Basisches Tauchbad schützt vor Säurefraß

Tausende Tonnen Papier aus zahlreichen Jahrhunderten hat sich in den deutschen Archiven angesammelt. Doch die Zeugnisse einer langen Geschichte sind vom Verfall bedroht, besonders die holzschliffhaltigen Schriftstücke aus der Zeit zwischen 1840 und 1970, denn sie bestehen aus säurehaltigem Papier: Dieses Papier wurde mit Holzfasern angereichert, geleimt wurde es im schwach sauren Milieu unter Zugabe von Baumharz und Sulfatsalzen. Beides förderte von Beginn an den Zerfall des Materials: Durch die Gerüstsubstanz Lignin im Holzschliff vergilbt das Papier, und Säurerückstände aus der Leimung lassen seine Zellulose-Struktur morsch und brüchig werden.

Eine neue Maschine, die im Rheinischen Archiv- und Museumsamt beim Landschaftsverband Rheinland in Betrieb ist, kann dieses säurehaltige Papier jetzt konservieren. Es handelt sich um einen Prototypen, entwickelt von der Firma Neschen aus Niedersachsen. Sieben, acht Meter lang und rund zweieinhalb Meter hoch. Von Anlagen zur Massenentsäuerung loser Blätter, wie dieser, gibt es bisher in Deutschland nur eine Handvoll. Ein Transportband befördert die Papiere im Zeitlupentempo durch die halboffene Maschine, einmal hin und wieder zurück. Zunächst geht es für drei Minuten in ein Tauchbad, dann wird getrocknet. 

Im Bad befindet sich die so genannte Konservierungslösung, also zum größten Teil gereinigtes Wasser. Dann werden verschiedene Zusätze gegeben. Der Hauptzusatz ist Magnesiumhydroxid, eine starke Base, die in Pulverform vorliegt. Ihr pH-Wert liegt bei etwa zwölf. Mit diesem alkalischen Zusatz gelingt es, die Säure im Papier zu neutralisieren. Kompliziert war es, geeignete Fixiermittelbeigaben für die Konservierungslösung zu finden, die die Schrift auf den Blättern erhalten. Dank zweier Fixative können zirka 95 bis 98 Prozent der Schreibstoffe fixiert werden.

370 Regalkilometer Akten in deutschen Archiven seien ein Fall für die Entsäuerung, heißt es. Noch gibt es zu wenige Anlagen, um diese Mengen zu bewältigen.

Kontakt:
Rheinisches Archiv- und Museumsamt
Ehrenfriedstraße 19
50259 Pulheim 
Tel.: 02234/9854-0
Fax.: 02234/9854-285 
rama@lvr.de 
http://www.rama.lvr.de 

Quelle: Volker Mrasek, Deutschlandfunk, 2.9.2005

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