Stadtarchiv München erklärt Berliner \“Weltsensation\“ für gescheitert

Wer hat eigentlich dieses Libretto geschrieben? Wollte man die Posse instrumentieren, bei der sich Preußen und Bayern seit Wochen gegenseitig Banausentum vorwerfen, müssten Tuba und Pauke die ersten Stimmen spielen. Dabei geht es um doch einen der größten Virtuosen der europäischen Musikgeschichte.

\“Sensation! Letztes Mozart-Porträt entdeckt\“, hatte die Berliner Gemäldegalerie im Januar herausposaunt und verkündet, das vom Münchner Porträtmaler Johann Georg Edlinger angefertigte Bildnis eines Mannes zeige den Tonkünstler ein Jahr vor seinem Ableben. Man beging die \“Entdeckung\“ (die in Wirklichkeit Jahre zurücklag) mit einem Ständchen im Foyer und erlangte eine mediale Präsenz, wie sie der Sammlung nur selten zuteil wird.

Zuspitzung im zweiten Aufzug: \“Die Berliner ,Weltsensation\‘ ist vorerst gescheitert\“, meldete Anfang März das Münchner Stadtarchiv. Dessen Direktor will herausgefunden haben, dass es sich nicht um Mozart, sondern um den Münchner Stadtrat und Galanteriewarenhändler Joseph Anton Steiner handelt. Strapse statt Stradivaris? Das Dementi aus Berlin kam con brio: Für solche \“blödsinnigen Behauptungen\“, so der Kurator zur taz, wolle er den Herrn Stadtarchivar am liebsten \“zum Duell fordern\“. Der blieb gestern hart: \“Die Gemäldegalerie verweigert sich jeglicher Diskussion über die harten archivalischen Fakten.\“Bis zur Reprise dürfte das originelle Thema noch ein paar Mal variiert werden. Warum eigentlich nicht? Wenn\’s der Popularität guter Musik dient, ist jedes Mittel recht.\“

Quelle: taz Berlin lokal Nr. 7610, 9.3.2005, Seite 22; Presseerklärung des Stadtarchivs München

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