Geschichte der Jüdischen Gemeinde Braunschweig

„Wenn man ein Haus baut, will man bleiben“ – unter diesem Titel zeichnet der 15. Band der vom Stadtarchiv Braunschweig herausgegebenen Reihe „Quaestiones Brunsvicenses“ die Geschichte der Jüdischen Gemeinde Braunschweig nach 1945 nach. Der etwa 100 Seiten starke Band, der in einer Auflage von 500 Exemplaren erschienen ist, geht auf eine Anregung von Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann zurück. Eine Arbeitsgruppe unter Leitung des Stadtarchivs hat den Band konzipiert, der Beiträge von Reinhard Bein, Gábor Lengyel, ehemaliger Vorsitzender der Gemeinde, Renate Wagner-Redding, amtierende Vorsitzende, und Rabbiner Jonah Sievers enthält.

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Abb.: Die Publikation \“Wenn man ein Haus baut, will man bleiben\“ wird vorgestellt
v. l. ehem. Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Gábor Lengyel; Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann; Renate Wagner-Redding, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde; Reinhard Bein; Rabbiner Jonah Sievers und Dr. Bettina Schmidt-Czaia, Leiterin des Stadtarchiv Braunschweig
 

Anlässlich der Amtseinführung am 20. Oktober 2002 von Rabbiner Jonah Sievers, der als erster Gemeinderabbiner nach der Schoah wieder seinen Wohnsitz in Braunschweig nahm, reifte der Gedanke, die Geschichte der Jüdischen Gemeinde nach 1945 zu erforschen und einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. „Der Band dokumentiert das immense Vertrauen unserer jüdischen Mitbürger, die nach 1945 trotz allem, was passiert war, einen Neuanfang gewagt haben. Er ist ein Zeichen großen Lebensmutes“, sagte Dr. Hoffmann. „Dieses Vertrauen ist und bleibt eine Verpflichtung, dass sich das Unheil des Holocaust nicht wiederholen darf.“ Insofern sei das Buch ein ganz wichtiger Beitrag zur Braunschweiger Stadtgeschichte. 

„Der Band stellt die Geschichte der Jüdischen Gemeinde Braunschweig nach 1945 erstmals umfassend dar“, erläuterte Renate Wagner-Redding, 1. Vorsitzende. Der Band schildert anschaulich, wie jüdisches Leben in Braunschweig nach dem Krieg nur langsam und unter großen Schwierigkeiten wuchs. Die wenigen Überlebenden des Holocaust, die sich für ein Leben in Braunschweig entschieden, waren durch ihre schrecklichen Erinnerungen traumatisiert oder auch krank aus den Lagern nach Braunschweig zurückgekehrt. Es ging erst aufwärts, als das Gemeindehaus in der Steinstraße nach einem Umbau 1983 wieder eröffnet werden konnte und zu einem lebendigen Treffpunkt einer offenen, kulturell interessierten und überaus gastfreundlichen Gemeinde wurde. 

Aufgrund der seit 1990 erfolgten Zuwanderung der Juden aus der ehemaligen Sowjetunion wurde die Jüdische Gemeinde vor eine große Herausforderung gestellt. Da die Immigranten ihrer jüdischen Identität aufgrund der dort herrschenden materialistischen Weltanschauung weitgehend beraubt waren, übernahm die Jüdische Gemeinde die Aufgabe, sie sowohl bei der Wiederentdeckung ihrer religiösen Wurzeln als auch bei ihrer eigenverantwortlichen Lebensführung zu unterstützen. Seit dem Umbau des Gemeindehauses ist die Zahl der Braunschweiger Juden um das vier- bis fünffache gewachsen. Die Jüdische Gemeinde Braunschweigs umfasst derzeit 200 Juden, die in Braunschweig, Wolfsburg, Helmstedt, Wolfenbüttel, Salzgitter und Goslar leben.

Der Band „Wenn man ein Haus baut, will man bleiben“ der Reihe „Quaestiones Brunsvicenses. Berichte aus dem Stadtarchiv Braunschweig“ ist zu einem Preis von 12 Euro im Stadtarchiv, in der Jüdischen Gemeinde und im Buchhandel erhältlich. 

Kontakt:
Jüdische Gemeinde Braunschweig e.V.
Steistraße 4
38100 Braunschweig

Stadtarchiv Braunschweig
Löwenwall 18B
Postfach 33 09
38023 Braunschweig 
stadtarchiv@braunschweig.de

Quelle: Stadt Braunschweig, 11.10.2005

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