Zu den wesentlichen Aufgaben der Otto-von-Bismarck-Stiftung, die zur Wahrung des Andenkens an den ersten deutschen Reichskanzler im Sommer 1997 durch Beschluss des Deutschen Bundestages gegründet wurde, gehört neben der historisch-politischen Bildungsarbeit die wissenschaftliche Forschung. Vorrangig in dieser Hinsicht ist die Auswertung des umfangreichen Bismarck-Nachlasses, der sich im Besitz der Stiftung befindet, sowie der amtlichen Akten aus der Zeit von Bismarcks Reichskanzlerschaft.
Auf Empfehlung des wissenschaftlichen Beirates der Stiftung hat das Kuratorium die Herausgabe einer \“Neuen Friedrichsruher Ausgabe\“ beschlossen. Vorrangig ediert werden sollen zunächst die \“Politischen Schriften\“ aus Bismarcks Zeit als Reichskanzler 1871-1890. Der Umfang der diese Jahre umfassenden Edition wird nach gegenwärtigem Stand der Recherchen voraussichtlich sechs Bände betragen. Band 1, der den Zeitraum 1871-1873 umfasst, ist Anfang 2004 erschienen; Band 2, der die Jahre 1874-1876 behandelt, liegt inzwischen ebenfalls vor. Der 3. Band umfasst Schriften der Jahre 1877-1879.
Die im Rahmen des Gesamtprojekts vorrangig zu bearbeitende Neuedition der \“Politischen Schriften Otto von Bismarcks, 1871-1890\“ soll dazu beitragen, Defizite der bisherigen Bismarck-Forschung zu beheben Die erste Durchsicht in den einschlägigen Archiven im Rahmen der Bearbeitung der ersten beiden Bände der \“Neuen Friedrichsruher Ausgabe\“ hat deutlich gemacht, dass durch die aufgefundenen Dokumente zum einen ein weit größeres Spektrum an innen- und außenpolitischen Themen als in der bisherigen Ausgabe abgedeckt werden kann, zum anderen aber auch viele Aspekte der Bismarckschen Politik nuanciert darstellbar sind. Das gilt beispielsweise für Bismarcks Initiativen in der Wirtschafts- und Finanzpolitik und der Sozialgesetzgebung, im Hinblick auf Sozialdemokratie und Kulturkampf, nicht zuletzt auch auf Bismarcks Umgang mit den Liberalen. Gleichermaßen können viele Bereiche von Bismarcks außenpolitischem Handeln ausführlicher und differenzierter dokumentiert werden.
Quellenmäßige Grundlage des gesamten Editionsprojektes sind der in den Besitz der Stiftung übergegangene private Bismarck-Nachlass, bestehend aus Briefen, Redeentwürfen und politischen Schriften sowie Bismarcks amtliche Schriften im Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes, im Bundesarchiv Koblenz/Berlin, im Geheimen Staatsarchiv in Berlin und in den Archiven in München, Karlsruhe, Stuttgart und Dresden sowie die in Privatarchiven aufbewahrten Korrespondenzen.
Die Edition \“Neue Friedrichsruher Ausgabe\“ trägt aufgrund der außergewöhnlichen Stellung Bismarcks dazu bei, die historische Forschung zu zentralen Problemen des deutschen Kaiserreiches insgesamt voranzutreiben, indem sie dieser eine wirklich umfassende, modernen wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Edition der politischen Schriften des verantwortlichen Staatsmannes zur Verfügung stellt. Die \“Edition der Schriften des Reichskanzlers Otto von Bismarck 1871-1890\“ soll 2007 abgeschlossen sein.
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Quelle: Anorthe Kremers, idw-online, 24.8.2005