Kirchlicher Bücherschatz im Möllner Stadtarchiv

Nach dem Abriss des Jochim-Polleyn-Hauses der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Mölln wurden nun mehr als 200 Bände der örtlichen Kirchenbibliothek als Depositum dem Stadtarchiv Mölln überantwortet. Im Bestand befinden sich 28 Inkunabeln, etwa eine vierbändige kommentierte Bibelausgabe, die im Jahr 1483 von einem Möllner Geistlichen für seine Kirche erworben wurde. Andere Bände, wie etwa eine Ausgabe mit Schriften von Thomas von Aquin, kamen aus der Bibliothek des 1413 gegründeten und 1534 aufgelassenen Birgittenklosters Marienwohlde nach Mölln.

Christian Lopau, Möllns Stadtarchivar, freut sich über die nun in seinen Stahlschränken wohl verwahrten Folianten, Kirchenbücher und Noten. Denn die ältesten Bücher in den Beständen der Stadt Mölln stammen aus dem 19. Jahrhundert, die neu hinzugekommenen der Kirche sind 400 Jahre älter. Der Bücherschatz gehört weiterhin der Kirche, wird nun aber auf Dauer im Stadtarchiv der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, erläutert Wolfgang Hünnecke, der Vorsitzende des Kirchenvorstandes der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Mölln. Zu dem Konvolut gehören auch die Kirchenbücher aus dem Jahr 1648, die besonders die Ahnenforscher interessieren dürften.

Kontakt:
Stadtarchiv Mölln
Wasserkrüger Weg 16
23879 Mölln
Telefon 04542/803251
Telefax 04542/5986

Kirchengemeinde Mölln
Jochim-Polleyn-Platz 
23879 Mölln
Tel.: (0 45 42) 27 00 

Quelle: Jürgen Adamek, Lübecker Nachrichten, 21.7.2005

Abschlussbericht zum Projekt: Die preußische Berg-, Hütten- und Salinenverwaltung 1763-1865

Mit dem Erscheinen des Tagungsbandes über einen am 18./19. Juni 2004 durchgeführten Workshop im Deutschen Bergbau-Museum Bochum hat das Bergbauprojekt \“Die preußische Berg-, Hütten- und Salinenverwaltung 1763-1865\“ nunmehr seinen Abschluss gefunden. 

Auf dieser Veranstaltung war zusammenfassend über Ergebnisse und Ziele des Gesamtprojekts gesprochen sowie Möglichkeiten für die künftige Montanforschung aufgezählt worden. In dem Tagungsband, der im Juni 2005 erschien, befinden sich Erfahrungsberichte der Projektteilnehmer zum Erschließungsprojekt, montangeschichtliche Beiträge sowie Ausführungen zu Perspektiven und Chancen des Inventaransatzes.

Den ausführlichen Bericht mit entsprechenden Hinweisen zu den veröffentlichten sachthematischen Inventaren finden Sie jetzt auf der Seite des Staatsarchivs Münster unter der Rubrik \“Informationen und Service\“ zum Thema \“Bergbauprojekt\“.

Der Tagungsband ist erhältlich beim Deutschen Bergbau-Museum Bochum und beim Landesarchiv Nordrhein-Westfalen Staatsarchiv Münster. Er kostet 10 € und hat folgende bibliographische Angaben:

Mechthild Black-Veldtrup, Michael Farrenkopf und Wilfried Reininghaus (Hgg.): Die Überlieferung der preußischen Bergverwaltung. Erfahrungen und Perspektiven zur Bearbeitung des sachthematischen Inventars der preußischen Berg-, Hütten- und Salinenverwaltung, 1763-1865 (Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum, Nr. 131 = Schriften des Bergbau-Archivs, Nr. 17 = Veröffentlichungen des Landesarchivs NRW, Nr. 1), Bochum/Münster 2005.

Kontakt:
Dr. Jens Heckl
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen
Abteilung 5
Staatsarchiv Münster
Bohlweg 2
48147 Münster
Tel 0251 – 4885-125 
Fax 0251 – 399250-25
jens.heckl@lav.nrw.de

Ausschreibung Hessischer Archivpreis 2005

Im Jahr 2005 wird erstmals ein Hessischer Archivpreis ausgelobt. Der Preis wird verliehen durch den VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e. V., Landesverband Hessen; gestiftet wird er von der Hessischen Landesregierung und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen. Der Preis wird in Zukunft jährlich verliehen für herausragende Leistungen im Bereich der Sicherung und Zugänglichmachung von Archivgut bzw. Archiven.

Es gliedert sich in zwei Teile: 1. Ein Preisgeld in Höhe von 3000,- EURO wird ausgelobt für eine hessische Einrichtung, die sich in vorbildlicher Weise um den Kulturgutschutz und die Archivierung von Schriftquellen und Dokumentationsgut verdient gemacht hat; 2. Drei Preise von je 1000,- EURO
werden ausgelobt für drei ehrenamtlich in Archiven tätige Personen für ihre Leistungen im Dienste des Kulturgutschutzes und der Archivierung.

Vorschläge für die Preisträger können bis zum 15. September 2005 an folgende Anschrift beim VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e. V. / Landesverband Hessen unterbreitet werden:

Frau Dr. B. Streich
Im Rad 20
65197 Wiesbaden
Tel. 0611/313-219

Die eingegangenen Vorschläge werden von einer Jury bewertet, welche die Preisträger festlegt. Die Jury setzt sich zusammen aus dem Vorstand des VdA-Landesverbandes Hessen, dem/r Vorsitzenden des Verbandes der Kommunalarchive in Hessen, dem/r Vorsitzenden des Verbandes der Kommunalarchive in Hessen, einem/r Vertreter/in der Hessischen Staatskanzlei, einem/r Vertreter/in des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, einem/r Vertreter/in der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, einem/r Vertreterin der Hessischen Staatsarchive, sowie einem/r Vertreter/in der Archivberatungsstelle Thüringen. Die Jury wird die Preise im November dieses Jahres verleihen.

Die genaueren Voraussetzungen und Verfahrensregeln können auch als pdf-Dateien heruntergeladen werden: Flyer-Vorderseite (421 kB), Flyer-Rückseite (340 kB), Formblatt Vorschlag (123 kB).

Begegnungen und Emotionen – Der Besuch ehemaliger Zwangsarbeiter in Bielefeld

Im September 2004 waren 24 ehemalige Zwangsarbeiter aus Russland, Weißrussland, Lettland und der Ukraine Gäste der Stadt Bielefeld. Mit der Einladung wollte die Stadt ein Zeichen der Annäherung und Aussöhnung setzen.

Das Besuchsprogramm wurde seitens der Stadt erarbeitet, koordiniert und mit vielen freiwilligen Helfern durchgeführt. Von Anfang an stand fest, dieses Projekt in einer zweisprachigen Dokumentation (deutsch-russisch) festzuhalten. Die Publikation umfasst 120 Seiten mit vielen Farbphotos, die den Inhalt prägnant unterstützen. Die Photos sind von einer professionellen Bielefelder Fotografin erstellt, die das Besuchsprogramm eine Woche lang intensivst begleitet hat.

Die Dokumentation vermittelt Eindrücke von den offiziellen Empfängen, dem Besuch von Mahnmalen und Friedhöfen. Sie berichtet von der Spurensuche im Stadtarchiv, den Erfahrungen mit dem Besuch der ehemaligen Arbeitsstätten und von Zeitzeugengesprächen in Schulen. Die Bielefelder Kirchen waren schon mehrere Jahre vorher aktiv an der Verbreitung des Themas in der Bielefelder Öffentlichkeit beteiligt. Nun wollten Pfarrer und Gemeindemitglieder die ehemaligen Zwangsarbeiter persönlich kennen lernen. Spannend ist auch das Kapitel über Bielefelder Bürger, die sich spontan gemeldet und die Besuchsgruppe aufgesucht haben, um sich gemeinsam zu erinnern oder Erinnerungen auszutauschen.

Alle Autoren haben aktiv am Besuchsprogramm teilgenommen: Frau Krasa als Organisatorin und Koordinatorin. Die gebürtige Ukrainerin Frau Schuh war Dolmetscherin vor Ort und hat anschließend alle Texte übersetzt. Aber auch \“Fremdbeiträge\“ wurden eingesetzt: die Eindrücke mehrerer Pfarrer, einer Lehrerin, einer Historikerin und eines Mitglieds einer Bürgerinitiative, der sich für ein Mahnmal für ehemalige Zwangarbeiter in Bielefeld eingesetzt hat. Zudem wurden Zitate aus den Briefen der Gäste nach dem Besuchsprogramm verwendet. Sie geben dem Buch eine sehr persönliche und auch emotionale Note.

Das Buch ist in erster Linie als Hommage an die Gäste der Stadt Bielefeld vom vergangenen September gedacht. Sie haben inzwischen diese (ihre) Dokumentation per Post erhalten. Inna Klimenko, ehemalige Zwangsarbeiterin aus der Ukraine, war vor kurzem wieder einmal zu Besuch in Bielefeld. Von ihr erhielt die Stadtverwaltung und der Verein \“Gegen Vergessen-Für Demokratie\“ ein wunderbares Lob: sie hatte bis um 3 Uhr in der Nacht gelesen. Sie konnte einfach nicht aufhören. Und in ihrer Heimat wird das Buch nicht mehr aus der Hand gelegt: Kinder und Enkelkinder lesen über das Schicksal ihrer Eltern, bzw. Großeltern während des Zweiten Weltkrieges in Deutschland.

Es wirkt somit nachhaltig über die Generation der Betroffenen hinaus. Und es trägt dazu bei, Aufklärungsarbeit in der Heimat der Betroffenen zu leisten, denn die Zwangsarbeiter kamen nicht freiwillig. Sie wurden mit vorgehaltener Waffe gezwungen und selbst verstecken oder klagen half nichts. \“Wenn du nicht mitgehst,\“ erzählt Bronislawa Sidorowa, \“sperren wir deine Eltern dort in das Haus und zünden es an.\“ So und auch schlimmer waren die Androhungen, die halfen, dass die arbeitsfähigen Jugendlichen in die Züge zur Deportation kletterten. Ziel: Zwangsarbeit im Deutschen Reich. Bronislawa war damals gerade 14 Jahre alt. Wie ihr, erging es vielen jungen Mädchen und Jungen aus ihrem Ort.

Ganze Geburtsjahrgänge verschwanden in den Deportationszügen Richtung Westen. Schwere Jahre erlebten diese Jugendlichen entweder bei der Feldarbeit oder in den Fabriken. Dort wurden sie eingesetzt, um die deutsche Kriegsmaschinerie auf dem Laufenden zu halten, denn die eigenen Männer kämpften an der Front. Sie knechteten – 12 Stunden am Tag oder in der Nacht unter unwürdigsten Bedingungen: fern der Heimat und der Eltern, ohne Sprachkenntnisse, gefangen in Lagern mit Stacheldraht umzäunt, von Ungeziefer geplagt, erniedrigt und gedemütigt und ohne ausreichende Nahrung.

Als der Krieg zu Ende war, wurden sie wieder in ihre Heimat gebracht. Dort widerfuhr ihnen eine böse Überraschung: sie wurden nicht mit Freude von ihren Landsleuten empfangen. Sie wurden beschimpft und der Kollaboration beschuldigt. Sie wurden verhört. Dieses Mal nicht von der Gestapo, sondern von den eigenen Landsleuten. Wer sich zu freundlich über den Feind äußerte, kam ins GULAG. Diese Generation erlebte eine zweite Leidenszeit: sie bekam keine oder nur die schlechteste Ausbildung und damit eine geringe Aussicht auf einen guten Arbeitsplatz. Diese Generation erlebte eine zweite Strafe in ihrem Leben – und darüber wurde bis zur Ära Gorbatschow geschwiegen.

Jetzt ist es an der Zeit, das Schweigen auch im eigenen Land zu brechen. Wenn nicht jetzt, wann dann? Möge dieses Buch einen kleinen Beitrag dazu leisten.

Die vorliegende Publikation ist interessant für die Betroffenen selbst und ihre Kinder und Enkelkinder. Es ist aber auch interessant für Schulen, für Bürgerinitiativen, für Städte und Gemeinden, die noch Besuchsprogramme durchführen, für Bibliotheken und Archive, aber auch für den Leser, der sich über das Thema \“Zwangsarbeit\“ informieren möchte.

Info:
Das Buch kostet 15 Euro (120 Seiten/DIN A 4 Sonderformat/mehrfarbig) und ist ausschließlich erhältlich über:

Stadtarchiv Bielefeld
z. Hdn. Petra Krasa
Rohrteichstr. 19
33602 Bielefeld
Telefon: 0521 – 512471
petra.krasa@bielefeld.de

Handreichungen zur Bestandserhaltung in Archiven

Das ihnen anvertraute Archivgut zu verwahren, zu sichern und zu erhalten, ist der gesetzliche Auftrag der öffentlichen Archive. Bestandserhaltung ist damit eine Kernaufgabe, die nahezu alle Bereiche der täglichen Arbeit mit Archivgut berührt. Sie beginnt bei einem verantwortungsvollen und schonenden Umgang mit den Archivalien, reicht von der Lagerung und Verpackung der verschiedenen Überlieferungsträger über Probleme der Klimaregulierung und Schimmelprävention bis hin zu Maßnahmen der Notfallvorsorge, der Verfilmung, Konservierung und Restaurierung sowie zu Fragen der konzeptionellen Planung und Finanzierung.

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Der von Mario Glauert und Sabine Ruhnau herausgegebene Band \“Verwahren, Sichern, Erhalten\“ enthält Vorträge, die auf dem 7. Brandenburgischen Archivtag 2004 in Frankfurt (Oder) zum Thema \“Erhaltung bedrohter Archivbestände\“ gehalten wurden, sowie Empfehlungen zur Bestandserhaltung, die im Zuge der Archivberatung durch die Landesfachstelle für Archive und öffentliche Bibliotheken im Brandenburgischen Landeshauptarchiv entstanden. Ein Anhang bietet zentrale Texte mit kulturpolitischen Empfehlungen und technischen Anweisungen.

Die kompakten Übersichten zu den aktuellen Problemfeldern der Bestandserhaltung geben Archiven, Bibliotheken, Museen, Kulturverwaltungen, Archivbenutzern und allen anderen Interessierten in verständlicher Form fachliche Hinweise und praktische Tipps für den Umgang mit den verschiedenen Arten von Archivgut.

Aus dem Inhalt:

  • Bestandserhaltung beginnt im Kopf, nicht im Geldbeutel. Zur Einführung (Mario Glauert / Sabine Ruhnau)
  • Aufgaben- und Funktionsbereiche eines Archivs (Sabine Ruhnau)
  • Anforderungen an ein Archivmagazin. Eine Checkliste (Mario Glauert)
  • Klimamessung und Klimaregulierung im Archivmagazin (Mario Glauert)
  • Empfehlungen zum Umgang mit schimmelbefallenem Archivgut (Mario Glauert)
  • Lagerung und Pflege fotografischer Materialien (Carola Gerlach)
  • Regionale und lokale Überlieferung von audiovisuellen Medien (Stefan Gööck)
  • Es kann nur besser werden: Fundraising für Archivare (Heidi Trzenschik)
  • Pflichtenheft für das Verfilmen und Scannen von Archivgut (Martin Luchterhandt)
  • Technische Normen und Anweisungen für die mikrographische Sicherungsverfilmung (Klaus Etzenberger)
  • Pflichtenheft für die Massenentsäuerung von Archivgut. Zusammenstellung grundsätzlicher Anforderungen (Rainer Hofmann)
  • Rückblick: Das Hochwasser und die Folgen (Barbara Keimer)
  • Notfallvorsorge in Archiven (Rickmer Kießling).

Textanhänge:

  • Bericht der Bund-Länder-Arbeitsgruppe Papierzerfall vom 15.6.1992
  • Empfehlungen der Kultusministerkonferenz zur Erhaltung der vom Papierzerfall bedrohten Archivbestände vom 17.2.1995
  • Grundsätze zur Durchführung der Sicherungsverfilmung von Archivalien
  • Technische Regel für Biologische Arbeitsstoffe
  • Schutzmaßnahmen bei Tätigkeiten mit mikrobiell kontaminiertem Archivgut (TRBA 240).

Info:
Mario Glauert/Sabine Ruhnau (Hg.):
Verwahren, Sichern, Erhalten. Handreichungen zur Bestandserhaltung in Archiven
(Reihe Veröffentlichungen der brandenburgischen Landesfachstelle für Archive und öffentliche Bibliotheken, Band 1, zugleich Veröffentlichungen des Landesverbandes Brandenburg des Verbandes deutscher Archivarinnen und Archivare e.V., Band 2)
Umfang 348 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Preis 10,00 EUR, zzgl. Versandkosten

Bestellung:
Landesfachstelle für Archive und öffentliche Bibliotheken im Brandenburgischen Landeshauptarchiv
Postfach 600449
14404 Potsdam
Telefon: (0331) 5674- 150 bis -154, -140
Telefax: (0331) 5674-170
landesfachstelle@blha.brandenburg.de
(Bestellung nicht über den Buchhandel möglich)

Moderne Justizakten als zukünftige Quellen historischer Forschung

Am 21. Juni 2005 kamen in der Justizakademie des Landes Nordrhein-Westfalen in Recklinghausen rund 40 Archivare/-innen, Juristen/-innen und Historiker/-innen zusammen, um über die Archivierung von Unterlagen der Justiz zu diskutieren. Zu diesem Workshop hatten das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen und die Dokumentations- und Forschungsstelle „Justiz und Nationalsozialismus“ an der Justizakademie gemeinsam eingeladen.

Im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen ist im vergangenen Jahr eine Projektgruppe eingerichtet worden, deren Aufgabe es ist, landesweit einheitliche Kriterien zur Archivierung von Unterlagen der Justiz zu entwickeln. Ziel des Workshops war es, einen Dialog über Justizakten als zukünftige Quellen historischer Forschung anzuregen, in dem gemeinsame Erwartungen an die Archivierung von Unterlagen der Justiz formuliert werden.

Einen ausführlichen Tagungsbericht sowie weitere Materialien finden Sie im Portal www.archive.nrw.de unter Staatsarchive/ das Landesarchiv NRW/ Publikationen bzw. unter dem direkten Link http://www.archive.nrw.de/dok/workshop02/index.html.

Kontakt:
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen
Abteilung Grundsatzfragen und Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Martina Wiech
Graf-Adolf-Str. 67
40210 Düsseldorf
Tel. 0211 – 159238-202
Fax. 0211 – 159238-222
martina.wiech@lav.nrw.de

Aargau will Öffentlichkeitsprinzip einführen

Als einer der letzten Schweizer Kantone verfügt der Aargau über kein eigenes Gesetz zum Datenschutz. Nun soll im Kanton jede Person freien Zugang zu amtlichen Dokumenten und Behördenakten erhalten. In seiner Botschaft legt der Regierungsrat das Gesetz über die Information der Öffentlichkeit, den Datenschutz und das Archivwesen (IDAG) vor. Die Einführung des IDAG bedeute einen Paradigmenwechsel: Weg vom Geheimhaltungsprinzip mit Öffentlichkeitsvorbehalt, hin zum Öffentlichkeitsprinzip mit Geheimhaltungsvorbehalt, heißt es in der Botschaft an den Grossen Rat.

Alle Aufgabenträger bei Kanton und Gemeinden sowie für den Staat tätige Private sollen künftig verpflichtet sein, von Amtes wegen zu informieren. Bürgerinnen und Bürger erhalten kostenlos das Recht auf Zugang zu amtlichen Dokumenten. Neu soll das durchsetzbare Einsichtsrecht gelten. Auch soll das Öffentlichkeitsprinzip in der Kantonsverfassung verankert werden.

Mit dem Einbezug des Archivwesens soll zudem auch dieser Bereich auf Gesetzesstufe verankert werden. Obwohl der Gesetzesentwurf für alle öffentlichen Organe gelten soll, richte sich die Pflicht zur Ablieferung von Dokumenten an das Staatsarchiv Aargau nicht an kommunale Organe. Diese müssten wie bisher eigene Archive führen.

Kontakt:
Staatsarchiv des Kantons Aargau
Entfelderstrasse 22
Buchenhof
CH-5001 Aarau
Tel. + 41 (0)62 / 835 12 90
Fax + 41 (0)62 / 835 12 99
staatsarchiv@ag.ch

Quelle: mzbern.ch (Berner Rundschau), 15.7.2005

Vertrauenswürdige digitale Langzeitarchive: Kriterien und deren Bewertung

Digitale Archive bewahren in ihren Beständen Bits und Bytes für kommende Generationen und sollen Sorge tragen, dass die Informationen von heute mit der Technologie von morgen gelesen werden können. In der Arbeitsgruppe \“Vertrauenswürdige Archive – Zertifizierung\“ des \“nestor\“-Kompetenznetzwerks Langzeitarchivierung (www.langzeitarchivierung.de) befassen sich Vertreter von Bibliotheken und Verbünden, Archiven und Museen, Verlagen sowie Forschungseinrichtungen, Software- und Zertifizierungsexperten mit der Frage nach den Standards, die langfristig die Qualität der Sicherheit und Verfügbarkeit der Daten beschreiben und bewerten.

Ein Workshop zum Thema \“Vertrauenswürdige digitale Langzeitarchive: Kriterien und deren Bewertung\“ fand am 21. Juni 2005 mit rund 70 Teilnehmern in der Bayerischen Staatsbibliothek München (BSB) statt. Zum Auftakt der Veranstaltung stellten Dr. Astrid Schoger (BSB) und Susanne Dobratz (Humboldt-Universität Berlin) die bisherigen Ergebnisse der nestor-Arbeitsgruppe \“Vertrauenswürdige Archive – Zertifizierung\“ vor: \“Wir sehen unsere Aufgabe darin, mit der Entwicklung eines in Deutschland praktikablen Zertifizierungsverfahren dazu beizutragen, dass die Vertrauenswürdigkeit digitaler Langzeitarchive aufgebaut und bewertet werden kann\“, erläutern Schoger und Dobratz einen zentralen Aspekt der Arbeitsgruppe, der auch im Rahmen des Workshops thematisiert wurde. Dabei sei nicht an eine Garantie für die nächsten fünf oder auch fünfzig Jahre gedacht, sondern an die Entwicklung von Strategien, die den beständigen Wandel bewältigen können. 

Peter Rödig von der Universität der Bundeswehr in München stellte in seinem Vortrag vorhandene Ansätze zur Entwicklung verschiedener Qualitätsstandards vor. In einem ersten Resümee konnte er feststellen, dass der Status Quo schon jetzt eine brauchbare Basis für allgemeine Bewertungskriterien liefere.

Um besondere Ansprüche an die Langzeitarchivierung von \“Objekt-Informationen\“ ging es im Beitrag von Dr. Siegfried Krause (Germanisches Nationalmuseum Nürnberg) und Dr. Karl-Heinz Lampe (Forschungsmuseum Koenig, Bonn). Traditionell sind kultur- und naturhistorische Museen völlig unterschiedlich organisiert. Im Zusammenhang mit der digitalen Archivierung von Informationen über die Sammlungsbestände stehen jetzt beide vor der Herausforderung, diese getrennten Wissenschaftsbereiche inhaltlich zu vernetzen.

Der Blick in die Zukunft aus unterschiedlichen Perspektiven wurde von Dr. Karl-Ernst Lupprian (Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns) um eine Darstellung des \“Ist-Stands\“ bei der Archivierung digitaler Verwaltungsunterlagen ergänzt. Lupprian griff dafür auf die vorläufigen Ergebnisse einer umfassenden Befragung unter digitalen Langzeitarchiven zurück, die im Frühjahr dieses Jahres im Rahmen des Projekts nestor durchgeführt wurde. 

Andreas Aschenbrenner von der Österreichischen Nationalbibliothek stellte das Projekt \“reUSE\“ vor, an dem verschiedene Universitäts- und Nationalbibliotheken beteiligt sind. Das Projekt hat zum Ziel, digitale Daten aus dem Publikationsprozess zu sichern, indem es sich in diesen Prozess einklinkt und die Daten direkt vom Produzenten in die Archive transferiert. Mit nestor verbindet das Projekt dabei nicht nur die Zielsetzung, Bewertungsschemata für vertrauenswürdige Archive zu entwickeln, sondern auch die holistische Herangehensweise, mit der außer der Technologie auch \“die Menschen hinter den Systemen\“ in den Blick genommen werden sollen.

Wichtige Kriterien für vertrauenswürdige Langzeitarchive stellte die nestor-Arbeitsgruppe vor und diskutierte sie mit der breiten Fachöffentlichkeit, um die Anwendbarkeit zu prüfen und die Angemessenheit von Bewertungen sicherzustellen. 

Die Abschlussdiskussion ergab, dass Vertrauenswürdigkeit auf unterschiedlichen Wegen angestrebt werden kann. Zunächst kann sich ein digitales Langzeitarchiv beim Aufbau und Betrieb an anerkannten Kriterien orientieren. In einem weiteren Schritt kann es sich durch Selbstdarstellung qualifizieren und die Transparenz gegenüber Nutzern, Kooperationspartnern, Datenproduzenten und den eigenen Mitarbeitern erhöhen. Ferner kann ein digitales Langzeitarchiv in einem formalen Verfahren nach strengen Kriterien ein Zertifikat erwerben.

Informationen über den Workshop stehen online auf http://www.langzeitarchivierung.de im Menü "Workshops"

Kontakt
Susanne Dobratz, 
Humboldt-Universität zu Berlin 
dobratz@cms.hu-berlin.de

Dr. Astrid Schoger, 
Bayerische Staatsbibliothek München 
schoger@bsb-muenchen.de

Quelle: Pressemitteilung nestor- Kompetenznetzwerk Langzeitarchivierung, 15.7.2005

Jüdisches Archivwesen

Jüdisches Archivwesen im eigentlichen Sinne des Wortes als eine auf die Erhaltung und Erschließung des in allen Bereichen des jüdischen Lebens entstandenen Schriftguts gerichtete institutionelle Tätigkeit nahm in Deutschland mit der Gründung des Gesamtarchivs der deutschen Juden am 1. Oktober 1905 seinen Anfang. Dieses Datum jährt sich im Herbst 2005 zum hundertsten Mal. Der Zentralrat der Juden in Deutschland und das in seiner Trägerschaft 1987 in der Nachfolge des 1939 untergegangenen Gesamtarchivs entstandene Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland nehmen dieses Jubiläum zum Anlass für eine fachliche Selbstbesinnung sowohl im historischen Kontext als auch im internationalen Vergleich, wobei sie von der Archivschule Marburg unterstützt werden, die durch Aufnahme in die Reihe ihrer Archivwissenschaftlichen Kolloquien zur archivpolitischen Standortbestimmung beiträgt.

Abgesehen von wenigen Publikationen zur Geschichte einzelner Sammlungen, Institutionen und Persönlichkeiten ist die Selbstreflektion des Fachgebiets Jüdisches Archivwesen über vereinzelte Ansätze bisher nicht hinausgekommen. Die Langsamkeit des Erkenntnisfortschritts hängt nicht nur mit dem in Deutschland durch die NS-Zeit bewirkten Kontinuitätsbruch zusammen. Es gibt auch Gründe, die in der Sache selbst liegen. Der jüdische Sektor des Archivwesens ist relativ jung und von vergleichsweise geringem Umfang. Die in diesem Bereich tätigen Personen sind hinsichtlich der spezifischen Aspekte ihrer Beschäftigung weitgehend voneinander isoliert und fühlen sich auch kaum einer historischen Tradition zugehörig. Eine Kommunikationsgemeinschaft finden sie eher in den jeweils nationalstaatlich organisierten Archivarsverbänden als in Zusammenschlüssen, die von der jüdischen Besonderheit ihrer Aufgaben geprägt sind. Das wissenschaftliche Kolloquium zum 100jährigen Jubiläum des Gesamtarchivs der deutschen Juden soll dieses Defizit an historischer Besinnung und grenzüberschreitender Kommunikation wenigstens in Ansätzen auflösen und will als Forum für einen offenen und im Sinne der fachlichen Konturierung nutzbringenden Austausch dienen.

Jüdische Archive unterscheiden sich von anderen hinsichtlich ihrer Organisationsformen, hinsichtlich der in ihre Obhut gelangenden Quellen und auch hinsichtlich der von ihnen angewandten Arbeitsmethoden. Bei all diesen Besonderheiten bleiben sie Teil der allgemeinen Archivlandschaft, und in erheblichem Umfang werden die anstehenden Aufgaben auch im Rahmen staatlicher Programme gefördert. In vielen Bereichen ihrer Tätigkeit arbeiten jüdische Archivare wie alle anderen Archivare, z. B. bei der Verzeichnung von Akten oder bei der Anwendung von bestandserhaltenden Verfahren. Aber es gibt auch eine Reihe von Problemen, Methoden und Entwicklungslinien, die mit der besonderen Situation des Jüdischen Archivwesens zusammenhängen. Im Vordergrund des Kolloquiums steht daher das archivwissenschaftliche Bemühen um die Herausarbeitung der charakteristischen Züge eines sich langsam abzeichnenden Fachgebiets Jüdisches Archivwesens

Kirchenarchivgut in Gleina wird gesichert

Bereits im Jahr 1993 unternahm der damalige Pfarrer in der Kirchgemeinde Tröglitz-Gleina einen ersten Versuch, ein zentrales Archiv seines Pfarrbereichs anzulegen. Da der Plan damals jedoch nicht umgesetzt wurde, verfügt die evangelische Kirchgemeinde heute über eine Fülle von alten Schriften und Büchern, mit denen sie wenig anzufangen weiß und deren Lagerbedingungen alles andere als günstig sind.

Als der Superintendent des Kirchenkreises Naumburg-Zeitz allerdings kürzlich die Gemeinde in Gleina besuchte, wies man ihn auch auf das brachliegende Archiv hin. \“Wir brauchen ein klares Wort darüber, was wir aufheben müssen, was ins Archiv des Kirchenkreises gehört oder auch ins Altpapier kann\“, sagte Pfarrerin Barbara Czupalla. Die Archivbeauftragte des Kirchenkreises, Elvira Kröber, nahm sich nun der Sache an und verbrachte einige feuchte Bücher zur Restaurierung nach Naumburg. Der restliche Bestand soll nun genauer erfasst werden und der Verantwortlichen für die kirchlichen Archive der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands zur Bewertung vorgestellt werden.

Kontakt:
Evangelischer Kirchenkreis Naumburg-Zeitz
Charlottenstraße 1
06618 Naumburg
Tel.: 03445 / 767 16
Fax: 03445 / 767 17
suptur.nmb@freenet.de

Quelle: Maria Barsi, Zeitzer Zeitung, 14.7.2005