Eisenbahn-Archiv aus Halle spurlos verschwunden

Die Geschichte des Bahnbetriebswerkes Halle P geht auf das Jahr 1863 zurück. Damals nahm die \“Werkstatt Halle\“ als Reparaturstelle für Eisenbahnfahrzeuge ihre Arbeit auf. Das gesamte Lok-Archiv der halleschen Außenstelle des Deutschen Eisenbahnmuseums ist verschwunden. Das berichtet die in Halle erscheinende Mitteldeutsche Zeitung. Die Sammlung von historischen Büchern und Originalpapieren gelte als Sachsen-Anhalts wertvollste Chronik ostdeutscher Bahn-Geschichte seit 1835. Eine Fahndung der Denkmalschützer nach dem unersetzlichen Archiv habe bislang keinen Erfolg gebracht. "Die Spur verläuft sich in den Wirren der Bahn-Privatisierung", sagte ein mit dem Fall vertrauter Denkmalschützer gegenüber der MZ.

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung, 3.3.2005

Ausstellung zum Kriegsende im Stadtarchiv Krefeld

In den ersten Märztagen 1945 rollte die Kriegfront über Krefeld hinweg. Einheiten der neunten US-Armee besetzen die Stadt. Die deutschen Truppen flüchteten über den Rhein und sprengten am Morgen des 4. März die Uerdinger Rheinbrücke. Damit war der Zweite Weltkrieg für die Krefelder gut zwei Monate vor der deutschen Kapitulation beendet. Die letzten Kriegstage in Krefeld dokumentiert bis zum 8. Mai eine gestern eröffnete Ausstellung im Stadtarchiv Krefeld.

Die von Stadtarchivarin Elisabeth Kremers konzipierte Ausstellung setzt sich im Wesentlichen aus drei Komponenten zusammen: Fotografien, Zeitzeugenberichten und Texten von Kremers. Diese werden durch originale Dokumente und Kopien ergänzt. Darunter befindet sich auch eine Kopie der Westdeutschen Zeitung, die am 1. März 1945 vorläufig zum letzten Mal erschien. Archivalien aus der Zeit seien selten. Da haben wir gar nicht viel aus den ersten Nachkriegstagen, so Kremers. Im letzten Herbst veröffentlichte sie das Buch "Lucky Strikes und Hamsterfahrten. Krefeld 1945-1948".

Die Ausstellung spannt einen Bogen beginnend mit den ersten Verteidigungsmaßnahmen rund um Krefeld bis hin zur Besatzung. Fotos zeigen vor allem alte Männer beim Ausheben von Panzergräben. Ein Bericht des Stadtkommandanten Walter Weiss über die Verteidigung der Stadt rundet das Fotomaterial ab. Dann sind es in erster Linie Zeitzeugenberichte, die vom Einmarsch der Amerikaner und den Kampfhandlungen berichten. Diese seien kurz nach dem Krieg durch den Stadtarchivar Carl Müller angefertigt worden.

"In der Verwaltung hat er fast jeden interviewt", sagt Kremers. Auch in der Bürgerschaft habe er Berichte gesammelt, so dass das Stadtarchiv über zahlreiche zeitnahe Beschreibungen verfüge.

"Von Befreiung war nur bei den Zwangsarbeitern die Rede", schildert Archivleiter Paul-Günter Schulte. Etwa 10 000 Zwangsarbeiter seien im März auf mehrere Lager in der Stadt verteilt gewesen. Nach der Befreiung verbrüderten sie sich mit den US-Truppen und plünderten in Krefeld. Nach dem Einmarsch soll es auch zu Vergewaltigungen von Frauen durch GIs in Krefeld gekommen sein. Der letzte Zeitabschnitt widmet sich der Phase kurz nach dem Kriegsende.

Die Ausstellung dauert bis zum 8. Mai. Sie kann während der Öffnungszeiten des Stadtarchivs besucht werden. Schulklassen sollten sich vorher anmelden. Zudem veranstaltet das Archiv an der Girmesgath (hinter dem Stadthaus) am 6. März von 11 bis 17 Uhr einen Tag der offenen Tür. Um 12 und 14 Uhr führt Kremers Besucher hinter die Kulissen der Einrichtung.

Quelle: Westdeutsche Zeitung online, 3.3.2005

Ordnung im Archiv der jungle-world

Sollten Sie derzeit verzweifelt versuchen, unseren Geschäftsführer zu erreichen, dann können wir Sie beruhigen: Es geht ihm gut. Er kann nur nicht ans Telefon gehen. Denn er ist mit einer wichtigeren Sache beschäftigt als mit Bilanzen und Abobestellungen. Er ordnet unser Archiv.

»Das Archiv der Jungle World hat die Aufgabe, als ›Gedächtnis des Dschungels‹ die schriftlichen Zeugnisse der Zeitungsgeschichte zu verwahren und für die historische Forschung sowie für heimatkundliche und politgeschichtliche Recherchen zur Verfügung zu stellen«, heißt es im imaginären Redaktionsstatut. Das heißt, einfach gesagt: Hier werden die übrig gebliebenen Ausgaben der Jungle World aufbewahrt.

Seit ihrem Erscheinen lagern all diese wertvollen Dokumente des deutschen Zeitungswesens ungeschützt in unseren von Zigarettenqualm und Pizzaduft erfüllten Redaktionsräumen. Nur unser Geschäftsführer erkannte die Gefahr. Sollten die kostbaren Exemplare nicht bald vor dem Verfall geschützt werden, droht der Welt ein ähnlicher Verlust wie bei dem Brand der Bibliothek von Alexandria im Jahre 269 u.Z., dachte er sich.

Also machte er sich an die Arbeit, mit einer Akribie und Ordnungssucht, die ihresgleichen sucht. Er versank in die alte Zeit, blätterte längst vergilbte Ausgaben durch, in denen es noch ein Inhaltsverzeichnis gab oder Fil den Comic »Lilli & Poldi« zeichnete. Einzelne Ausgaben rührten ihn zutiefst, eine aus der Zeit des Kosovo-Krieges etwa mit der Sonderbeilage »Deutsche Fliegerwoche«. Oder eine mit Willy Millowitsch als Slobodan Milosevic auf der Titelseite unter der Schlagzeile: »Hoppla, der Salat geht auf.« Ein Dossier zum Deutschen Herbst auf vier Seiten mit Fotos herbstlicher Bäume auf.

In Ehrfurcht erstarrte er jedoch vor den ersten Ausgaben der Jungle World, die noch im kleineren Format erschienen. Ja, so war das damals. Eine linke Zeitung, die aus dem Nichts entstand. Und als er sich umsah, war es 2.30 Uhr. Nachts. Über dem Archivieren hatte er wieder mal die Zeit vergessen.

Rechnungen, Mahnschreiben und Steuerbescheide blieben unbearbeitet liegen. Unser Archiv aber ist vorerst gerettet. Eingepackt in castorähnliche Behälter lagern die papierenen Juwelen nun in den Regalen. Jetzt sei Platz »bis Ende 2006«, sagt der GF. Wenn das mal kein gutes Omen ist!

Quelle: jungle-world.com, 2.3.2005

\“Nicht öffentlich zugänglich, aber öffentlich nutzbar\“ – das Bildarchiv des Schweizerischen Alpinen Museums

Bergfotografie: Vor dem inneren Auge scharen sich ein paar Männer um ein Gipfelkreuz. Die Mühsal des Aufstiegs steht ihnen noch in ihre kantigen, wettergegerbten Gesichter geschrieben. Da und dort liegt ein glückliches Lächeln über den errungenen Erfolg auf den Lippen. Das traditionelle Gipfelbild als Beweis des Erfolgs und der eigenen Leistung ist nur ein Aspekt des Genres Bergfotografie. Wie vielfältig dies ist, zeigt die Ausstellung \“Der ewige Augenblick\“, welche einen Überblick über die Geschichte der Bergfotografie seit 1860 gibt. Die Ausstellung wurde von Kuratorin Susanne Grieder am Schweizerischen Alpinen Museum (SAM) zusammengestellt.

Die Bilder zeigten auch Bergsportarten wie Klettern, Skitouren, Bobfahren und Curling. Die Fotografie sei ferner ein Ausdruck, um sich einem Berg oder einer Berglandschaft künstlerisch anzunähern. Aus über 250 Fotografen hat Grieder deren zwölf ausgewählt, die auf 70 Grossformaten Sujets zu den Leitmotiven Natur-Kultur-Mensch ins Bild rücken.

Die Ausstellung über 150 Jahre Geschichte der Bergfotografie macht laut Grieder auch den grossen Wandel der technischen Ausrüstung sichtbar. \“Fotoapparate wogen anfänglich 16 Kilo, und die Belichtungszeit betrug mehrere Minuten\“, erklärt Grieder. Möglich waren also nur Standbilder, die übrigens gleich vor Ort entwickelt worden waren.

Das Alpine Museum verfügt mit seinen rund 160\’000 Bergbildern – allein 100\’000 stammen aus dem Nachlass des Berner Oberländers Dölf Reist – über die grösste und wichtigste derartige Sammlung. Memoriav, eine Fachstelle des Bundes, verlieh ihr kürzlich gar das Prädikat \“von europäischer Bedeutung\“. Die Fotografie sei seit je ein wichtiges Standbein der Sammlung gewesen, habe aber lange ein Mauerblümchen-Dasein gefristet, sagt Urs Kneubühl, Direktor des Alpinen Museums. \“Wir haben gar nicht gewusst, was wir alles haben.\“ Dies wegen der Erschliessung des Materials, die mit einem sehr grossen Aufwand verbunden sei. Nun ist man sich aber über den Wert des Schatzes im Keller bewusst: \“Die Fotografie wird einer der Schwerpunkte unseres neuen Museums-Konzept sein\“, freut sich Kneubühl. Dieses will er der Öffentlichkeit Ende April präsentieren.

\“Das Archiv wird auch künftig nicht öffentlich zugänglich sein, aber öffentlich nutzbar – als eine Art Bildagentur für Publikationen\“, sagt Direktor Kneubühl.

Quelle: Renat Künzi, swissinfo, 2.3.2005

Vertretungsweise Leitung im Stadtarchiv Ahrensburg

Wie vollzog sich die Gründung Ahrensburgs als Stadt? Wie sah die Lohe früher aus? Welche Handwerker gab es vor 100 Jahren in der Großen Straße? Das Stadtarchiv ist das Gedächtnis Ahrensburgs. Es wird jetzt von der Historikerin Karin Gröwer (50) betreut. Sie vertritt bis Ende November 2006 die Stadtarchivarin Angela Behrens, die Erziehungsurlaub macht. Karin Gröwer vertrat die Archivarin schon während ihrer ersten Schwangerschaft 1998/1999.

Das Ahrensburger Archiv hat zwei Kundenkreise und zwei Funktionen, so Karin Gröwer. Es sei ein historisches Archiv und ein Verwaltungsarchiv. Deshalb bearbeitet sie Anfragen von Rathausmitarbeitern zu Verwaltungsfragen und hilft historisch interessierten Ahrensburgern bei ihren Recherchen. Eine Besonderheit hat das Ahrensburger Archiv allerdings: Seine Unterlagen gehen nur bis auf das Jahr 1869 zurück. Das Gutsarchiv und die Schimmelmannschen Familiendokumente lagern im Landesarchiv in Schleswig.

Obwohl dieser Schatz nicht in Ahrensburg gehütet wird, ist die Sammlung des Stadtarchivs umfangreich. Dazu gehören neben sämtlichen Verwaltungsakten eine Bibliothek zur Geschichte der Stadt und des Kreises und eine Dokumentendatei zu verschiedenen Themen wie Vereinen, Bürgerinitiativen, Kindergärten und Schulen oder Theater und Musik.

Außerdem werden im Rathaus Stammbäume der alteingesessenen Familien Ahrensburgs aufbewahrt und 30 000 historische Fotografien. Diese werden gerade eingescannt, um sie per Computer besser nutzen zu können. Karin Gröwer will sich in den kommenden Monaten dem Aufbau einer Handwerksabteilung im Archiv widmen. \“Graf Schimmelmann hat Ahrensburg als Handwerksdorf aufgebaut und gezielt Gewerbe angesiedelt\“, sagt Karin Gröwer. \“Aber in unserem Archiv haben wir bisher wenig Material über alte Firmen. Ich bitte deshalb alle Ahrensburger Handwerksbetriebe, ihre Firmenunterlagen dem Archiv zugänglich zu machen. Es wäre ein Jammer, wenn sie im Reißwolf verschwinden.\“ Ein Anfang ist schon gemacht: Eine Gärtnerei überreichte Karin Gröwer ihre alten Unterlagen.

Das Stadtarchiv im Rathaus, Raum 108, ist mittwochs von 8 bis 12 Uhr und donnerstags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Individuelle Termine können per Telefon (04102/77-140) vereinbart werden.

Quelle: Hamburger Abendblatt (Ahrensburg), 2.3.2005

Stadtarchiv Dinslaken kümmert sich um ehemalige Zwangsarbeiter

Das Stadtarchiv Dinslaken ist nur über den Burginnenhof, nach Erklimmen einer knarrenden Treppe zu erreichen, und auch nur an bestimmten Tagen. Zwei Mal in der Woche sind zwischen den Regalen einzelne Besucher und Schulklassen zur stadtgeschichtlichen Spurensuche willkommen. Vergangenes Jahr wurden an 104 Öffnungstagen immerhin 420 Bürger gezählt.

Das Stadtarchiv kümmert sich auch um ehemalige Zwangsarbeiter. Nach Auskunft von Gisela Marzin wurden Hilfsmaßnahmen für 20 Betroffene koordiniert. Die ehemals hier zur Arbeit genötigten Menschen leben allesamt in der Ukraine, sind zwischen 70 und 80 Jahre alt und in wirtschaftlicher Hinsicht nicht gerade auf Rosen gebettet. Die Menschen wurden mit dringend benötigten Medikamenten und medizinischen Hilfsmitteln wie Gehhilfen versorgt.

Quelle: Dinportal, 2.3.2005

Bundesarchiv erstellt Liste jüdischer Einwohner des Deutschen Reiches

Die Bundesstiftung für die Entschädigung der NS-Zwangsarbeiter und das Bundesarchiv wollen eine Datei mit möglichst allen Namen jüdischer Einwohner des Deutschen Reiches zwischen 1933 und 1945 erstellen. Das meldet die "Jüdische Allgemeine Wochenzeitung" vorab in ihrer jüngsten Ausgabe. Die Bundesregierung unterstütze das Projekt. Die Liste soll bis Ende 2006 vorliegen und dann verschiedenen jüdischen Organisationen wie der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem in Jerusalem, dem Jüdischen Museum Berlin sowie dem Holocaust-Memorial in Washington und der Claims Conference zur Verfügung gestellt werden.

Eine solch detaillierte Aufstellung mit Namen, Beruf, Geburtstag und -ort gibt es dem Bericht zufolge bisher nicht. Bei der Zwangsarbeiterstiftung werde deshalb dem Vorhaben eine große politisch-symbolische Bedeutung zugemessen. Die Idee zu der Liste gehe auf die Entschädigung für Versicherungspolicen zurück, die Juden während der NS-Zeit nicht ausgezahlt wurden. Als Grundlage für die Ausgleichszahlungen sei mit Hilfe von Quellenbeständen und Archiven eine Übersicht über mögliche jüdische Policen-Inhaber erstellt worden. Diese Datei solle nun zur Liste jüdischer Einwohner des Deutschen Reiches ausgebaut werden.

Quelle: Saar-Echo, 2.3.2005

Digitalisierung des Archivs der Neuen Züricher Zeitung

Mit Hilfe von ABBYY-Technologie hat das Fraunhofer-Institut für Medienkommunikation (IMK) in Sankt Augustin die Digitalisierung des gesamten Archivs der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) in Angriff genommen. Das IMK setzt hierzu ABBYY FineReader XIX und das Software Development Kits ABBYY FineReader Engine ein. Zwei Millionen Seiten liegen im NZZ-Archiv in unterschiedlichsten Formaten und Schrifttypen (z.B. Antiqua und Fraktur) vor. Diese können durch den Einsatz des ABBYY FineReader XIX ab Ende September 2005 per Volltextsuche erschlossen werden. FineReader XIX ist eine Texterkennungs-Software (Optical Charater Recognition, OCR), die auch alte europäische Sprachen bzw. Frakturschrift verarbeiten kann.

"Das Projekt stellt in vielen Bereichen eine Herausforderung dar. Neben dem bloßen Umfang sind dies zum Beispiel die häufig schlechte Qualität der Vorlagen und die Verwendung von Fraktur- und Antiquaschriften", erläutert Dr. Stefan Eickeler, Projektleiter des IMK. "Für einige Funktionen mussten wir spezielle Lösungen entwickeln, für die Texterkennung setzen wir ABBYY FineReader XIX ein. Das Programm verfügt über eine hohe Erkennungsgenauigkeit, die Fähigkeit zur Verarbeitung von Frakturschrift und lässt sich über ein Software Development Kit einfach anpassen und in bestehende Anwendungen integrieren."

Die Vorlagen bestehen aus Registerbänden und Mikrofilmen – rund 1500 Rollen 35-Millimeter-Film. Die Qualität der Mikrofilmvorlagen, die das Ausgangsmaterial für die Texterkennung bilden, ist unterschiedlich. Bei der fotografischen Erfassung gab es häufig Verzerrungen. Für die Digitalisierung werden die fotografischen Daten in Bilddateien umgewandelt. Hierzu hat das IMK eine eigene Software entwickelt, die Verzerrungen und Unschärfen weitgehend entfernt. Die Bilddateien bilden das Augsangsmaterial für die Texterkennung durch den ABBYY FineReader XIX. ABBYY FineReader XIX verbindet alle Funktionen der bekannten OCR Software ABBYY FineReader 7.0 mit der Erkennung alter europäischer Sprachen bzw. Frakturschrift. Mit dem Programm kann der Anwender Dokumente in Frakturschrift scannen, lesen und digitalisieren, ohne das System lange zu trainieren. Die Spezialisten des IMK haben das SDK FineReader Engine und FineReader XIX in ihre Gesamtlösung integriert, die auf einem 20 Rechner umfassenden Cluster läuft. Aus den Erkennungsergebnissen des FineReader erstellt die Lösung pro Seite eine XML-Datei, die Metadaten z.B. zu Absatztiteln oder typografischen Merkmalen von Wörtern enthält. Pro Seite kommen so 4 Megabyte Daten zusammen. Der Gesamtdatenbestand des digitalen Archivs wird 10 Terabyte betragen.

"Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut", erläutert Jupp Stoepetie, Geschäftsführer von ABBYY Europe. "Dieses Projekt zeigt, wie weit unsere OCR-Technologie mittlerweile entwickelt ist. Digitalisierungsprojekte wie das des IMK werden durch unsere Technologie überhaupt erst technisch und finanziell möglich. Die ersten Pläne zu einer Digitalisierung ihres Archivs musste die NZZ noch vor wenigen Jahren verwerfen, weil die Kosten zu hoch waren. Durch den Einsatz des FineReader XIX lassen sich auch komplexe Abläufe automatisieren und große Kostenvorteile erzielen. Ohne die Möglichkeit der Antiqua- und Frakturerkennung wäre das Projekt sicher nicht realisierbar gewesen."

Quelle: openPR.de, 1.3.2005 (Pressemitteilung der Fa. ABBYY)

Neuer Leiter des Bildarchivs Foto Marburg

Das Bildarchiv Foto Marburg hat seit dem 1. November 2004 einen neuen Leiter. Dr. Christian Bracht übernahm zu diesem Termin die Geschäfte von Professor Dr. Lutz Heusinger. Christian Bracht (40) wirkte während der vergangenen vier Jahre an der Universität Bern innerhalb des Dachprojekts Swiss Virtual Campus. Dieses Programm widmet sich dem Lernen via Internet auf Hochschulebene. Nach seinem Studium der Kunstgeschichte, Germanistik, Baugeschichte und Philosophie war Bracht zunächst wissenschaftlicher Mitarbeiter am Goethe-Nationalmuseum im Rahmen der Europäischen Kulturstadt Weimar 1999, danach an den Staatlichen Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz.

Neben seinen Forschungs- und Lehrtätigkeiten war er kontinuierlich mit dokumentationswissenschaftlichen Projekten betraut, etwa einer webbasierten Rekonstruktion der barocken Gemäldesammlung Giustiniani oder der Entwicklung eines umfangreichen E-Learning-Angebots mit einer digitalen Diathek für die Kunstgeschichte.

Nach Marburg zog Bracht die "Lust an den Bildern", insbesondere das Interesse am "alten Medium Fotografie in Verbindung mit den Neuen Medien". Nun führt er unter anderem das prominenteste Drittmittelprojekt von Foto Marburg weiter, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wird: die webbasierte Handschriftendatenbank Manuscripta Mediaevalia. Gemeinsam mit Museen und Denkmalämtern arbeitet er an der Sicherheitsverfilmung und wissenschaftlichen Dokumentation deren Bestände, die dann digitalisiert werden und über den Marburger Bildindex der Kunst und Architektur im Internet frei zugänglich sind .

Zudem setzt er eigene Pläne zur Vernetzung und Internationalisierung des Bildarchivs um. So etwa kooperiert er mit der ETH Zürich oder der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien. Gleichzeitig geht er auf die deutschen Bibliotheken zu mit dem Ziel, die jeweiligen Schlagwortverzeichnisse auch ins Englische zu übertragen. "Die Online-Systeme der Bibliotheken haben dasselbe Problem wie wir: Die Verschlagwortung liegt jeweils nur in der nationalsprachlichen Variante vor."

Und schließlich soll mittelfristig auch ein vielbändiges Kunsthandbuch um Abbildungen von Foto Marburg bereichert und komplett im Internet publiziert werden. Dies wiederum könnte sich regelrecht zu einer Geschäftsidee entwickeln, so Bracht: "Es wäre einfach phantastisch, diese Informationen auch für Handys, die mit einem Positionssystem ausgerüstet sind, zur Verfügung zu stellen. Dann könnten Touristen, die vor einem Denkmal stehen, Textinformationen ebenso wie historische Ansichten abrufen."

Das international renommierte Bildarchiv Foto Marburg, gegründet 1913 vom Kunsthistoriker Richard Hamann, gehört zur Philipps-Universität Marburg und nimmt gemäß einer Empfehlung des Deutschen Wissenschaftsrats seit 1961 seine Aufgaben als Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte wahr. Der heutige Bestand des Bildarchivs umfasst über 1,5 Millionen Aufnahmen bedeutender Werke der europäischen Kunst und Architektur. Er zeichnet sich nicht nur durch seine Vielfalt, sondern auch die oft genug einzigartige Überlieferung verlorener Kulturgüter aus. Mit Hilfe der Aufnahmen von Foto Marburg konnte etwa die Dresdner Frauenkirche wieder errichtet werden. Durch die Übernahme älterer Negative und ganzer Sammlungen wächst das Archiv jährlich um 30.000 Fotografien. Der in Kürze vollständig digital erschlossene Bestand, aus dem Verlage, Redaktionen und Wissenschaftler bedient werden, ist dank der Förderung durch die DFG im Internet abrufbar unter www.bildindex.de.

Quelle: idw, 1.3.2005