Der Vorstand des VdA hat auf seiner Sitzung am 3./4. März 2005 das Rahmenthema für den 76. Deutschen Archivtag in Essen, der vom 26. bis 29. September 2006 stattfinden wird, festgelegt. Es lautet: Archive und Öffentlichkeit. Für den Vorstand des VdA ruft der Vorsitzende des Verbandes, Prof. Dr. Volker Wahl, zur aktiven Mitwirkung am übernächsten Deutschen Archivtag auf (Call for Papers):
"Wie wird die Archivarbeit in der Öffentlichkeit wahrgenommen und was tun die Archive selbst, um das Bild von ihnen in der Gesellschaft zu formen? Obwohl sich die Fachtagungen des Deutschen Archivtages in den zurückliegenden Jahren stets auch mit der Stellung und den Aufgaben der Archive in ihrem gesellschaftlichen Umfeld befasst haben, ist die Frage nach der öffentlichen Wirksamkeit des Archivwesens immer wieder neu zu stellen. Weg vom engen Begriff der Öffentlichkeitsarbeit sind die Wechselbeziehungen zwischen Archiv und Archivträger, die Sinnhaftigkeit von Bewertung und Erschließung des Archivgutes für die Gesellschaft, der Einsatz medialer Formen für den besseren Zugang zu den historischen Quellen und moderne Formen einer archivischen Öffentlichkeitsarbeit zu überdenken. Der Deutsche Archivtag 2006 will dazu einen Beitrag leisten und allen Archivarinnen und Archivaren neue Erfahrungen und Positionen vermitteln.
Für die Fachtagung wird im Allgemeinen an der in den letzten Jahren bewährten Struktur von gemeinsamen Arbeitssitzungen und Sektionssitzungen festgehalten. Wie auf dem diesjährigen Deutschen Archivtag in Stuttgart soll auch die Eröffnungsveranstaltung in Essen wieder am Vorabend des eigentlichen Fachkongresses stattfinden. Für die Fachtagung selbst stehen dann am 27. und 28. September 2006 zwei Tage zur Verfügung, an denen auch die Fachgruppensitzungen und die Mitgliederversammlung stattfinden.
In der die Fachtagung einleitenden gemeinsamen Arbeitssitzung wird das Problem der öffentlichen Wahrnehmung der Archive in der Gesellschaft von verschiedenen Seiten beleuchtet. Die unterschiedlichen Aspekte, unter denen das Rahmenthema behandelt werden kann, sollen aus archivarischer Sicht wieder in vier Sektionen zur Diskussion gestellt werden, wobei jeweils zwei Sektionssitzungen parallel stattfinden werden. Die Fachtagung schließt mit einer zweiten gemeinsamen Arbeitssitzung, in der die Rolle der Archive in der Zukunft thematisiert werden soll.
Alle Fachkolleginnen und -kollegen sind eingeladen, sich mit Referatsangeboten an der inhaltlichen Gestaltung des Deutschen Archivtages zu beteiligen und ihre Erfahrungen in den Diskurs einzubringen. Selbstverständlich sind auch Beiträge ausländischer Archivare willkommen.
Die Leitthemen der vier Sektionen sind im Folgenden angegeben und näher erläutert. Dabei ist zu beachten, dass diese zunächst nur Arbeitsthemen darstellen, die gegebenenfalls nach Eingang entsprechender Referatsangebote noch modifiziert werden können.
Die von Ihnen angebotenen Referate erläutern Sie bitte kurz (ca. 1 Seite) und senden diese direkt an die jeweiligen Sitzungsleiter. Diese stehen auch für Rückfragen zur Verfügung. Um in den Sitzungen genügend Zeit für die Diskussion zu lassen, sollten die Referate so konzipiert werden, dass ihre Länge 20 Minuten nicht überschreitet.
Abgabeschluss ist der 1. September 2005. Der Programmausschuss wird aus den eingereichten Vorschlägen eine Auswahl unter dem Gesichtspunkt treffen, damit möglichst vielfältige Aspekte innerhalb der Themenblöcke dargestellt und erörtert werden können. Die Referate sollen nach dem Archivtag wiederum in einem eigenen Tagungsband veröffentlicht werden. Die Referenten erhalten dazu besondere Hinweise."
Themenbereiche der Sektionssitzungen
Sektion I: Archive und ihre Träger
Immer knapper werdende finanzielle Ressourcen haben in den vergangenen Jahren zu umfassenden Reformprozessen in allen Bereichen geführt. Bewegten sich dabei die Archive zunächst noch im Schatten des allgemeinen Umstrukturierungsprozesses innerhalb der Verwaltung, sind sie nunmehr – mit zunehmendem Sparzwang – auch selbst als Organisationseinheit betroffen. Forderungen werden laut, dass Archive gegenüber der eigenen Verwaltung ihr Profil schärfen müssen. Die möglicherweise neue Positionierung der Archive gegenüber ihren Trägern unter Berücksichtigung der Auswirkungen auf die Wahrnehmung des Archivs in Verwaltung und Öffentlichkeit soll zentrales Thema der Sektionssitzung sein.
Vorbereitung und Leitung der Sitzung: Katharina Tiemann (Münster)
Westfälisches Archivamt, Jahnstraße 26, 48146 Münster; Tel.: (0251) 591-5778, Telefax: (0251) 591-269, E-Mail: katharina.tiemann@lwl.org
Sektion II: Bewertung und Erschließung für die Gesellschaft?
Die wesentliche Funktion der Archive besteht darin, Unterlagen, die in den Geschäftsprozessen ihrer Träger entstehen, durch die Arbeitsschritte Bewertung und Erschließung in öffentlich nutzbares Archivgut umzuwandeln. Wie nimmt die Gesellschaft, wie nehmen einzelne Gruppen der Gesellschaft diese Funktion wahr? In welcher Weise können Archive die Anforderungen der Gesellschaft und bestimmter Nutzerkreise bei der Wahrnehmung dieser Funktion berücksichtigen? Wie werden die Ergebnisse archivischer Bewertung und Erschließung kommuniziert? Wie kann die Transparenz verbessert werden? Gibt es Möglichkeiten, interessierte Kreise an der Bewertung und Erschließung zu beteiligen? Das sind Fragen, die in dieser Sektion behandelt werden sollen.
Vorbereitung und Leitung der Sitzung: Dr. Andreas Pilger (Düsseldorf)
Landesarchiv NRW/Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Mauerstraße 55, 40476 Düsseldorf; Tel.: (0211) 9449-22065-202, Telefax: (0211) 2206555-202, E-Mail: andreas.pilger@lav.nrw.de
Sektion III: „Netz“ als Öffentlichkeit
Das Internet eröffnet bisher ungeahnte Möglichkeiten des Zugangs zu Archivgut und zu den Archiven. Es bietet neue Möglichkeiten der öffentlichen Wahrnehmung. Welche Strategien sind zu verfolgen, um die Archive in der netzbasierten Informationsgesellschaft zu positionieren? Wie stellt sich in diesem Zusammenhang ihr Verhältnis zu den Bibliotheken und Museen dar? Wie stellt sich in diesem Zusammenhang das Verhältnis der Archive zu den anbietungspflichtigen Stellen dar? Welche Veränderungen ergeben sich für die Nutzung? Wie sieht der Lesesaal der Zukunft aus? Welche Möglichkeiten ergeben sich für die Archive, über das Internet miteinander und mit Nutzerkreisen zu kommunizieren? Gibt es spezifische Formen archivischer Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit im Netz?
Vorbereitung und Leitung der Sitzung: Dr. Udo Schäfer (Hamburg)
Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg, Kattunbleiche 19, 22041 Hamburg; Tel.: (040) 42831-3101, Telefax: (040) 42831-3104, E-Mail: udo.schaefer@staatsarchiv.hamburg.de
Sektion IV: Traditionelle Öffentlichkeitsarbeit und modernes Marketing
Die Diskussionen der vergangenen Jahre um den Stellenwert von Öffentlichkeitsarbeit in Archiven war begleitet von einer großen Bereitschaft zu Experimenten auf diesem Feld. In der Sektion ist eine erste Zwischenbilanz über Chancen und Grenzen von „Eventkultur“ im Archiv ebenso vorgesehen wie eine Evaluation – und mögliche Weiterentwicklung – traditioneller Öffentlichkeitsarbeit von Archiven. Zielgruppenanalysen, Fund- und Friendraisingkonzepte (Sponsorenkonzepte) und die Präsentation bzw. Vermarktung archivischer Funktionen wie Aktenübernahme, Bewertung und Erschließung sollten offensiv diskutiert werden. Es stellt sich letztlich die Frage nach systematischen Marketingkonzepten für die Öffentlichkeitsarbeit von Archiven, die auf Reflektion der Stellung der Archive in Gesellschaft und Verwaltung beruhen.
Vorbereitung und Leitung der Sitzung: Dr. Clemens Rehm (Karlsruhe)
Landesarchiv BW/Generallandesarchiv Karlsruhe, Nördliche Hildapromenade 2, 76133 Karlsruhe; Tel.: (0721) 926-2267, Telefax: (0721) 926-2231, E-Mail: clemens.rehm@la-bw.de