Fast 42 Jahre nach dem Tod von Salvador Allende kratzt ein Berliner Historiker am Mythos der linken Kultfigur. Der erste frei gewählte Präsident, der sich zum Marxismus bekannte, habe in seiner Dissertation nationalsozialistische Rassentheorien propagiert, sagt Victor Farias, Dozent für Lateinamerikanistik an der Freien Universität Berlin. Allende, einst Führer der Volksfront \“Unidad Popular\“ in Chile sei \“glühender Antisemit\“ gewesen.
Dem jüdischen Volk habe er in seiner Arbeit eine \“allgemeine verbrecherische Anlage\“ zugeschrieben. In seiner Doktorarbeit von 1933 sowie als Gesundheitsminister von 1939 bis 1941 habe der Mediziner Allende außerdem die Zwangssterilisierung psychisch Kranker und Alkoholiker propagiert. Farias hatte die Dissertation des Sozialisten im Archiv der Medizinischen Fakultät der Universität in Santiago de Chile entdeckt.
Info:
Victor Farias: \“Salvador Allende, antisemitismo y eutanasia\“ (2005) / Salvador Allende : Antisemitismus und Euthanasie, Berlin (Philo Verlagsgesellschaft mbH), 2003.
Quelle: Frankfurter Rundschau, 11.5.2005