Jüdischer Alltag nach 1945 in Celle

Wie gestaltete sich der Alltag für Juden in Celle nach dem Zweiten Weltkrieg? Eine Antwort auf diese Frage gibt die Ausstellung „Jüdisches Leben in Celle nach 1945“, die jetzt in der Synagoge eröffnet wurde. Tafeln, Fotos und Zeitzeugenberichte dokumentieren den Neuanfang.

Die Materialien für die Ausstellung stammen zum Teil aus Privatbesitz und geben als eindrucksvolle Zeitzeugnisse wieder, dass jüdisches Leben auch nach Ende des Zweiten Weltkrieges existierte. Über die Anfänge einer neuen jüdischen Gemeinde in Celle nach 1945, die, so Thomas Rahe, wissenschaftlicher Leiter der Gedenkstätte Bergen-Belsen, eine „Gemeinde auf Zeit”, eine „Transitgemeinde” war und auf ein Leben in einem eigenen jüdischen Staat hoffte, sprach Dorit Schleinitz bei der Ausstellungseröffnung im Namen der bestehenden liberalen jüdischen Gemeinde. Beim Anblick der zwar zerstörten, aber noch vorhandenen Synagoge habe man erkannt, dass die alte jüdische Tradition fortleben müsse. Einer der „Pioniere” neuen jüdischen Lebens in Celle, der sich auch für die Wiederinstandsetzung der alten Synagoge einsetzte, war Israel Mojsze Olewski, bald erster Rabbiner. Arie Olewski, der Sohn des Bruders von Mojsze, Rafael Olewski, war aus Israel gekommen, um anlässlich der aktuellen Gedenktage in Celle (vom 8. April, dem Tag des Bombenangriffs auf den Celler Güterbahnhof bis zur Befreiung des Konzentrationslagers Bergen-Belsen am 15. April) seine persönliche Geschichte zu erzählen. Als Zeichen seines Verbundenseins bereicherte er die Ausstellung um eine Leihgabe, den Tallit (Gebetsschal), den sein Onkel einst bei der Trauung seiner Eltern trug.

Finanziell unterstützt wurde die Ausstellung von der Regionalstiftung der Niedersächsischen Sparkassen. Zahlreiche Zeitzeugen, Berater und Helfer trugen zur Verwirklichung des Projektes bei, so Sabine Maehnert vom Celler Stadtarchiv, das die Dokumentation zusammen mit verschiedenen Partnern organisierte: Darunter die Gedenkstätte Bergen-Belsen, das Kreisarchiv und die Jüdische Gemeinde. Zu sehen ist die Ausstellung in der Synagoge noch bis zum 30. Dezember, dienstags bis donnerstags 15 bis 17 Uhr, freitags 9 bis 11 Uhr und sonntags 11 bis 13 Uhr.

Quelle: Aneka Schult, Cellesche Zeitung, 19.4.2005

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