Fuldas Wachstum von einer kleinen Residenzstadt mit 5.000 Einwohnern zu seiner heutigen Größe (knapp 65.000 Einwohner) wird an Hand von Stadtplänen eindrucksvoll dokumentiert. Der älteste dieser Pläne, der "Jestaedt-Kataster\“ von 1727, steht im Mittelpunkt einer Ausstellung im Vonderau Museum Fulda. Die drei Bände des Jestaedt-Katasters, bestehend aus der Edition der einschlägigen Güter- und Katasterbände des 18. und 19. Jahrhunderts, sowie den beigegebenen Karten, insbesondere jene von 1727 in der Jestaedtschen Bearbeitung von 1936 bilden immer noch, so erläuterte der Leiter des Fuldaer Stadt-Archiv, Dr. Thomas Heiler, zur Ausstellungseröffnung, den maßgeblichen Ausgangspunkt für alle topographischen und demographischen Arbeiten im Bereich der Stadt Fulda für die Zeit vom Spätmittelalter bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Die Ausstellung, die noch bis zum 10. Juli 2005 zu sehen ist, stellt verschiedene Stadtplan-Erscheinungsformen von der Rekonstruktion des mittelalterlichen Fulda über den Jestaedt-Plan, Katasteraufnahmen des 19. Jahrhunderts bis hin zum modernen geographischen Informationssystem, das weltweit abgerufen werden kann, in ihrer zeitlichen Abfolge zusammen. Die Befolgung des chronologischen Prinzips sei zwar nicht sonderlich originell, so Archivleiter Heiler, ist dafür aber sehr aussagekräftig. Ersichtlich werde hieraus einerseits die unterschiedliche Motivation zur Abfassung der Pläne. Im Gegensatz zu heute, in dem Stadtpläne allgemein zur Planung, Verwaltung und Orientierung dienen, war früher die Zeichnung einer Karte stets mit einem im Einzelfall klar definierten Zweck verbunden. So findet sich der erste Planausschnitt, den man in Fulda besitzt (aus dem Jahr 1552), in einem Prozessakt des Reichskammergerichts und diente den Richtern zur Orientierung in einem Rechtsstreit, in dem der Hornungsmüller die Stadt Fulda verklagte, da sie sein Mahlwasser angeblich umgeleitet hatte. Hier dient die Karte gleichsam als Beweismittel.
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Quelle: Fuldaer Zeitung, 30.6.2005