Gegenüberlieferungen fürs Bistum Münster

Als im Oktober 1943 große Teile Münsters dem Bombenkrieg zum Opfer fielen, wurde auch die Registratur des Generalvikariats komplett zerstört und mit ihr rund 90 Prozent der Aktenbestände des Bistums Münster seit 1820. Die dadurch entstandene Lücke in der Überlieferung der Bistumsgeschichte soll durch das im Oktober 2004 gegründete "Institut für die Geschichte des Bistums Münster" nach und nach geschlossen werden. Die neue Forschungsstelle am Seminar für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte der Katholisch-Theologischen Fakultät steht unter der Leitung von Leibniz-Preisträger Prof. Hubert Wolf und wird komplett über Drittmittel vom Bistum Münster finanziert.

\“Mit Hilfe von Gegenüberlieferung, Nachlässen oder privaten Sammlungen soll versucht werden, die im Zweiten Weltkrieg verlorenen Aktenüberlieferungen zu rekonstruieren\“, erklärt der wissenschaftliche Leiter des Instituts, Diplom-Theologe Thomas Flammer. Die Gegenüberlieferung funktioniert nach einem einfachen Prinzip: Wenn der Bischof von Münster dem Bischof von Köln 1856 einen Brief geschrieben hat, fehlt dieser zwar in den hiesigen Archiven, wird aber wahrscheinlich im Kölner Bistumsarchiv zu finden sein, so dass eine spiegelbildliche Überlieferung vorhanden ist. So gleicht die zu leistende Tätigkeit mit der Verfolgung von Einzelhinweisen einer regelrechten Detektiv- oder Spürhundarbeit.

Die Hauptaufgabe der Mitarbeiter des Instituts besteht darin, unterschiedlichste Sammlungen – vom Pfarrarchiv über Diözesan- und Staatsarchive bis hin zum Vatikanischen Geheimarchiv – zu durchforsten und mögliche Funde ins Diözesanarchiv des Bistums Münster zu überführen. Neben dieser zeitaufwändigen Recherche gilt es aber auch, interessante Funde wissenschaftlich aufzubereiten und nach Möglichkeit zu publizieren. 

Die Finanzierung wissenschaftlicher Forschungsprojekte durch das Bistum Münster ist an sich nichts Neues, aber mit dem Institut wird die bewährte Zusammenarbeit zwischen Diözese und Universität auf einer neuen Ebene fortgesetzt. Bisher habe die Diözese immer Einzelprojekte finanziert, jetzt hingegen werde das neue Institut langfristig finanziert, erläutert Generalvikar Norbert Kleyboldt. Durch die neue Konstruktion ist es möglich geworden, auch vom Land Fördergelder zu erhalten.

Kontakt:
Seminar für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte Forschungsstelle
Institut für die Geschichte des Bistums Münster
Postanschrift: Johannisstraße 8-10, 48143 Münster
Dienstanschrift: Aegidiistraße 67, 48143 Münster
Tel 0251/83-2 69 21
Thomas.Flammer@gmx.net

Quelle: Münsters Universitätszeitung, 26.1.2005, 3.

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