Im Güstrower Museum und im Schweriner Landeshauptarchiv gibt es Funde zu Kalandsbruderschaften, Verbindungen von Geistlichen und Laien, die in den meisten mittelalterlichen Städten wohl aus Nachahmung der Mönchsorden entstanden sind. Diese Vereinigungen taten sich mit der Zielstellung zusammen, sich regelmäßig zu frommen Zwecken zu versammeln. Dazu stifteten sie in den Kirchen eigene Altäre und Vikarien. Zu den Aktivitäten zählten Prozessionen, die Verteilung von Almosen an Arme, das Schlichten von Streit zwischen Konfliktparteien u.a.m.
In Güstrow gab es nachweislich mehrere geistliche Bruderschaften. Nach Recherchen von Besser und Lisch gab es in Güstrow zwischen 1339 und zum Ausgang der Reformation neun verschiedene Bruderschaften. Der Geheime Archivrat Dr. Friedrich Lisch, der 1834 vom Großherzog zum Archivrat an das Schweriner Archiv berufen wurde, entdeckte um 1840 im Güstrower Archiv mehrere handschriftliche Bücher, darunter auch ein Protokollbuch mit Aufzeichnungen von der Bruderschaft (Kaland) St. Gregorius und St. Augustinus. Das Archiv befand sich damals noch im Güstrower Rathaus. Als Lisch später die Handschriften auswerten wollte, waren sie nicht mehr auffindbar. Erst nach jahrelangen Nachforschungen wurden die Schriften im Büro des Bürgermeisters Dahse gefunden, der sie dann Lisch zur Verfügung und Bearbeitung stellte.
Der Pergament aus dem 15. Jahrhundert enthielt Aufzeichnungen über Statuten, Einkünfte, Messen und viele andere Nachrichten über die Bruderschaft. Im Anhang der Schriftstücke befand sich ein Speisezettel. Danach gehörte gutes Essen und Trinken zu den annehmlichen Gepflogenheiten der Kalandsmitglieder, wenngleich die Einkünfte nicht immer ausreichten, um sich an dem Zusammenkunftstag gut zu bewirten und auch Bedürftige zu versorgen.
Kontakt:
Landeshauptarchiv Schwerin
Graf-Schack-Allee 2
D-19053 Schwerin
Telefon: (03 85) 5 92 96-0
Telefax: (03 85) 5 92 96-12
poststelle@landeshauptarchiv-schwerin.de
Stadtmuseum Güstrow
Franz-Parr-Platz 10
18273 Güstrow
Quelle: Ulrich Schirow, Güstrower Anzeiger, 29.7.2005