Ungezählte Bücher, Bilder, Akten, Fotos und Plakate, die in den Magazinen des Bonner Stadtarchivs lagern, weisen nach Auskunft von Norbert Schloßmacher, Leiter des Stadtarchivs, teilweise „irreparable Schäden“ auf. Um zu retten, was noch zu retten ist, sei „größte Eile“ geboten, denn es handele sich um Unikate. Da der Etat des Archivs in den vergangenen Jahren stets gekürzt wurde, hofft Schloßmacher nun, dass der Rat die 17.000 Euro, die im Haushalt 2005 für Restaurierungen eingeplant sind, auch bewilligt.
Der Haushaltsentwurf für 2005 sieht für das Stadtarchiv Bonn einen Gesamtbetrag von 873.000 Euro vor; davon entfallen 80 Prozent auf die Personalkosten. Schloßmacher bedauert, dass der Personalbestand auf nunmehr 18 Mitarbeiter geschrumpft wurde. Diese seien sehr motiviert, doch „unsere Aufgaben sind sehr zeitaufwändig, und es ist schon frustrierend erkennen zu müssen, dass wir längst nicht alles schaffen“. Nun erwägt er, die Möglichkeit der Ein-Euro-Jobs zu nutzen, insbesondere für die Digitalisierung von Fotos. Die Abteilung Dokumentation ist das größte Sorgenkind. Ungezählten Exponaten der mehrere Millionen Fotos, Negative, Postkarten und Plakate umfassenden Sammlung droht der Verfall, weil sie seinerzeit entweder schlecht fixiert worden oder von Schimmel oder Pilzen befallen sind. Daher sollen sie, soweit möglich, restauriert und/oder digital gespeichert werden.
Sorgen bereite zudem die Stadthistorische Bibliothek mit ihren rund 130.000 Bänden. Die zwischen Mitte und Ende des 19. Jahrhunderts hergestellten Bücher, rund 15.000 Stück, müssen entsäuert werden, wobei die Stadt auch, gegen Bezahlung, eine Massenentsäuerungsanlage des Landschaftsverbandes Rheinland nutzen kann.
In einem Kommentar für den General-Anzeiger vertritt Bernd Leyendecker die Meinung, dass man angesichts der desolaten Bonner Haushaltssituation tunlichst behutsam mit dem Ruf nach \“Mehr Geld!\“ umgehen sollte, wenn es darum gehe, Missstände oder Defizite in der städtischen Infrastruktur beseitigen zu wollen. Gleichwohl dulde das Stadtarchiv keinen Aufschub, da sich dessen Archivgut teilweise in miserablem Zustand befinde. Die von Wasserschäden und Schimmel betroffenen Unikate bedürfen dringend der Restaurierung. Daher sollten sich die Ratsmitglieder vor den Haushaltsberatungen noch einmal an Ort und Stelle die zerfetzten und beschädigten Dokumente anschauen und genau überlegen, wie sie den Etat des Stadtarchivs ausstatten wollen. Denn hier sei Gefahr im Verzug.
Kontakt:
Stadtarchiv Bonn
Berliner Platz 2
53103 Bonn (Stadthaus Ebene 0)
Tel.: 0228/ 77 2410
Fax: 0228 / 77 43 01
stadtarchiv@bonn.de
Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger, 12.4.2005; Bernd Leyendecker, General-Anzeiger, 12.4.2005