Deutsch-polnische Stasi-Aufarbeitung

Polnische und deutsche Wissenschaftler werden zukünftig gemeinsam die Geschichte der kommunistischen Geheimdienste und Staatssicherheitsdienste untersuchen. Einen entsprechenden Kooperationsvertrag unterzeichneten in Warschau die Vorsitzende der deutschen Stasi-Unterlagenbehörde (BStU), Marianne Birthler, und der Vorsitzende des polnischen Instituts des Nationalen Gedenkens (IPN), Leon Kieres. Es liege nahe, die Arbeit beider Institute mittels gemeinsamer Forschungsprojekte etc. zu vernetzen, da in beiden Ländern ähnliche Erfahrungen gemacht worden seien. Außerdem hätten die jeweiligen Geheimdienste und Staatssicherheitsdienste im Ostblock auch länderübergreifend zusammengearbeitet.

Birthler sprach von einer ungleichzeitigen Entwicklung in der Aufarbeitung der Stasi-Geschichte. Während in Deutschland relativ bald nach der Wende eine entsprechende Institution eingerichtet wurde, dauerte es in Polen bis zum 18. Dezember 1998. Das damals gegründete polnische \“Institut der nationalen Erinnerung\“ dokumentiert nicht nur Verbrechen während der kommunistischen Herrschaft, sondern auch aus der Zeit der Nazi-Besatzung.

1989 hatte man sich in Polen noch parteiübergreifend auf einen "Schlussstrich" unter die Vergangenheit geeinigt. Das Interesse an den Akten und Dokumenten sei in der polnischen Öffentlichkeit dann in den vergangenen Monaten vor allen Dingen durch die so genannte Wildstein-Liste geweckt worden. Der konservative Publizist Bronisław Wildstein hatte im Internet eine Liste mit Namen veröffentlicht, die in Akten des IPN gefunden wurden. 

Quelle: Fazit, Deutschlandradio Kultur, 7.6.2005

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