken selbst verschob (Astrid Ley, 2004). Dieser Perspektivwechsel diente, neben dem langfristigen Fernziel der Beseitigung von Krankheitsanlagen aus dem Genpool der Nation, zugleich der Senkung der so genannten \“Fürsorgelasten\“, wie der Gesetzeswortlaut klarstellte. Eine formale Anknüpfung an rechtsstaatliche Verfahren durch die Errichtung der neuen \“Erbgesundheitsgerichtsbarkeit\“ diente in erster Linie der Suggestion von Rechtssicherheit durch das rechtsförmige Verfahren.

Von 1936 bis 1945 wurden etwa 250.000 körperlich und geistig Behinderte im Rahmen der NS-Euthanasie ermordet, etwa 400.000 Menschen wurden auf der Grundlage des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ zwangssterilisiert. Bis heute kämpfen Opfer um Rehabilitierung und die Annullierung dieses Gesetzes. Die Ausstellung „Lebensunwert – zerstörte Leben“, eine Wanderausstellung des „Bundes der ‚Euthanasie’-Geschädigten und Zwangssterilisierten“ e.V. (BEZ), die das Stadtarchiv Dieburg im November im Dieburger Rathaus präsentiert, erinnert an zwangssterilisierte und „Euthanasie-geschädigte“ Menschen, und zeigt die gesellschaftlichen Bedingungen auf, die zu ihrer Ausgrenzung, Verstümmelung oder Tod führten. 

„Die Ausstellung informiert nicht nur über ein dunkles Kapitel unserer Geschichte sondern greift auch hochaktuelle Themen auf,“ so Stadtarchivarin Monika Rohde-Reith. Denn auch die aktuelle Sterbehilfe-Debatte oder die gegenwärtige Entwicklung der Humangenetik und die Anstrengungen zur genetischen Verbesserung des Menschen sind angesprochen.

Die Ausstellung „Lebensunwert – zerstörte Leben“ wird am Freitag, 4. November um 19 Uhr von Bürgermeister Dr. Werner Thomas im Rathaus eröffnet und ist bis zum 25. November zu sehen.

Kontakt:
Stadtarchiv Dieburg und Archiv Löwengasse
Rathaus
Markt 4, Zimmer 206
D-64807 Dieburg
Tel.: (06071) 2002-206 
info@Dieburg.de

Weitere Informationen:
Bund der \“Euthanasie\“-Geschädigten und Zwangssterilisierten e.V.
Schorenstraße 12
D-32756 Detmold
Telefon: (05231) 5 82 02 
Telefax: (05231) 30 04 49