Tintenfraß, Mäusebiss und Säuregehalt

Im Esslinger Stadtarchiv lagern stapelweise Dokumente, Bücher und Zeitungen, die vom Zerfall bedroht sind. Den Archivalien machen nicht nur Mäusebiss, Schimmel und Tintenfraß zu schaffen. Ein großes Problem ist das säurehaltige Papier aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Rund 80 Prozent der Esslinger Archivbestände müssten im Laufe der Zeit restauriert werden, umreißt Archivarin Iris Sonnenstuhl-Fekete das Ausmaß der Schäden. Anlässlich des Aktionstags "Schriftliches Kulturerbe schützen und bewahren" der deutschen Archive und Bibliotheken wurde am 2. September gemeinsam mit dem Esslinger Diplom-Restaurator Johannes Schrempf beratschlagt, welche Dokumente in nächster Zeit gründlich überarbeitet werden sollen.

Die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Werke werden Stück für Stück restauriert, so dass man sie wieder zur Benutzung freigeben könne, erläutert der Leiter des Stadtarchivs Joachim Halbekann. Die Landenberger-Stiftung unterstützt die Restaurierung fünf Jahre lang mit jeweils 5.000 Euro jährlich. Lassen sich komplette Bücher noch relativ einfach entsäuern, so wird das für viele andere im Archiv lagernde inhomogene Aktenbündel richtig teuer.

Problematisch ist die neuzeitliche Papierflut. Als man ab 1800 zunehmend eine Harz-Alaun-Leimung verwendete und das Papier ab 1850 nicht mehr aus Lumpen, sondern aus Holzschliff herstellte, reagierte das dem Leim zugesetzte Aluminiumsulfat mit Feuchtigkeit zu Schwefelsäure, die dann die Papierfaser zersetzt. Nach dem Vergilben zerfällt das Papier später. Maschinelle Verfahren zur Entsäuerung von Papier sind sehr aufwändig. Insofern müssten Mittel für die Verfahren in den Haushalt eingestellt werden und eine Strategie entwickelt werden, wie das schriftliche Gedächtnis der Stadt Esslingen dauerhaft erhalten werden kann.

Kontakt:
Stadtarchiv Esslingen
Marktplatz 20
73728 Esslingen am Neckar
Telefon: 0711/3512-2530
Fax: 0711/3512-2613
stadtarchiv@esslingen.de 

Quelle: Dagmar Weinberg, Eßlinger Zeitung, 1.9.2005

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