In der vergangenen Woche wurde dem Staatsarchiv Windhoek (Namibia) die letzte von insgesamt drei Sendungen mit Archivmaterial übergeben, das kurz vor der Unabhängigkeit des Landes (1990) von den Behörden der Besatzungsmacht Südafrika illegal ins Nachbarland gebracht worden war. Das Archiv- und Bibliotheksmaterial dürfte für Historiker von großem Interesse sein, vermutet Staatsarchivleiter Werner Hillebrecht. So könnten die 780 Archivkisten voller Aufzeichnungen des südafrikanischen Generalverwalters für Namibia aus den Jahren 1979 bis 1989, die 80 Meter Regalfläche einnehmen, unter anderem Aufschluss über politisch motivierte Verhaftungen geben, die unter dem Notstandsgesetz AG9 ohne richterlichen Beschluss erfolgten. Weil das namibische Archivgesetz allerdings eine 30-jährige Verschlusszeit vorsieht, sind die Akten des Generalverwalters noch nicht für die Öffentlichkeit zugänglich, können aber auf individuelle Anfrage für wissenschaftliche Recherchezwecke zur Verfügung gestellt werden.
Das Aktenmaterial, das in Zukunft im Namibischen Staatsarchiv gelagert wird, umfasst auch Unterlagen des Kommissars für Bantu-Angelegenheiten in Ost-Caprivi aus den Jahren 1930 bis 1971 und Berichte des General-Kommissar von Oshakati aus den Jahren 1957 bis 1977. Zurückgegeben wurden auch diverse Geburts-, Heirats- und Sterberegister, die teilweise schon während des Ersten Weltkriegs nach Südafrika gebracht worden waren. Eine erste Dokumentensendung war bereits im April 1999, die zweite im März 2000 zurückgegeben worden. Vor der Rückgabe wurde das Material in Südafrika auf Mikrofilmen dokumentiert, die im Staatsarchiv in Pretoria verbleiben. Wieder aufgenommen werden sollen die Verhandlungen über die Rückgabe von Polizeiakten, die in der Vergangenheit erfolglos abgebrochen wurden.
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Werner Hillebrecht
National Archives of Namibia
P.O. 13250
Windhoek
Namibia
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whillebrecht@mec.gov.na
Quelle: Constanze Vonhof und Irmgard Schreiber, Allgemeine Zeitung Namibia, 25.8.2005