Möglichkeiten benutzerorientierter Erschließung in Archiven

In seiner Anfang des Jahres am Fachbereich Informationswissenschaften der Fachhochschule Potsdam angefertigten Diplomarbeit zum Thema \“Möglichkeiten benutzerorientierter Erschließung in Archiven\“ geht Dr. Sebastian Beck (Düsseldorf) von mehreren Prämissen aus: 1) Die Archive wollen heute den Zugang zum Archivgut erleichtern. Zusätzliche Benutzergruppen sollen für die Archive gewonnen werden. 2) Die Archivbenutzer wünschen einen möglichst raschen und vollständigen Zugang zum Archivgut. Dazu gehören entsprechende Recherchemöglichkeiten. Auch möchte der Benutzer das Archivgut nach seiner eigenen Fragestellung auswerten können. 3) Das Provenienzprinzip ist als Ordnungsprinzip des Archivgutes unverzichtbar, birgt als Rechercheprinzip jedoch große Nachteile, da es behördengeschichtliche Kenntnisse verlangt.

In Bezug auf die sich hieraus ergebende Frage, wie nämlich die Erschließung des Archivgutes auch für weniger erfahrene Nutzer benutzerfreundlicher gestaltet werden kann, vertritt die Arbeit dieselbe Ansicht, die auch in der archivwissenschaftlichen Literatur immer wieder vertreten wird: Am Provenienzprinzip als Ordnungsprinzip des Archivgutes soll unbedingt festgehalten werden. Dem Benutzer sollen aber weitere Möglichkeiten zur Recherche in Archivbeständen geboten werden, in erster Linie sachthematische Zugriffsmöglichkeiten. Die parallele Anwendung verschiedener Recherchemethoden bietet auch die beste Gewähr, alles relevante Material zu erfassen.

Als eine offene Frage müsse, so Beck, angesehen werden, wie sich der Erschließungszustand eines Bestandes auf dessen Benutzungen auswirkt. Regina Keyler und Thomas Aigner behaupten, eine gute Erschließung bzw. eine Veröffentlichung der Findmittel im Internet verringere die Benutzungen. Laut Beck sei es jedoch durchaus vorstellbar, dass Bestände derart schlecht erschlossen sind, dass Interessierte von einer Benutzung geradezu abgeschreckt werden.

Info:
Sebastian Beck: Möglichkeiten benutzerorientierter Erschließung in Archiven. Diplomarbeit zur Erlangung des Grades eines Diplom-Archivars (FH), Fachhochschule Potsdam, Fachbereich Informationswissenschaften, Studiengang Archiv, Januar 2005

Download: http://www.augias.net/doc/Beck_FHP2005.pdf 

Kontakt
Dr. Sebastian Beck
sebbeck[at]debitel.net

Werlpreis für Michael Jolk

Der Werler Michael Jolk (37) kam erstmals 1981 mit dem Stadtarchiv Werl und Stadtarchivar Heinrich Josef Deisting in Berührung. Seither ließ ihn die Geschichte nicht mehr los, und auch wenn in den neunziger Jahren ein Diplom in Elektrotechnik erwarb, fand er Zeit und Gelegenheit für historische Forschungen und zum Publizieren. – Die Werlpreis-Jury beobachtete seine Aktivitäten seit langem und erkannte Jolk nun in diesem Jahr den Werlpreis zu.

Beruflich hatte sich Michael Jolk eigentlich weiter der Elektrotechnik widmen wollen. 1997 erreichte ihn jedoch ein Angebot vom Freiherrn von Fürstenberg, bei dem eine halbe Stelle winkte. Die andere Hälfte bot ihm das Stadtarchiv Werl. Jolk war beruflich angelangt, wo er privat längst war. 2001 gab es beim Baron die volle Stelle, seither betreut Jolk, nebenher noch Ratsherr der SPD, eines der größten Adelsarchive in Westfalen; er kümmert sich um Diplomarbeiten, Dissertationen und Habilitationen, hält Vorträge und schreibt. – Die Verleihung des begehrten Preises geschieht am kommenden Mittwoch. 

Kontakt:
Stadtarchiv Werl
Rathaus
Hedwig-Dransfeld-Str. 23-23 a
59457 Werl
Tel. 0 29 22 / 800 1018 (Heinrich Josef Deisting) 
Fax: 0 29 22 / 800 1099
post@werl.de

Quelle: Matthias Dietz, Soester Anzeiger, 23.9.2005

Das Frensdorfer Modell

Als erste Gemeinde im Landkreis Bamberg hat Frensdorf jetzt seinen Altaktenbestand fachmännisch ordnen und in einem Findbuch verzeichnen lassen. Der wissenschaftliche Dokumentar Norbert Buhl war mit der Erschließung des in mehreren Jahrhunderten angesammelten Aktenmaterials beauftragt – insgesamt 1.900 Archivalieneinheiten aus Frensdorf und den einst selbständigen Gemeinden Birkach, Herrnsdorf und  Reundorf. Als zweite Kommune im Landkreis Bamberg hat sich bereits die Gemeinde Pommersfelden für die Ordnung der Unterlagen ihrer vier Altgemeinden nach dem "Frensdorfer Modell" entschieden. 

Kreisarchivpfleger Philipp Hümmer hofft, dass noch viele andere Landkreisgemeinden diesem Beispiel folgen, nicht zuletzt, um die Nutzung der Gemeindearchive zu erhöhen. Bislang konnten die Gemeinden ihre Archive kaum zur Nutzung anbieten, weil die Voraussetzungen dafür fehlten. Auch Dr. Klaus Rupprecht vom Bamberger Staatsarchiv wünscht, dass das "Frensdorfer Modell" Vorbildfunktion für viele Landkreisgemeinden erhält.

Die Beauftragung des selbstständigen Dokumentars ist für die Gemeinden zwar nicht kostenlos, dafür stünde ihnen jedoch mit Norbert Buhl ein erfahrener Fachmann zur Verfügung, der lange Zeit im Staatsarchiv tätig war und der binnen sechs Monaten die Bestände ordnet. Die 25 Laufmeter Akten aus Frensdorf mussten dafür allerdings zunächst ins Staatsarchiv Bamberg, das bei der Arbeit begleitend und unterstützend tätig war.

Kontakt:
Gemeinde Frensdorf
Kaulberg 1
96158 Frensdorf
Tel.: (0 95 02) 94 49 -0
FAX: (0 95 02) 94 49 -44

Quelle: Evi Seeger, Fränkischer Tag (Bamberg), 23.9.2005

Staub im Stadtarchiv Krefeld

Die aus Bremen stammende Künstlerin Renate Georgi zeigt in ihrer aktuellen Ausstellung "Staub", die noch bis zum 21. Oktober in den Räumen des Stadtarchivs Krefeld läuft, Arbeiten über die Allgegenwart dieses Materials am vermeintlich passenden Ort. Der Leiter des Stadtarchivs, Paul-Günter Schulte, freut sich stets darüber, wenn sich Künstler in ihren Ausstellungen mit dem Alltag im Archiv auseinandersetzen, weist allerdings auch darauf hin, dass man sich wohl kaum vorstellen könne, wie viel Staub im Archiv gewischt werde.

Der Staub der Jahrhunderte wird dennoch häufig mit dem Archiv assoziiert, wenngleich eigentlich für jeden Ort gilt: Staub ist allgegenwärtig, Luft ohne Staub kommt so gut wie nicht vor. \“Staub: Feinste in der Luft schwebende Teilchen mit weniger als 0,01 mm Durchmesser.\“ Diese lexikalische Definition liest man auf einer von etwas über 50 grauen DIN-A-5-Karteikarten, die die Künstlerin Georgi im Foyer des Archivs aufgehängt hat. Weitere Zitate stammen überwiegend aus belletristischer Literatur. Doch diese Annäherung ist nur eine Ebene, auf der sich Georgi mit Staub auseinandergesetzt hat.

Auf einer zweiten Ebene wird gesammelter Staub minimalistisch präsentiert. In zwei Vitrinenschränken stehen je sieben Petrischalen, auf die Georgi verschiedenfarbige Stäube gestreut hat, die alle aus Krefeld stammen. Roter Ziegelstaub ist dabei, schwarze Asche, graue Zigarettenasche. Auf einer dritten Ebene schließlich wird Staub im Video auf einem Monitor und als Projektion auf eine Wandfläche visualisiert. Vor schwarzem Hintergrund wirbeln da Staubflocken durch die Luft, dieser Mikrokosmos erinnert in der Wandprojektion auch an den großen Kosmos.

In Renate Georgis Ausstellung \“Staub\“ wird sonst Unsichtbares oder zumindest gerne Übersehenes so präsentiert, dass man sich zum Nachdenken darüber angeregt fühlt. 

Kontakt:
Stadtarchiv Krefeld
Girmesgath 120
47803 Krefeld
Tel. 02151/862700
Fax: 02151/862710
stadtarchiv@krefeld.de
www.krefeld.de  

Quelle: Klaus M. Schmidt, Westdeutsche Zeitung, 22.9.2005

Kreisarchiv Stormarn hat eigenen Internetauftritt

Der Landkreis Stormarn, zusammen mit Holstein und Dithmarschen einst einer der drei sächsischen Gaue nördlich der Elbe mit dem Hauptort Hamburg, entwickelte sich seit den 1970er Jahren zu einem der bedeutendsten gewerblich-industriellen Räume Schleswig-Holsteins. Die Bestände des Kreisarchivs Stormarn umfassen rund 500 lfd. Meter Schriftgut, einige hundert Plakate, Karten u.a. großformatiges Sammlungsgut sowie etwa 60.000 bis 80.000 Bildaufnahmen und eine umfangreiche Drucksachensammlung. Hinzu kommen die Zeitungsbestände, die im Mikrofilm bis ins Jahr 1839 zurückreichen.

Das Schleswig-Holsteinische Landesarchivgesetz von 1992 hatte den öffentlichen Archiven in Schleswig-Holstein erstmals eine umfassende gesetzliche Grundlage gegeben, die sie als moderne Dienstleistungsunternehmen für Forschung, historische Bildungsarbeit und Kulturpflege auswies. Seit 2000 erhob die sog. Kommunalklausel die Einrichtung von Archiven in Städten, Ämtern und Gemeinden zur kommunalen Pflichtaufgabe. Damals wurden auch in mehreren Gemeinden und Ämtern des Kreises Stormarn neue Archive aufgebaut und hauptamtliche Arbeitskräfte eingestellt. Damit war die in den 1920er Jahren begonnene Tradition der ehrenamtlichen Archivpflege nahezu an ihr Ende gelangt. Allerdings waren bereits seit Ende der 1980er Jahre nach und nach ehrenamtliche Archivpfleger durch hauptamtliche wissenschaftliche Kräfte abgelöst worden.

Die Stormarner Archive, Stadt-, Gemeinde-, Amts- und Kirchenarchive, kann man von jetzt an über den neu geschaffenen Internetauftritt des Kreisarchivs Stormarn erreichen (www.kreisarchiv-stormarn.de). Über das Kreisarchiv selbst erfährt man dort in sechs Rubriken umfassende Informationen u.a. über historische Unterlagen, über das Kreiswappen sowie zu wissenschaftlichen Beiträgen zur Geschichte Stormarns.

Vorbereitung und Aufbau des Internetauftritts, den die Lübecker Firma Lynet technisch realisierte, haben zwei Jahre in Anspruch genommen. Landrat Klaus Plöger lobte Diplomarchivar (FH) Stefan Watzlawzik (24) und seine Mitarbeiter im Kreisarchiv, die Großartiges geleistet hätten: \“Das Kreisarchiv tritt aus seinem stillen Kämmerlein heraus an die Öffentlichkeit. Das wird zu erheblichem öffentlichen Nutzen des Kreisarchivs führen. Mit diesem tollen Service werden wir für viele neue Nutzer attraktiv\“, so der Landrat. Der Kreiskulturreferent und Leiter des Kreisarchivs, Dr. Johannes Spallek, war ebenfalls zufrieden, da es nun die Möglichkeit gebe, neben dem Archiv auch die ganze Bandbreite wissenschaftlicher Forschung zu Stormarn im Netz umfassend zu präsentieren, so die seit rund 30 Jahren veröffentlichten Stormarner Hefte.

Kontakt:
Kreisarchiv Stormarn
Mommsenstraße 14
23843 Bad Oldesloe
Tel: 04531/160-691
Fax: 04531/160-536
kreisarchiv@kreis-stormarn.de
www.kreisarchiv-stormarn.de 

Quelle: Jörg Riefenstahl, Hamburger Abendblatt, 19.9.2005

Nachlass von Präses Held im EKiR-Archiv

Im Düsseldorfer Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) lagern bereits die Handakten von Präses Heinrich Held (1948-1957). Diese stellen in ihrer Struktur die eigentliche Registratur des Landeskirchenamtes im heutigen Sinne dar. Zu zahlreichen kirchenpolitischen Initiativen und Fragen sind daher für die Amtszeit von Held dessen Handakten ergiebiger als die entsprechenden Sachakten des Landeskirchenamtes. Jetzt erhielt das EKiR-Archiv zudem noch den Nachlass ihres ehemaligen leitenden Theologen.

Der 1897 geborene evangelische Pfarrer Heinrich Held wurde 1945 nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst Superintendent in Essen und 1946 Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche im Rheinland. 1948 wurde er zum Präses der EKiR gewählt, die er von ihrem Sitz Düsseldorf aus bis zu seinem überraschenden Tod im September 1957 leitete. Heinrich Held wirkte bei der Gründung des Deutschen Evangelischen Kirchentages und bei den Einigungsbemühungen in der Ökumene mit. Im deutsch-französischen Bruderrat und in der sog. Brüsseler Konferenz arbeitete er an der Gründung einer Konferenz europäischer Kirchen mit. Held knüpfte Beziehungen zur orthodoxen Kirche Russlands und nahm 1957 an der Tagung des Lutherischen Weltbundes in Minneapolis ( USA) teil.

Bekannt wurde Heinrich Held durch sein Engagement in der Bekennenden Kirche während des "Dritten Reiches". Als Hilfsprediger in Wesseling bei Brühl gründete Held im Juli 1933 zusammen mit Joachim Beckmann, der später sein Nachfolger im Präsesamt werden sollte, die \“Rheinische Pfarrbruderschaft\“, die rheinische Gruppe des Pfarrernotbundes Martin Niemöllers. Im Kampf gegen den Reichsbischof Ludwig Müller wurde im Winter 1933/34 die \“Freie Evangelische Synode im Rheinland\“ gegründet. Held, der 1934 an der Bekenntnissynode in Barmen teilnahm, gehörte der Kirchenleitung der Bekennenden Kirche im Rheinland ebenso an wie der Preußischen und der Deutschen Bekenntnissynode. Er widmete sich dem Vortragsdienst und der publizistischen Arbeit der Bekennenden Kirche, soweit und solange das möglich war. Das führte zu mehreren Verhaftungen und einem Reichsredeverbot. Im Spätherbst 1944 gewährte Heinrich Held hatte gemeinsam mit seinem Amtsbruder Johannes Böttcher mehreren Essener Juden Unterschlupf in den Kellergewölben der Rüttenscheider Reformationskirche und versteckte sogar in seinem Pfarrhaus jüdische Mitbürger, die so vor dem Abtransport in die nationalsozialistischen Vernichtungslager gerettet wurden. 2003 erklärte die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem Heinrich Held posthum zum "Gerechten unter den Völkern".

Ehrenplakette und Ehrenurkunde aus Yad Vashem gehören zum Nachlassbestand Heinrich Helds, den die Söhne des Präses nun an den heutigen Präses der EKiR, Nikolaus Schneider, resp. an das Landeskirchenarchiv übergaben. Da die rheinische Kirche die Heimat von Präses Held gewesen sei, gehöre der Nachlass seines Vaters nicht in ein Privatarchiv, erklärte der älteste Sohn Bischof i.R. Heinz Joachim Held im Rahmen einer Feierstunde im Landeskirchenamt. Mit der Übergabe der Dokumente verbindet die Familie Held die Hoffnung, das Erbe des ersten Präses der EKiR der Öffentlichkeit und der wissenschaftlichen Forschung zugänglich zu machen. 

Präses Schneider dankte der Familie Held für die anvertrauten Schriftstücke, die für den Direktor des landeskirchlichen Archivs, Dr. Stefan Flesch, einen \“immens wertvollen Neuzugang" darstellen. Für die historische Forschung seien die persönlichen Dokumente wertvoll. Dies gelte besonders für die über zweihundert Briefe, die Held, der nach seinem Abitur 1915 als Kriegsfreiwilliger in den Ersten Weltkrieg zog, während des Krieges an seine damalige Braut schrieb. Flesch hofft, Teile des Nachlasses demnächst in einer Ausstellung präsentieren zu können.  

Kontakt:
Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland 
Hans Böckler Str. 7 
40476 Düsseldorf 
Telefon: 0211/4562-225
Fax: 0211/4562-421
archiv@ekir-lka.de

Quellen: Friedrich Wilhelm Bautz, BBKL II (1990), 16.1.2002; EKiR, 16.9.2003; EKiR, 9.9.2005.

Stuttgarter Welt des Tiefbaus

Unter dem Titel \“Das Klärwerk kommt ins Stadtarchiv\“ präsentiert das Stadtarchiv Stuttgart bis Ende September in einer Ausstellung im Stuttgarter Rathaus historische Dokumente aus der Welt des Tiefbaus. Die gezeigten Fotografien, Pläne und Schriftstücke aus zwei Jahrhunderten stammen aus älteren Akten des Tiefbauamtes, die kürzlich in das Stadtarchiv Stuttgart übernommen worden waren.

Die Ausstellung setzt sich auch das Ziel, die tägliche Arbeit des Stadtarchivs vorzustellen, das regelmäßig geschichtlich wertvolle Dokumente aus den städtischen Ämtern übernimmt, um diese dauerhaft zu sichern und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Anhand ausgewählter Exponate wird erläutert, wie Akten ins Archiv kommen, was dort mit den Unterlagen passiert und welche Möglichkeiten zur Einsichtnahme bestehen.

Kontakt:
Stadtarchiv Stuttgart 
Silberburgstraße 191
70178 Stuttgart
Telefon: (0711) 216-6327 
Fax: (0711) 216-4456
poststelle.stadtarchiv@stuttgart.de 
www.stuttgart.de/stadtarchiv/ 

Quelle: Stuttgarter Wochenblatt, 8.9.2005

Fußball-Historie im Rhein-Sieg-Kreis

Die Mitarbeiter des Archivs des Rhein-Sieg-Kreises haben in den vergangenen Wochen viele Geschichten um das runde Leder gehört und gesammelt. Denn das Kreisarchiv bereitet derzeit eine Ausstellung und eine Publikation zur Geschichte des Fußballs im Rhein-Sieg-Kreis vor. Einen Monat vor der Fußballweltmeisterschaft im Juni kommenden Jahres wird die Präsentation im Kreishausfoyer eröffnet. Denkbar wäre bei diesem Anlass auch eine Talkrunde mit bekannten Fußballern aus der Region, schlug Ausstellungsschirmherr, Weltmeister, FC Köln-Präsident Wolfgang Overath vor.

Bei der Ausstellung sollen allerdings nicht nur die Stars im Mittelpunkt stehen. Genauso wichtig sind den Organisatoren des Kreisarchivs die kleinen Fußball-Geschichten und deren gegenständliche Überlieferung. So erhielt das Kreisarchiv bereits einige „Schätzchen“, darunter einen Trikotkoffer der Germania Dattenfeld aus den 1940er Jahren und ein Paar uralte Fußballstiefel aus dem Linksrheinischen.

Die Siegburger Archivare Claudia Maria Arndt und Volker Fuchs sind weiter auf der Suche nach fußballerischen Exponaten. Diese Sammlerstücke würden zurückgegeben werden, alte Fotos sofort reproduziert.

Kontakt:
Archiv und Wiss. Bibliothek des Rhein-Sieg-Kreises
Kaiser-Wilhelm-Platz 1 (Kreishaus)
53721 Siegburg
Telefon: 02241/13-2567
Fax: 02241/13-3271
archiv@rhein-sieg-kreis.de 

Quelle: Holger Klein, Kölner Stadt-Anzeiger, 17.9.2005

Fotos von Urkunden aus dem 9. Jahrhundert wiederentdeckt

Als verschollen oder gar verloren gelten heute viele Originalurkunden aus der Zeit vor dem Jahr 1250, so dass in wissenschaftlichen Dokumentationen vielfach große Lücken klaffen. Häufig sind Forscher dann auf das Marburger Lichtbildarchiv älterer Originalurkunden angewiesen. Weil man hier bereits in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts und damit noch vor dem Zweiten Weltkrieg mit dem Sammeln und Fotografieren der Originale begann, konnten zahlreiche Urkunden für die Nachwelt abgelichtet und festgehalten werden.

Jüngst nun kamen im Lichtbildarchiv, das von Professor Dr. Andreas Meyer vom Fachbereich Geschichte und Kulturwissenschaften der Philipps-Universität Marburg geleitet wird, zwei besonders spektakuläre Exemplare aus den Beständen wieder zum Vorschein, unter anderem zum Nutzen von Theo Kölzer, Bonner Professor für Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften und Leiter eines wissenschaftlichen Projekts, das die Urkunden Ludwigs des Frommen, des 840 gestorbenen Sohns von Kaiser Karl dem Großen, ediert. Die Urkunde Ludwigs hat besondere Bedeutung: Es ist das einzige erhaltene Stück, das der Kaiser für das Kloster Inden bei Aachen ausstellen ließ. Darin verlieh er dem von Abt Benedikt geleiteten Kloster – Benedikt stand Ludwig seit dessen Zeit als Unterkönig in Aquitanien besonders nahe – Zollfreiheit zu Wasser und zu Land. Die Marburger Abbildung wird nun die Textgrundlage der Bonner Edition bieten. 

Der Glücksfall ist Francesco Roberg zu verdanken, den Betreuer des Lichtbildarchivs, dem bei alltäglichen Aufräumarbeiten diese Fotografie in die Hände fiel. Die ursprünglich im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf gelagerte Urkunde war dort 1964/65 bei Umbaumaßnahmen verschwunden und ist seitdem nicht mehr aufgetaucht. Das Marburger Foto müsse daher als Primärquelle gelten, so der Bonner Forscher Kölzer. Weil die Urkunde gemeinsam mit einem Maßstab abgelichtet wurde, konnten seine Mitarbeiter zudem ermitteln, wie groß das Original war. 

Noch spektakulärer ist ein zweiter Fund aus der jüngsten Vergangenheit. Wieder geht es um eine Urkunde Kaiser Ludwigs des Frommen, die eine regelrechte Irrfahrt durch halb Europa hinter sich hat. Sie datiert vom 5. Februar 832, in ihr verfügt der Kaiser weitreichende Landschenkungen an seinen Getreuen Aginulf. Auf bisher ungeklärte Weise gelangte sie zunächst in das Archiv des Klosters Inden und von da aus Jahrhunderte später in die Eremitage nach St. Petersburg. Von dort aus verschlug sie das Schicksal in den Besitz des Historikers Ignacy Onacewicz (1780 bis 1845), eines aus Weißrußland stammenden Professors der Universität Wilna, bevor sie um 1900 der Pariser Nationalbibliothek vergeblich zum Kauf angeboten wurde. Seitdem gilt sie als verschollen. Später wurde allerdings ein Foto gemacht, das der Marburger Gelehrte Paul Fridolin Kehr (1860 bis 1944), der im Jahr 1894 das Institut für Historische Hilfswissenschaften in Marburg gegründet hatte, wo auch die Urkundenforschung beheimatet ist, in seine Unterlagen aufnahm. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ der Leiter des inzwischen gegründeten Lichtbildarchivs, Edmund Ernst Stengel, für die entstehende Sammlung ein Photo von jenem ersten Photo herstellen, das selbst später verbrannte – und rettete damit die Urkunde für die Nachwelt. – Auch unabhängig von den neuen Funden ist das Marburger Lichtbildarchiv für die Forschung von enormem Wert.

Kontakt:
Institut für mittelalterliche Geschichte der Philipps-Universität Marburg
Lichtbildarchiv älterer Originalurkunden
Wilhelm-Röpke-Straße 6c
35039 Marburg
Tel.: (06421) 28 24555

Quelle: idw/Uni-Protokolle.de, 15.9.2005

Lob für Filderstädter Stadtarchivar

Seit 1987 ist Nikolaus Back, der jetzt 25-jähriges Dienstjubiläum im öffentlichen Dienst feierte, Leiter des Filderstädter Stadtarchivs. Oberbürgermeister Dr. Peter Bümlein würdigte die Arbeit des 44-Jährigen, unter dessen Leitung das Stadtarchiv zum \“Kristallisationspunkt für bürgerschaftliches Engagement\“ geworden sei. Nach seiner Ausbildung für den Gehobenen Archivdienst bei der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg begann Back im November 1984 beim Staatsarchiv Ludwigsburg. Von 1991 bis 1997 studierte der Filderstädter Stadtarchivar dann an der Uni Tübingen Geschichte und Empirische Kulturwissenschaften.

Verwaltungsleiter Bümlein hob bei der Würdigung des Stadtarchivars die Filderstädter Schriftenreihe hervor, für die Nikolaus Back seit 1988 als Redakteur zuständig ist. 1990 wurde der Historische Rundweg in Filderstadt eingeweiht. 2002 übernahm Back zudem die Leitung des Gottlob-Häußler-Heimatmuseums, das jährlich drei Ausstellungen präsentiert. Der Oberbürgermeister verwies auch auf die gute Zusammenarbeit des Stadtarchivars mit den Filderstädter Schulen und Vereinen.

Kontakt:
Stadtarchiv Filderstadt
Lange Straße 83 
70794 Filderstadt-Sielmingen 
Tel. und Fax 07158-8219
stadtarchiv@filderstadt.de 

Quelle: Stuttgarter Wochenblatt, 15.9.2005